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KZ Auschwitz-Birkenau

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Datei:KZ Birkenau Hauptgebäude 320x240.jpg
Hauptgebäude, bzw. Haupteinfahrt des KZ Birkenau, Ansicht von innen Richtung Ausgang, 2004

Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war das größte deutsche Vernichtungslager in der Zeit des Nationalsozialismus. Es wurde 1941 drei Kilometer entfernt vom Stammlager Auschwitz I gebaut und befand sich etwa 60 km westlich von Krakau nahe der polnischen Kleinstadt Oświęcim.

Nach Auschwitz wurden insgesamt mehr als 1,3 Millionen Menschen aus ganz Europa deportiert. Davon fanden etwa 1,1 Millionen Menschen, meist Juden und Sinti und Roma, den Tod: 900.000 davon wurden direkt nach ihrer Ankunft in die Gaskammern geschickt oder erschossen. Weitere 200.000 Menschen starben durch Krankheit, Unterernährung, schwerste Misshandlungen, medizinische Versuche oder spätere Vergasung.

Der Name „Auschwitz" ist zum Symbol für den Holocaust an den europäischen Juden, Sinti und Roma, russischen und polnischen Zwangsarbeitern, Homosexuellen und anderen zu Feinden des Nationalsozialismus erklärten Menschen geworden. Ihm fielen allein um die sechs Millionen Juden zum Opfer.

Die Überreste beider Hauptlager sind als Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Gedenkstätte des Holocaust und jüdischer Friedhof öffentlich zugänglich. Seit 1979 ist dieser Ort eingetragen in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit.

Lagergliederung

Auschwitz I war das ursprüngliche, 1940 errichtete Konzentrationslager und Verwaltungszentrum des gesamten Lagerkomplexes. Dort wurden ungefähr 70.000 Menschen, meist polnische Intellektuelle und sowjetische Kriegsgefangene, umgebracht.

Auschwitz-Birkenau war als reines Vernichtungslager konzipiert und besaß insgesamt sechs Gaskammern und vier Krematorien.

Hinzu kam das KZ Auschwitz III Monowitz, ein Arbeitslager, sowie 39 Nebenlager, die auf einer Gesamtfläche von insgesamt 40 Quadratkilometern verteilt waren.

Auschwitz I (Stammlager)

Das erste Lager bestand aus ehemaligen polnischen Artilleriekasernen bei dem Dorf Zasole nahe Oswiecim. Diese wurden auf Vorschlag des „Höheren SS- und Polizeiführers" von Schlesien, Erich von Bach-Zelewski, Anfang 1940 zu Gefangenenbaracken umgerüstet, nachdem die Kapazitäten der Gefängnisse in den bis dahin besetzten „Gauen" Polens und Schlesiens nicht mehr ausreichten. Denn seit Kriegsbeginn im September 1939 hatte die SS Zehntausende von polnischen Intellektuellen, vor allem aber Juden, als „unzuverlässige Elemente" aus politischen und rasseideologischen Gründen inhaftiert, täglich kamen neue Häftlinge hinzu.

Darüberhinaus erschien der Kasernenkomplex den NS-Machthabern als Konzentrationslager ideal geeignet, da er weit abseits von Wohngebieten, aber nahe den oberschlesischen Industriezentren in einem Sumpfgebiet lag, sich so später ohne großen Aufwand erweitern ließ und zudem günstige Eisenbahnverbindungen besaß. Er konnte ohne bauliche Veränderungen sofort mit Gefangenen aus dem ganzen Reich belegt werden. Deshalb plante Heinrich Himmler hier anfangs eine Art „Musterlager" zur „Germanisierung des Ostens": Zwangsarbeiter sollten die Sümpfe der Umgebung in landwirtschaftliche Nutzflächen umwandeln, die deutschen Siedlern - sogenannten „Volksdeutschen" - dann für Vieh- und Fischzucht zur Verfügung gestellt werden sollten.

Seit dem Bau des ersten Konzentrationslagers in Dachau 1933 hatten die Nationalsozialisten bereits an vielen Orten KZs errichtet, um alle möglichen „Volksschädlinge“ zu inhaftieren und deren „Behandlung“ den Blicken der Öffentlichkeit zu entziehen. Sie wurden unter Anleitung von Theodor Eicke, dem „Inspekteur der Konzentrationslager“, nach Dachauer Vorbild streng hierarchisch strukturiert.

Ende April erhielt dann ein Schüler Eickes, SS-Hauptsturmfüher Rudolf Höß, den Auftrag, das Gefangenenlager Auschwitz in ein „ordentliches“ KZ umzuwandeln. Er ließ den Schriftzug mit dem zynischen Motto „Arbeit macht frei“ über dem Lagertor anbringen und setzte in den folgenden zwei Jahren seinen ganzen Ehrgeiz daran, das Vernichtungsprogramm durch Zwangsarbeit hier zu höchster Perfektion zu bringen.

Auf Anordnung Himmlers wurde das Stammlager Auschwitz ab Juni 1940 zum bis dahin größten nationalsozialistischen Lagerkomplex ausgebaut. Er sollte zunächst 10.000 Häftlinge fassen können. Die ersten Häftlinge, die hierher gebracht wurden, waren 30 als gewöhnliche Kriminelle verurteilte Strafgefangene aus dem KZ Sachsenhausen. Sie sollten als „Kapos“, Lager-, Block- und Stubenaufseher die späteren KZ-Insassen beaufsichtigen. Dazu erhielten sie mehr und besseres Essen, maßgeschneiderte Kleidung und Lederstiefel. Sie selbst mussten nicht arbeiten. Damit strebte Höß von Anfang an eine genau abgestufte Lagerhierarchie an, die die gegenseitige Kontrolle der Häftlinge ermöglichte und Absprachen zu Aufständen oder Fluchtversuchen im Keim ersticken sollte.

Zweck des Lagers war nun bereits die Vernichtung der Häftlinge, sei es durch Arbeit oder auf andere Weise. Schon den ersten Gefangenen, die drei Wochen später eintrafen, verkündete der „Erste Schutzhaftlagerführer" Karl Fritsch bei ihrer Ankunft:

Ihr seid hier nicht in ein Sanatorium gekommen, sondern in ein deutsches Konzentrationslager, aus dem es nur einen Ausweg gibt - durch den Schornstein.

Auschwitz II Birkenau

Unterkunft in Auschwitz-Birkenau

Das KZ Auschwitz-Birkenau ist das Vernichtungslager, das die meisten Menschen mit dem Namen „Auschwitz“ verbinden. Hier wurden viele hunderttausend Häftlinge unter fürchterlichen Bedingungen gefangen gehalten und mehr als 1,1 Millionen Menschen ermordet.

Am 26. September 1941 erhielt Rudolf Höß den Befehl, ein Arbeitslager für 100.000 russische Kriegsgefangene im Interessengebiet Auschwitz zu errichten. Dieses Lager entstand in dem Ort Brzezinka (Birkenau), ungefähr drei Kilometer vom KZ Auschwitz I entfernt. Als die Nazis das Lager errichten ließen, zwangen sie die Bevölkerung des Ortes, ihre Häuser zu verlassen. Häftlingskommandos mussten die Häuser abreißen, um Baumaterialien zu gewinnen.

Das Lager war etwa 2,5 mal 2 km groß. Es war in mehrere Sektionen unterteilt, die wiederum in Felder gegliedert waren. Diese Felder sowie das gesamte Lager waren mit unter Strom stehendem Stacheldraht umzäunt.

Ursprünglich gedacht als Arbeitslager, in dem Kriegsgefangene und andere Häftlinge Zwangsarbeit für die SS leisten mussten, veränderte sich die Funktion des Lagers Auschwitz-Birkenau schon nach wenigen Monaten. Im Frühjahr 1942 wurden russische Kommissare und arbeitsunfähige Häftlinge mit Zyklon B umgebracht. Aus eintreffenden Transporten wurden Mütter mit Kindern und nicht zur Arbeit taugliche Personen selektiert und vergast. Ab Juli 1942 oder gar schon ab April (der genaue Zeitpunkt ist umstritten) wurde die überwiegende Mehrzahl der eingelieferten Juden sofort ermordet. Der Arbeitseinsatz besaß nur noch nachrangige Bedeutung; Auschwitz-Birkenau war zum Vernichtungslager geworden.

Die meisten Opfer kamen in Auschwitz-Birkenau mit dem Zug an, oft nach tagelangen Reisen im Viehwaggon. Die ankommenden Gefangenen wurden vom Bahnhof Auschwitz zum Lager getrieben; 1944 wurden Gleise direkt bis ins Lager gelegt (siehe Foto). Manchmal wurde der ganze Transport direkt in die Gaskammern geschickt, manchmal wurde erst eine „Selektion“ durchgeführt, bei der die Schwachen, Alten und Kranken von den Arbeitsfähigen getrennt und zur Gaskammer geführt wurden. Der berüchtigte Lagerarzt Josef Mengele leitete oft diese Selektionen.

Die Häftlinge, welche die Selektion überlebten, arbeiteten dann in den an das Lager angrenzenden Industriebetrieben, die hauptsächlich mit der Herstellung von synthetischem Benzin oder Synthesekautschuk (sog. Buna) für die IG Farben beschäftigt waren. Auch andere deutsche Firmen wie Krupp hatten Werke in direkter Nähe zu Auschwitz; für die SS war es eine willkommene Gelegenheit, Gewinn aus den Häftlingen durch diese Form der Sklavenarbeit herauszupressen. Dabei taten sich nicht nur die Angehörigen des SS-Wachpersonals sondern auch die Zivilangestellten der deutschen Firmen keinerlei Zwänge an, ihre Machtgelüste willkürlich an den ihnen hilflos ausgelieferten auszutoben.

Ein Bereich des Lagers war ein eigenes Frauenlager. In einem anderen Bereich, "Kanada" genannt, wurden die Besitztümer der ermordeten Häftlinge sortiert und gesammelt, um dann an die deutsche Regierung weitergeleitet zu werden.

In Auschwitz-Birkenau gab es in sechs Gebäuden Gaskammern, die aber nicht alle zum gleichen Zeitpunkt nutzbar waren. Im ersten Halbjahr 1943 gingen vier Krematorien in Betrieb, die unterteilbare Gaskammern mit Größen von 100 Quadratmetern und mehr enthielten. Vier Baufirmen waren vor Ort am Bau beteiligt; die Verbrennungsöfen wurden von der Erfurter Firma J. A. Topf und Söhne konstruiert, eingebaut, gewartet und repariert.

Die deutsche Wehrmacht marschierte im März 1944 in Ungarn ein. Zwischen Mai und Juli desselben Jahres wurden ungefähr 440.000 ungarische Juden nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Arbeitsfähige wurden als Zwangsarbeiter in andere Lager überstellt. Ungefähr 250.000 ungarische Juden wurden in Auschwitz ermordet. Da die Kapazität der Krematorien nicht ausreichte, wurden Leichen auch in offenen Gruben verbrannt.

Viele Sinti und Roma waren im Familienverband in einer speziellen Sektion des Lagers inhaftiert. Sie wurden im Juli 1944 vergast, obwohl sie es noch kurz zuvor geschafft hatten, sich dem Abtransport zu den Gaskammern durch die SS zu widersetzen, da Informationen zu den Häftlingen durchgesickert waren. Doch dies bedeutete für die Familien nur einen kleinen Aufschub bis zu ihrer Ermordung.

Am 7. Oktober 1944 führte das jüdische Sonderkommando (die Häftlinge, welche die Gaskammern und Krematorien bedienen mussten und von den anderen Häftlingen getrennt gehalten wurden) einen Aufstand durch. Weibliche Gefangene hatten Sprengstoff von einer Waffenfabrik eingeschmuggelt, und das Krematorium IV wurde damit teilweise zerstört. Anschließend versuchten die Gefangenen eine Massenflucht, aber alle 250 Entflohenen wurden kurz darauf gefasst und getötet.

Kenntnisse der Alliierten

RAF-Aufklärungsfoto 1944

Die Deutschland bekämpfenden Alliierten besaßen detaillierte Luftaufnahmen aller Lager seit dem 31. Mai 1944. 2003 veröffentlichte die Royal Air Force erstmals Bilder von Aufklärungsflügen über Auschwitz, auf denen auch brennende Leichenberge zu sehen sind. Zwei entkommene Insassen (Rudolph Vrba und Alfred Wetzler) hatten zudem genaue Beschreibungen und Lagekarten erstellt, welche die Alliierten im Sommer 1944 erreichten. Witold Pilecki, der als einziger Mensch freiwillig in die Gefangenschaft des Lagers ging, schickte mehrere Berichte an die westlichen Alliierten. Am 13. September 1944 flogen amerikanische Bomber einen Angriff auf die Buna-Werke und richteten beträchtlichen Schaden an. Die Frage, ob die alliierten Luftstreitkräfte auch das Lager oder die Schienen dorthin hätten bombardieren sollen, wird bis heute kontrovers diskutiert.

Fluchtversuche

Insgesamt versuchten ungefähr 700 Häftlinge die Flucht aus Auschwitz; sie gelang in etwa 300 Fällen. Versuchte Flucht wurde mit Verhungern bestraft; oft wurden auch die Familienangehörigen von Flüchtigen verhaftet und in Auschwitz I zur Abschreckung ausgestellt. Eine andere Strafe war, Mitgefangene für die Flucht büssen zu lassen.

Todesmärsche und Befreiung

Einige Krematorien und Gaskammern des KZ Birkenau wurden schon ab November 1944 abgerissen. Die Verbrennungsöfen wurden demontiert und sollten jüngsten Studien zu Folge in dem noch als sicher geltenden KZ Mauthausen wiederaufgebaut werden. Das letzte Krematorium sprengten die Nazis kurz vor der Befreiung des Lagers im Januar 1945, um die Spuren ihrer Taten vor den anrückenden Sowjets zu verbergen.

Zwischen dem 17. Januar 1945 und dem 23. Januar wurden etwa 60.000 Häftlinge evakuiert und in Todesmärschen nach Westen getrieben. In den Lagern und Außenstellen blieben etwa 7500 Häftlinge zurück, die zu schwach oder zu krank zum Marschieren waren. Mehr als 300 wurden erschossen; man nimmt an, dass eine geplante Vernichtungsaktion nur durch das rasche Vorrücken der Roten Armee verhindert wurde.

Zuerst wurde das Hauptlager Monowitz am Vormittag des 27. Januar 1945 von den Einheiten der 60. Armee der I. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Pawel Kurotschkin befreit. Von den dort zurückgelassenen Gefangenen - die Angaben reichen von 600 bis 850 Personen - starben trotz medizinischer Hilfe 200 in den Folgetagen an Entkräftung.

Das Stammlager und Auschwitz-Birkenau wurden schließlich am frühen Nachmittag des 27. Januar befreit. In Birkenau waren fast 5800 entkräftete und kranke Häftlinge, darunter fast 4000 Frauen, unversorgt zurück geblieben. In den desinfizierten Baracken wurden Feldlazartette eingerichtet, in denen die an Unterernährung und Infektionen leidenden und traumatisierten Häftlinge versorgt wurden.

Einige Tage später wurde die Weltöffentlichkeit über die Greueltaten informiert. Die Ermittler fanden über eine Million Kleider, ca. 45.000 Paar Schuhe und sieben Tonnen Menschenhaar, die von der SS zurückgelassen wurden.

Opfer

Zahl der Opfer

Franziszek Piper geht in seiner Studie Die Zahl der Opfer von Auschwitz (aufgrund der Quellen und der Einträge der Forschung 1945 bis 1990) von 1.100.000 Toten im Vernichtungslager Auschwitz aus.

Gedenktafel an die in Auschwitz-Birkenau Ermordeten

Jean-Claude Pressac hat in seinem Buch Die Krematorien von Auschwitz 1993 dargelegt, dass man anhand der Quellenlage 631.000-711.000 Tote direkt nachweisen kann. Er geht dabei von 470.000-550.000 nichtregistrierten getöteten Juden (die nach Auschwitz deportiert wurden und deren Spur sich dort verliert), 126.000 registrierten Häftlingen, 15.000 ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen und 20.000 weiteren Toten (wie „Zigeunern“) aus. Hierzu bemerkt er, dass diese Zählung klar vorbehaltlich der aktuellen Forschung sei; zu bemerken ist dabei:

  1. einerseits ist die Zahl der deportierten Juden aus Ungarn mittlerweile nach oben korrigiert worden
  2. andererseits sei diese Zahl analog zur divergierenden Minoranten in der Analysis zu sehen: selbst wenn die geringere Zahl, die Pressac liefert, zutrifft, schmälere das nicht den Umfang des Verbrechens, dem – mehrere Tausend Tote mehr oder weniger – zwei Drittel der europäischen Juden, ein großer Anteil der Zigeuner und viele weitere Menschen zum Opfer fielen; die Opferzahlen selbst seien in diesem Fall nur für die historische Forschung von Bedeutung, nicht aber für Buchhaltungsspiele der Schuldrelativierer.

Im Jahre 2002 löste ein Artikel von Fritjof Meyer in der Zeitschrift Osteuropa erneut eine Kontroverse um die Zahl der Opfer von Auschwitz aus. Fachhistoriker halten die dort angegebene Zahl von 510.000 Ermordeten für erheblich zu niedrig.

Bekannte Gefangene und Opfer

Täter

Lagerkommandanten

Wie alle Nazi-Konzentrationslager wurden auch die Lager in Auschwitz von Heinrich Himmlers SS geleitet und der Massenmord insbesondere durch Adolf Eichmann koordiniert. Die Verwaltung wurde vom Lagerkommandanten des KZ Auschwitz I (Stammlager) gesteuert. Eine größere Selbständigkeit mit eigenen Lagerkommandanten hatte das KZ Auschwitz-Birkenau nur zwischen November 1943 und Ende 1944.

sowie erneut in Auschwitz als Standortältester von Mai bis Juli 1944 zur "Ungarn-Aktion"

Höß wurde 1947 vor dem Eingang des Krematoriums von Auschwitz I gehängt. Hartjenstein wurde zum Tode verurteilt; er verstarb 1954 in Paris in Haft. Kramer wurde 1945 in Hameln hingerichtet. Baer verstarb 1963 in Frankfurt vor Prozessbeginn in Untersuchungshaft.

Weitere Einzelheiten

Nach dem Krieg - Gedenken an die Opfer

Nach dem Krieg wurden die Buna-Werke von der polnischen Regierung übernommen und bildeten den Beginn der Chemieindustrie in der Region. Die Konzentrationslager verfielen langsam. Später entschied die polnische Regierung, Auschwitz I wiederherzustellen und in ein Museum umzuwandeln; Auschwitz II mit den gesprengten Gaskammern kann man heute auch besichtigen. Das KZ Auschwitz gehört heute zur UNESCO-Liste des Welterbes.

Eine juristische Aufarbeitung fand in Deutschland erst in den Auschwitz-Prozessen der 1960er Jahre statt. Nur 800 der 8 000 in Auschwitz dienenden Personen wurden vor Gericht angeklagt, davon nur 40 vor deutschen Gerichten.

Am 1. September 1992 hat der erste österreichische Gedenkdiener seinen Dienst im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau und dem Auschwitz Jewish Center angetreten.

Der 27. Januar, der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz, ist seit 1996 in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Seit 1988 findet einmal jährlich der Marsch der Lebenden zur Erinnerung an den Holocaust statt.

60. Jahrestag 2005

Am sechzigsten Jahrestag der Befreiung wurde in zahlreichen Veranstaltungen der Opfer der industriellen Massenvernichtung gedacht.

  • Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder rief auf der Gedenkveranstaltung des Internationalen Auschwitz Komitees in Berlin da auf, der widerlichen Hetze der Neonazis und den immer neuen Versuchen, Nazi-Verbrechen zu verharmlosen entschieden entgegenzutreten.
  • Die Deutsche Bischofskonferenz gab eine Stellungsnahme heraus, dass Auschwitz auch möglich geworden sei, weil zu wenige Deutsche den Mut zu Widerstand gehabt hätten. Auch die katholische Kirche müsse sich nach ihrer Mitverantwortung für den Holocaust fragen lassen.
  • Bei einer Gedenkfeier im Sächsischen Landtag zieht die rechts-extreme NPD demonstrativ aus dem Parlamentssaal aus.
  • Ingo Stawitz, der NPD-Kandidat für den Kieler Landtag (Wahl Februar 2005) erklärte, dass man am 8. Mai nur der deutschen Kriegsopfer gedenken werde.
  • Der Europarat gedachte in Straßburg der Opfer. Der Präsident der Parlamentarischen Versammlung, René van der Linden, rief dazu auf in Europa weiter für Menschlichkeit und Demokratie zu kämpfen, dies sei man jedem einzelnen Holocaust-Opfer schuldig.
  • Das größte europäische Holocaust-Museum in Paris wurde zum Gedenktag eingeweiht. Der französische Präsident Chirac betonte, es müsse mit der ganzen Härte des Gesetzes gegen die Leugnung des Holocaust vorgegangen werden.
  • Der französische Opferverband „Fils et Filles des Déportés Juifs de France“ FFDJF zeigte in Zusammenarbeit mit der französischen Bahn SNCF eine Ausstellung über die Deportation von 11000 jüdischen Kindern in das Vernichtungslager über das Streckennetz der Reichsbahn. Die Deutsche Bahn hat mit Hinweis auf die personellen und finanziellen Ressourcen abgelehnt, die Ausstellung in den deutschen Bahnhöfen Saarbrücken, Kaiserslautern, Mannheim, Frankfurt am Main, Fulda, Erfurt, Görlitz zu zeigen.
  • Am 24. Januar 2005 sprachen auf der Sondersitzung der UN-Generalversammlung die Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel und Bronisław Geremek, wie auch der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland Joschka Fischer.

Zitate

  • „Was sind das für Zeiten, wo
    ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
    weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!“

    Bertolt Brecht 1938: „An die Nachgeborenen“
  • „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“
    Paul Celan 1947: „Todesfuge
  • „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“
    Theodor W. Adorno 1949: „Kulturkritik und Gesellschaft“
  • „Das perennierende Leiden hat so viel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe kein Gedicht mehr sich schreiben.“
    Theodor W. Adorno 1966: „Negative Dialektik“
  • "Wer nicht in Auschwitz war, kommt nie hinein. Wer dort war, kommt nie heraus."
    Primo Levi ??
  • "Wusstet ihr, ... dass es nur ein Wort für Entsetzen gibt, nur ein Wort für Angst? Wusstet ihr, dass das Leiden keine Schranke kennt, der Schrecken keine Grenze?"
    Charlotte Delbo (Mitglied der Resistance, wurde nach Auschwitz deportiert)

Siehe auch

Literatur

  • Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3498008846.
  • Franciszek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz aufgrund der Quellen und der Erträge der Forschung 1945 bis 1990. Verlag Staatliches Museum in Oświęcim 1993, ISBN 8385047174.
  • Robert Jan van Pelt/Debórah Dwork: Auschwitz. Von 1270 bis heute. Pendo Verlag, Zürich und München 1998, ISBN 3858423343.
  • Robert Jan van Pelt: The Case for Auschwitz. Bloomington/Indiana 2002 (oft als maßgeblich zitiert, nicht eingesehen)
  • Otto Schwerdt und Mascha Schwerdt-Schneller: Als Gott und die Welt schliefen ISBN 3929517272.
  • Theodor W. Adorno: Ob nach Auschwitz noch sich leben lasse. Ein philosophisches Lesebuch, hrsg. von Rolf Tiedemann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 1997, ISBN 3518118447.
  • Ka-Tzetnik 135633: Shivitti. Löhrbach 2005. ISBN 3922708501.
  • Weitere Literaturangaben und Weblinks auf der Seite Stammlager Auschwitz.

Quellen

  • Y. Gutman und M. Berenbaum (Hrsg.): „Anatomy of the Auschwitz Death Camp“, Indiana University Press, 1994
  • Jean-Claude Pressac: „Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes.“ Piper Verlag, 1995, ISBN 3-492-12193-4 englische Fassung online
  • Alfred Kantor (Vorw. Friedrich Heer) Das Buch des Alfred Kantor, Athenäum Verlag Frankfurt a.M.1987/ Mc Graw-Hill Company New York 1971


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