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Allgemeiner Faktor der Intelligenz

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Der Allgemeine Faktor der Intelligenz wird auch als Generalfaktor der Intelligenz oder g-Faktor der Intelligenz bezeichnet. Der Begriff beinhaltet, dass in vielen verschiedenen Intelligenzleistungen mehr oder weniger stark ein Allgemeiner Intelligenzfaktor mitwirkt. Dies rechtfertigt es, vereinfacht von "der" Intelligenz zu sprechen. Der g-Faktor kann allerdings nur ein grober Orientierungswert über das Intelligenzniveau einer Person oder Personengruppe sein. Bei differenzierterer Betrachtung, wie es z.B. die Berufsberatung oder Neuropsychologie erfordern, ist es oft sinnvoll, die Ausprägungen spezifischer Intelligenzfaktoren zu unterscheiden.

Allgemeiner Faktor der Intelligenz nach Spearman

Der britische Psychologe Charles Spearman begründete 1923 die erste Faktor-Theorie der Intelligenz in der Psychologie überhaupt. Er fand durch den Vergleich verschiedener Intelligenztests durchgeführt an einer Gruppe Probanden heraus, dass fast alle Testmodule innerhalb eines solchen Tests positiv miteinander korrelieren. Die Korrelationen waren nicht hoch, ließen jedoch den Rückschluss zu, es müsse einen allgemeingültigen Faktor geben, der etwas über die Intelligenz eines Menschen aussagt. Es besteht laut seiner Theorie also ein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Fähigkeitsbereichen eines Menschen, und es muss dementsprechend einen allgemeinen Intelligenzfaktor geben: General Factor of Intelligence "g". Neben dem General Factor of Intelligence beinhaltet jeder Intelligenztest laut Spearmans Zwei-Faktoren-Theorie der Intelligenz zudem spezifische Einflussgrößen.

Thurstones Untersuchung

Weiterführende Untersuchungen gab es von Louis Leon Thurstone (1938): Er extrahierte und verglich den allgemeinen Faktor der Intelligenz aus 6 voneinander unabhängigen Testbatterien. Die Korrelation des g-Faktors jeweils zweier Testbatterien lag zwischen +.52 und +.94. Der Zusammenhang entsprach nicht dem Optimum, dennoch war er positiv. Generelle Faktoren aus den Tests sind sich folglich ähnlich, jedoch nicht identisch. Diese Erkenntnis bildete die Grundlage für weitere Faktor-Theorien.

Carrolls´ Untersuchung

Gegenüber der Zwei-Faktoren-Theorie der Intelligenz entstanden verschiedene Hierarchische Faktorenmodelle. In ihnen wurden mehrere Ebenen bzw. Schichten von zunehmendem Allgemeinheitsgrad unterschieden, beispielsweise "spezifische Faktoren", darüber und somit allgemeiner "Gruppenfaktoren" und an der Spitze der g-Faktor.

Die umfangreichste Analyse hatte J. B. Carrolls (1993) durchgeführt. Sie basierte auf den Daten von weit über 100.000 Personen. Auch sie bestätigte eine hierarchische Faktorenstruktur mit einem g-Faktor an der Spitze. Eine Ebene darunter erhielt er g-Faktoren der fluiden und kristallisierten Intelligenz (nach Raymond Bernard Cattell). Diese Cattellsche Unterscheidung wird wichtig, wenn Bezüge zu informationspsychologischen (siehe Informationspsychologie) oder neurobiologischen Größen hergestellt werden. So erniedrigt sich bei Minderungen der Hirnfunktionen durch Glukose- oder Sauerstoffmangel unmittelbar die fluide Intelligenz, während die kristallisierte Intelligenz weniger störungsabhängig ist.


Literatur

  • Carroll, John B. (1993). Human cognitive abilities: A survey of factor-analytic studies. Cambridge, UK: Cambridge University Press.
  • Cattell, Raymond B. (1963). Theory of Fluid and Crystallized Intelligence: A Critical Experiment. Educat Psychol 54: 1-22.
  • Jensen, Arthur R. (1998). The g factor: The science of mental ability. Westport, CT: Praeger.
  • Spearman, Charles (1904). General intelligence, objectively determined and measured. American Journal of Psychology, 15, 201-293. [1]
  • Spearman, Charles. (1927). The abilities of man. London: Macmillan.
  • Weiss, V. (2000). Die IQ-Falle. Graz: Stocker