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Tyros

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Hafen von Tyros

Tyros war eine der wichtigsten Städte der Phönizier, damals gelegen auf einer Insel im östlichen Mittelmeer. In der heutigen Zeit liegt dort die Kleinstadt Sur (arab. الصور aṣ-Ṣūr) im Südlibanon. Vor der Stadt liegt das palästinensische Flüchtlingslager Al-Bass.

Geschichte

Überreste einese antiken Triumphbogens
Überreste von antiken Säulen im Al Mina Ausgrabungsgelände

Bronzezeit

Der Aufstieg von Tyros begann Mitte des 2. Jahrtausends v.Chr. Seine große Zeit hatte Tyros als Handelsmetropole ab dem angeblichen Seevölkersturm im 12. Jh. v. Chr. Der Handel von Tyros und anderen phönizischen Städten erfasste das gesamte Mittelmeerbecken. Ob auch die Gegenden jenseits der Säulen des Herkules, wie die Kanarischen Inseln und Britannien erreicht wurden, ist mehr und mehr umstritten. Für ca. 988 v. Chr. ist die Entsendung von Männern und Material für den Bau von Salomons Tempel in Jerusalem überliefert. Weiterhin wird Hiram Abif als Delegierter von Hiram I., dem König von Tyros entsandt. Der Handel wurde gestützt auf eine Vielzahl von Handelsfaktoreien an den Küsten. Dauerhafte Siedlungen und Kolonien wurden nur ausnahmsweise gegründet, vor allem in Nordwestafrika. Die bedeutendste Gründung war Karthago im Jahr 814 v. Chr. durch die tyrische Königstochter Elissa (Dido).

Tyros konnte seine politische Unabhängigkeit vor allem deshalb behaupten, weil die bisherigen Großmächte Ägypten und das Hethitische Reich geschwächt bzw. zerstört waren und zunächst keine andere Großmacht das resultierende Machtvakuum füllen konnte.

Assyrische/Babylonische Zeit

Mit dem Erstarken des Neuassyrischen Reiches wurde Tyros tributpflichtig und verlor zunehmend seine politische Eigenständigkeit, nicht jedoch seine Wirtschaftskraft. Die Seeherrschaft der Phönizier wurde allerdings seit dem 8. Jh. v. Chr. zunehmend von den aufstrebenden Griechen zurückgedrängt. Der Vasallenvertrag zwischen Assurhaddon (681-669) und dem Stadtgott von Tyros enthält eine genaue Beschreibung des Herrrschaftsgebietes von Tyros und verschiedene Vorschriften:

  • dem Befehl des assyrischen Statthalters zu gehorchen
  • sich nicht an assyrischen Untertanen zu vergreifen
  • gestrandete Schiffe an die Assyrer auszuliefern, doch ihre Besatzungen nicht anzutasten

Diese Vorschriften folgen die üblichen Selbstverfluchungen im Falle des Eidbruches:

  • Ninlil von Niniveh möge ein flammendes Schwert gegen Tyrus ziehen
  • die Ischtar von Arbela möge kein Erbarmen gewähren
  • Gula möge Krankheiten schicken, daß die Bewohner von Tyros in ihrem Blute baden wie Wasser
  • die Schebetu (Böse Sieben, Plejaden) mögen eine Niederlage bewirken
  • Melkart und Eschmun mögen das Volk der Deportation preisgeben
  • etc.

Es werden hier sowohl die obersten Götter des babylonischen Pantheons als auch assyrische und lokale Götter angerufen.

Tyros gehörte anschließend zum Neubabylonischen und Persischen Reich. Nebukadnezar II. (604-562 v.Chr.) konnte die Stadt selbst nach 13jähriger Belagerung nicht erobern.

Hellenismus

Tyros war nur schwer zu erobern, da es auf einer der Küste vorgelagerten Insel lag. Alexander der Große ließ deshalb in mehrmonatiger Arbeit zur besseren Eroberung einen Damm vom Festland aus bauen. Er eroberte daraufhin Tyros 332 v. Chr. und die Stadt wurde zerstört. Dies bewirkt den einsetzenden, langsamen Niedergang der Stadt. Ihre politische Eigenständigkeit konnte nicht wieder hergestellt werden. An dem Damm lagerte sich im Lauf der Zeit Schwemmland an, so dass aus der Insel eine Halbinsel wurde.

Römerzeit

In der Römerzeit kam es zur Errichtung mehrerer, größerer Bauwerke, die teilweise heute noch erhalten sind.

Mittelalter

Im Hochmittelalter erregte Tyros dadurch Aufmerksamkeit, dass in der Kathedrale zu Tyros die Knochen des während des 3. Kreuzzugs verstorbenen deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossa (†1190) beigesetzt wurden.

Die Stadt wurde bereits im ersten Kreuzzug (gestartet 1095) erobert und dem Königreich Jerusalem zugeschlagen. Sie wurde weiterhin Sitz eines Erzbischofs. Nach dem Fall Jerusalems an Saladin (1187) wurde der Thronsitz nach Akkon verlegt, während die Beratungssitzungen in Tyros stattfanden. Später wurde Tyros in ein eigenes Fürstentum umgewandelt. Im Jahr 1291 eroberten die Mameluken die Stadt zurück.

Sehenswürdigkeiten

Heute sind vor allem noch Ruinen aus der Römerzeit erhalten, Reste eines gigantischen Hippodroms und der Friedhof vor den Toren der alten Stadt.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Sommer, Die Phönizier – Handelsherren zwischen Orient und Okzident Kröner Verlag 2005 ISBN 3520454017

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