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Ernst Wildi

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Datei:Wildi KVT16.jpg
Rektor Ernst Wildi

Ernst Wildi (* August 1878 in Huttwil; † 11. Januar 1939 in Trogen) war 33 Jahre lang Rektor an der Kantonsschule Trogen und hat die Schule und deren Entwicklung von 1904 bis 1937 nachhaltig geprägt. Sein Wirken in dieser Zeit zeigt ein exemplarisches Abbild des gymnasialen Schulalltags in der Schweiz.

Leben

Datei:Konvikt AltesSchulhaus KST.jpg
Die Kantonsschule Trogen um 1910, Knabenkonvikt und «Altes Schulhaus»

Ernst Wildi, geboren 1878 und aufgewachsen in Huttwil im Kanton Bern (Bürger von Wiggiswil), besuchte in Burgdorf das Gymnasium und kam dann an die ETH Zürich, wo er 1901 das Fachlehrerexamen für naturwissenschaftliche Fächer mit Schwerpunkt Chemie absolvierte. Im Frühjahr 1901 suchte die Kantonsschule Trogen einen Aushilfslehrer, woraufhin sich der kaum 23-jährige Wildi bewarb. Obwohl er nicht die Absicht hatte in Trogen zu bleiben, sollte diese Appenzell Ausserrhoder Gemeinde dennoch seine Wahlheimat werden. Im Oktober 1903 trat der damalige Rektor Heinrich Theodor Wiget zurück und man suchte einen Nachfolger. Obwohl Wildi der zweitjüngste unter den zehn Lehrern war und erst zweieinhalb Jahre an der Schule wirkte, wurde ihm, zuerst provisorisch, die Leitung der Schule, und gemeinsam mit seiner erst angetrauten Gattin Bertha, die Führung des Pensionates übertragen.[1] Bis zu seinem Rücktritt im Oktober 1937 stand Ernst Wildi stets im Dienste der Kantonsschule und prägte durch seinen Effort und seine Initiative die Institution wie kein anderer Rektor vor ihm. Kurz nach seiner Pensionierung starb er im Januar 1939 im Alter von 61 Jahren und wurde in Trogen beigesetzt.

Beitrag zur Schule

Reorganisation 1904 bis 1907

1907 erlebte die Kantonsschule eine tiefgreifende Reorganisation zu einer maturitätsberechtigten Anstalt: Unter Rektor Ernst Wildi wurde die eigene Maturität mit der Notenskale von 1 bis 6 eingeführt, das Schulgeld für im Kanton wohnende Schüler aufgehoben und das „Staatliche Konvikt für Knaben“ eröffnet (vorher Pensionat). Ablehnung der Eigliederung einer Seminarabteilung (nachdem schon in den 1820er Jahren die Schule Lehrer ausgebildet hatte und nachdem 1863/64 Verhandlungen mit dem Kanton Glarus stattfanden um in Trogen ein gemeinsames Seminar zu führen. 1896 erneuter Anlauf, führte nicht zum Ziel). Die Reorganisation wurde am 21. Mai 1906 im Kantonsrat mit 57 Stimmen, ohne Gegenstimme, angenommen.[2]

1908 erste eigene Matura

Wachsende Schülerzahlen

Grafik zu den steigenden Schülerzahlen unter Rektor Wildi

1901, als Wildi nach Trogen kam, hatte die Schule ca. 100 Schüler. Bis 1936 war die Zahl auf das vierfache, auf 384, angewachsen

Dorf und Wirtschaft. In einer Rede an die Gemeinde 1936 meinte Rektor Wildi: „Mehr als vielleicht diesem und jenem in der Gemeinde, aber auch uns an der Schule lieb ist, sind nun einmal Trogen und die Kantonsschule schicksalsverbunden. Blüht die Schule, so macht sich dies durch die ganze Gemeinde hindurch in einer Weise geltend, die man vielleicht erst dann einmal recht ermessen wird, wenn die “Hochflut” vorüber ist, die nun seit Jahren an unserer Schule herrschte. (...) Nun haben wir gottlob in Trogen durch die Schule ein Mittel, wenigstens bis zu einem gewissen Grad dem Krebsgang zu steuern, Verdienst und Leben in unsere grünen Hügel hinaufzubringen.“[3]

Chronist der Schule

Centenarfeier, Die Appenzell a. Rh. Kantonsschule in Trogen zum hundertjährigen Bestand, 207 Seiten, Aufarbeitung der Schulgeschichte. Auch in den Jahresberichten

Bau der Turnhalle

1927 Blütezeit des KTV (Kantonsschulturnverein). Eine Turnhalle wurde als Geschenk von Fenkart errichtet

Segelflug

Eine absolute Besonderheit stellt der Verein «Albatros» dar. Es war einer der ersten schweizerischen Segelflugvereine, der zudem von Schülern der KST betrieben wurde. Es begann damit, dass der Kantonsschüler Helmut Berg einen Vortrag über einen besuchten Segelflugkurs hielt. Daraufhin gründete Berg 1928 mit mehreren Schülern die Segelfluggruppe «Albatros». Der damalige Rektor Ernst Wildi war den ehrgeizigen Plänen der Jungflieger wohlgesinnt und förderte diese. So begannen sie mit dem Bau des ersten Hängegleiters nach Plänen eines Flugtechnikers. Um die Materialien für das Segelflugzeug zu finanzieren, wurden öffentliche Veranstaltungen mit Vorträgen von bekannten Flugpionieren (die auf ein Honorar verzichteten) organisiert; der erste war Walter Mittelholzer. Bereits im Oktober 1928 wurde das erste Flugzeug, genannt «Kauz», auf den Hirschberg bei Gais transportiert und mit der Flugschulung begonnen. 1929 flog Helmut Berg in viereinhalb Minuten vom Fünfländerblick auf den Flugplatz Altenrhein. Bis zur Auflösung des Vereins 1933 segelten so die fünf bis zehn Mitglieder mit einem echten Segelflugzeug vom Hirschberg oder der Hohen Buche (Gemeindegebiet Trogen) ins Tal hinunter; und dies ohne einen einzigen Unfall.[4]

Bau des Roten Schulhauses

Datei:ErnstWildi OttoSchmid1930.jpg
Rektor Wildi (links) im Rohbau des "Roten Schulhauses", 1931

Problem Raumnot durch die Geschichte der KST. Um den weiter steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden, prüfte der Kanton 1919 die KST mit dem Zeughaus von Trogen zu erweitern. Dieses Projekt wurde aber zugunsten eines Neubaus fallen gelassen. Das Siegerprojekt trug den Namen «Johannes Kepler».

In der Geschäftsordnung für die Landgemeinde 1920 wurde die Vorlage für einen weiteren Neubau den Stimmbürgern mit folgender Argumentation nähergebracht: „Anno 1900 zählte unsere Kantonsschule 119 Schüler, im Jahre 1919 waren es deren 231. Diese Anwachsen der Schülerzahl ist verschiedenen Umständen zuzuschreiben: Einmal dem steten inneren Ausbau der Schule, der guten Qualität der Lehrerschaft und der entsprechenden Leitung.“ Allerdings lehnte die Landsgemeinde dieses Vorhaben nach dreimaligen Mehren wuchtig ab.

Acht Jahre später zog man den Umbau des Doppelpalastes der Familie Honnerlag in Betracht; aber auch diese Idee wurde im Vergleich zum Neubauprojekt als nicht geeignet beurteilt.

Zehn Jahre später, am 27. April 1930 wurde von der Landgemeinde eine eine dem Johannes-Kepler-Projekt ähnliche Vorlage von denselben Architekten ausgearbeitet, mit grosser Mehrheit angenommen. Bereits im August begannen dann die Aushubarbeiten und im Oktober 1931 war das Rote Schulhaus bezugsbereit.

Rektorats-Alltag

Datei:Lehrerschaft1933 KVT12.jpg
Rektor Wildi umringt von der Lehrerschaft der Kantonsschule, 1931

Tonaufnahmen von Elisabeth Pletscher (5.00 bis 8.00)

Unterrichtete Biologie.

Unterrichtete Biologie. Elisabeth Pletscher (von 1921 bis 1928 an der KST) erinnerte sich: An der Kantonsschule beschäftigte man sich intensiv mit dem Zeitgeschehen. Rektor Wildi, er war Offizier, baute Zeitgeschichte in den Unterricht ein: Jeweils die letzte Stunde am Samstag war für den staatsbürgerlichen Unterricht mit Diskussionen und Vortäten reserviert. Diese speziellen Stunden waren besonders wertvoll, zumal man weder Radio noch Fernseher kannte.[5]

Neben den üblichen Rektoratsaufgaben: Bestrafen, Dorfkontrolle, sofortige Schulausschlüsse, Einschulungsfragen, Kontakt mit Kantonsschulkommission, Landesschulkommisssion, Maturitätskommission, Staatswirtschafliche Kommission, Erziehungsdirektion, Stundenplan, Jahresberichte, Krankheit, Lehrerausfälle

Erster Weltkrieg

27-60-6 Oberstleutnant im Aktivdienst, Schützenbataillon 4

Grippeepidemie

1918, 27-60-4-03

Kinderlähmung

1931 und 1936, 27-60-7

Pensionat Wildi

Pensionat Wildi im Honnerlagschen Doppelpalast

KVT 75, Bild Honnerlag Palast

Arbeitsüberlastung, Demission 1930 und 1937

Person Wildi

Datei:Wildi Bertha.jpg
Ernst und Bertha Wildi an der Maturafeier, 1933

Charakter

„Was man gerade tut, das ist das Wichtige, darum soll man es recht tun.“[6]

„Wir betrachten die Civilisation als dünnen Firnis über der wahren Menschennatur“[7]

Der Gestrenge

27-60-5-05

Der Philanthrop

27-60-4-17 27-60-5-04

Demission und frühzeitiger Tod

Grab von Ernst und Bertha Wildi auf dem Friedhof in Trogen

Rücktritt KVT 16 Herbst 1937. Abschiedsworte an Schule: „Und nun, liebe Kollegen, ist mein Lied aus und damit auch mein Kampf gegen viel Kleinliches, gegen Nadelstiche, gegen bremsende finanzielle Sorgen, gegen Unzulänglichkeiten in der brodelnden Jugend und in mir selbst. (...) Aber mein Lebenswerk ist wohlgelungen, denn ich habe die letzte Furche im Acker so grad gezogen wie die erste. Ich danke Gott, der mir die Kraft und die Gesundheit für meine Arbeit gab und mir erlaubte so viele Jahre mit der Jugend zu leben.“[8]


Abschiedsrede an S+S KVT 18

Schriftstellerische Pläne nach Amtsrücktritt,

Magenleiden, Herzlähmung nach Operation nicht mehr aufgewacht. Beerdigung 11. Januar 1939 im Krematorium St. Gallen. Todesanzeige: Auf Wunsch des Verstorbenen anstelle von Blumenspenden der Armen zu gedenken.

Zu Ihrer Anregung, diese Tafel am Kantonsschulgebäude anzubringen, möchten wir uns wie folgt äussern: Diese Platte wurde seinerzeit durch Beschluss des Gemeinderates Trogen vom 25. April 1939 von Herrn Bildbauer Wilhelm Meier in St. Gallen angefertigt und auf der Grabstätte von Herrn Rektor Wildi sel. plaziert. Abgesehen davon, dass wir nicht einen Beschluss der damaligen Gemeindebehörde aufheben können, sind wir der Ansicht, dass auch der Text ganz speziell für eine Grabplatte bestimmt ist. Zudem würden wir die Schrift auf dieser Platte bei Plazierung am Kantonsschulgebäude zu klein finden.

„Unserem Mitbürger, Förderer und Ausbauer der Kantonsschule Trogen, dem grossen Schulmanne, Erzieher und Jugenfreund, dem vorbildlichen Bürger und Patrioten Rektor Dr. h .c. Ernst Wildi - in Dankbarkeit gewidmet von der Gemeinde Trogen“

Bertha Wildi-Bruderer starb 1968 ebenfalls in Trogen

Kinderlose Ehe. Familiengrab. Grabunterhalt ist bis 2023 bezahlt

Wirkung, Nachleben

Datei:EhrendoktorUrkunde.jpg
Urkunde zum Ehrendoktor, verliehen von der Universität Zürich, 1923

Rektor Ehrendoktor 1923[9]

ab 1923 Dr. h.c. (Honoris Causa) Ernst Wildi

„Die Universität Zürich unter dem Rektorate des Herrn Professor Dr. jur. utr. Ernst Hafter verleiht durch die Philosophische Fakultät unter dem Dekane des Herrn Professor Dr. phil. et med. Arthur Wreschner mit dieser Urkunde kraft des ihr gesetzlich zustehenden Rechtes Herrn Ernst Wildi aus Wiggiswil (Bern), Rektor der Kantonsschule Trogen, der durch sein überlegenes pädagogisches Geschick und seine starke Persönlichkeit die ihm anvertraute Schule zu eine vorbildlichen machte, ehrenhalber die Würde eines Doktors der Philosophie.“

Ernst Wildi Stiftung KVT 22

zum 100. Geburtstag KVT 57

Briefe aus USA Gedenktafel

Literatur

  • Jakob Heim: Zur Geschichte der Kantonsschule Trogen, in Programm der Kantonsschule Appenzell. Eigenverlag, Trogen 1875.
  • Kantonsschulkommission: Reorganisation der Kantonsschule von Appenzell A.Rh. Gutachten der erweiterten Kommission. Eigenverlag, Trogen 1906.
  • Ernst Wildi: Die Appenzell a. Rh. Kantonsschule in Trogen zum hundertjährigen Bestand. Eigenverlag, Trogen 1921.
  • Diverse: Rektoratskorrespondenz von Ernst Wildi, 1905-1939. Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, D.027-60.
  • Max Amstein: In Memoriam Rektor Wildi. In: KVT-Mitteilungen Nr. 18, Eigenverlag, Trogen 1939, S. 1–28.
  • Heidi Eisenhut: Die Geschichte der Kantonsschule Trogen. In: Sonderausgabe des Sodbrennens zur Arche-Einweihung, Eigenverlag, Trogen 1995

Einzelnachweise

  1. Otto Ritzmann: Brief vom 7. April 1923 an die Universität Zürich. Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, D.027-60-5-17.
  2. Ernst Wildi: Brief an die Kantonsschulkommission vom 2. November 1927. Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, D.027-48-1-07.
  3. Ernst Wildi: Rede vom 1. März 1936 an der Kirchhöri. Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, D.027-43-5-05.
  4. Helmut Berg: Trogen im Aufwind – Aviatisches im Zusammenhang mit Trogen und Trogenern. In: KVT-Mitteilungen Nr. 66, Eigenverlag, Trogen 1986, S. 63–75.
  5. Elisabeth Pletscher: Verarbeitung 1. Weltkrieg und Zeitgeschichte. In: Sonderausgabe des Sodbrennens zur Arche-Einweihung, Eigenverlag, Trogen 1995, S. 10
  6. KVT-Mitteilungen Nr. 18, Eigenverlag, Trogen 1939, S. 11
  7. KVT-Mitteilungen Nr. 18, Eigenverlag, Trogen 1939, S. 18
  8. KVT-Mitteilungen Nr. 18, Eigenverlag, Trogen 1939, S. 26
  9. Otto Ritzmann: Brief vom 7. April 1923 an die Universität Zürich. Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, D.027-60-5-17.