Leopold Gratz
Leopold Gratz (* 4. November 1929 in Wien; † 2. März 2006 in Wien) war ein österreichischer Jurist und Politiker der Sozialdemokratischen Partei Österreichs.
Politische Karriere
Erste Jahre in der Politik
Die politische Karriere von Leopold Gratz begann im Jahre 1963, als er Mitglied des Bundesrates wurde. Diese Funktion hatte er bis zum Jahre 1966 inne, ehe er zum ersten Mal Abgeordneter zum Nationalrat bis 1973 wurde. In dieser Zeit war Leopold Gratz außerdem in den Jahren 1970 und 1971 Bundesminister für Unterricht und Kunst sowie von 1971 bis 1973 Klubobmann der SPÖ.
Wiener Bürgermeister
Als sich die Wiener SPÖ 1973 nach der nicht wunschgemäß ausgegangenen Volksbefragung über die Bäume des Sternwarteparks und dem darauffolgenden Rücktritt von Bürgermeister Felix Slavik in einer Krise befand, wurde Gratz Bürgermeister von Wien. Es gelang ihm bei der Wiener Gemeinderatswahl vom Oktober 1973 für die SPÖ das bis dahin beste Ergebnis der Nachkriegszeit zu erzielen.
Zunächst war die Amtszeit von Leopold Gratz durch einige Erfolge geprägt, die auch international Beachtung fanden. Die noch unter Felix Slavik begonnenen Projekte Donauinsel und UNO-City wurden fertig gestellt; die ersten Linien der neuen Wiener U-Bahn nahmen den Betrieb auf und in der Innenstadt wurden zahlreiche Fußgängerzonen, insbesondere in der Kärntner Straße, eingerichtet. Überschattet wurde die Amtszeit von Gratz durch den AKH-Skandal, den bislang größten österreichischen Bauskandal.
Rückkehr in die Bundespolitik und der Fall Lucona
1984 wurde Gratz nach elf Jahren im Amt als Wiener Bürgermeister durch Helmut Zilk abgelöst und wechselte wiederum in die Bundespolitik. Er wurde erneut Abgeordneter zum Nationalrat und bis zum Jahre 1986 österreichischer Außenminister in der Koalition von SPÖ und FPÖ unter Bundeskanzler Fred Sinowatz. Da er sich im Frühjahr 1986 während des Wahlkampfs um den österreichischen Bundespräsidenten stark gegen den ÖVP-Kandidaten Kurt Waldheim exponiert hatte (siehe: Waldheim-Affäre), trat er unmittelbar nach dessen Wahl zum Bundespräsidenten von seinem Amt als österreichischer Außenminister zurück.
Nach den Nationalratswahlen im Herbst 1986 wurde Leopold Gratz Nationalratspräsident, musste allerdings im Jahre 1989 von allen politischen Ämtern zurücktreten, da er mit Karl Blecha in den Fall Lucona verwickelt war. In weiterer Folge wurde Gratz sogar wegen falscher Zeugenaussage im Fall Lucona zu einer Geldstrafe verurteilt. Von da an zog sich Gratz fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück; war als Wiener Altbürgermeister aber nach wie vor beliebt und erhielt großen Zuspruch bei SPÖ-Parteitagen.
Im Jahr 2005 trat Gratz aus dem Bund Sozialdemokratischer Akademiker (BSA) aus, nachdem dieser in einem Historikerbericht die braunen Flecken dieser Organisation aufgearbeitet hatte. Gratz war Zögling in einer Nationalsozialistischen Elite-Bildungsanstalt (NAPOLA) gewesen, war im Bericht aber selbst nicht belastet worden. Dennoch gab er als Austrittsgrund an, der Bericht sei einseitig gewesen.
Leopold Gratz verstarb am 2. März 2006 im Wiener Krankenhaus Rudolfstiftung an den Folgen eines Herzinfarkts.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:Aeiou
- Eintrag über „Leopold Gratz“ auf www.dasrotewien.at
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Personendaten | |
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NAME | Gratz, Leopold |
KURZBESCHREIBUNG | Österreichischer Politiker (SPÖ) |
GEBURTSDATUM | 4. November 1929 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 2. März 2006 |
STERBEORT | Wien |