Viktorianisches Zeitalter
Als Viktorianisches Zeitalter (auch Viktorianische Epoche, Viktorianische Ära, Viktorianismus) wird in der britischen Geschichte der lange Zeitabschnitt der Regentschaft Königin Viktorias von 1837 bis 1901 bezeichnet.
Innenpolitik
Krone
Zum Zeitpunkt des Todes von Wilhelm IV. galt in Hannover – im Gegensatz zu Großbritannien und Irland – nur die männliche Erbfolge, weshalb die Personalunion zwischen beiden Königreichen aufgelöst wurde und Viktoria im Alter von 19 Jahren Wilhelm auf den Thron folgte. 1840 heiratete sie Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der bereits 1861 starb. Viktoria wurde zu einer populären, respektvollen Symbolfigur der Epoche und verkörperte den Glanz des Empire, zumal sie seit 1877 den Titel „Kaiserin von Indien“ trug.
Die Krone behielt noch lange Zeit Einfluss auf die Regierung, war aber nur bei uneindeutigem Wahlausgang in der Lage, ein Ministerium gegen die Mehrheit des Unterhauses im Amt zu halten. Zum letzten Mal geschah dies 1839, als der mit der Regierungsbildung beauftragte Robert Peel bei der Königin in Ungnade fiel und ihr Mentor, Viscount Melbourne, für kurze Zeit das Amt weiterführte. Auch die Außenminister der ersten Jahrhunderthälfte agierten eigenmächtiger als zuvor, oftmals gegen die Interessen der Krone, die gegen die parlamentarische Unterstützung des Ministers machtlos war.
Parteien und Regierungschefs
Die Gegenspieler im britischen Zweiparteiensystem des 19. Jahrhunderts waren die konservativen Tories und die liberalen Whigs, die sich an der Macht abwechselten. Ab etwa 1860 nannte man die Torys „Konservative“, während die Whigs Radikale aufnahmen und zu „Liberalen“ wurden. Bestimmte Bewegungen bildeten Bündnisse mit den bestehenden Parteien, so entstand etwa die Liberal-Labour-Bewegung. Die Liberalen wurden überwiegend von nonkonformistischen Handwerkern und Kaufleuten aus der Provinz bestimmt, während bei den Konservativen Anglikaner und Grundbesitzer vorherrschten.
Nach dem Rücktritt Peels 1846 folgten zwei Jahrzehnte politischer Instabilität mit Minderheitsregierungen und unvorhersehbaren Abstimmungen, da die Abgeordneten noch vom Willen der Parteiführung unabhängig waren. Zu dieser Zeit formierte sich mit den Peeliten auch eine Splitterpartei der Konservativen. Später sorgten die Whips der Parteien dafür, dass Abgeordnete sich nach der Parteispitze richteten. Eine Neufassung der parlamentarischen Geschäftsordnung 1882 schränkte die Entscheidungsfreiheit der Abgeordneten weiter ein.
Aufgrund der Wahlrechtsreformen modernisierten sich die Parteien und warben in der breiten Öffentlichkeit um Unterstützung. Ab Ende der 1860er Jahre richteten sie ein organisiertes Netz regionaler Parteibüros ein; charismatische Parteiführer zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Als Gladstone 1861 die Stempelsteuer abschaffte und Zeitungen für jedermann bezahlbar wurden, beeinflussten auch diese stark die öffentliche Meinung.
Premierminister 1837–1901

Demokratisierung
In England verhinderten mehrere Reformen eine Revolution wie in kontinentaleuropäischen Staaten. Führende Politiker lehnten oftmals Demokratiebestrebungen nicht grundsätzlich ab, sondern versuchten, sie in die bereits vorhandenen politischen Institutionen zu lenken. Im Zuge zweier Wahlrechtsreformen während Viktorias Herrschaft und der damit steigenden Zahl der Wahlberechtigten gewann die Volksvertretung, das Unterhaus des Parlaments, an Legitimität. Das Oberhaus war weiterhin in der Lage, weitreichende Gesetzesvorhaben umzustoßen, wenngleich es bereits vorher an Bedeutung eingebüßt hatte.
Die Wahlrechtsreform von 1832 hatte bereits einem Großteil des Mittelstands, nicht aber der Arbeiterschicht, das Wahlrecht zugesprochen. Im Gegensatz zu späteren Reformen war er von hohem öffentlichem Druck begleitet und wurde wohl auch aus Angst vor einem Umsturz verabschiedet.
Die Mehrheit der Liberalen befürwortete eine Ausweitung des Wahlrechts und schlug 1866 unter Premierminister Russell ein Gesetz vor, das aber im Unterhaus an den Torys und dem konservativen Flügel der Liberalen scheiterte. Auf Verlangen Disraelis brachten die nun gewählten Konservativen unter dem Earl of Derby einen erheblich weitreichenderen Gesetzentwurf als denjenigen der Liberalen ein. Dieses Gesetz von 1867 verdoppelte die Zahl der Wahlberechtigten nahezu. Er behielt jedoch die Trennung zwischen den zwei Arten von Verwaltungseinheiten, den Countys und Boroughs, bei. Während in den Countys der Besitz oder die Pachtung von Land mit einem Mindestertrag zur Wahl berechtigte, durften in den Boroughs Haushaltsvorstände mit eigenem Haus sowie bestimmte Mieter wählen. Dies schloss Arbeiter aus, die häufig ihre Bleibe wechseln mussten. Die Wahlkreise wurden ebenfalls neu eingeteilt, wobei die Wichtung sich an den jeweiligen Bevölkerungszahlen orientierte. Tatsächlich vergrößerte man allerdings durch die Aufwertung ländlicher Kreise die Unausgewogenheit zwischen Countys und Boroughs.
Mit der Reform von 1867 nahm die Macht der jeweiligen Regierung zu. Nicht nur Radikale, sondern auch Konservative befürworteten nun eine stärkere politische Beteiligung der Arbeiter. 1872 wurden geheime Wahlen eingeführt. Die Wahlrechtsreform von 1884 berechtigte die meisten Haushaltsvorstände mit ständigem Wohnsitz zur Wahl. Wiederum änderte man die Wahlkreise; diesmal fielen die Unterschiede zwischen Countys und Boroughs weg. Abgeordnete mit landwirtschaftlichen Anliegen gerieten zugunsten der nunmehr wesentlich einflussreicheren Industriegebiete in die Minderheit. Die Reform zog weitere Gesetze nach sich, die den Einfluss des Adels in den Kommunalstrukturen schwächten.
Verwaltung und Justiz
Die Städteordnung von 1835 hatte die alte, von Nepotismus gezeichnete Verwaltungsstruktur abgeschafft und den Stadtrat (town council) zur maßgebenden Behörde der Kommunalverwaltung erklärt. Die Steuerzahler wählten zwei Drittel der Stadträte; ein Drittel – sogenannte Aldermen – wurden vom Stadtrat selbst gewählt. Mit der Zeit übernahmen die neuen Organe diverse Aufgaben der Lokalverwaltung, verloren aber ihre rechtsprechende Gewalt, da diese von Parteibestrebungen unabhängig sein sollte. 1873 vereinigte man die obersten Gerichtshöfe. 1888 löste ein Gesetz neue regionale Verwaltungseinheiten ( administrative counties), deren Rat in allgemeiner und gleicher Wahl bestimmt wurde, die alten Grafschaften ab. Die Einschränkung des Schiedsamts auf die Rechtsprechung schloss die Trennung von Justiz und Verwaltung ab. Das Verwaltungsgesetz von 1894 schließlich sicherte kleineren Dörfern eine Gemeindeversammlung und größeren einen Gemeinderat (Parish council) zu.
Ein erster Schritt zur Einführung eines Berufsbeamtentums (civil service) war die Wiedereinführung der Einkommensteuer 1842, die das Inspektorenwesen, das Geschäftseinkünfte und Arbeitsverhältnisse kontrollierte, auf die Steuererhebung ausweitete. Die Durchsetzung dieser und anderer Regelungen auf Kommunalebene erforderte fachlich ausgebildete Sonderbeauftragte, die ab 1855 von der Civil Service Commission bestimmt wurden. Ab 1870 rekrutierten sich die Kandidaten durch freien Wettbewerb und Prüfungen, wodurch die Bürokratie endgültig Unabhängigkeit erlangte.
Gesundheit
Die ungesunden und unhygienischen Lebensverhältnisse in den britischen Städten verschlimmerten sich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Zwar wurden einige Hauptstraßen gesäubert, nicht aber die Seitenstraßen der dunklen, immer dichter bevölkerten Elendsviertel. Da es keine Abwasserentsorgung und, wenn überhaupt, nur Zugang zu schmutzigem und mit Krankheitserregern verseuchtem Wasser gab, waren gefährliche Infektionskrankheiten allgegenwärtig.
Edwin Chadwick hatte sich bereits seit 1820 für ein zentrales Gesundheitsministerium eingesetzt, doch Behörden und Bürgertum wehrten sich gegen Maßnahmen, da sie einen Eingriff in Privateigentum bedeutet hätten. Unter Chadwicks Einsatz und angesichts einer Choleraepidemie, die in England und Wales 72.000 Tote forderte, wurde 1848 ein Gremium eingerichtet, das städtische Behörden außer London ab einer bestimmten Mortalität zum Eingreifen zwingen sollte. Wasserwerke erschlossen frischere Wasserquellen; man richtete Wasserspülungen und Kanalisationen ein. Weiterer Widerstand gegen diese Maßnahmen führte 1854 zur Auflösung des Gremiums. Dennoch schritt die Gesundheitspflege in den Städten voran, was sich in einer stark sinkenden Mortalität niederschlug.
Bildung
Bereits seit den 1830er Jahren forderten die Liberalen eine breitere Bildung, die traditionell eher eine Angelegenheit zwischen Familie und Kirche war. Zu Reformen kam es erst, nachdem unter Gladstone die Anglikanische Kirche, welche sich lange den staatlichen Bildungsbestrebungen widersetzt hatte, einige ihrer Privilegien verlor. Nicht zuletzt angesichts des effizienteren, stärker naturwissenschaftlich-technisch ausgerichteten Bildungssystems des wirtschaftlichen Konkurrenten Deutschland wurde 1870 ein Erziehungsgesetz verabschiedet. Neben den vorhandenen Schulen baute man damit ein staatliches, auf lokaler Ebene geregeltes Schulsystem auf und erließ armen Familien das Schulgeld. Dank der Elementarbildung schwand rasch die Zahl der Analphabeten, die um 1840 noch den Großteil der Bevölkerung ausgemacht hatten.
Die Public Schools (höhere Privatschulen) nahmen nach und nach ihre heute typische Form an. Während sie sich vorher auf Latein- und Griechischunterricht beschränkt, großzügige Prügelstrafen angewandt und Schüler kaum betreut hatten, förderten sie ab den 1870er Jahren den Sportunterricht und das Ideal der “Stiff upper lip”. Auch Grammar Schools bekamen größeren Zulauf.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts baute man auch das Hochschulsystem stark aus, wovon vor allem Industrieregionen profitierten. Die Universitätslaufbahn wurde 1871 allen qualifizierten Bürgern, unabhängig von sozialem Stand und Religion, geöffnet.
Sicherheit und Strafrecht
1837 besaßen etwa die Hälfte der englischen Boroughs eine bezahlte Polizei; die Städteordnung von 1835 machte sie zur Pflicht. 1839 gestattete man auch Counties Polizeikräfte. Die Einführung kam in den Grafschaften nur schrittweise voran und variierte beträchtlich von Region zu Region; erst 1856 wurde sie verbindlich. Ähnlich verlief die Entwicklung in Schottland.
Die Strafmaße blieben lange Zeit hart; die Freiheitsstrafe für Geldschuld etwa wurde erst 1869 abgeschafft. Dennoch reformierte sich das Strafrecht fortlaufend. Nach 1838 wurde nur noch für Mord und Mordversuch gehängt, wenngleich öffentliche Hinrichtungen noch bis 1868 verbreitet waren.
Irland
Irland war seit 1800 dem Königreich angeschlossen. Mit der Zeit entwickelte sich eine mächtige Nationalbewegung, die die völlige Unabhängigkeit forderte. Peel ging mit Härte gegen Irlands populärsten Politiker Daniel O’Connell und seine Bewegung vor, plante jedoch, die Lage durch sozialpolitische Maßnahmen zu beruhigen. Sie scheiterten allerdings an einem tiefen Einschnitt der irischen Geschichte, der großen Hungersnot von 1845–1848.
Die von einer eingeschleppten Kartoffelfäule verursachte Hungersnot nahm mangels Industrialisierung und Transportwegen katastrophale Ausmaße an. Etwa eine halbe bis eine Million Menschen verhungerten. Innerhalb eines Jahrzehnts wanderten 2,1 Millionen Iren aus, davon etwa drei Viertel in die Vereinigten Staaten, die meisten anderen nach Kanada und Großbritannien. Die Iren machten das Parlament für ihr Unglück verantwortlich; eine Revolte wurde 1848 blutig niedergeschlagen.
Vereinzelte gewalttätige Aufstände machten Großbritannien immer wieder auf die Irlandfrage aufmerksam. Irland drängte nun auf Home Rule (Selbstverwaltung). 1869 schaffte Gladstone den Status der Staatskirche als Amtskirche in Irland ab. Ein 1870 folgendes Gesetz, das die Rechte der von den englischen Grundherren ausgebeuteten irischen Pächter stärken sollte, hatte nur wenig praktische Auswirkungen. Der irische Wortführer Charles Stewart Parnell erhöhte den Druck auf die Regierung, indem er zu Boykott aufrief und durch Dauerreden den normalen Ablauf des Parlaments lahmlegte. Gladstone gewährte 1881 Pächtern zwar ein Miteigentum am Land der Grundbesitzer, konnte aber die soziale Unzufriedenheit nur teilweise mildern. In der Folge wurden mehrere englische Beamte ermordet; die Regierung reagierte mit Zwangsgesetzen.
Nach der Wahlrechtsreform von 1884 gewann die neu gegründete Irish Parliamentary Party an Bedeutung, worauf Liberale und Konservative den Iren entgegenkamen, um Stimmen zu gewinnen. Während die Konservativen die Landablösung weiterführten, bemühten sich die Liberalen um die Durchsetzung der Selbstverwaltung. Gladstones Gesetzesentwurf von 1886 scheiterte am Unterhaus, ein weiterer von 1893 nur noch am Oberhaus. Mit den Unionisten bildete sich eine Gegenbewegung, die die Selbstverwaltung ablehnte, was weitere Entwicklungen in der Irlandfrage verzögerte.
Außenpolitik
Die Zeit von 1830–1865 wurde vor allem von Palmerston, zunächst als Außenminister, später als Premierminister, geprägt. Er verfolgte eine opportunistische und unabhängige Politik, in der er die Bündnisfreiheit Englands zu bewahren und gleichzeitig ein Ungleichgewicht zwischen kontinentaleuropäischen Nationen zu verhindern suchte. Um den Handel nicht zu gefährden, zog er in Europa friedliche Lösungen von Konflikten vor. Zwar führte England während der viktorianischen Ära über 200 militärische Einsätze durch, im Gegensatz zur Zeit vor Palmerston aber, abgesehen vom Krimkrieg, keine Kriege mit Großmächten.
Nach dem Tod Palmerstons nahm Europa in der Außenpolitik eine geringere Stellung als die außereuropäische Welt ein. Gladstone verfolgte während seiner ersten Amtszeit (1868–1874) eine zurückhaltende Außenpolitik.
Nach dem erneuten Amtsantritt Disraelis 1874 begann die „Ära des (neuen) Imperialismus“. Zwar besaß Großbritannien zu dieser Zeit bereits ein großes Kolonialreich, stand aber in starkem Wettbewerb mit anderen Kolonialmächten. Das Sendungsbewusstsein nahm – auch in der Massenpresse – rassistische und jingoistische Züge an, ohne Selbstverwaltungen zu erwägen. Nachfolgende liberale Regierungen folgten nunmehr dieser Ideologie und der zunehmend defensiven Sicherung des Britischen Imperiums. Allerdings unterlag die Politik vor Ort oftmals keiner zentralen Strategie, sondern wurde maßgeblich von den jeweiligen Gouverneuren bestimmt. In den 1890er Jahren übernahm der Staat die koloniale Erwerbspolitik, die vorher auch von privaten Gesellschaften getragen wurde, vollständig.
Nahostkrise
In den 1830er Jahren schwächten mehrere Unabhängigkeitsbewegungen, darunter in Ägypten, das Osmanische Reich. 1833 hatte der Sohn des ägyptischen Paschas Muhammad Ali, Ibrahim, Syrien erobert und bedrohte Konstantinopel. Darauf bildete der russische Zar eine Allianz mit dem türkischen Sultan und entsandte Truppen, was aus britischer Sicht ein Versuch der Landmacht war, Zugang zum Meer zu erlangen. Ibrahim zog sich nach Syrien zurück.
1839 wurde das Nahostproblem wieder akut, als der Sultan seine Ansprüche geltend machte und Ibrahim in Syrien angriff. Frankreich stellte sich auf die Seite Ägyptens, während Palmerston ein Eingreifen Österreichs, Russlands und Preußens veranlasste. Muhammad Ali gab daraufhin Syrien auf, was Frankreichs Ambitionen einschränkte. 1841 verpflichtete sich die Türkei schließlich, die Dardanellen zu Friedenszeiten für Kriegsschiffe zu sperren. Damit war auch der Einfluss Russlands, das vormals den britischen Zugang vom Nahen Osten bis nach Indien gefährden konnte, zurückgedrängt.
Krimkrieg
1853 sah Russland angesichts des zerfallenden Osmanischen Reiches eine erneute Gelegenheit, sich den Zugang zum Balkan zu sichern. Als Vorwand verlangte der Zar vom osmanischen Sultan den Schutz der orthodoxen Christen im Donauraum. Der Sultan lehnte jedoch ein Protektorat ab, zumal der britische Botschafter ihm den Schutz Konstantinopels versprach. Mit der russischen Besetzung der unter osmanischer Herrschaft stehenden Donaufürstentümer begann der Krimkrieg.
Großbritannien und Frankreich traten den Expansionsbestrebungen Russlands entgegen und entsandten Kriegsschiffe ins Schwarze Meer. Nach Verhandlungen mit Österreich und Preußen zog sich Russland zurück, doch Palmerston erwartete vom Krieg einen Sympathiegewinn bei der russophoben Öffentlichkeit. Das britische Militär war schlecht vorbereitet und musste hohe Verluste hinnehmen. Kriegsberichterstatter machten zudem auf die schlechte Hygiene, die zu Epidemien führte, aufmerksam. In diesem Zusmmenhang erlangte Florence Nightingale Bekanntheit, die sich um verbesserte Bedingungen in den Lazaretten bemühte.
Mit der alliierten Eroberung Sewastopols endete der Krieg. Der Friedensvertrag sah die Garantie der türkischen Neutralität und die Entmilitarisierung des Schwarzen Meers vor, konnte aber die „orientalische Frage“ nicht dauerhaft lösen, weshalb die Region instabil blieb.
Weitere europäische Außenpolitik
Um den Einfluss Russlands und Frankreichs weiter zurückzudrängen, stellte sich Palmerston gegen Napoleon, der unabhängige italienische Einzelstaaten gründen wollte, und unterstützte die liberalen Gruppierungen, die sich für die Einigung Italiens einsetzten. Die Unabhängigkeitsbewegungen in Ungarn unterstützte Palmerston nicht, da er Österreich als Gegenspieler Russlands behalten wollte. 1863 gab Großbritannien die unter Protektorat stehenden Ionischen Inseln wieder an Griechenland zurück. Während des Deutsch-Dänischen Kriegs 1864 erlitt Palmerston eine Niederlage, da es ihm nicht gelang, die Expansion Preußens zu verhindern.
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870–71 blieb Gladstone neutral und sicherte per Vertrag mit den beiden Kriegsmächten die belgische Neutralität. Um einen weiteren Machtzuwachs des Deutschen Reiches zu verhindern, stellte sich Disraeli während der Krieg-in-Sicht-Krise auf die Seite Frankreichs und Russlands.
Im Gegensatz zur liberalen Opposition wandte sich Disraeli während der Balkankrise 1876–77 gegen Russland. Der Frieden von San Stefano bedeutete einen enormen Machtzuwachs für das siegreiche Russland und konnte den Zugang nach Indien gefährden. Daraufhin übte Großbritannien Druck aus, indem es Flotten zu den Meerengen schickte. Der Berliner Kongress von 1878, der eine neue Balkanordnung festlegte und den Einfluss Russlands einschränkte, konnte einen Krieg abwehren. Großbritannien erhielt Zypern und behielt die Möglichkeit, sein Imperium auszubauen. 1887 trat England der Mittelmeerentente bei, um sich gegen die Ambitionen Frankreichs und Russlands zu schützen.
Kanada
Seit 1791 war Kanada in das englische Oberkanada und das französische Niederkanada geteilt. Ende der 1830er Jahre kam es in Oberkanada zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Mutterland, während sich in Niederkanada Spannungen zwischen der französisch-katholischen Mehrheit und der englischen Minderheit entwickelten. Daraufhin hob London die bestehende Verfassung auf und sandte Durham als Bevollmächtigten nach Kanada. Durham trat für eine Selbstverwaltung in Kanada ein. 1840 wurde sein Vorschlag vom Kabinett angenommen und Ober- und Niederkanada vereinigt. 1867 wurde die Zusammenlegung wieder aufgehoben, wobei die beiden Provinzen zusammen mit Neubraunschweig und Neuschottland einen Bundesstaat bildeten.
Weitere amerikanische Außenpolitik
Im Sezessionskrieg 1861–65 war die britische Regierung zwar auf der Seite der Südstaaten, blieb aber offiziell neutral, da Napoléon III. nur bei einem Sieg der Südstaaten ein mexikanisches Protektorat errichten konnte.
Indien
In Indien konnte Großbritannien weitgehend ungestört von anderen Großmächten Kolonialpolitik betreiben. Die Sicherung der britischen Vormachtstellung in Indien nahm eine herausragende Stellung im politischen Diskurs ein. Seit 1784 übte Großbritannien eine indirekte Herrschaft über die Ostindien-Kompanie aus. Ihr Handelsmonopol hatte die Kompanie in den 1830er Jahren bereits weitgehend verloren.
Zur Zeit Viktorias versuchten britische Gouverneure wie Dalhousie, die Macht der indischen Fürsten einzuschränken und durch Bautätigkeit sowie Änderungen des Verwaltungs- und Bildungswesens europäische Verhältnisse durchzusetzen; auch Missionare waren aktiv. Wenngleich der Widerstand gegen diese Eingriffe in die Kultur nie aufgehört hatte, bedeutete der Sepoy-Aufstand 1857 einen Einschnitt in der Indienpolitik. Die Meuterei indischer Soldaten belastete nachhaltig die britische Moral und beendete die aggressivste Phase der Einflussnahme auf den Subkontinent. 1858 wurde die Ostindien-Kompanie aufgelöst und Indien formell zur Kronkolonie.
Um die indischen Grenzen zu verteidigen und einer Expansion Russlands vorzubeugen, versuchte Großbritannien mehrmals, die Kontrolle über das benachbarte Afghanistan zu erlangen. 1839 eröffneten britische Truppen den Ersten Anglo-Afghanischen Krieg, bei dem sie 1842 eine völlige Niederlage erlitten. Erst 1881 gelang es, die Afghanen zu besiegen.
China
Palmerstons Chinapolitik verfolgte rein kommerzielle Interessen, wobei ethische Prinzipien, anders als in Europa, nicht mehr galten. Die chinesische Regierung widersetzte sich jahrelang der illegalen Opiumeinfuhr durch die Ostindien-Kompanie und ließ 1839 über tausend Tonnen des Rauschgifts vernichten. Die Briten eröffneten das Feuer und leiteten den Ersten Opiumkrieg ein, aus dem sie bald siegreich hervorgingen. Die Bedingungen des 1842 unterzeichneten Vertrags von Nanking an China waren äußerst hart und verlangten unter anderem die Abtretung Hongkongs und die Öffnung von fünf Häfen für den Handel.
Nach dem Taiping-Aufstand eröffneten Großbritannien und Frankreich 1856 den Zweiten Opiumkrieg, wobei sie Rückendeckung von Russland und den Vereinigten Staaten erhielten und weite Teile des Landes verwüsteten. Trotz einiger Proteste erfuhr Palmerstons Vorgehen in England mehrheitlich Unterstützung. Britische und französische Einheiten marschierten schließlich 1860 in Peking ein. China musste die Errichtung von Botschaften, die Legalisierung des Opiumhandels und die christliche Mission dulden.
Südafrika
Seit 1814 war das Kap endgültig britische Kolonie. Nach der Abschaffung der Sklavenhaltung 1833 kam es zum Konflikt mit den ansässigen Buren (Farmer niederländischer und anderer Herkunft), denen eine wichtige wirtschaftliche Grundlage entzogen wurde. Daraufhin schlossen sich tausende Buren dem Großen Treck an und erschlossen das Hinterland. 1843 annektierten die Briten Natal. Die Unabhängigkeit des Oranje-Freistaats und Transvaals wurde letztendlich anerkannt. Im Süden Afrikas gab es häufig Konflikte zwischen den Kolonialmächten, die stets von kurzer Dauer blieben, bis nach 1870 Gold- und Diamantenfunde zu Einwanderungswellen führten. Auch geostrategische Interessen der Mächte, etwa Cecil Rhodes’ Pläne einer Eisenbahnverbindung bis nach Nordafrika, trugen zur Eskalation bei.
Nachdem die Buren im Oranje-Freistaat und Transvaal von der britischen Krone vergeblich Bürgerrechte gefordert hatten, eröffneten sie 1899 den Burenkrieg, welcher sich zum schmutzigen Guerillakrieg entwickelte. Die Briten wandten die Taktik der verbrannten Erde an und errichteten Konzentrationslager, deren teils katastophale Bedingungen mehr Opfer als auf dem Schlachtfeld forderten. Mit dem Frieden von Vereeniging 1902 wurden die beiden Burenrepubliken britisch.
Wirtschaft
Nachwirkungen der Industrialisierung
Zu Beginn des Viktorianischen Zeitalters war in Großbritannien die Industrielle Revolution, bei der das Land führend war, bereits weitgehend abgeschlossen. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes schritt jedoch weiter voran, was die Eisenindustrie ankurbelte. Damit stieg auch der Verbrauch des wichtigsten Energieträgers Kohle, von dem die Hälfte zur Eisenverhüttung benötigt wurde. Rohstoffe wiederum konnten schneller und billiger an die Fabriken geliefert werden. Im Ausland wuchs die Nachfrage nach Kohle und Maschinen; bis 1849 verdreifachten sich die Kohleexporte. Die Textilindustrie mit ihrem wichtigen Baumwollsektor blühte weiterhin und überschwemmte den internationalen Markt. Dennoch wurden die meisten britischen Produkte weiterhin in Handarbeit gefertigt.
Bis zur Jahrhundertmitte waren die Auswirkungen der Industriellen Revolution – nicht landwirtschaftliche Produktivitätssteigerungen – der Grund, weshalb die schnell wachsende britische Bevölkerung ausreichend ernährt werden konnte.
Aufgrund der Bankkrise von 1837 schrumpfte das Kapital der Eisenbahngesellschaften, was zu Arbeitslosigkeit führte. Zusammen mit Ernteverlusten in den zwei kommenden Jahren hatte dies eine Wirtschaftsflaute zur Folge, die bis 1843 andauerte und dazu beitrug, dass Bewegungen wie die Chartisten gewalttätig wurden.
Freihandelsbewegung und Blütezeit
Seit 1815 begrenzten Getreidegesetze den Getreideimport durch Zölle. Bürgerliche Industrielle, die staatlicher Reglementierung misstrauten, schlossen sich 1839 zur Anti-Corn Law League zusammen, welche sich dem Protektionismus widersetzte und die Aufhebung der Getreidegesetze forderte. Diese Bewegung nennt man heute auch Manchesterliberalismus. Nachdem das Parlament im selben Jahr diese Forderung abgelehnt hatte, zog Anti-Corn Law League eine großangelegte Kampagne auf, die eine Senkung des Brotpreises zugunsten der Armen und eine Ausweitung des Absatzmarktes für britische Waren verhieß. Auch die Arbeiterschaft sah hierin eine Aussicht auf Besserung. Auf die Abschaffung der Getreidegesetze durch Peel 1846 hatte die Anti-Corn Law League nur indirekten Einfluss. Die langfristigen wirtschaftlichen Folgen waren infolge des nach dem Krimkrieg weiterhin hohen Getreidepreises unerwartet gering.
Finanzminister Gladstone senkte im Zuge des britisch-französischen Handelsvertrages von 1860 die Zölle auf französische Importe und hob sie später ganz auf; der Freihandel setzte sich endgültig durch. Außerdem beschränkte er die Steuern auf wenige einträgliche Konsumgüter und senkte die Einkommensteuer, womit er der Wirtschaft einen weiteren Auftrieb gab und Arbeitsplätze schuf. Die Hochkonjunktur dauerte von der Jahrhundertmitte bis zu den 1870er an und ging mit allgemein steigender Lebensqualität einher. Die Industrie drängte die Landwirtschaft an zweite Stelle.
Depression
Der erneute Abschwung 1873–1896 hatte verschiedene Ursachen. Das starke Bevölkerungswachstum und die schnelleren Handelswege verschoben die Handelsbilanz zugunsten der Lebensmittelimporte. Vor allem der Getreideüberschuss der Vereinigten Staaten und die gestiegenen Fleischimporte führten zur Agrarkrise, die die britischen Landwirte belastete. Außerdem bekam Großbritannien Konkurrenz durch neue Industriestaaten. Insbesondere die Vereinigten Staaten und Deutschland holten nicht nur ihren Rückstand auf, sondern konnten auch moderne chemische und elektrotechnische Industrien aufbauen. Der mangelnde Anreiz für Großbritannien, neue Maschinen zu entwickeln, hing damit zusammen, dass ausreichend Arbeitskraft vorhanden war und der Staat Laissez-faire-Politik betrieben hatte.
Gesellschaft
Bevölkerungswachstum und Verstädterung
Unterschicht
Etwa zwei Drittel der Bevölkerung gehörten zu der sozialen Unterschicht. Deren eine Hälfte bestand aus Armen, Tagelöhnern, Häuslern und anderen Menschen, die am Rande oder unterhalb des Existenzminimums lebten. Die andere Hälfte setzte sich aus Land-, Bau- und Industriearbeitern, Hausangestellten, Seeleuten und Soldaten zusammen, deren Lebensstandard stark von der Konjunktur abhing. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts gingen oft Aufstände und Plünderungen von der Unterschicht aus.
Landarbeiter
In vielen Regionen waren die Löhne der Landarbeiter sehr gering und die Arbeitstage lang; oft fehlte eine feste Behausung. Die Nahrung war knapp und hing von den Ernteerträgen und der Bereitschaft der Landherren, überschüssige Lebensmittel zu spenden, ab; Wilderei war riskant.
Mit der Implantation von Fabriken in ländlichen Gegenden wechselten Landarbeiter verstärkt zur Industrie.
Industriearbeiter
Das Armenrecht von 1834 verbot staatliche Züschüsse an Arbeitsfähige; man errichtete Arbeitshäuser. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken waren beklagenswert. Der Arbeitstag dauerte meist zehn bis zwölf Stunden ohne Unterbrechung, in Textilfabriken bis zu 16 Stunden. Häufig gingen nicht nur Männer, sondern auch deren Frauen und Kinder arbeiten. Um die Familie zu ernähren, wurden bereits Fünfjährige mit Gewalt zu harter Arbeit gezwungen, was zu schweren Gesundheitsschäden und einem frühen Tod führte. Besonders übel waren die Bedingungen in Kohlebergwerken.
Ob während der ersten Hälfte des Jahrhunderts der Lebensstandard der Arbeiter insgesamt stieg oder sank, ist umstritten; nach 1850 besserte er sich merklich. In den 1830er und 40er Jahren regelten mehrere Gesetze die Arbeitsbedingungen von Kindern und Frauen neu; 1853 wurde die Kinderarbeit in Fabriken abgeschafft. Weitere Gesetze zur Regelung der Arbeitszeiten folgten. Entgegen kritischen Vorhersagen führten sie nicht zu Umsatzeinbrüchen, da gesündere und weniger müde Arbeiter die Produktivität steigerten. Dennoch blieb die Arbeit oftmals gefährlich. Allein 1875 starben 800 Bahnarbeiter bei Unfällen; jedes Jahr verunglückten um die 1000 Grubenarbeiter.
Der Begriff „Arbeiteraristokratie“ bezeichnet diejenigen 10% der Industriearbeiter und Handwerker, die eine langjährige Ausbildung hinter sich hatten und mehr verdienten als ungebildete Arbeiter. Seit den 1840er Jahren strebten einige von ihnen nach einem bürgerlichen, respektablen Lebenswandel, was sich etwa in eigenen Zeitungen und Genossenschaften ausdrückte.
Arbeiterbewegung
Die sukzessiven Wahlrechtsreformen hielten die Hoffnung auf Änderungen beim Arbeiterstand wach. Trotz der weitverbreiteten Armut und Ausbeutung sowie dem Wirken von Karl Marx und Friedrich Engels hatte der Sozialismus daher nur geringen Einfluss auf die Arbeiterbewegung; insbesondere bildete sich erst spät eine Arbeiterpartei.
Teils als Reaktion auf die Wahlrechtsreform von 1832, teils aus bereits im 18. Jahrhundert zu Tage tretenden Bürgerrechtsbestrebungen entstand die Chartistenbewegung, die in der von einigen Radikalen und Unterhausabgeordneten verfassten People’s Charter von 1836 unter anderem das allgemeine Wahlrecht forderte. Die zur Bewegung gehörenden Verbände – darunter zahlreiche regionale Gewerkschaften – waren sich uneinig über die Vorgehensweise zur Durchsetzung der Charter. Das Unterhaus, das den Adel und das Bürgertum repräsentierte, lehnte eine Debatte über die Satzung ab, worauf es zu Unruhen kam.
Nach dem Scheitern der Chartisten fanden die Gewerkschaften verstärkt Zulauf. Sie agierten aber lange Zeit nur lokal und vertraten lediglich die Arbeiteraristokratie. Streiks betrachtete man nur als letztes Mittel, zumal bei Arbeitslosigkeit die Unternehmer Arbeitskräfte einfach austauschen und mangels gesetzlicher Anerkennung der Gewerkschaften sogar kriminalisieren konnten. Mit einem Bündnis mit den Liberalen versuchten die Gewerkschaften, Abgeordnetenkandidaten der Liberalen für ihre Interessen zu gewinnen (Liberal-Labour-Bewegung). 1874 wurden erstmals Arbeiter ins Unterhaus gewählt. Es bildeten sich sozialistische Bewegungen, die, abgesehen von der 1883 von Intellektuellen gegründeten Fabian Society, meist unbedeutend waren.
In Folge der Londoner Dockarbeiter-Streiks von 1889 schlossen sich auch eine große Zahl ungelernter Arbeiter in Gewerkschaften zusammen. Die nunmehr radikaleren Gewerkschaften bildeten den Dachverband Trade Union Congress. Anstelle der „Lib-Labs“ strebte man eigene Arbeiter als Abgeordnete an. 1900 gründete sich die erste Arbeiterpartei, das Labour Representation Committee (später: Labour Party).
Mittelschicht
Die Mittelschicht erstreckte sich vom Großindustriellen bis zum kleinen Ladenbesitzer; der Übergang zur Arbeiteraristokratie war fließend. Zur unteren Mittelschicht gehörten Landenbesitzer, Freiberufler und ein Teil des Klerus. Die obere Mittelschicht strebte einen Lebenswandel nach aristokratischem Vorbild an und sandte ihre Kinder in Privatschulen. Etwa die Hälfte der Mittelschicht war nonkonformistisch.
Der große Boom brachte neue spezialisierte Berufe wie Ingenieure und Architekten hervor; der Dienstleistungssektor gewann an Bedeutung und ermöglichte zum Teil einen Aufstieg in die obere Mittelschicht.
Mit zunehmender Verstädterung zogen die Mittelschichten von den Stadtzentren in die Vorstädte, was öffentliche Transportmittel für Pendler hervorbrachte und die Segregation zwischen Armen und Wohlhabenderen förderte.
Aristokratie
Der im Oberhaus repräsentierte Adel behielt im 19. Jahrhundert seine Stellung und festigte sie mit Investitionen in die Industrie.
Man unterscheidet zwischen dem Landadel (gentry) und den etwa 200 Familien des Hochadels (Nobility, Peerage), die das höchste Einkommen und prächtige Landsitze besaßen.
Wissenschaft, Technologie und Entdeckungen
Kunst und Alltagskultur
Ausblick
Der Übergang zum 20. Jahrhundert vollzog sich ohne besondere Einschnitte. Nach dem Tod Viktorias bestieg Eduard VII. den Thron (Edwardianische Epoche). Innerhalb der nächsten Jahre, insbesondere mit dem Verfassungskonflikt von 1910 und dem daruffolgenden Parlamentsgesetz, das die Macht des Oberhauses einschränkte, schritt die Demokratisierung Großbritanniens weiter voran. 1918 erhielten Frauen ein eigeschränktes Wahlrecht. Der Erste Weltkrieg schwächte den Staat politisch und wirtschaftlich, während die Vereinigten Staaten zur Großmacht aufstiegen. Nach seiner größten Ausdehnung um 1920 schrumpfte das Empire, indem nach und nach die Kolonien ihre Selbstständigkeit erlangten.
Rückblickend wurde das Viktorianische Zeitalter oft als „gute alte Zeit“ bezeichnet.
Literatur
- G. Kitson Clark: The Making of Victorian England. Methuen & Co., London 1962 (University Paperbacks, UP162), ISBN 0-416-69320-2
- Kurt Kluxen: Geschichte Englands. Kröner, Stuttgart 1968
- Stephen J. Lee: Aspects of British Political History, 1815–1914. Routledge, London/New York 1994, ISBN 0-415-09007-5
- Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands. 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-009616-2
- Gottfried Niedhart: Geschichte Englands im 19. und 20. Jahrhundert. 3. Auflage. C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-323057
- L. C. B. Seaman: Victorian England: Aspects of English and Imperial History 1837–1901. Routledge, London/New York 1973, ISBN 0-415-04576-2
- Herbert F. Tucker (Hrsg.): A Companion to Victorian Literature and Culture. Blackwell 1999, ISBN 0-631-20463-6
- Anthony Wood: Nineteenth Century Britain 1815–1914. Second edition. Longman, Harlow (Essex) 1982, ISBN 0-582-35310-6