Dschaisch al-Islam
Dschaisch al-Islam (arabisch جَيش الإسلام, DMG Ǧaiš al-Islām ‚Armee des Islams‘) ist eine radikal-salafistische, militante palästinensische Organisation, über deren Ziele und Beweggründe nur sehr wenig bekannt ist.
Die Gruppe verfolgt die Ziele des Heiligen Krieges, des Dschihad. Sie wird mit dem palästinensischen Familienclan Dughmusch in Verbindung gebracht; deren Oberhaupt gibt aber an, dass die Mitglieder seines Clans auch Angehörige von al-Fatah, Hamas und des Volkswiderstandskomitees seien. Die Gruppierung besteht nach Angaben des Clanführers Mumtaz Dughmusch auch aus Kämpfern, die nicht zu seinem Clan gehören.[1]
Im Juni 2006 waren Aktivisten dieser Gruppe an der Entführung des israelischen Soldaten Gilad Schalit beteiligt, die Israel zum Anlass seiner Operation Sommerregen genannten Attacken auf Gaza nahm. An der Aktion, bei der zwei weitere Soldaten der Tzahal getötet wurden, sollen auch Militante der al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden und des Islamischen Dschihads beteiligt gewesen sein. Die Gruppierung Armee des Islams war zuvor völlig unbekannt gewesen. Abu Muthana ist für diese Gruppe öffentlich aufgetreten.
Die Gruppe steht auch hinter Entführung und Geiselhaft des BBC-Reporters Alan Johnston im April 2007. Berichte aus Israel vom 21. März, die Gruppierung sei für das Verschwinden des Reporters verantwortlich, hatte die Gruppierung abgestritten,[2] aber am 9. Mai 2007 übermittelte die Gruppierung ein Videoband an Al-Dschasira, das Johnston zeigt, und forderte zudem die Freilassung muslimischer Häftlinge im Vereinigten Königreich, insbesondere des in britischer Auslieferungshaft einsitzenden Abu Qatada, dem die Abschiebung nach Syrien droht.[3][4]
Nach der Machtübernahme im Gazastreifen hat Hamas die Freilassung Alan Johnstons gefordert und ein Ultimatum gestellt. Hamas warf der Gruppe auch vor, mit Mohammed Dahlan, dem Führer von al-Fatah im Gazastreifen zu sympathisieren; dies wurde aber von dem Clanoberhaupt der Dughmuschs zurückgewiesen.[1] Am 4. Juli 2007 wurde Johnstons schließlich von seinen Entführern freigelassen und der Hamas übergeben.[5]
Das ägyptische Innenministerium bezeichnete die Gruppe als verantwortlich für den Terroranschlag am 1. Januar 2011 in Alexandria, doch ein Sprecher der Organisation hat dies dementiert.[6]
Im September 2015 wurde bekannt, dass Dschaisch al-Islam sich dem Islamischen Staat angeschlossen habe, welcher eine entsprechende Treuebekundung der Gruppe erhielt. [7]
Während des Bürgerkrieges in Syrien wurde Dschaisch al-Islam wurde als die wichtigste Rebellengruppe in der Hauptstadtregion Damaskus angesehen. Sie kontrollierten größere Gebiete östlich Damaskus bis nach Duma und Harasta und Ost-Ghuta.[8] Die Gruppe wurde zur moderaten syrischen Opposition zugeordnet und unter anderem von Saudi-Arabien finanziert.[9][10] Nach dem im Herbst 2015 russische Kampfflugzeuge auf Seiten der syrischen Regierung unter Präsident Baschar al-Assad Stellungen der Dschaisch al-Islam bombardierten, kritisieren sowohl die NATO, die Europäische Union als auch Saudi-Arabien den russischen Einsatz scharf. Die Europäische Union forderte noch einen sofortigen Stopp der Luftangriffe auf vergleichbar moderate Oppositionsgruppen.[10] Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf Dschaisch al-Islam Kriegsverbrechen vor. HRW zufolge wurden Dutzende Gefangene in Käfigen an Orten der Region Ost-Ghouta platziert, um Angriffe der Regierungstruppen zu verhindern.[11]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b Jerusalem Post" „Gaza clan chief holds onto Johnston“, 22. Juni 2007
- ↑ Xinhua via People's Daily: „Haneya vows to restore security in Palestinian territories“, 21. März 2007
- ↑ BBC News: „Demands issued on Johnston tape“, 9. Mai 2007
- ↑ BBC News: „Video showing captive Alan Johnston“, 1. Juni 2007
- ↑ tagesschau.de: Vorlage:Tagesschau, 4. Juli 2007
- ↑ Ägypten beschuldigt Gaza-Extremisten, 23. Januar 2011
- ↑ http://www.gmx.ch/magazine/politik/Kampf-Islamischer-Staat-IS/radikale-palaestinensergruppe-schliesst-terrormiliz-is-30912388
- ↑ Über Syrien: Russland und Amerika üben gemeinsam für Luftangriffe. In: FAZ. 4. November 2015, abgerufen am 4. November 2015.
- ↑ 04.11.2015: Menschen im Käfig. In: junge Welt. Abgerufen am 4. November 2015.
- ↑ a b Angriff in Damaskus: Granaten treffen russische Botschaft. In: tagesschau.de. 13. Oktober 2015, abgerufen am 4. November 2015.
- ↑ Bewegung in Russlands Syrien-Politik. In: news.ORF.at. 4. November 2015, abgerufen am 4. November 2015.