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Spionage

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Mohammed Fadl, ein sudanesischer Spion aus Darfur, der vom Kalifen von Omdurman, Abdullāhi bin Muhammad, gefangen genommen und verstümmelt wurde, wahrscheinlich Aswan Ägypten (1898)

Unter Spionage (lateinisch spicari; italienisch spiare, spieia; althochdeutsch 'spheon' in der Bedeutung von ‚ausspähen‘, ‚erspähen‘[1]) wird ursprünglich das Beschaffen und Erlangen unbekannter Informationen oder geschützten Wissens verstanden. Im weiteren Sinne wird der Begriff Spionage ergänzend für Handlungen durch Staaten, politische Gruppierungen, z. B. Widerstandsbewegungen, und Wirtschaftsunternehmen verwendet. Die erlangten Informationen werden dann im eigenen wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Machtbereich verwendet.

Verbreitung

Die Tätigkeit von Spionen bzw. Agenten, die zumeist von den eigenen Nachrichtendiensten angeworben oder geführt werden, ist nur ein Teilaspekt der nachrichtendienstlichen Tätigkeit. Viele Staaten unterscheiden zudem

Neben Spionage mit dem Ziel der Gewinnung industrieller und militärtechnischer Geheimnisse durch Staaten existieren auf diesem Gebiet auch in Einzelfällen Spionageaktivitäten durch private Organisationen, insbesondere Wirtschaftsunternehmen.

Im Kalten Krieg kam es zu einer massiven gegenseitigen Spionage zwischen den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten einerseits sowie der Sowjetunion und der Volksrepublik China und deren Alliierten andererseits. Insbesondere die Geheimnisse um den Bau von Nuklearwaffen und die militärische Aufklärung waren dabei Gegenstand des gegenseitigen Interesses.

In der DDR wurde die Rolle von Mitarbeitern der östlichen Nachrichtendienste als „Kundschafter des Friedens“ propagandistisch von westlichen Spionen abgesetzt und unterschieden.[2]

Informationssammlungen mit nachrichtendienstlichen Mitteln wurden nach dem Zusammenbruch des Ostblocks vor allem auf die Bekämpfung der Proliferation, des illegalen Drogenhandels und des Terrorismus gerichtet, allerdings gewinnt Wirtschaftsspionage immer mehr an Bedeutung.[3]

Wirtschaftsspionage

Wirtschaftsunternehmen, die Spionage betreiben oder Zugriff auf nachrichtendienstlich erlangte Informationen haben, erlangen einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber Konkurrenten, da sie etwa fremde Forschungsergebnisse ausnutzen können, ohne dass eine eigenständige Forschungsarbeit erfolgen müsste. Spioniert wird auch, um zum Beispiel einen Konkurrenten bei Ausschreibungen knapp unterbieten zu können.

Motive

Bei der Anwerbung von Bürgern eines feindlichen Staates zur Spionage werden in der Forschung vier Motive identifiziert, die mit dem englischen Akronym MICE umschrieben werden:[4]

  • Money (‚Geld‘): Viele Spione wollen mit zusätzlichem Einkommen ihren Lebensstil finanzieren, ein historisches Beispiel ist Aldrich Ames.
  • Ideology (‚Ideologie‘): Wer sich bestimmtem Gedankengut verpflichtet fühlt, wird eher bereit sein, jenen zu helfen, die dieses Gedankengut vertreten, beispielsweise waren während des Kalten Krieges Kim Philby und George Blake Spione aus ideologischer Überzeugung.
  • Coercion (‚Zwang‘): Fallweise werden potenzielle Agenten eingeschüchtert, bedroht oder erpresst, um sie zur Kooperation zu bewegen. So wurde z. B. Alfred Redl mit Enthüllung seiner Homosexualität und Edgar Feuchtinger mit der Enthüllung seiner Desertion erpresst.
  • Ego: Ein Spion ist in seiner Selbstwahrnehmung eine wichtige und einflussreiche Person, was ihn von der Masse der Menschen unterscheidet, auch wenn diesen seine Rolle natürlich nicht bekannt ist; er kann in dieser Rolle auch anderen (z. B. Vorgesetzten) etwas „heimzahlen“. Nach diesem Motiv handelte etwa Robert Hanssen.

Siehe auch

Literatur

Gesamtdarstellungen

  • Clifford Stoll: Kuckucksei: Die Jagd auf die deutschen Hacker, die das Pentagon knackten.. Fischer Taschenbücher, ISBN 3-596-13984-8
  • Knopp: Top-Spione. Verräter im Geheimen Krieg. C. Bertelsmann Verlag, München 1994
  • Albrecht Charisius und Julius Mader: Nicht länger geheim – Entwicklung, System und Arbeitsweise des imperialistischen deutschen Geheimdienstes, Deutscher Militärverlag, Berlin-Ost, 1960
  • Markus Mohr, Klaus Viehmann (Hrsg.): Spitzel. Eine kleine Sozialgeschichte. Assoziation A, Berlin, Hamburg 2004, ISBN 3-935936-27-3.
  • Abschnitt Aus dem Geheimdienst, in: Wolfgang Foerster: Kämpfer an vergessenen Fronten. Feldzugsbriefe, Kriegstagebücher und Berichte. Kolonialkrieg, Seekrieg, Luftkrieg, Spionage, Berlin (Deutsche Buchvertriebsstelle. Abteilung für Veröffentlichungen aus amtlichen Archiven) 1931, S. 422–606.
  • Paul von Lettow-Vorbeck (Hg.): Die Weltkriegsspionage. Authentische Enthüllungen über Entstehung Art, Arbeit, Technik, Schliche, Handlungen, Wirkungen und Geheimnisse der Spionage vor, während und nach dem Kriege auf Grund amtlichen Materials aus Kriegs-, Militär-, Gerichts- und Reichsarchiven. Vom Leben und Sterben, von den Taten und Abenteuern der bedeutendsten Agenten bei Freund und Feind, München (Moser) 1931.
  • Thomas A. Reppetto: Battleground New York City. Countering spies, saboteurs, and terrorists since 1861, Washington, DC (Potomac Books) 2012. ISBN 978-1-597-97677-0

Deutsch-deutsche Spionage

Film

  • Krieg in den Wolken – Luftspionage über der DDR. Dokumentation, 2007, 45 Min., ein Film von Jan Lorenzen, Michael Marten, John Goetz und Claudia Schön, Produktion: MDR, Erstsendung: 20. November 2007, Inhaltsangabe des MDR

Einzelnachweise

  1. Rainer Schlösser: Etymologisches Wörterbuch des Dolomitenladinischen. Buske, Hamburg 1995, ISBN 3-87118-996-0, S. 366.
  2. Georg Herbstritt/Helmut Müller-Enbergs (Hg.): Das Gesicht dem Westen zu … DDR-Spionage gegen die Bundesrepublik Deutschland (= Analysen und Dokumente; Bd. 23), Bremen: Edition Temmen 2003, 458 S., ISBN 3-86108-388-4
  3. Verfassungsschutzbericht 2007 (Memento vom 20. September 2008 im Internet Archive)
  4. Ira Winkler: Spies among us. Wiley Publishing, Indianapolis 2005 ISBN 07645-8468-5 S. 8f.