Browserkrieg
Als Browserkrieg wird die Verdrängung des Netscape Navigator durch den Internet Explorer der Firma Microsoft bezeichnet.
Als 1995 die Benutzung des World Wide Web populär wurde, hatte der Browser Netscape Navigator einen weltweiten Marktanteil von über 80 Prozent. Der Navigator wurde damals von einer relativ kleinen Softwarefirma namens Netscape Communications Corporation kostenlos verschenkt. Mit der Verbreitung des Navigators wollte man die Nachfrage der eigenen Server-Produkte steigern. Zu selben Zeit unterschätzte Microsoft die spätere Entwicklung des Internets und wies dem neuen Medium kaum Bedeutung zu. Dieses sollte sich schlagartig ändern, als Bill Gates beschloss massiv in das Internet zu investieren und ein Konkurrenzprodukt zum Navigator zu entwickeln. Microsoft befürchtete, dass sich Netscape zu einem ernsthaften Konkurrenten entwickeln könnte: "Microsoft ran the risk of being made irrelevant as the technology advanced14". Weit gravierender als der Verlust der Technologieführerschaft, falls sich Netscape tatsächlich zu einem ernsthaften Konkurrenten entwickelt hätte, war die Tatsache, das der Navigator nicht nur auf Betriebssystemen von Microsoft lief, sondern auch für Konkurrenz-Plattformen angeboten wurde. Damit gefährdete Netscape indirekt Microsofts Monopol auf Betriebssysteme für Personalcomputer.
Im August 1995 veröffentlichte Microsoft die erste Version seines Internet Explorers. Mit einem eigenen Browser wollte Microsoft nicht wie Netscape die Nachfrage nach Serverprodukte steigern, sondern den Marktanteil des Navigator eindämmen, der das Monopol gefährdete. Dabei hatte der Monopolist zwei entscheidene Vorteile gegenüber Netscape: zum einen verfügte man über wesentlich mehr finanzielle Mittel als der Konkurrent, und zum anderen konnte man den Browser einfach mit seinen Betriebssystemen bündeln, wodurch dieser erheblich an Marktanteil gewinnen würde. Nach Berichten des amerikanischen Bundesgerichts investierte Microsoft jährlich mehr als 100 Millionen US-Dollar in die Entwicklung und Vermarktung des Internet Explorers15. Während das ursprüngliche Internet Explorer Team von 1995 aus "nur" 5 bis 6 Mitgliedern bestand, waren es ein Jahr später schon 100. 1999 arbeiteten 1000 Mitarbeiter (das waren mehr Mitarbeiter als Netscape insgesamt je an Angestellte hatte16) an der Entwicklung und Vermarktung des Browsers, was angesichts eines relativ kleinen Softwareprojektes wie die Entwicklung eines Browsers eine erhebliche Größenordnung darstellt. Durch die zusätzliche Integration des Internet Explorers in das Windows-Betriebssystem, welches auf 95% aller neu verkauften Personalcomputern installiert wird, versuchte Microsoft den Marktanteil des Internet Explorers zu erhöhen.
Diesem Aufwand hatte Netscape nichts entgegen zusetzen, was zur Folge hatte, dass der Marktanteil des Navigator von 1995 bis 2003 von über 80 Prozent auf unter vier Prozent sank, während der Marktanteil des Internet Explorers im selben Zeitraum von unter drei Prozent auf über 95 Prozent stieg. 1998 wurde Netscape von AOL für 4,2 Milliarden US-Dollar aufgekauft17. Seitdem wurden viele der Enwickler des Navigator entlassen und zwischenzeitlich sollte die Arbeit sogar ganz eingestellt werden18.