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Opernballdemo

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Als Opernballdemo bzw. Anti-Opernball-Demo werden Demonstrationen bezeichnet, die sich gegen den Wiener Opernball richteten, in den letzten Jahren aber verstärkt auch gegen gleichartige Veranstaltungen in anderen Stadten. Im Rahmen dieser Demonstrationen kam es immer wieder zu Straßenschlachten zwischen der Polizei und linken Opernballgegnerinnen und -gegnern.

Die Anfänge

Die erste Opernballdemo fand 1987 aus Protest gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage für atomare Brennstoffe im bayrischen Wackersdorf statt. Sie richtete sich gegen den Besuches des bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, der als Gast des Wiener Opernballs angekündigt warVorlage:Ref. Die Grüne Alternative Wien meldete für den 26. Februar 1987 eine Kundgebung vor der Oper an. Als die Polizei einen Zaun aus Wackersdorf, den eine Salzburger Bürgerinitiative als symbolischen Protest gegen Franz Josef Strauß aufgestellt hatte, abtransportieren wollte, eskalierte die Situation. Gegen 22 Uhr begann die Polizei auf die Demonstranten einzuprüglen und versuchte die aus rund 500 Menschen bestehende Demonstration aufzulösen. Ab diesem Zeitpunkt leisteten die Demonstrantinnen und Demonstranten aktive Gegenwehr. Am nächsten Tag war die österreichische Presse voll von Berichten über die nächtlichen Krawalle. Vorlage:Ref

Im darauf folgenden Jahr versuchte ein Personenkommite "Anti-Obern-Ball" eine Demonstration für den 11. Februar 1988, dem Tag des Opernballs, anzumelden. Nachdem die Medien schon im Vorfeld über mögliche Krawalle berichteten, untersagte die Polizei die angemeldete Kundgebung. Am Nachmittag des 11. Februars spannten Aktivistinnen und Aktivisten eine Kette über die Wiener Ringstraße und blockierte so den innerstädtische Verkehr, um gegen die polizeilichen Untersagung der Kundgebung zu protestieren. Über 3000 Menschen fanden sich trotz des Demonstrationsverbots am Abend in der Wiener Innenstadt ein, um gegen den Opernball zu demonstrieren. Bis nach 22 Uhr verlief die Demonstration friedlich. Dann fuhr ein Polizeiauto aus bisher nicht geklärten Gründen in eine Menschengruppe. Eine Frau blieb verletzt unter dem Auto liegen. Vorlage:Ref

Nach der Räumung der Aegidigasse

Die Räumung eines besetzten Hauses in der Aegidigasse, führte zu einer Steigerung der Militanz während der Opernballdemonstrationen 1989 und 1990, ausgehend sowohl von der Polizei, als auch von autonomen AktivistInnen. Am 2. Februar 1989 fand wieder eine Opernballdemo mit mehreren 1000 Menschen statt. Diesmal stand sie unter dem ironischen Motto "Eat the rich!". Auch in diesem Jahr wurde die Demonstration von der Polzei gewaltsam aufgelöst. Im Verlauf kaperten DemonstrantInnen ein Mercedes-Taxi und schoben es in eine Polizeiabsperrung. Die Polizei setzte Schlagstöcke und einen Wasserwerfer ein. 60 Teilnehmer mussten verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Mehrere Menschen wurden festgenommen, der Polizei wurden Misshandlungen bei und nach Festnahmen vorgeworfen.Vorlage:Ref Der Fahrer eines LKWs, der die Demonstration begleitete, wurde von der Polizei verhaftet und musste mehrere Wochen in U-Haft verbringen. Es kam zu einigen Verurteilungen von Demonstranten wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt.

90er Jahre

Die Opernballdemo am 22. Februar 1990 wurde immer wieder von Hooligans und Skinheads mit Schlagstöcken, Leuchtraketen und Messern angegriffen. Gegen 22 Uhr versucht die Polizei ebenso wie im Vorjahr die Demonstration gewaltsam aufzulösen. In der Folge kommt es noch stundenlang zu Kämpfen zwischen Demonstranten und Demonstrantinnen und der Polizei. Die Scheiben einer Filiale einer Supermarktkette wurden eingeschlagen und das Geschäft zum Teil geplündert. Es gab dutzende Verletzte, 30 Personen wurden festgenommen und zum Teil länger in Haft behalten.Vorlage:Ref

Im Jahr 1991 wurde der Opernball wegen des Golfkriegs abgesagt. Die Gegendemonstration fand trotzdem mit rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Diese wurde von der Polizei eingekesselt und die Teilnehmer einzeln perlustriert. In den folgenden Jahren wurden immer wieder Demonstrationen für den Tag es Wiener Opernballs angemeldet. Es beteiligten sich aber durchwegs weniger als 200 Menschen, in den späten 90er Jahren fanden in manchen Jahren gar keine Kundgebungen mehr statt.

Protestbewegung nach 2000

Erst im Jahr 2000 nach der Angelobung der aus ÖVP und FPÖ bestehenden Bundesregierung entstand ein große Protestbewegung, in deren Rahmen auch die Opernballdemo reaktiviert wurde. So überschnitt sich die Opernballdemo 2000 mit der am gleichen Tag stattfindenden Donnerstagsdemonstration gegen die schwarz-blaue Regierung. Zwischen 12-und 15.000 Menschen beteiligten sich. Gegen 22.00 Uhr ließ sich der als Adolf Hitler verkleidete Schauspieler Hubsi Kramer in einem Luxuswagen zur Staatsoper chauffieren, stieg aus und ging in die Oper. Auf der Treppe zum Ballsaal wurde er verhaftet. Kurze Zeit später wurde auch sein Chauffeur verhaftet, bei dem es sich ebenfalls um einen Schauspieler handelte. Im Anschluss an die Demonstration kam es zu vereinzelten Übergriffen durch die Polizei. Gegen 0:45 wurden zwei vermutliche Demonstranten von vermummten Polizisten in Zivil mit gezogener Pistole aus einem Taxi gezerrt und verhaftet. Vorlage:Ref

Die Opernballdemo im Jahr 2001 erinnerte an die 80er Jahre, sowohl was die Teilnehmerzahlen anbelangt als auch was das Vorgehen der Polizei betrifft. Diesmal kam es bereits vor 22 Uhr zu einem massiven Prügeleinsatz gegen die etwa 2000 DemonstrantInnen. Mehr als 40 Menschen wurden Festgenommen. In den frühen Morgenstunden wurde das Ernst Kirchweger Haus in Wien-Favoriten von der Polizei gestürmt und nach "Waffen" durchsucht. Auch die Türen der im Ernst Kirchweger Haus befindlichen TATblatt-Redaktion wurden aufgebrochen, mehrere Redaktionscomputer zerstört. Vorlage:Ref

Die Opernballdemo im darauffolgenden Jahr verlief vergleichsweise ruhig. Die Opernballdemos der Jahre 2003 und 2004 richteten sich neben den Protest gegen die schwarz-blaue Regierung vor allem gegen den Irakkrieg. Im Jahr 2006 wurde auf die "Opernballdemo" gänzlich verzichtet.

Quellen

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Literatur

Robert Foltin: Und wir bewegen uns doch - Soziale Bewegungen in Österreich, 2004, ISBN 3-9501925-0-6