Pendelachse
Die Pendelachse (früher auch Schwingachse) ist eine einfache Form der Einzelradaufhängung bei Kraftfahrzeugen.


Bei angetriebenen Pendelachsen kann das Differentialgetriebe fest mit dem Fahrgestell verbunden sein (Zweigelenk-Pendelachse) oder es sitzt seitlich verschoben auf einer Antriebswelle und ist mit einer gabelförmigen Aufnahme am Wagenkörper fixiert (Eingelenk-Pendelachse, Hersteller Mercedes-Benz). Bei gelenklosen Pendelachsen von Tatra rollen beim Einfedern die Tellerräder auf den Ritzeln im (starr eingebauten) Differential ab. Bei anderen Bauarten angetriebener Achsen mit einzeln aufgehängten Rädern ist ein zweites Gelenk zwischen Antriebswelle und Rad erforderlich.
Die Räder sind an die Antriebswellen fest angeflanscht oder ohne weitere Gelenke auf dem Achskörper gelagert. Deshalb verändert sich an Pendelachsen beim Ein- und Ausfedern der Sturz und bedingt durch das hohe Momentanzentrum die Spurweite der Räder. Das hat ein „Aufstützen“ des kurvenäußeren Hinterrads bei hohen Querbeschleunigungen zur Folge. Im Extremfall „bockt“ die Hinterachse auf. Durch das hohe Momentanzentrum stützt sich das Wankmoment zu sehr über die Hinterachse ab, was die Neigung zum Übersteuern eines Fahrzeugs mit Heckantrieb noch verstärkt. Die Wankmomentenverteilung lässt sich mit einer sogenannten Ausgleichsfeder zwischen den beiden Achshälften verbessern, oder indem man die Achshälften so tief wie möglich anlenkt (1954 Mercedes-Benz W180 Eingelenk-Pendelachse). Die Sturzänderung wird geringer, indem man die Achshälften so lang wie möglich macht (bei nicht angetriebenen Achsen können die Pendel auch länger als die halbe Fahrzeugbreite sein.[1])

Pendelachsen sind typisch für Kleinwagen der 1930er bis 1960er Jahre mit Heckmotor: Sie wurden beim VW-Käfer (nicht Automatik und 1302/1303), bei den Renaults mit Heckmotor (4CV, Dauphine, 8, 10, Floride), beim Goggomobil auch vorne, beim Chevrolet Corvair, aber auch in anderen Klassen verwendet (Porsche 356, Borgward Isabella, Mercedes 300 SL, Tempo Wiking, Tatra).
Im offiziellen Sprachgebrauch von Daimler-Benz hieß die Hinterachse des damals (1968) neuen Mercedes /8 „Diagonalpendelachse“, was etwas irreführend war, da es sich um eine normale Schräglenkerachse handelte. Dies hatte Marketinggründe; man wollte die Pendelachse der noch aktuellen S-Klasse (W108) nicht veraltet erscheinen lassen.
Heute (2014) findet man Pendelachsen nur noch an den geländegängigen Lastwagen von Tatra und der Vespa Ape.
Geschichte
Die Pendelachse beruht auf einem Patent von Rumpler aus dem Jahr 1903, die er aber erst 1921 im Tropfenwagen realisierte.[2] Sie markiert den Übergang von der Starrachse zur Einzelradaufhängung. Der Name beschreibt die in der Querebene „pendelnd“ aufgehängten Halbachsen mit dem Momentanpol im Differential. Sie war deshalb besonders für die damals vorherrschenden Fahrzeuge mit Hinterradantrieb und Zentralrohrrahmen geeignet. In dieser Form 1923 z.B. beim Tatra T11 eingeführt. Die Zweigelenk-Pendelachse die bereits für den Tropfenwagen entwickelt wurde, kommt 1931 beim Mercedes-Benz W 15 in Serie.
Literatur
- Kurt-Jürgen Berger, Michael Braunheim, Eckhard Brennecke: Technologie Kraftfahrzeugtechnik. 1. Auflage, Verlag Gehlen, Bad Homburg vor der Höhe, 2000, ISBN 3-441-92250-6
- Karl-Heinz Dietsche, Thomas Jäger, Robert Bosch GmbH: Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. 25. Auflage, Friedr. Vieweg & Sohn Verlag, Wiesbaden, 2003, ISBN 3-528-23876-3
Einzelnachweise
<references> [2]
- ↑ http://tocmp.org/honda/HONDA_17r.jpg Prospekt eines Honda 1300 Coupé, Bild der HA links unten
- ↑ a b Olaf von Fersen (Hrsg.): Ein Jahrhundert Automobiltechnik, Personenwagen. VDI-Verlag, Düsseldorf 1986, ISBN 3-18-400620-4, S. 378.