Bergkirche (Oberneuschönberg)







Die evangelisch-lutherische Bergkirche Oberneuschönberg in Olbernhau - Oberneuschönberg wurde 1659 als Exulatenkirche errichtet. Die hölzerne Innenausstattung der Kirche wurde Ende des 17. Jahrhunderts angefertigt und ist zum großen Teil noch erhalten.
Kirchenbau
Unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg siedelten sich an der historischen Grenze zwischen Böhmen und dem Königreich Sachsen zahlreiche evangelische Glaubensflüchtlinge, die sogenannten Exulanten an. Auf sächsischen Gebiet siedelten sich 1651 acht evangelische Familien aus der Herrschaft Dux an, für die im Jahr 1659 begonnen wurde, am Hainberg eine Holzkirche als Filialkirche der Parochie Dörnthal zu errichten. Das Holz für den Kirchenbau sowie den ersten Altar stiftete Caspar von Schönberg. Die Kirche wurde am vierten Sonntag nach Ostern, an Kantate 1661 geweiht. Bereits 1663 wurde ein eigener Pfarrer, Nikolaus Thimmig, eingeführt.[1]
Bereits 30 Jahre später wurde begonnen, eine größere, massive Kirche zu bauen. Die einschiffige, mit Holzschindeln gedeckte Hallenkirche mit geradem Ostabschluss mit einem hölzernen Tonnengewölbe wurde von Christian Schupp aus Nossen und George Creer aus Schönfeld erbaut.[2] Die 24 m lange und 15,50 m breite Kirche wurde aus Bruchsteinen errichtet, die heute verputzt sind. Im November 1694 wurde die Kirche geweiht.
Das hohe, seit 1871 mit Schiefer gedeckte Walmdach wird mittig von einem viereckigem Dachreiter mit einer geschweifter Haube aus Kupfer bekrönt, die 1871 in der benachbarten Kupferhütte der Saigerhütte Grünthal hergestellt wurde. An der Nordseite der Kirche befindet sich ein firsthohen Anbau mit einem Spitzgiebel, in dem die Sakristei untergebracht ist.
Das der Kirche vorgelagerte Eingangsportal und die schmiedeeiserne Außentreppe wurde im 19. Jahrhundert angebaut. Über dem Eingangsportal befindet sich ein Wappen, das den Schönbergschen Löwen zeigt.
Das zur Kirche gehörende Pfarrhaus wurde 1839 bis 1841 am Kirchweg 28 gebaut.
Im Jahr 1917 wurden die zwei Glocken der Kirche im Zuge im Rahmen der Metallspende des deutschen Volkes demontiert und eingeschmolzen. Die als Ersatz 1936 installierten zwei großen Glocken wurden 1942 beschlagnahmt und ebenfalls eingeschmolzen. Lediglich das kleine Sterbeglöckchen blieb der Kirche erhalten. Am 24. April 1960 wurde das neue Geläut, bestehend aus drei Stahlglocken, die die Firma Schilling aus Apolda gegossen hatte, installiert.[3] 2012 wurden die Stahlglocken ersetzt. Das Geläut wurde im 21. September 2012 in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen.[4] Die Messingglocken wiegen zwischen 130 und 250 Kilogramm. Die größte der Glocken besitzt ein cis-Nominal und hat einen Durchmesser von 67 Zentimeter.[5]
Im Jahr 1987 fand eine Neuverputzung der Außenfassade der Kirche statt. Im Jahr 2013 wurde das Dach der Kirche in Altdeutscher Deckung durch eine Olbernhauer Dachdeckerfirma neu eingedeckt.
Innenausstattung
Die vorwiegend aus unbehandeltem Holz gefertigte Verkleidung der Tonnendecke, das Kirchengestühl, Kanzel und die Altar- und Choremporen sind größtenteils noch im Original erhalten. Zu den ältesten Ausstattungsgegenständen zählen der Taufstein und der Ambo, die aus der alten Kirche erhalten sind. Die mit Schnitzereien verzierte Kanzel wurde Ende des 17. Jahrhunderts angefertigt. Das große Kruzifix datiert aus dem Jahr 1715.
Auf der Orgelempore wurde 1874 eine Orgel mit mechanischen Manualen der Thüringer Orgelbauer Ernst und Adolf Poppe aus Stadtroda errichtet. Im Jahr 2015 wurde die Poppe-Orgel durch die Firma Orgelbau Peiter aus Lengefeld für knapp 100.000 € restauriert. Dabei wurde das Orgelprospekt neu gefasst und die Orgelpfeifen aufgearbeitet.[6]
Der Orgelempore gegenüber, hinter dem Altar nimmt die gesamte Kirchenbreite eine geschlossene Loge ein. Über dem Eingang zur Sakristei befindet sich darüber hinaus eine weitere, in Holz ausgeführte, geschlossene Loge.
Der weitgehend originale Fussboden der Kirche besteht aus handgefertigten Ziegelsteinen. Die Beleuchtung der Kirche wird hauptsächlich durch einen Kronleuchter aus böhmischen Glas aus dem Jahr 1896 realisiert.
Die drei Altarbilder für den barocken Altar wurden 1673 vom schwedischen Maler Andreas Nordling geschaffen. Sie zeigen den Zyklus Abendmahl - Kreuzigung - Auferstehung. Sie wurden 2004 zusammen mit dem über 300 Jahre alten geschnitzen Altar in der Werkstatt Peter Taubert in Dresden restauriert. Der restaurierte Altar wurde am Pfingstsonntag 2005 neu geweiht.[7]
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Poppe-Orgel
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Kirchen-Kanzel
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Altar am Heiligabend
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Kirchenbankschild (1821)
Heutige Situation
Seit 2001 gehört die Kirche zur Kirchgemeinde Olbernhau-Oberneuschönberg. In der Kirche werden seit 2005 auch Gottesdienste in erzgebirgischer Mundart abgehalten.
Literatur
- Richard Steche: Oberneuschönberg. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 113.
- Oberneuschönberg. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 7. Band. Schumann, Zwickau 1820, S. 627–630.
Weblinks
- Olbernhau.de: Bergkirche Oberneuschönberg, abgerufen am 18. November 2015
- kirchspiel-olbernhau.de: Oberneuschönberg, abgerufen am 18. November 2015
- Montanregion: Exulantenkirche Olbernhau, abgerufen am 18. November 2015
- bildindex.de: Grundriss der Kirche, Aufnahme von 1951, abgerufen am 21. November 2015. Unter [1] auch zahlreiche weitere Aufnahmen der Bergkirche von 1951.
Einzelnachweise
- ↑ Rolf Morgenstern: Chronik von Olbernhau zur 750-Jahrfeier. Stadtverwaltung Olbernhau (Hrsg.), Olbernhau 2010, S.147
- ↑ Barbara Bechter (Hrsg): Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kulturdenkmäler, Sachsen, Band 2, Deutscher Kunstverlag, 1998, S. 769ff.
- ↑ Rolf Morgenstern: Chronik von Olbernhau zur 750-Jahrfeier. Stadtverwaltung Olbernhau (Hrsg.), Olbernhau 2010, S.148
- ↑ freiepresse.de: Neue Glocken für die Kirche angekommen, 30. Oktober 2012, abgerufen am 20. November 2015
- ↑ blick.de: Kirche hat neues Geläut, 3. November 2011, abgerufen am 20. November 2015
- ↑ kirchspiel-olbernhau.de: Oberneuschönberg, abgerufen am 18. November 2015
- ↑ Neues aud dem Erzgebirgszweigverein, In: Erzgebirgischer Generalanzeiger, Nr. 8, 2005, S. 5
Koordinaten: 50° 39′ 7″ N, 13° 22′ 14″ O