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Shanghai

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Die Hafenstadt Schanghai (engl. und offizielle chinesische Schreibweise Shanghai) ist die größte Stadt Chinas und eine der bedeutendsten Industriestädte Chinas ("Tor zur Welt", "Drachenkopf-Metropole", "Perle des Orients") mit 13,4 Mio. Einwohnern (im Stadtgebiet), insgesamt im Ballungsgebiet 16,74 Mio., davon etwa 3,9 Mio. Wanderarbeiter (in 2000). Die Bevölkerungsdichte im Stadtgebiet beträgt maximal 4672 Menschen/km&sup2.

Geographie

Schanghai liegt im Mündungsgebiet des Chang Jiang (Jangtsekiang) am Huangpu-Fluss, auf 31°14' Nördlicher Breite und 121°29' östlicher Länge. Schanghais Status ist der einer Provinz, die Stadt ist direkt der Zentralregierung in Beijing (Peking) unterstellt. Die Nachbarprovinzen sind Jiangsu im Nordwesten und Zhejiang im Südwesten.

Lage:
Datei:China Shanghai.png

Die Topographie ist flach, die Provinz liegt in der Schwemmebene des Jangtse-Deltas. Durchschnittliche Höhe über dem Meeresspiegel: 4 m. Höchster Berg: She Shan mit 100 m ü. NN (und einer Seilbahn).

Die Fläche der Provinz beträgt 6340,5 km&sup2, davon sind 3924,2 km&sup2 urbanes Gebiet und 2416,3 km&sup2 ländlicher Raum. Die Fläche der eigentlichen Stadt Schanghai beträgt 375 km&sup2.

Weitere Orte in der Provinz Schanghai: Anting, Baoshan, Jiading, Jinshan, Qingpu und Songjiang.

Die Provinz Shanghai besteht aus 6 Kreisen: Chongming, Nanhui, Fengxian, Jinshan, Songjian und Qingpu.

Die Stadt Shanghai ist in 14 Bezirke unterteilt: Huangpu, Luwan, Changning, Putuo, Hongkou, Minhang, Jiading, Xuhui, Jing'an, Zhabei, Yangpu, Baoshan, Pudong und Nanshi.

Klima

Shanghai hat ein angenehmes, subtropisch marines Monsunklima mit 4 ausgeprägten Jahreszeiten, wobei Frühjahr und Herbst vergleichsweise kurz ausfallen. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 17,6° C. Der Jahresniederschlag beträgt etwa 1300 mm, davon fallen 50% in die Zeit von Mitte Mai bis Mitte September (Flutsaison). In diesem Jahresabschnitt gibt es 3 ausgeprägte Regenperioden: Die "Frühlingsregen", die "Pflaumenregen" und die "Herbstregen".

Günstigste Reisemonate: April bis Juni und Mitte September bis November.

Ungünstigste Reisemonate: Juli und August, mit Temperaturen bis zu 40°C und Luftfeuchtigkeiten bis 100%.

Umwelt

Shanghai wird von schweren Umweltproblemen geplagt. Die vorherrschenden Probleme sind Smog, Lärmbelastung und die Verschmutzung der Flüsse. Seit 1996 Shanghai zu einer der am stärksten umweltgeschädigten Städte weltweit erklärt wurde, versuchen die Behörden aber die Umweltprobleme in den Griff zu bekommen.

Allgemeines

Schanghai in chinesischer Schrift:
Die Silben bedeuten shang und hai

Der Name "Schanghai" bedeutet in etwa "Stadt über dem Meer". Der Kurzname für Schanghai ist "Hu" (nach einem im 3. Jahrhundert verwendeten Fischereigerät), dies wird auch an Autokennzeichen verwendet.

Das Zeichen "hu":
Das Zeichen hu

Der lokale Dialekt ist eine der Varianten des ostchinesischen Wu-Dialektes.

Geschichte

Erste Spuren von Besiedelung in der Region reichen bis etwa 4000 v. Chr. Schanghai wird erstmals 960 als Dorf erwähnt. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung des Jangtse-Deltas wächst auch Schanghai. 1074 erhält Schanghai ein eigenes Steuerbüro. 1264 wird es mit drei anderen Dörfern zusammengelegt. Als Hafen gewinnt Schanghai immer weiter an Bedeutung, insbesondere für Suzhou dient Schanghai als Umschlagplatz. Mitte des 16. Jahrhunderts Befestigung mit einer Stadtmauer, zum Schutz gegen japanische Piraten. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts bedeutendes Baumwoll- und Textilzentrum, bereits 200.000 Einwohner. Schanghai hat jedoch bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts keine weltbedeutende Rolle.

Die westliche Prägung von Shanghai begann nach dem ersten Opiumkrieg. Die neuen Kolonialmächte legten als Bedingung im Frieden von Nanjing 1842 (ratifiziert 1843)) die Herausgabe von Konzessionen für eine französische, britische und amerikanische Zone auf. 1854 wird das Shanghai Municipal Council gegründet, eine Verwaltungsorganisation für die Handelsniederlassung der Europäer und Amerikaner. Die Ausländer dehnen ihre Konzessionen immer weiter aus und erhalten Exterritorialrechte. Daher dienen diese Gebiete als Fluchtort für viele Menschen während Taiping-Rebellion. Dadurch wächst die Einwohnerzahl Schanghais beträchtlich, auch die wirtschaftliche Bedeutung wächst inmitten der verwüsteten Umgebung. Auch später beim Boxeraufstand (1900) und dem Sturz des letzten Kaisers (1911) flüchten viele Menschen in die internationalen Konzessionen.

Mit Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde Schanghai eine echte Weltstadt. Um 1900 erreicht Schanghais Bevölkerungszahl die Millionengrenze. Von 1918 ist Schanghai der Wirkungsort von Dr. Sun Yatsen. Aldous Huxley hatte 1926 in keiner Stadt je einen solchen Eindruck von einem dichten Morast üppig verflochtenen Lebens wie hier. Die Stadt wurde zum Synonym für Sünde, Abenteuertum und Reichtum.

Auch der Kommunismus in China findet in Schanghai seine Wurzeln. 1915 begann Chen Duxiu mit der Herausgabe der Zeitschrift 'Jugend', die später unter dem Namen 'Neue Jugend'(Xin Qingnian) großen Einfluss auf die Bevölkerung ausübte. Die Chinesen entwickelten zunehmendes Interesse für Politik und erlangten ihr Nationalbewusstsein zurück. Mit dem Versailler Vertrag fielen nach dem 1. Weltkrieg alle deutschen Besitztümer in China an Japan, anstatt China zurückgegeben zu werden. Dies führt 1919 zur Bewegung des 4. Mai. Chen Duxiu ist einer der Organisatoren der Proteste. In Schanghai schlossen sich Studenten mit Arbeitern zusammen, Streiks wurden organisiert. Am 5.Juni 1919 fand ein grosser Generalstreik statt. Die Proteste führen zu zunehmendem Interesse am Marxismus. 1921 wurde in Schanghai u.a. von Mao Zedong (Mao Tse-tung) die Kommunistische Partei Chinas gegründet. Die 'ausländischen Imperialisten' wurden zunehmend zum Gegner für die Proteste. Am 30. Mai 1925 eröffneten Briten das Feuer auf Demonstranten. 1927 werden Massenaufstände durch Chiang Kai-shek brutal niedergeschlagen. Innerhalb weniger Wochen werden in Schanghai über 5000 Menschen ohne Gerichtsverhandlung exekutiert.

Schanghai ist auch ein Ort deutscher und österreichischer Geschichte, es war der letzte Zufluchtsort vor der Verfolgung durch Nazi-Deutschland, weil hier kein Visum benötigt wurde: unter anderem waren 4000 Österreicher hierhergeflüchtet. 1943 internierten die Japaner alle Ausländer. Der Film Escape to Shanghai von Chen Yi Fei begleitet den Violinisten Heinz Gruenberg nach 50 Jahren zurück nach Schanghai [1].

Mit dem 2. Weltkrieg und der Besetzung durch die Japaner verlor die Stadt an Bedeutung. Ab Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts wieder Weltstadt, da Schanghai das Zentrum der Öffnung Chinas zum "Westen" ist.

Schanghai alt: Teehaus im Yu Yuan (Yu Garten)
Das berühmte Teehaus im Yu Garten, eine Touristenattraktion

Schanghai ist heute die modernste und westlichste Stadt in China. Der historische Kern ist nur noch als Touristenattraktion vorhanden, zunehmend Bau von Wolkenkratzern bei 24-stündiger Bautätigkeit. Der historische ferne Osten drückt sich lediglich noch in den Schriftzeichen und Touristenattraktionen aus. Schanghai hat kein altes Zentrum mehr. Die Stadtväter bauten am Renmin Guang Chang (Peoples Square, Platz des Volkes), der zu Kolonialzeiten eine Pferderennbahn war, ein extravagantes Opernhaus und von 1993 bis 1996 ein Museum von internationalem Rang, das Shanghai Museum. Es ist das viertgrößte in China zeigt es, 30 Meter hoch, auf 7 Geschossen einen Blick über die chinesische Kulturgeschichte.

Die alten Li Longs [2] in den ehemalgen französischen und englischen Bezirken, wo drei Generationen in einem Apartment lebten, wurden abgerissen. Sie waren oft aus einer Kombination Holz/Ziegel/Gips oder Beton/Stahl gebaut. Der sog. Glockenmann, der früher bei Feuer Alarm gab oder zum Schlafen mahnte ist heute ein Job armer Leute: er zieht von Tür zu Tür und kauft Plastik und alte Recycle-Ware.

Die meisten Wolkenkratzer werden in Pudong errichtet, dort steht auch das höchste Gebäude in Schanghai, der Jinmao Tower mit 420,6 m. Die höchste Struktur in Schanghai ist der Fernsehturm in Pudong (Pearl Of The Orient Tower) mit 467,9 m. Ebenfalls in Pudong soll das Shanghai World Financial Center mit 494,0 m Höhe errichtet werden.

Schanghai neu: Pudong Nächtliche Skyline:
Pudong Skyline: Halblinks der Pearl Of The Orient Tower, ganz rechts der Jinmao Tower

Wirtschaft

Mit Beginn der Chinesischen Wirtschaftsreformen Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde Schanghai zunächst von den südlichen Provinzen, wie z. B. Guangdong überflügelt. Mit Beginn der 90er Jahre wurde von der chinesischen Regierung unter Jiang Zemin heftig in Schanghai investiert, mit dem Ziel ein neues Wirtschaftszentrum in Ostasien zu gründen.

Schanghai und Hongkong sind Rivalen um den Rang der größten Wirtschaftsmetropole in China. Hongkong hat hier den Vorteil der längeren Erfahrung, besonders im Bankwesen. Schanghai hat engere Verbindungen zum chinesichen Hinterland und ist enger mit der Zentralregierung verbunden. Gleichzeitig hat Schanghai mehr Raum für Neuinvestitionen, während in Hongkong der Platz eher begrenzt ist.

Das jährliche Wirtschaftswachstum in Schanghai beträgt zur Zeit etwa 12%.

1984 wurde in Anting von VW als Joint Venture die erste Autofabrik mit "westlichen" Fahrzeugen gebaut. Shanghai Volkswagen (SVW) hat einen ca. 50%igen Marktanteil in China, obwohl die Fahrzeuge verhältnismäßig teuer angeboten werden. Die hohen Importzölle auf Autos aus dem Ausland machen diese jedoch noch teurer. Das Strassenbild in Schanghai ist geprägt von "Santana"- und "Santana 2000"-Taxis.

Eine Autonummer:
Ein Schanghaier Autokennzeichen (AY=Mietwagen) an einem Shanghai Volkswagen Santana 2000

Nach dem WTO-Beitritt Chinas anlässlich der APEC-Konferenz 2001 werden stufenweise die Importzölle gesenkt.

Schanghai war der Initialmarkt für westliche Supermärkte in China. Auffallend sind die "Hygienebestrebungen" der ausländische Konzerne, die sich deutlich von denen der chinesischen Märkte unterscheiden: frisch ist in China gleichbedeutend mit lebend. So werden hier lebende Schlangen, Schildkröten und Frösche angeboten, dagegen bieten die westlichen Supermärkte nur abgepackte Ware mit - nach chinesischer Auffassung - zweifelhafter Frische an.

Nahezu jedes Produkt wird gefälscht: Das "Faking" von Produkten hat sich als einträglicher Markt entwickelt, die den Investoren das "Entwickeln von Gewinnspannen" erschweren. China ist ein großer, aber schwieriger Markt. Trotz Studien verhält sich der chinesische Konsument anders als vorhergesagt: So verkaufte sich Kernseife als absolutes Billigprodukt überraschend gut; 20% aller Produkte sind Hightech-Güter, wie etwa der Legend Computer, Firmengründung 1984 als Ableger der staatlichen "Chinese Academy of Sciences" [3] oder Haier-Kühlschränke, die auch auf dem USA-Markt einen großen Anteil haben [4].

Am 31. Dezember 2002 startete der in Kooperation mit Deutschland gebaute Transrapid (eine Magnetbahn) seine Jungfernfahrt zum 32 km entfernten internationalen Flughafen Pudong. Die Baukosten betrugen etwa 1,2 Milliarden Euro. Die Höchstgeschwindigkeit ist 430 km/h.

Die Weltausstellung (EXPO) 2010 wird in Schanghai stattfinden.

Kultur

Das bereits erwähnte Shanghai Museum ist eines der kulturellen Zentren der Stadt. Gegründet 1952 an der Nanjing West Road und zunächst im ehemaligen Pferderennklub angesiedelt, wurde es 1959 in die Henan South Road ausgelagert. 1992 wurde beschlossen, das Museum am Renmin Guang Chang (Peoples Square) anzusiedeln. Der Architekt des Neubaus war Xing Tonghe. Baubeginn war 1993, das Gebäude wurde 1996 fertiggestellt. Das Museum hat 10 Gallerien, die einen vollständigen Überblick über die chinesische Kunstgeschichte bieten.

Das Opernhaus (Shanghai Grand Theater) steht ebenfalls am Renmin Guang Chang. Ein beeindruckendes Gebäude mit 40 m Höhe. Baubeginn 1994, Einweihung 1998. Es gibt 3 Aufführungsräume: Der Hauptraum bietet 1800 Sitzplätze, daneben ein mittelgrosser Raum mit 600 Plätzen und einen Raum mit 250 Sitzplätze für Kammermusikaufführungen. Die Designer waren: France's Arte Jean-Marie Charpentier & Associates.
Datei:Shanghai Grand Opera.jpg

Siehe auch: schanghaien, Shenzhen

Bücher

  • Nien Cheng: Leben und Tod in Schanghai. Ullstein Fachverlage, 1989
  • Ching Tsao: Auf den Flügel der Zeit: mein Leben in Shanghai. München: von Schröder, 2002.