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Stadtkirche Brüel

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Die Stadtkirche von Brüel, 2007

Die Stadtkirche Brüel ist ein denkmalgeschützter Backsteinbau in Brüel im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Die Kirchengemeinde Brüel gehört zur Propstei Wismar im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.[1]

Geschichte

Südseite der Stadtkirche, 2007

1222 wurde Brüel bei der Gründung der Antoniterpräzeptorei durch Fürst Heinrich Borwin I. im nahen Tempzin erstmals erwähnt. [2] Unter den Zeuge wurde auch der Geistliche Theoderich Theodericus sacerdos in Bruil aus Brüel genannt. Ein früher Kirchenbau zu Brüel ist nicht belegt. Nach der Überlassung verschiedener Gerechtsame in den Kirchspielen Brüel, Penzin und Sülten durch die Fürsten Albrecht und Johann 1344 an die von Bülow wird vermutet, dass die Landesherren als Patrone der Kirche zu Brüel auch deren Gründer waren. [3] Die Kirche zu Brüel nahm am 5. Januar 1266 an der bekannten großen Brot- und Weinspende teil, die der fromme Fürst Heinrich der Pilger stiftete. [4] Um diese Zeit bezog auch der Domherr Ulrich vom Schweriner Domkapitel Einkünfte aus der Brüeler Pfarre, denen er nach dem Eintritt in den Franziskaner-Orden 1271 entsagte.[5]

Das Stadtrecht erhielt der neben einer Burganlage entstandene Ort erst 1340 von Reimer von Plessen, und er blieb bis ins 18. Jahrhundert im Besitz der feudalen Stadtherren. Im Mittelalter gehörte Brüel zum Bistum Schwerin. Die von Plessen blieben, bis auf kurze Verpfändungsperioden an die Antoniter in Tempzin und die von Levetzow, über zweihundertfünfzig Jahre lang im Pfandbesitz von Brüel und erwarben sich um die Kirche verschiedene Verdienste. [6]

Baugeschichte

Westgiebel, 2007

Die Kirche liegt am südlichen Rand des langgestreckten Straßenmarktes. Ihr heutiger Bau entstand bereits im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts und wurde in mehreren Etappen bis Anfang des 15. Jahrhunderts fertiggestellt. Die einschiffige Stadtkirche mit dem zweijochigen Langhaus ist eine Backsteinkirche ohne Kirchturm im Übergangsstil von der Romanik zur Gotik. Belegt ist die Bauzeit des Kirchenschiffs um 1373. [7]

Das Äußere

An einen quadratischen Chor der 1280er Jahre schließt sich das ebenfalls einschiffige, zweijochige Langhaus an. Beides ist mit Kreuzrippengewölbe ausgeführt. Die Fensterleibungen der schlanken, spitzbogigen Fenster und das südliche Chorportal sind mit im Wechsel angebrachten glasierten und unglasierten Ziegeln geschmückt. Am Ostgiebel finden sich Blenden und Blendenkreuz. Anstelle des Turmes wurde im 15. Jahrhundert ein Anbau am Westgiebel mit Blenden und kleinen Blendenkreuzen errichtet, der mit einem Satteldach gedeckt ist. Im Kirchenschiff wurden die ursprünglichen Gewölbemalereien freigelegt. Beim staffelförmigen Giebelabschluss von Chor- und Turmfassade handelt es sich um eine Hinzufügung des 19. Jahrhunderts (um 1860).

Das Innere

Das Kircheninnere mit seinen gedungenen Proportionen ist kreuzrippengewölbt. Chor und Langhaus trennt ein gedrückt spitzbogiger Triumphbogen.

Seit der letzten Restaurierung 1967 kommen die Ausstattungsstücke wieder besonders zur Geltung.

Von 1753 stammt der hölzerne barocke Altaraufsatz mit großem Kruzifix. Von ursprünglich zwei Figuren an den Seiten des Altars ist nur eine erhalten. Bemerkenswert ist die gut erhaltene Kanzel von 1624 mit geschnitzten Figuren der Evangelisten und Renaissanceornamenten am Schalldeckel. Zur Innenausstattung der Kirche gehören weiter ein hölzernes Kruzifix von 1500, eine Grabplatte von 1690 und an der Nordwand des Langhauses neben der Kanzel ein Wandbild des Heinrich von Plessen mit seiner Ehefrau Abel von Lützow in Lebensgröße aus dem 16. Jahrhundert. Auf der Südseite des Schiffes in einer Kapelle befindet sich ein aufwändig geschnitztes barockes Epitaph von 1685.

Orgel

Winzerorgel in Brüel

In der Brüeler Kirche findet man eine der letzten Orgeln des Orgelbaumeisters Friedrich Wilhelm Winzer. Die Orgel (I/P/7+5) wurde 1843 erbaut. Das Instrument befindet sich in einem weißen, klassizistischen Prospekt, der mutmaßlich von dem Architekten Tischbein aus Warin entworfen wurde. Das Schleifladen-Instrument wurde 1993 durch die Orgelbaufirma Schuke restauriert. Es hat sieben Register auf einem Manual, und daraus fünf Transmissionen in das Pedal. Die Trakturen sind mechanisch.[8]

Manualwerk C–f3
1. Bordun 16’
2. Principal 8’
3. Hohlfloete 8’
4. Viola di Gamba (B)
Fugara (D)
8’
8’
5. Gedact 8’
6. Octave 4’
7. Mixtur III 2’
Pedalwerk C–d1
8. Subbaß (aus Nr. 1) 16’
9. Principalbaß (aus Nr. 2) 8’
10. Violoncello (aus Nr. 4) 8’
11. Gedactbaß (aus Nr. 3) 8’
12. Octave (aus Nr. 6) 4’

Gemeinde

In der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Brüel befinden sich die Ortsteile: Blankenberg, Brüel (Kirche), Friedrichswalde, Golchen, Gustävel, Häven, Holzendorf (Kirche), Kaarz, Keez, Klein Jarchow, Kuhlen, Langen Jarchow, Müsselmow (Kirche), Necheln, Nutteln, Penzin (Kirche), Schönlage, Tempzin (Kirche), Thurow, Weberin, Weiße Kkrug, Wendorf, Wipersdorf, Zahrensdorf und Zaschendorf (Kirche).

Literatur und Quellen

Literatur

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin III. Band Die Amtsgerichtsbezirke Hagenow, Wittenburg, Boizenburg, Lübtheen, Dömitz, Grabow, Ludwigslust, Neustadt, Crivitz, Brüel, Warin, Neubuckow, Kröpelin und Doberan. Schwerin 1899, Neudruck 1993 ISBN 3-910179-14-2 S. 391–395.
  • Friedrich Lisch: Die Kirche zu Brüel. In: Mecklenburgisches Jahrbuch VII. 1842, S. 75–78.
  • Horst Ende: Die Stadtkirchen in Mecklenburg. Berlin 1984, S. 153.
  • ZEBI e. V., START e. V.: Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Wismar-Schwerin. Bremen, Rostock 2001, S. 46–47.

Gedruckte Quellen

Ungedruckte Quellen

  • Landeskirchliches Archiv Schwerin
    • OKR, Specialia Abt. 1 Nr. 89 Brüel. 016 Hebungen 1794–1795, 027 Verleihung der Kirchen- und Armenhausgelder (Kohlhans'sche Stiftung) 1783–1925, 030–032 Verpachtung Kirchenacker und Kirchenländereien 1813–1983, 039 Kirchenwald 1952–1982, 045 Auszahlung von Strafgeldern an die Kirchenkasse 1783, 056–057 Bauten und Reparaturen an der Kirche und geistlichen Bauten 1764–1842, 058 Prozesse der Brüelschen Kirche gegen den Magistrat 1829–1832, 073 Begräbnis adliger Familien in der Kirche , Glockenläuten und Gebühren bei der Beisetzung 1773–1793.
    • Landessuperintendentur Rostock, Nr. 043a Bausachen und Orgel 1746–1776.
    • Landessuperintendentur Wismar, Bauten, Orgel, Glocke, Pfarrhaus 1876, 1950–1976.
    • Patronatsbauten 1923–1949.

Einzelnachweise

  1. Zugehörigkeit der Gemeinde
  2. MUB I. (1863) Nr. 282.
  3. MUB IX. (1875) Nr. 6458.
  4. MUB II. (1864) Nr. 1059.
  5. MUB II. (1864) Nr. 1221.
  6. MUB XIX. (1899) Nr. 11033.
  7. Tilo Schöfbeck: Mittelalterliche Kirchen zwischen Trave und Peene. 2014, S. 362.
  8. Nähere Informationen zur Orgel
Commons: Stadtkirche Brüel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur über die Stadtkirche Brüel in der Landesbibliothek MV

Koordinaten: 53° 44′ 15,9″ N, 11° 42′ 50,7″ O