Kiekert
| Kiekert AG
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|---|---|
| Rechtsform | AG |
| Gründung | 1857 |
| Sitz | Heiligenhaus |
| Leitung | Dr. Karl Krause |
| Mitarbeiterzahl | 5.000 |
| Umsatz | 600 Mio. |
| Branche | Automobilzulieferer |
| Website | www.kiekert.de |


Die Kiekert AG ist ein Industriebetrieb mit Sitz in Heiligenhaus und globaler Markt- und Technologieführer bei Schließsystemen für Automobile.[1]
Geschichte
Gegründet wurde das Unternehmen 1857 in Heiligenhaus im Stadtteil Isenbügel als Schloss- und Beschlagfabrik von Arnold Kiekert – damals als Arnold Kiekert und Söhne (AKS).
1888 wurde die Produktionsstätte nach Heiligenhaus Mitte verlagert (50.000 m²). Am 2. Oktober 2007 wurde die Firmenzentrale zum Höseler Platz 2 verlagert (ehemaliges Gelände von Hartmann & Braun). Die Gebäude am alten Firmensitz wurden abgerissen.
1976 wird die Firma Tack & Gabel (TAGA) aus Wuppertal, einem Zulieferer für KFZ-Schlösser, übernommen.
1982, als Kiekert hoch verschuldet war, wurde der Vorsitz der Geschäftsführung von Horst Werner Sterzenbach übernommen, welcher die Firma Ende 1987, als sie zum Verkauf stand, mit der Dr. Sterzenbach & Rau Vermögensverwaltungsgesellschaft übernommen hatte.
1990 wurde die Kiekert Automatiktüren GmbH, die Einstiegtüren für Busse und Schienenfahrzeuge fertigte, an die österreichische IFE-Gruppe (heute Bestandteil der Unternehmensgruppe Knorr-Bremse) verkauft.
1994 wurden die verschiedenen Firmenteile zur Kiekert AG verschmolzen – dabei wurde die TAGA an die Firma Nier Feuerhand verkauft –, um 1995 die Kiekert AG an die Börse zu führen.
1998 geriet Kiekert in die Schlagzeilen, als die Ford-Werke in Köln die Produktion vorübergehend einstellen mussten, da Kiekert keine Türschlösser mehr lieferte. Angeblicher Grund für den Lieferengpass war ein Blitzeinschlag, der bei Kiekert zu EDV-Problemen geführt habe.[2] Kiekert lehnte die Unterstützung von Ford-Experten bei der Schadensbehebung ab; stattdessen ließ man Ford wissen, dass Mitarbeiter die Schäden höchst motiviert beheben würden, wenn sie wüssten, dass sich der Autokonzern an einen bestehenden Rahmenvertrag hielte. Dieser hatte Kiekert für zehn Jahre den Status eines Alleinlieferanten für Türschlösser zugesichert und war kurz zuvor von Ford angefochten worden. Manche vermuteten auch eine Demonstration gegen den anhaltenden Preisdruck durch die Automobilhersteller auf die Zulieferer als wahren Grund.
2000 erwarb Schroder Ventures Europe (heute Permira) für 530 Millionen Euro die Mehrheit an Kiekert; 2002 wurden die restlichen Aktionäre durch einen Squeeze-out abgefunden.
2005 wurde das Grundstück in Heiligenhaus an die LEG NRW verkauft, um die Verlagerung der Produktionsstätte in ein neues Gebäude in Heiligenhaus zu ermöglichen. Der Umzug war September 2007 abgeschlossen.
Im Oktober 2006 wurde Kiekert von den zwei Londoner Hedge-Fonds Bluebay Asset Management und Silver Point sowie der US-Investmentbank Morgan Stanley übernommen. Permira wurde so als Großaktionär abgelöst. Permira hatte sich bei der Kiekert-Übernahme verkalkuliert (Kiekert konnte die Zinsen für die zur Rückfinanzierung der Übernahme ihm auferlegten Schulden nicht erwirtschaften) und musste die Eigenkapitalanlage ohne Gegenleistung abtreten.
Im Jahr 2007 beschäftigte die Kiekert AG etwa 4300 Mitarbeiter – davon etwa 1100 in Heiligenhaus – und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Euro. Das Unternehmen unterhält Produktionsstätten auf der ganzen Welt (Deutschland, USA, Tschechien, Mexico, Großbritannien) und ist Zulieferer vieler großer Automobilhersteller (VW, GM, BMW, Ford uvm.). Zudem errichtete Kiekert im Jahr 2008 einen eigenen Entwicklungs- und Produktionsstandort in Asien in der Stadt Changshu, nahe Shanghai.
Ab dem 1. August 2008 ging die Firmenabteilung „Kiekert Elektronik“ an den Mitbewerber Huf über. Damit besitzt die Huf-Gruppe eine eigene Elektronikproduktion. Der neue Name der Gesellschaft lautet Huf Electronics GmbH.
Im März 2012 wurde Kiekert an den börsennotierten chinesischen Autozulieferer HeBei LingYun Industrial Group Corporation Ltd. verkauft, der zum Industriekonglomerat China North Industries zählt.[3][4]
2014 beschäftigt Kiekert 5.000 Mitarbeiter an neun Standorten weltweit (davon sechs Produktionsstandorte, fünf Entwicklungsstandorte und drei Vertriebsbüros). Die Standorte befinden sich in Heiligenhaus/Deutschland (Headquarter), Přelouč/Tschechien, Wixom/USA, Puebla/Mexiko, Changshu/China, Naberezhnye Chelny/Russland, Pretoria/Südafrika, Seoul/Südkorea und Sao Paulo/Brasilien. Kiekert besaß im Geschäftsjahr 2013 einen Gesamtumsatz von 600 Mio. Euro sowie einen globalen Marktanteil von 20 Prozent. Im Geschäftsjahr 2014 liegt der Gesamtumsatz bei 650 Mio. Euro.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
- ↑ AUTOINDUSTRIE: Verkehrte Welt. In: Der Spiegel. Nr. 26, 1998 (online – 22. Juni 1998).
- ↑ Deutscher Autozulieferer: Chinesen übernehmen Kiekert, Handelsblatt, 13. März 2012
- ↑ Lingyun übernimmt die Kiekert AG, Automobilwoche, 13. März 2012
Koordinaten: 51° 19′ 28″ N, 6° 57′ 22″ O
