Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen
Der Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen VDEV ging 1847 anlässlich einer in Pest (damals Kaisertum Österreich) abgehaltenen Generalversammlung aus dem am 10. November 1846 gegründeten Verband der preußischen Eisenbahnen hervor, der als Vereinigung von zehn preußischen Eisenbahnverwaltungen gegründet worden war, um durch eine Vereinheitlichung der Betriebsmittel, Ausrüstungen und Vorschriften den Eisenbahnbetrieb zwischen den einzelnen Verwaltungen zu vereinfachen. Der Verein war auch maßgeblich an der Einführung des metrischen Systems, des einheitlichen Münzwesens und der Standardzeit beteiligt. Ab 1932 firmierte er als Verein Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen VMEV.
Die Idee
Der Nationalökonom Friedrich List machte schon 1836 in seinem 1835 in Leipzig gegründeten "Eisenbahn-Journal" den damals bestehenden Komitees und Verwaltungen deutscher Eisenbahnen den Vorschlag einer "Vereinigung sämtlicher deutscher Eisenbahnverwaltungen" zum Zweck des Austauschs der Erfahrungen aus dem Betrieb und der Information über alle Erfindungen und Verbesserungen des Eisenbahnwesens.
Die Gründung
Die Idee von Friedrich List wurde von Franz George Friedrich Rhades übernommen. Er verstand es die Verwaltung der Berlin-Stettiner Eisenbahn - der er als Vorsitzender des Verwaltungsrats vorstand - für die Idee zu begeistern. So kamen auf Einladung der Berlin-Stettiner Eisenbahn im November 1846 in Berlin die Deputierten von zehn Eisenbahn Direktionen zusammen [1] und gründeten den "Verband der Preussischen Eisenbahn-Directionen". Gründungsmitglieder waren die Berlin-Anhalter Bahn, die Berlin-Hamburger Bahn, die Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn, die Berlin-Stettiner Bahn, die Breslau-Schwednitz-Freiburger Bahn, die Bergisch-Märkische Bahn, die Düsseldorf-Elberfelder Bahn, die Magdeburg-Leipziger Bahn, die Oberschlesische Bahn und die Rheinische Bahn.
Die weitere Entwicklung
Während zum Zeitpunkt der Gründung das Wirkungsgebiet des Vereins mit dem Gebiet der "Gesamtheit der preußischen Eisenbahnen" umschrieben wurde erweiterte man dies bereits mit der Generalversammlung von 1847 - die vom 28. bis 29. Juni in Köln stattfand - auf "alle Eisenbahnen Deutschlands".[2] Dieser Beschluss wurde 1858 auf der Versammlung in Triest so erweitert dass nunmehr alle Eisenbahnverwaltungen dem Verein beitreten können die ihr Domicil in einem von dem Deutschen Bund regierten Land haben.[3] Auf einer weiteren Generalversammlung in Köln 1861 wurde der Beschluss gefasst "dass es der Generalversammlung des Vereins vorbehalten bleibe auch solche nicht deutschen Eisenbahnverwaltungen aufzunehmen, welche zu einer deutschen Bahn im gegenseitigen direkten Transportverkehr stehen" [4]
Das Wachstum des Vereins war beachtlich. Bereits 1850 hatte er 48 Mitglieder (44 deutsche und 4 österreichische und ungarische).[5] Im Juli 1870 zählte man bereits 77 Eisenbahnverwaltungen mit einer gesamten Streckenlänge von 29.479 km zu den Mitgliedern..[6]
Die politischen Ereignisse von 1866 und 1871 hatten auf den Umfang des Vereins keinen besonderen Einfluss. Sie führten lediglich dazu dass man das engere Vereinsgebiet nach Gründung des Deutschen Reiches zusätzlich um die Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie, dem Königreich der Niederlande und dem Großherzogtum Luxemburg erweiterte.
Die 1884 institutionalisierten k.k. Staatsbahnen (kkStB) wurden Mitglied des Vereins. Das Vereinsnetz erfuhr seine größte Ausdehnung 1919 mit 111.500 km.
Die Fachzeitschriften des Vereins
Die Zeitung des Vereins
In den Anfangsjahren von 1847 - 1860 diente dem Verein die von den technischen Mitgliedern der Württembergischen Eisenbahnverwaltung K. Etzel und L. Klein in Stuttgart herausgegebene "Eisenbahnzeitung" als Plattform für alle Veröffentlichungen und Mitteilungen.[7]. Die Generalversammlung beschloss 1860 die Gründung einer eigenen Zeitung mit dem Namen "Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen" welche zunächst im Selbstverlag bei J.C. Hinrich in Leipzig erschien. 1876 wechselte der Erscheinungsort nach Berlin, 1898 wurde der Verlag Julius Springer der Herausgeber. Die Zeitung erschien zweimal wöchentlich.
In der Zeitung veröffentlichte die geschäftsführende Verwaltung alle Mitteilungen über Vereinsangelegenheiten. Sie diente außerdem allen Vereinsverwaltungen zur Veröffentlichung ihrer Tarif- und sonstigen Bekanntmachungen. Die Kosten der Zeitung - welche um 1910 eine Auflage von ca. 8000 Stück hatte - wurden, soweit sie nicht durch Einnahmen aus Privatanzeigen sowie durch Verkäufe an Nichtmitglieder gedeckt wurden, von der Vereinskasse getragen.
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens
Nachdem man erkannte dass die Vereinszeitung nicht genügend Raum für Berichte über die technischen Fortschritte bot beschloss die Generalversammlung 1862 das von E. Heusinger v. Waldegg gegründete "Organ" als technisches Fachblatt mitzubenutzen..[8]. 1906 wurde beschlossen das Organ zum eigentlichen technischen Fachblatt des Vereins zumachen. Seit dem 1. Januar 1907 erscheint des Organ im Auftrag des Vereins in 24 jährlichen Halbmonatsschriften.
Einzelnachweise
- ↑ Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, No. 34 von 1871, Seite 687
- ↑ Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, No. 34 von 1871, Seite 687
- ↑ Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, No. 34 von 1871, Seite 687
- ↑ Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, No. 34 von 1871, Seite 687
- ↑ Röll, Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Wien, 1923, Band 10, S 93 - 100
- ↑ Röll, Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Wien, 1923, Band 10, S 93 - 100
- ↑ Röll, Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Wien, 1923, Band 10, S 93 - 100
- ↑ Röll, Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Wien, 1923, Band 10, S 93 - 100
Literatur
- Hof: Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart. Reimar Hobbing, Berlin 1911.
- Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Wien 1912.
- Hundert Jahre Deutsche Eisenbahnen. Verkehrswissenschaftliche Lehrmittelgesellschft m.b.H., Leipzig 1938.