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Transzendentale Analytik

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Die tranzendentale Analytik ist ein vielbeachteter Teil von Kants Kritik der reinen Vernunft. Sie bildet den ersten Hauptabschnitt der transzendalen Logik.

Das Problem der transzendentalen Analytik lautet: Wie kommt Erkenntnis zustande?

Die transzendentale Ästhetik zeigte, dass Begriffe ohne Anschauungen leer sind. Dass Anschauungen ohne Begriffe blind sind, wird nun die Analytik, als erster Abschnitt der transzendentalen Logik, belegen. Diese Logik befasst sich mit den Gesetzen des formalen Denkens, sofern sie a priori auf Gegenstände der Anschauung bezogen werden können.

Dazu untersucht Kant die Tätigkeit des Verstandes. "Verstehen" heißt "Urteilen". Dieses geschieht durch Begriffe: Urteile sind Verbindungen von Begriffen zu einem höheren Begriff und schließlich Vermittlungen zur Einheit. Aus der Tradition der Logik übernimmt Kant die Urteilstafel, die er als apriorischen Leitfaden der Einheitsstiftung des Verstandes deutet. Aus der Urteilstafel deduziert Kant die Kategorien, die a priori und transzendental gelten.

transzendentale Deduktion

Wie sich die Verstandeskategorien a priori auf Gegenstände der Anschauung beziehen, wird im Kapitel der transzendentalen Deduktion erforscht. Der Grundgedanke ist folgender: Die Bedingungen unter denen der Mensch sich seiner selbst als in der Zeit identisches Subjekt bewusst werden kann, und die Bedingungen, unter denen er von Gegenständen Erfahrung haben kann, verweisen aufeinander. Ohne durchgängiges Selbstbewusstsein keine Erfahrung und vice versa. Das "Ich denke", die "transzendentale Apperzeption", muss alle Vorstellungen begleiten. "Das notwendig subjektive Ich denke ist die objektive Bedingung für das Erkennen von Gegenständen."

In einem zweiten Schritt zeigt Kant, dass die Kategorien zudem die Gesetzmäßigkeit der Gegenstände bestimmen. Gesetze existieren nicht in den Erscheinungen, sondern nur in deren Bezug auf das Subjekt. Die Kategorien sind somit allgemein und notwendig.

Analytik der Grundsätze

Wie Kategorien auf die Gegenstände der Erfahrung angewandt werden, erörtert Kant in der Analytik der Grundsätze, die er auch als Transzendentale Doktrin der Urteilskraft bezeichnet. Sie ist das Vermögen, unter den Verstandesregeln zu subsumieren. Woran erkennt man beispielsweise, wann man es in der Anschauung mit einer Substanz zu tun hat, wenn die Kategorie der Substanz im Verstande liegt? Zwischen Anschauungen und Kategorientafel vermitteln transzendentale Schemata der Zeit (Zeitreihe, Zeitordnung, Zeitinhalt und Zeitinbegriff).

Aus der Kategorientafel entwickelt Kant das System der Grundsätze. Dies sind synthetische Urteile a priori, die als Bedingungen von Naturerkenntnis und damit als Fundamentalgesetze der Natur fungieren. Kant unterscheidet:

1. Axiome der Anschauung

2. Antizipationen der Wahrnehmung

Diese ersten beiden Grundsätze, die mathematischen Grundsätze, lassen uns die Dinge als extensive und intensive Größen erkennen.

3. Analogien der Erfahrung

4. Postulate des empirischen Denkens

Diese letzten beiden, die dynamischen Grundsätze, bestimmen das Dasein der Dinge (für uns): die Analogien bestimmen es nach dem Verhältnis der Gegenstände untereinander, die Postulate nach dem Verhältnis, welches die Erscheinungen in Bezug auf das Erkenntnisvermögen besitzen.

Alle Grundsätze sind genau und nur Prinzipien a priori der Möglichkeit von Erfahrung.

In der Analytik zeigt Kant wie reine Naturwissenschaft möglich ist. Die gesetzmäßige Ordnung der Erscheinungen nennen wir Natur, ihre Gesetze Naturgesetze. Ihr Ursprung liegt im Verstande. Und so kann Kant sagen, dass die Bedingungen der Erkenntnis der Gegenstände zugleich die Bedingungen der Gegenstände der Erkenntnis sind. Eine Revolution der Denkungsart, die gemeinhin als kopernikanische Wende gilt, obwohl der Vergleich missverständlich ist.

Literatur