Zum Inhalt springen

Krokodile

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Juni 2004 um 15:20 Uhr durch 141.53.194.251 (Diskussion) (Stammesgeschichte der Krokodile). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Dieser Artikel befasst sich mit dem Reptil Krokodil, andere Bedeutungen unter Krokodil (Begriffsklärung).


Krokodile
Mississippi-Alligator
Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Kriechtiere (Reptilia)
Ordnung: Krokodile (Crocodylia)
Familien

Die Ordnung der Krokodile (Crocodylia) umfasst zusammen mit den Vögeln die letzten Überlebenden der Archosaurier, zu denen außer diesen noch die ausgestorbenen Pterosaurier und Dinosaurier gehörten. Rezent stellen Krokodile also die Schwestergruppe zu den Vögeln dar. Diese Verwandtschaft lässt sich aufgrund einer ganzen Reihe von Merkmalen, vor allem der Ausbildung des Herz-Kreislauf-Systems begründen. Aufgrund eines Knochenpanzers unter der Haut werden sie auch als Panzerechsen bezeichnet.

Alle heute lebenden Krokodile leben in Flüssen und Seen der Tropen und Subtropen, nur das Salzwasserkrokodil kann auch im Meer leben und kommt entsprechend häufig an den Küsten verschiedener Inseln vor. Als Anpassung an ihren Lebensraum können die Tiere sehr gut schwimmen und tarnen sich im Wasser, indem sie vollständig bis auf Augen und Nasenlöcher untertauchen. Die Augen sind im Laufe der Evolution am Schädel weit nach oben gewandert. Die weit vorn liegenden Nasenöffnungen sind durch ein langes Kanalsystem (Choane mit sekundärem Munddach) mit dem Rachen verbunden, so dass die Tiere auch mit gefülltem Maul und unter Wasser problemlos atmen können.

Jagdverhalten der Krokodile

Die Krokodile sind effektive Jäger, die sich geräuschlos dem Ufer nähern und aus dem Wasser schnellen können. Dabei nutzen sie ihren extrem kräftigen Schwanz zum Vortrieb und ziehen das Opfer unter Wasser, um es zu ertränken. Um Fleischstücke abzureißen, packen sie das Opfer mit den Zähnen und drehen sich selbst mehrfach um die eigene Achse. Damit das leichter geht, verstecken sie ihre Beute oft ein paar Tage, damit sie weicher wird. Trotz ihres behäbigen Aussehens reagieren sie auch an Land extrem schnell.

Brutpflege und Entwicklung

Krokodile selbst haben als erwachsene Tiere keine natürlichen Feinde, ihren Jungen wird allerdings von Vögeln, Waranen oder sogar Angehörigen der eigenen Art nachgestellt. Aus diesem Grund werden die Eier und die Jungen meistens von der Mutter bewacht. Diese bewacht die Nester und hilft den Jungtieren beim Schlupf, danach trägt sie sie sogar ins Wasser.

Die Entwicklung der Krokodile hängt von der Temperatur im Nest ab. Sie besitzen keine Geschlechtschromosomen, aus diesem Grunde können sich aus den Eiern potentiell immer beide Geschlechter entwickeln. Werden die Eier unter etwa 30° Celsius ausgebrütet, schlüpfen aus ihnen Weibchen, bei einer Temperatur um etwa 34° Celsius ausschließlich Männchen. Werden die Eier in verschiedenen Tiefen vergraben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass beide Geschlechter entstehen.

Gefährdung der Krokodile

Nilkrokodile (Crocodylus niloticus)

Obwohl die Krokodile die letzten Jahrmillionen beinah unverändert überstanden haben, stehen sie heute ihrem Aussterben näher als je zuvor. Der Grund dafür ist der einzige echte Feind der Krokodile, der Mensch. Gerade in den letzten Jahrzehnten wurden die Krokodile ihrer Häute und ihres Fleisches wegen erbarmungslos gejagt. Hinzu kommt die Angst der Menschen vor den Tieren, die den Krokodilen nicht gerade zuträglich ist. Noch heute sind regelmäßig Horrorstorys über menschenfressende Krokodile oder Mythen über Kanalisationsmonster zu sehen und zu lesen. Die meisten Krokodilsarten sind in ihrem Fortbestehen extrem gefährdet und Teile dieser Tiere, besonders Produkte aus ihrer Haut (Krokodilsleder), dürfen weltweit nicht gehandelt werden. In einigen Ländern ist man allerdings dazu übergegangen, den Bedarf an Leder und Fleisch durch Krokodilsfarmen zu decken, so etwa beim Mississippi-Alligator, dessen Fleisch extrem begehrt ist.

In einigen afrikanischen und asiatischen Ländern sowie auf vielen Inseln werden Krokodile allerdings auch von Menschen verehrt und aus diesem Grunde vor Schaden von außen beschützt. Die bekanntesten unter den verehrten Panzerechsen sind dabei wohl die heiligen Krokodile von Paga im Norden Ghanas.

Stammesgeschichte der Krokodile

Erste Vertreter der Krokodile tauchten in der oberen Trias, also vor etwa 230 Millionen Jahren auf und waren obligat biped, das heißt, sie liefen wenigstens zeitweilig auf zwei Beinen. Einer der ältesten bekannten vierbeinigen Vertreter war der Protosuchus, der sich durch lange Beine auszeichnete und wahrscheinlich ein ziemlich schneller Jäger war. Dieses Tier war noch auf eine Lebensweise auf dem Land eingestellt, während fast alle folgenden Gruppen zu einem Leben im Wasser übergegingen.

Wichtige Gruppen des Jura und der Kreide stellen die im Meer lebenden Tiere der Familien Metriorhynchidae und Teleonosauridae sowie die Arten der Gattungen Pholidosaurus und Dryosaurus dar. Diese Tiere zeichnen sich besonders durch die spezialisierten, langgezogenen Kiefer mit den langen und spitzen Zähnen aus, die zum Fischfang als Fischrechen eingesetzt werden konnten. Weniger spezialisiert waren die in Flüssen und Seen lebenden Goniopholidae und Atoposauridae. Aus einigen Arten dieser halb im Wasser, halb an Land lebenden Tiere gingen dann die modernen oder echten Krokodile hervor.

Zu Beginn des Tertiär lebten auf dem Südamerikanischen Kontinent riesige Räuber mit einem speziell zum Zerschneiden von Fleisch konstruiertem Gebiss, ähnlich dem fleischfressender Dinosaurier, die als Sebecidae und Baurusuchidae bezeichnet werden. Sie waren die herrschenden Raubtiere Südamerikas zu ihrer Zeit. Der Grund war die Isolation des Südamerikanischen Kontinents vom Rest der Welt zu dieser Zeit, sodass fleischfressende SäugetiereIhre systematische Stellung unter den Krokodilen ist bis heute umstritten.

Die Vorfahren der heutigen Krokodile (Eusuchia) traten ab der Oberkreide in Erscheinung, davor existierten allerdings noch diverse Zwischenformen wie Bernissartia. Insgesamt war der Formenreichtum der fossilen Krokodile beachtlich, darunter echte Giganten mit 11 Metern Länge wie der Deinosuchusund das Meereskrokodil Machimosaurus. Die 23 rezenten Arten stellen entsprechend nur einen Bruchteil dar.

Systematik der Krokodile

Die heute lebenden Krokodile werden in drei Gruppen mit Familienstatus aufgeteilt (alternativ werden sie häufig auch als eine Familie Crocodylidae und die drei Gruppen als Unterfamilien gelistet). Dabei besteht die Familie der Gaviale aus nur einer rezenten Art, dem Ganges-Gavial. Dieser fällt durch seine extrem lange und dünne Schnauze auf. Die Crocodylidae oder Echten Krokodile sind direkt erkennbar aufgrund der Kiefergruben im Oberkiefer, in der der größte Zahn des Unterkiefers gelagert und sichtbar ist. Außerdem ist die Schnauze der Alligatoridae breiter als die der Crocodylidae.

  • Crocodylidae
    • Crocodylus porosus - Salzwasserkrokodil oder Leistenkrokodil
    • Croocdylus niloticus - Nilkrokodil
    • Crocodylus rhombifer - Kubakrokodil
    • Crocodylus acutus - Spitzkrokodil
    • Crocodylus intermedius - Orinoko-Krokodil
    • Crocodylus palustris - Sumpfkrokodil
    • Crocodylus siamensis - Siam-Krokodil
    • Crocodylus moreletti - Beulenkrokodil
    • Crocodylus novaeguinea - Neuguinea-Krokodil
    • Crocodylus johnsonii - Australien-Krokodil
    • Crocodylus cataphractus - Panzerkrokodil
    • Ostaeolaemus tetraspis - Stumpfkrokodil
    • Tomistoma schlegelii - Sunda-Gavial oder Falscher Gavial
  • Alligatoridae
    • Alligator mississippiensis - Mississippi-Alligator
    • Alligator floridiensis - Florida-Alligator
    • Alligator sinensis - China-Alligator
    • Caiman crocodilus - Krokodilkaiman
    • Caiman latirostris - Breitschnauzenkaiman
    • Caiman yacare - Brillenkaiman
    • Melanosuchus niger - Mohrenkaiman
    • Paleosuchus trigonatus - Keilkopf-Glattstirnkaiman
    • Paleosuchus palpebrosus - Brauen-Glattstirnkaiman