Republik Elsaß-Lothringen

Die Republik Elsaß-Lothringen war eine proklamierte unabhängige Nation nach dem Ersten Weltkrieg, die nur für die kurze Zeit zwischen der Entlassung des Reichslandes Elsaß-Lothringen und der Eingliederung in Frankreich in Form von drei Départements Bestand hatte.
Geschichte

Nachdem in Berlin nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg am 9. November die Republik ausgerufen worden (Novemberrevolution), und der Kaiser Wilhelm II. am 10. November 1918 aus seinem Hauptquartier im belgischen Spa in die Niederlande geflohen war, trat am 11. November trat der Waffenstillstand von Compiègne in Kraft, der u. a. vorsah, dass das damalige deutsche Reichsland Elsass-Lothringen innerhalb von 15 Tagen zu räumen ist.[1] Wilhelm dankte zwar offiziell erst am 28. November 1918 ab, aber das Reichsland Elsaß-Lothringen war durch die Flucht des Staatsoberhauptes de facto in die Unabhängigkeit entlassen. Der Landtag des entlassenen Reichslandes unter Eugen Ricklin rief dann am 11. November 1918 die unabhängige Republik Elsaß-Lothringen aus. International fand diese jedoch keine Anerkennung, da die Kriegsziele der Alliierten den Anschluss Elsaß-Lothringens an Frankreich vorsahen. Bereits im Oktober hatte Reichskanzler Max von Baden in der Absicht, einen Anschluss des Gebietes an Frankreich zu verhindern, den Alliierten eine unabhängige Republik Elsass-Lothringen angeboten, was diese jedoch abgelehnt hatten[2]. Schon nach etwa einer Woche rückten französische Truppen ein: am 17. November in Mülhausen, dann in Colmar und Metz, und am 21. November wurde Straßburg erreicht. Somit war es schnell vorbei mit der Unabhängigkeit des Gebietes. Besonders die aus dem übrigen Deutschen Reich seit 1871 nach Elsass-Lothringen zugezogenen Bewohner hätten eine unabhängige Republik bevorzugt, da sie Vergeltungsmaßnahmen der Franzosen fürchteten und waren von der Entwicklung enttäuscht. Anfangs reagierten aber auch die meisten Bevölkerungsteile euphorisch auf den Anschluss an Frankreich. Als die Franzosen aber begannen, ihre Assimilationspolitik durchzusetzen, ließ auch bei diesen die Begeisterung nach. Heute ist die kurze Zeit bestehende Republik kaum bekannt, es gibt aber immer noch Stimmen, die enttäuscht davon sind, dass sie nur so kurz Bestand hatte. Die Republik Elsaß-Lothringen gilt als eines der kurzlebigsten staatsähnlichen Gebilde der Geschichte.
Nachwirkungen
Aufgrund der französischen Assimilierungspolitik wuchs innerhalb der elsässischen Bevölkerung der Missmut. Dies förderte eine starke autonomistische Bewegung. Bei den Wahlen zur französischen Abgeordnetenkammer erzielten die elsässischen Autonomisten, die mit der kommunistischen Partei sowie den bretonischen und korsischen Nationalisten kooperierten, in allen elsässischen Wahlkreisen die absolute Mehrheit der Stimmen. Die Abgeordneten und Politiker, die sich für Autonomie aussprachen, wurden vom französischen Staat oft zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt, der Führer der Autonomistenpartei, Karl Roos, am 7. Februar 1940 in Nancy wegen angeblicher Spionage hingerichtet.
Einzelnachweise
- ↑ „III. Sofortige Räumung der besetzten Gebiete: Belgien, Frankreich, Luxemburg sowie von Elsaß-Lothringen. Sie ist so zu regeln, daß sie in einem Zeitraum von 15 Tagen nach Unterzeichnung des Waffenstillstandes durchgeführt ist. Die deutschen Truppen, welche die vorgesehenen Gebiete in dem festgesetzten Zeitraum nicht geräumt haben, werden zu Kriegsgefangenen gemacht. Die gesamte Besetzung dieser Gebiete durch die Truppen der Alliierten und der Vereinigten Staaten wird in diesen Ländern dem Gang der Räumung folgen. […]“, laut Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten. Compiègne, 11. November 1918
- ↑ Alexander Smoltczyk: Der letzte Mann. Charles Kuentz aus Colmar ist der einzige überlebende Frontkämpfer der deutschen Armee, in: Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, Spiegel-Spezial, 01/2004, 31. März 2004