Zum Inhalt springen

Parasitismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. März 2006 um 14:53 Uhr durch 84.190.253.147 (Diskussion) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Von Wassermilbennymphen parasitierter Weberknecht
Von Wassermilben befallene Mücke

Parasitismus ist die Wechselwirkung von Organismen unterschiedlicher Arten, bei denen der Vertreter einer Art Nutznießer (Parasit -> entzieht seinem Wirt Nahrung) und der Vertreter der anderen Art der Geschädigte ist (Wirt). Der Begriff ist weiter dadurch definiert, dass der Parasit einendeutlichen Vorteil dadurch hat, daß er sich größtenteils durch Bestandteile des Wirtes ernährt. Rund die Hälfte aller Arten lebt ganz oder teilweise parasitisch.


Einige Parasiten übertragen Krankheitserreger auf den Menschen, die zum Teil tödliche Krankheiten (Parasitosen) verursachen. Eine Auflistung ist unter Parasiten des Menschen zu finden. Auch auf viele Bakterien und Pilze trifft die Definition Parasit zu; sie werden aber aufgrund ihrer medizinischen Bedeutung und auch ihres teilweise nur fakultativen Parasitismus in den Fachgebieten Bakteriologie und Mykologie innerhalb der Mikrobiologie behandelt.

Herkunft des Wortes

Parasiten kommt von griechisch παράσιτος, pará- für neben und sitos für gemästet - ursprünglich für Vorkoster bei Opferfesten, die dadurch ohne Leistung zu einer Speisung kamen.

Das deutsche Wort Schmarotzer für einen Parasiten stammt von mittelhochdeutschen smorotzer ab, das soviel wie Bettler heißt.

Allgemeines

Parasiten sind Organismen, die temporär oder dauerhaft zur Befriedigung ihrer Nahrungsbedürfnisse auf Kosten anderer Lebewesen - ihren Wirten - existieren. Auch wenn Parasitenbefall den Wirt nicht lebensbedrohlich schädigt, wirkt er sich doch negativ auf Wachstum, Fortpflanzung oder Lebensdauer aus.
Dadurch muss eine ständige gegenseitige Anpassung erfolgen, dies zeigt sich in einer Koevolution von Wirt und Parasit. Im fortgeschrittenen Stadium der Evolution profitiert der Parasit, ohne dem Wirt als "Existenzgrundlage" übermäßig zu schaden oder ihn völlig zu vernichten (Stoffentzug, Abgabe leichter Gifte usw.). Man nimmt auch an, daß die geschlechtliche Fortpflanzung bei Bakterien aufgrund des Selektionsdruckes von Parasiten entstanden ist.


Parasitäre Infektionen beim Menschen sind Infektionen durch Protozoen bzw. Protista und Wurminfektionen.

Die Wissenschaft, die sich mit den Parasiten befasst, wird Parasitologie genannt und ist sowohl Teilbereich der Ökologie als auch der Medizin.

Parasiten sind grundsätzlich kleiner als ihre Wirte.

Formen des Parasitismus

  1. Parasitoide Hierbei handelt es sich um eine verstärkte Form des Parasitismus, die immer zum Tode des Wirtes führt.

Parasitenähnliche (z.B. Grabwespen, Raupenfliegen oder Schlupfwespen) schmarotzen als Larven im Körper von anderen Insekten. Dabei verschonen sie zuerst die lebenswichtigen Organe des Wirts, töten ihn am Ende ihrer Entwicklung aber doch. Befällt ein Parasitoid einen anderen Parasitoiden, so spricht man von Hyperparasitismus.

Anpassung

Die Umwelt des Parasiten ist ein Lebewesen. Um dies erhalten zu können, haben sich Parasiten ihrer Umgebung gerecht angepasst:

  1. Haft- und Klammerorgane benutzen z.B. Läuse (Klammerbeine), welche verhindern sollen, dass der Parasit seinen Wirt verliert, was in der Regel ihren Tod zur Folge hätte.
  2. Rückbildungen haben keinen Nachteil und sind während der Evolution entstanden. So fehlen Flöhen und Läusen z.B. Flügel und die Mistel hat keine Wurzeln.
  3. Große Eizahlen und komplizierte Entwicklungs- und Übertragungswege sichern die Fortpflanzung und das Auffinden eines Wirts. In jedem Bandwurmglied, welches durch Kot nach außen gelangt werden große Eizahlen freigesetzt. Diese können Zwischenwirte infizieren und in deren Leber ungeschlechtliche Vermehrungsstadien bilden (Finnen). Wird der finnenhaltige Zwischenwirt gefressen, ist eine Neuinfektion ziemlich sicher.

Verwandte Formen des Zusammenlebens

Gegenseitiger Nutzen

Vorteil eines Partners


Bei der Symbiose sind beide Partner nur zusammen überlebensfähig (Flechten), wohingegen beim Mutualismus beide getrennt existieren können. Beim Kommensalismus und bei anderen Formen des Parasitismus findet eine Verschiebung hin zur Bevorteilung des Parasiten statt. Die stärkste Verschiebung zugunsten des Parasiten ist beim Raubparasitismus vorhanden, dabei wird der Wirt vom Parasiten getötet, damit sich der Parasit vermehren kann (Schlupfwespen). Kleptoparasitismus bezeichnet das Ausnutzen von Leistungen anderer, beispielsweise das Stehlen von Nahrung oder das Ausnutzen von Nistgelegenheiten.

Klassifizierung

Permanente und Periodische Parasiten werden unter dem Oberbegriff "stationäre Parasiten" zusammen gefasst

Pflanzen

Allgemein

Parasitenbruno

Siehe auch

biotische Faktoren, Wirt (Biologie), Interspezifische Wechselbeziehungen, Autöcisch

Literatur

  • Johannes Dönges: Parasitologie: mit besonderer Berücksichtigung humanpathogener Formen. 2.Aufl., Thieme Verlag, 1988. ISBN 3135799026