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Museum der Universität Tübingen

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Eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit: Das rund 40.000 Jahre alte Wildpferd aus der Vogelherdhöhle besteht aus Mammutelfenbein. Es kann im Museum Alte Kulturen auf Schloss Hohentübingen besichtigt werden.

Das Museum der Universität Tübingen MUT ist eine zentrale Einrichtung der Eberhard Karls Universität in Tübingen, die es sich seit Oktober 2006 zur Aufgabe macht, die universitären Sammlungen organisatorisch miteinander zu verbinden, zu professionalisieren und in wechselnden Ausstellungen ein Expositionslabor für die Universität bereitzustellen sowie die Sammlungen der Forschung, Lehre und einer breiteren Öffentlichkeit zu öffnen.

Geschichte

Die Universität Tübingen verfügt mit ihren knapp 540 Jahre alten Forschungs-, Lehr- und Schau-Sammlungen über einen herausragenden wissenschafts- und kulturgeschichtlichen Objektbestand. Diese außergewöhnlichen und fachlich stark ausdifferenzierten Sammlungen zeichnen sich vor allem durch ihr Alter, ihre universelle Vielfalt und bewahrte Vollständigkeit aus. Das Museum der Universität MUT fungiert dabei als Dachorganisation über 58 Sammlungen der Universität Tübingen – die größte Zahl an einer deutschen Universität.

Schon früh wurde begonnen, die Lehr- und Forschungsobjekte auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So entstanden beispielsweise im Jahr 1897 die Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut, 1903 die Ausstellung der Paläontologischen Sammlung - eine der größten und bedeutendsten Europas - und schließlich 1997 das Museum im Schloss Hohentübingen mit seinen teilweise einzigartigen kultur- und altertumswissenschaftlichen Schätzen, wie beispielsweise den ältesten erhaltenen Kunstwerken und Musikinstrumenten der Menschheit, wie den Mammutelfenbeinfiguren aus dem Vogelherd oder den Knochenflöten aus dem Geißenklösterle. Außerdem beherbergt die Ethnologische Sammlung mit einer Maori-Ahnentafel – Poupou – das letzte erhaltene Objekt der ersten James-Cook-Expedition (1768–1771). Neben den zahlreichen Einzelsammlungen der Universität existiert eine Vielzahl von Objekten, die nicht in den bereits inventarisierten Sammlungsbeständen auftreten und dennoch als Wissenschaftsartefakte, als materialisierte Kultur- und Forschungsgeschichte der Universität eine große Rolle spielen. Die gesamten Bestände zu sichten, zu sichern und in einer gemeinsamen Sammlungsdatenbank zu erfassen, ist eine der dringlichsten Herausforderungen des Museums.

Die im Januar 2011 vom Wissenschaftsrat herausgegebenen „Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen“ (Drs. 10464-11) nehmen insbesondere die organisatorische Konstruktion des MUT zum Vorbild für andere Universitätskustodien.

Derzeit arbeiten unter der Leitung von Prof. Ernst Seidl, neben den jeweiligen Fachkustoden und Mitarbeitern in den einzelnen Sammlungen - etwa im Schloss Hohentübingen - drei Wissenschaftliche Mitarbeiter, ein Wissenschaftlicher Volontär, zwei Verwaltungsangestellte, vier studentische Hilfskräfte und zwei Freiwilligendienstleistende (FSJ) am MUT.

Ausstellungen

Neben einer Reihe von fach- und gastkuratorisch organisierten disziplinspezifischen Sonderausstellungen, die durch das Museum beratend mitbetreut werden, fanden seit Gründung des MUT auch interdisziplinär und wissenschaftsgeschichtlich orientierte zentrale Ausstellungen statt:

  • 2006: 38 Dinge. Schätze aus den natur- und kulturwissenschaftlichen Sammlungen der Universität Tübingen
  • 2007: auf/zu. Der Schrank in den Wissenschaften. Mit der Graphischen Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen
  • 2008: Das Mammut vom Vogelherd. Tübinger Funde der ältesten erhaltenen Kunstwerke. Mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte
  • 2008: Wortschatz. Vom Sammeln und Finden der Wörter. In Kooperation mit dem Stadtmuseum Tübingen
  • 2009: KörperWissen. Erkenntnis zwischen Eros und Ekel. Interdisziplinäre Ausstellung im Schloss Hohentübingen mit Symposion, Publikation und einer begleitenden Studium-Generale-Vorlesungsreihe
  • 2010: Vom Schüler der Burse zum „Lehrer Deutschlands – Philipp Melanchthon in Tübingen. Kooperation mit dem Stadtmuseum Tübingen zum 450. Todestag Philipp Melanchthons
  • 2011: Der Himmel. Wunschbild und Weltverständnis. Interdisziplinäre Ausstellung im Schloss Hohentübingen mit vorbereitendem wiss. Symposion, Publikation, Schulprogramm, Kino-Filmreihe, Künstlerkooperationen, Astronomischen Sternwarten-Aktionen, Workshops und einer begleitenden Studium-Generale-Vorlesungsreihe
  • 2011/2012: Bemalte Steine. Das Ende der Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb
  • 2011/2012: Entdeckungen. Höhepunkte der Landesarchäologie 2007-2010
  • 2012: Das andere Ägypten. Die Expedition Ernst von Sieglin nach Alexandria
  • 2012: Wiedereröffnung der Dauerausstellung Alte Kulturen auf Schloss Hohentübingen mit den ältesten Kunstwerken der Menschheit
  • 2012: Mind|Things – Kopf|Sache. Die Psychologische Sammlung des Museums der Universität Tübingen MUT
  • 2012/13: KultOrte. Mythen, Wissenschaft und Alltag in den Tempeln Ägyptens
  • 2012/13: Kelten, Kalats, Tiguriner: Archäologie am Heidengraben
  • 2013: Wie Schönes Wissen schafft
  • 2013/14: Täuschend echt
  • 2014: Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur
  • 2014: Aufmacher. Titelstorys deutscher Zeitschriften
  • 2014: Diesseits–Jenseits–Abseits: Bestattungsrituale weltweit
  • 2014/15: Wissenschaftlerleben mit Kunst. Die Graphiksammlung Heide und Wolfgang Voelter
  • 2015: In Fleischhackers Händen. Tübinger Rassenforscher in Lodz 1940-1942
  • 2015: Forschung - Lehre - Unrecht. Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus
  • 2015: Wohin damit? Strandgut der Wissenschaft
  • 2015/16: Fluch und Segen von Ressourcen. Forschung, Fakten und Klischees (SFB 1070 RessourcenKulturen)
  • 2015/16: Hans Bayer / Thaddäus Troll. Kriegsberichter im Zweiten Weltkrieg
  • 2015/16: Schlosslabor Tübingen. Wiege der Biochemie

Sammlungen

Pappmodell eines Sternpolyeders, Mathematische Sammlung der Universität Tübingen
Tübinger Waffenläufer (Hoplitodromos), Attisch um 490/480 v. Chr., Originalsammlung der Klassischen Archäologie der Universität Tübingen
Mondgemälde von Julius Grimm aus dem Jahre 1895, Öl auf Leinwand, 2,2 x 2,2 m, Gemäldesammlung der Universität Tübingen

In alphabetischer Reihenfolge:

Literatur

  • Anke te Heesen, Anette Michels: Auf/zu. Der Schrank in den Wissenschaften, Berlin: Akademie Verlag, 2007, ISBN 978-3-05-004359-3.
  • Nicolas Conard, Ernst Seidl: Das Mammut vom Vogelherd. Tübinger Funde der ältesten erhaltenen Kunstwerke, Tübingen: MUT, 2008, ISBN 978-3-9812736-0-1.
  • Ernst Seidl, Philipp Aumann: KörperWissen. Erkenntnis zwischen Eros und Ekel, Tübingen: MUT, 2009, ISBN 978-3-9812736-1-8.
  • Philipp Aumann, Ernst Seidl: MUT zum 'KörperWissen'. Aufgaben und Strategien des Museums der Universität Tübingen, in: C. Weber, K. Mauersberger (Hg.): Universitätsmuseen und Sammlungen im Hochschulalltag, Berlin 2010, S. 119-126.
  • Ernst Seidl u.a.: Der Himmel. Wunschbild und Weltverständnis, Tübingen: MUT, 2011, ISBN 978-3-9812736-2-5.
  • Ernst Seidl: Schätze aus dem Schloss Hohentübingen. Ausgewählte Objekte aus den Sammlungen des Museums der Universität Tübingen MUT, Tübingen: MUT, 2012, ISBN 978-3-9812736-4-9.
  • Ernst Seidl: Die Sammlungen. Museum der Universität Tübingen MUT, Tübingen: MUT, 2012 (o. ISBN)
  • Johannes Baier: Museumsporträt: Das neue Paläontologische Museum in Tübingen, Fossilien 30, 247-252, 2013.
  • Philipp Aumann, Frank Duerr: Ausstellungen machen, München: Fink (UTB), 2013, ISBN 978-3-8252-3892-6.
  • Ernst Seidl, Thomas Beck, Frank Duerr (Hg.): Wie Schönes Wissen schafft, Tübingen: MUT, 2013, ISBN 978-3-9812736-6-3.
  • Ernst Seidl: Collections. Museum of the University of Tübingen MUT, Tübingen: MUT, 2014 (o. ISBN)
  • Frank Duerr, Ernst Seidl (Hg.): Aufmacher. Titelstorys deutscher Zeitschriften, Tübingen: MUT, 2014, ISBN 978-3-9812736-8-7.
  • Ernst Seidl (Ed.): Treasures of Hohentübingen Castle, Tübingen: MUT, 2014 (engl.), ISBN 978-3-9816616-3-7.
  • Jens Kolata, Richard Kühl, Henning Tümmers, Urban Wiesing (Hg.): In Fleischhackers Händen. Wissenschaft, Politik und das 20. Jahrhundert, Tübingen: MUT, 2015, ISBN 978-3-9816616-4-4.
  • Ernst Seidl (Hg.): Forschung – Lehre – Unrecht. Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Tübingen: MUT, 2015 ISBN 978-3-9816616-5-1.
  • Christine Nawa, Ernst Seidl (Hg.): Wohin damit? Strandgut der Wissenschaft, Tübingen: MUT, 2015 ISBN 978-3-9816616-6-8.

Einzelnachweise