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Pflanzenölkraftstoff

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Pflanzenöl in einer Karaffe

Unbehandelte Pflanzenöle, umgangssprachlich abgekürzt auch als Pöl bezeichnet, können als Kraftstoff für Dieselmotoren verwendet werden. Sie zählen zu den erneuerbaren Energieträgern. Aufgrund der gegenüber Dieselkraftstoffen höheren Viskosität und der niedrigeren Cetanzahl sind an gewöhnlichen Dieselmotoren in der Regel Anpassungsmaßnahmen notwendig. Diese besteht zum Beispiel in der Erhitzung des Kraftstoffes, um die Viskosität unmittelbar vor dem Eintritt in die Einspritzanlage zu verringern. Diese Technologie ist bereits von Vielstoffmotoren bekannt. Temperaturen im Bereich von 60 °C bis 80 °C werden als ideal angesehen. (Bei Umbauten ist darauf zu achten, dass bei einigen Fahrzeugen bei einer zu hohen Treibstofftemperatur das Motorsteuergerät in den Notbetrieb schalten kann.)

Ein großer Vorteil der Verwendung von Pflanzenölen als Kraftstoff ist die CO2-Neutralität, das heißt, dass bei der Verbrennung im Wesentlichen die Menge CO2 freigesetzt wird, die die Pflanzen vorher durch Photosynthese aus der Atmosphäre entnommen haben, und nur die Emissionen bei der Herstellung schlagen zu Buche. Im Zuge der zunehmenden Nutzung als Treibstoff werden Ölpflanzen auch als Energiepflanzen bezeichnet.

Geschichte

Bei der Konstruktion des ersten selbstzündenden Verbrennungsmotors experimentierte Rudolf Diesel erfolglos mit Benzin. Später wurden erfolgreichere Versuche mit Lampenpetroleum und verschiedenen Ölen, vor allem Pflanzenöl (Erdnussöl), gemacht. Erdöl war nur begrenzt verfügbar und sehr teuer. Später war der Überfluss billigen Erdöls der Grund, dass Pflanzenöl lange Zeit nicht als Kraftstoff verwendet wurde.

Erst nach den Ölkrisen der 1970er Jahre wurde verstärkt nach alternativen Kraftstoffen gesucht. Das steigende Umwelt- und Klimaschutzbewusstsein zum Ende des 20. Jahrhunderts brachte vor allem die erneuerbaren Energieträger wieder in die Diskussion.

Verwendbare Pflanzenölsorten

Pflanzenölkraftstoff wird oft mit Rapsöl gleichgesetzt. Je nach Interessensgruppe gibt es jedoch über 1000 anbauwürdige Ölpflanzen. Es existieren in den meisten Regionen der Erde heimische Pflanzen, die zur Ölgewinnung genutzt werden können. Grundsätzlich sind alle Pflanzenölsorten und auch tierische Öle zum Betrieb in umgerüsteten Fahrzeugen geeignet. Vereinzelt setzen Autofahrer auch gefilterte Altöle und flüssige Speisefette ein. Sie müssen jedoch vor der Nutzung sorgfältig gereinigt werden. So fährt beispielsweise ein Taxiunternehmer in Berlin seit einigen Jahren ohne Schaden ausschließlich mit gebrauchtem Fritteusen-Öl, das in einem einfachen Schleuderverfahren gereinigt wird. Lediglich zum Starten des kalten Motors wird aus einen kleinen Zweittank normaler Dieselkraftstoff verwendet.

Alt-Pflanzenöl sollte vor seiner motorischen Verwendung umgepumpt und gefiltert werden. Empfohlen werden Kerzenfilter mit weniger als einem Mikrometer Weite, um die Aggregate nicht zu schädigen.

Verwendung als Kraftstoff

Um Pflanzenöl in Motoren zu verbrennen, gibt es zwei Strategien:

  • die Anpassung der Motoren auf die Eigenschaften des Pflanzenöls.
  • die Veränderung des Pflanzenöls zu einem neuen Kraftstoff, welcher in genormter Qualität mit bestehender Motorentechnik verwendet werden kann. Dieser Weg ist technisch durch Pflanzenöl-Methyl-Ester (PME), allgemein als Biodiesel bekannt, verwirklicht worden. Ziel war es, durch Modifikation des Treibstoffs eine größere Zielgruppe für biogene Kraftstoffe zu gewinnen, ohne große Anpassungen an den Motoren vornehmen zu müssen. Aufgrund der negativen Eigenschaften, wie die enthaltenen Weichmacher beziehungsweise mangelnde Standards der Kraftstoffe, kam es an einigen Fahrzeugen zu Schäden, was zu einer negativen Bewertung von Biodiesel in der Öffentlichkeit führte. Da er aus Pflanzenöl hergestellt wird, wird Pflanzenöl häufig fälschlicherweise mit Biodiesel gleichgesetzt.

Nach Auskunft der Firma Unicar in Aachen halbiert sich in etwa der Ausstoß von Rußpartikeln bei der Pflanzenölverbrennung gegenüber der Dieselverbrennung. Nur bei kaltem Motor und unzureichender Vernebelung im Zylinder ist der Ausstoß sichtbar erhöht. Es gibt weniger Emissionen von Feinstaub als bei Dieselbetrieb. Verunreinigungen durch Schwefel und Schwermetalle entfallen weitgehend.

Pflanzenöltaugliche Motoren/Umrüstung

Mit entsprechend angepassten Motoren kann Pflanzenöl in reiner Form verwendet werden. Speziell für diesen Zweck entwickelte Motoren wie der Elsbett-Motor konnten sich jedoch ebenso wie Vielstoffmotoren nicht in größerem Maßstab durchsetzen. Vorkammerdiesel mit Reiheneinspritzpumpe, die dem Ideal des Vielstoffmotors nahe kommen, wie etwa die Mercedes OM 601, 602, 603 Motoren, werden seit den frühen 1990er Jahren nicht mehr gebaut. Heutzutage werden dieselbetriebene Fahrzeuge üblicherweise mit Umrüstsätzen pflanzenöltauglich gemacht. Die Umrüstung umfasst hauptsächlich folgende Maßnahmen:

  • Einbau von Systemen zum Vorwärmen des Pflanzenöls (Wärmeübertrager, Vorwärmer)
  • Einbau von Kraftstoff-Leitungen mit größerem Innendurchmesser
  • Integration zusätzlicher Filterstufen
  • Anpassung der elektronischen Steuerung
  • gegebenenfalls Anpassung der Einspritztechnik
  • Bedien- und Steuerelemente (etwa für die Vorwärmung beim Kaltstart)

Nach einem Umbau ist es dann möglich, neben (Mineralöl-)Diesel auch Pflanzenöl als Kraftstoff zu verwenden. Die Technik kann als ausgereift angesehen werden, da sie seit den frühen 1980er Jahren im Einsatz ist, bei den Herstellern langjährige Erfahrungswerte vorliegen und sie stetig weiterentwickelt wurde. Verschiedene Firmen bieten heute für fast alle dieselgetriebenen Fahrzeuge und für fast jede Einspritztechnik Umrüstsätze an. Die Umrüstung erfolgt in der Regel durch Partner der Herstellerfirmen. Sie kann kann aber auch in Eigenleistung durchgeführt werden.

Die aktuelle Technik kompensiert so weit wie möglich die hohe Viskosität im Winter und auch die mangelnde Zündfreudigkeit. Dazu wird das Pflanzenöl durch einen Wärmeübertrager auf 60 °C erwärmt. Beim Start geschieht dies elektrisch, bei warmem Motor über das Kühlwasser. Die Hersteller berichten von Anlassproblemen unter -8 °C im Winter. Das Vorglühen und Anlassen dauert dann etwas länger. Im Winterbetrieb besteht die Gefahr des „Einfrierens“. Da die Erstarrung des Treibstoffs im untersten Bereich des Tanks beginnt, wo der Kraftstoff austritt, kann die kontinuierliche Fortsetzung der Treibstoffzufuhr nicht gewährleistet werden. Durch Beimischung von Diesel oder Leindotteröl, welche erst bei tieferen Temperaturen ausflocken, kann diese Gefahr verringert werden.

Die Umrüstung kann auf ein 1-Tank- oder 2-Tank-System erfolgen: Beim Eintanksystem befindet sich der Kraftstoff für den Motor in einem einzigen Tank, und bei tieferen Temperaturen werden Dieselanteile beim Betanken dem Pflanzenöl zugemischt. Zu den hilfreichen Modifikationen gehören ein vergrößerter Leitungsquerschnitt für den Kraftstoff, ein System zur Vorwärmung der Zuleitungen, des Kraftstofffilters und der Einspritzpumpe. Je nach Bauart und thermischer Umgebung des Motors sind nur einige der Maßnahmen erforderlich. Beim Zweitanksystem wird der Motor mit Dieselkraftstoff aus einem separaten Tank gestartet und warmgefahren. Die entstehende Abwärme heizt das übrige System vor. Anschließend wird auf den Pflanzenöltank umgeschaltet. Vor dem längeren Abstellen des Motors sollte rechtzeitig umgeschaltet werden, damit das Einspritzsystem beim erneuten Starten wieder mit Diesel gefüllt ist.

Seit einigen Jahren gibt es ein weiteres Angebot, Dieselmotoren für den Direktbetrieb mit Pflanzenöl umzurüsten. Unter Bezeichnungen wie „eoil“ oder „BEAM-Plus“ werden im Internet Umbauten angeboten, die nicht auf erwärmtes, sondern auf sorgfältig entgastes Rapsöl setzen. Auch ein winziger Gasgehalt, heißt es, mache das Öl in einer modernene Hochdruckeinspritzanlage inkompressabel (unkomprimierbar), und das soll Ursache der Schwierigkeiten sein. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass auch herkömmlicher Dieselkraftstoff in gewissem Maße inkompressabel ist. Aus diesem Grund sind Verfahren, die nur auf Entgasung setzen, wie z.B. das eoil-System, umstritten. Beide oben angegebenen Firmen haben in den vergangenen Jahren hauptsächlich Lastwagen und landwirtschaftliche Maschinen umgerüstet. Das ist sinnvoll, weil der Umbau sich wegen des hohen spezifischen Verbrauchs dieser Fahrzeuge innerhalb von Monaten amortisiert. Aber auch bei normalen Personenwagen wird die Umrüstung angesichts der aktuellen Kraftstoffpreise zunehmend wirtschaftlich.

Kraftstoffeigenschaften

Pflanzenöl stellt eine der dichtesten Energieformen dar, die durch Photosynthese entstehen. Die Energiedichte beträgt rund 9,2 kWh je Liter und liegt damit zwischen Benzin mit 8,6 kWh/l und mineralischem Dieselöl mit 9,6 kWh/l.

Reines Pflanzenöl besteht überwiegend aus reinen Kohlenwasserstoffen und ist schwerer entflammbar als Diesel. Die Zündwilligkeit (Cetanzahl) ist allgemein eingeschränkt, da bei normalen Außentemperaturen das Pflanzenöl von der Einspritzdüse nur unzureichend im Brennraum vernebelt wird. Aufgrund seiner höheren Viskosität, die bei sinkender Temperatur noch weiter ansteigt, erhöht sich der Durchflusswiderstand in den Kraftstoffleitungen, der Einspritzpumpe und den Einspritzdüsen gegenüber dem von Dieselkraftstoff.

Im Gegensatz zu Rapsmethylester ("Biodiesel") ist Pflanzenöl nicht giftig. Die Gefahr von Grundwasserverseuchungen, die von herkömmlichen Kraftstoffen für den Erdboden ausgeht, besteht bei reinem Pflanzenöl nicht, da es biologisch abgebaut wird. Auch die Brandgefahr ist zu vernachlässigen, da es durch einen Flammpunkt von über 250 °C bei Normaltemperatur kaum entflammbar und nicht explosiv ist. Selbst die Lagerung in offenen Behältern -sogar in Garagen oder Wohnräumen- ist erlaubt, da es nur lebensmittelrechtlichen Bestimmungen unterworfen ist und somit auch in größeren Mengen ohne gesetzliche Auflagen gelagert werden kann. Gebrauchtes Pflanzen-Öl (etwa aus Fritteusen) („Alt-Pflanzenöl“) wird jedoch als grundwassergefährdende Substanz kategorisiert. Zu seiner Lagerung und Verarbeitung sind Doppelbehälter oder Behälter mit Sicherheitswannen vorgeschrieben.

Die Eigenschaften des Pflanzenöls unterscheiden sich, je nachdem aus welcher Pflanze sie gewonnen wurden. So ist Leindotteröl zum Beispiel länger flüssig als Rapsöl. Während für Dieselkraftstoffe einheitliche Qualitätsstandards gewährleistet werden können, ist dies bei Pflanzenöl nicht so einfach. Es liegt nicht als genormte Flüssigkeit vor und es existiert noch kein großräumiger Markt, der sich auf eine zentrale Aufbereitung stützt und eine kontrollierte Vermischung der Öle unterschiedlicher Herkunft und damit konstante Qualität ermöglichen würde. Obwohl Leindotteröl bessere Eigenschaften hat, überwiegt am Markt der Anteil des Rapsöls. Dies ist hauptsächlich auf das schnelle Antrocknen des Leinöls an der Luft zurückzuführen.

Qualitätsstandard

Um für das sehr häufig verwendete Rapsöl einheitliche Qualitätsstandards zu schaffen, hat als Richtwert am 23. Mai 2000 der „LTV-Arbeitskreis Dezentrale Pflanzenölgewinnung, Weihenstephan“ einen „Qualitätsstandard für Rapsöl als Kraftstoff (RK-Qualitätsstandard)“ formuliert. Dieser wird von der DIN 51605 Rapsölkraftstoff abgelöst. Diese DIN ist ein Entwurf mit folgenden Vorgabewerten:

Eigenschaften / Inhaltsstoffe Einheit Grenzwerte Prüfverfahren
min max
Dichte bei 15°C kg/m³ 900 930 DIN EN ISO 3675, DIN EN ISO 12185
Flammpunkt nach P.-M. °C 220 - DIN EN 2719
Heizwert kJ/kg 36 000 - DIN 51900-1, -2, -3
Kinematische Viskosität bei 40°C mm²/s - 36,0 DIN EN ISO 3104
Kälteverhalten - - - Rotationsviskosimetrie
(Prüfbedingungen werden erarbeitet)
Zündwilligkeit (Cetanzahl) - 39 - (Prüfverfahren wird entwickelt)
Koksrückstand Masse-% - 0,40 DIN EN ISO 10370
Iod-Zahl g/100g 95 125 DIN EN 14111
Schwefelgehalt mg/kg - 10 DIN ISO 20884 / 20864
Gesamtverschmutzung mg/kg - 24 DIN EN 12662
Säurezahl mg KOH/g - 2,0 DIN EN 14104
Oxydationsstabilität bei 110°C h 6,0 - DIN EN 14112
Phosphorgehalt mg/kg - 12 DIN EN 14107
Magnesium und Calcium mg/kg - 20 DIN EN 14538
Aschegehalt Masse-% - 0,01 DIN EN ISO 6245
Wassergehalt Masse-% - 0,075 DIN EN ISO 12937
Diese Werte stellen bisher eine Entwurfs-Norm dar

Der Volumenverbrauch und die Leistungscharakteristika sind bei beiden (Diesel und Rapsöl) Kraftstoffen annähernd gleich. Pflanzenöl verbrennt jedoch etwas „weicher“, da die Verbrennung langsamer abläuft. Als problematisch wird seitens der Motorenhersteller der Koksrückstand gesehen, wodurch es keine bzw. kaum Freigaben für Pflanzenöl gibt.

Verbreitung und Kosten

Allein in Deutschland gibt es nach einer neueren Schätzung des VCD rund 20.000 Fahrzeuge, die mit Pflanzenöl betrieben werden. Rapsöl ist bei dem aktuellen Einzelhandelspreis von 0,79 €/l (Februar 2006) selbst bei literweiser Abgabe noch billiger als steuerbelasteter Diesel (Steueranteil 47 Cent/l) oder Rapsmethylester ("Biodiesel"). Der Preis liegt seit einigen Jahren etwa 20-25 Prozent unter dem Dieselpreis, so dass eine Umrüstung je nach Fahrleistung mehr oder weniger wirtschaftlich erscheint. Es gibt allerdings bis jetzt kaum Tankstellen und nur wenige Lieferanten, die Pflanzenöl in für die Betankung gängigen Mengen anbieten. Die Alternativen wie das Tanken von „Salatöl“ aus 1-Liter-Flaschen des Einzelhandels ist überall möglich, jedoch unkomfortabel. Viele Pflanzenölfahrer betreiben daher einen Vorratsbehälter mit Pumpe auf einem Privat-Grundstück. Eine übliche Größe ist etwa 1 m³. Da die Tanks keinen besonderen Sicherheitsanforderungen genügen müssen, sind sie schon für rund 100 Euro erhältlich.

Für landwirtschaftliche Erzeuger ist Rapsöl preiswerter als Agrardiesel. Im Jahre 2001 ist ein mit 5,6 Mio. DM vom Verbraucherschutz-Ministerium gefördertes „100-Traktoren-Programm“ gestartet worden: Insgesamt 111 Ackerschlepper verschiedener Hersteller, deren Motoren dem technologischen Stand der Abgasnormen EURO I und EURO II entsprechen, wurden auf Pflanzenöl-Betrieb umgerüstet, um Erfahrungen zu sammeln. Das Projekt lief von April 2001 bis Oktober 2005 und wurde vom Institut für Energie- und Umwelttechnik der Universität Rostock betreut.

Die Kosten (inkl. MWSt.) für eine Umrüstung betragen je nach Methode von 360 € (1-Tank) bzw. 1.500 € (2-Tank) bis 4.000 € pro Motor bzw. Fahrzeug oder stationärem Aggregat. Für Selbsteinbauer sind Sets ab 260 € (1-Tank) bzw. 600 € (2-Tank) erhältlich. In einigen Regionen werden auch öffentliche Förderungen bis zur Hälfte der Nettoumbaukosten angeboten.

Ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen

Pflanzenöl als Kraftstoff ist ein Teil in der Vielfalt der erneuerbaren Energien.

Insgesamt kann die Nutzung von Pflanzenöl als Kraftstoff heute nur einen relativ geringen Beitrag zur Deckung des weltweiten Energiebedarfs leisten. In Deutschland werden jährlich etwa 140 Millionen Tonnen Mineralölprodukte verbraucht. Es werden 3,5 Millionen Tonnen Rapssaat produziert, davon 3/4 zu Speisezwecken. Daraus werden etwa eine Million Tonnen Rapsöl gepresst. Mit dieser Menge lässt sich nur weniger als ein Prozent des Mineralöls ersetzen. In Deutschland beträgt die landwirtschaftlich genutzte Fläche 191.000 km² [Quelle: Statistisches Bundesamt, 2001]. In der mitteleuropäischen Klimazone sind Ölerträge von etwa 1,5 Tonnen Öl pro Hektar möglich. Damit besteht theoretisch die Möglichkeit, bis zu 19 Millionen Tonnen Pflanzenöl jährlich zu gewinnen und damit knapp 15 Prozent des Mineralöls durch Pflanzenöl zu ersetzen.

Zudem ist ein Fruchtwechsel erforderlich, was eine jährliche Nutzung der gleichen Flächen ausschließt. Global gesehen sind die Möglichkeiten etwas günstiger, wenn auch andere Ölpflanzen genutzt werden. So kann die afrikanische Ölpalme 10.000 Liter Pflanzenöl pro Hektar und Jahr liefern. Rein rechnerisch würden 12 Prozent der Gesamtfläche Afrikas oder 2 Prozent der weltweiten Landfläche ausreichen, um den derzeitigen weltweiten Erdölbedarf zu ersetzen. Ein Anbau in solchen Ausmaßen wäre allerdings mit der Gefahr der Entstehung großer Monokulturen verbunden. Diese Flächen gingen zwar für die Lebensmittelproduktion und Tierhaltung der einheimischen Bevölkerung weitgehend verloren, jedoch ergeben sich deutlich bessere Einkommensmöglichkeiten für die einheimische Bevölkerung, was wiederum Armut und Hunger weitgehend zurückdrängen würde.

Pflanzenöl kann nahe dem landwirtschaftlichen Erzeuger mit relativ einfachen Mitteln auch von kleinen Ölmühlen hergestellt werden. Bei verstärkter Nachfrage bietet sich die Rekultivierung stillgelegter Agrarflächen an. Der Transportweg vom Erzeuger zum Verbraucher ist vergleichsweise kurz. Selbst das Nebenprodukt der Erzeugung, der Öl- oder Presskuchen, ist als hochwertiger Eiweiß- und Energieträger in der Tiermast verwendbar.

Befürworter sehen dies als eine bessere Alternative an, als Flächenstilllegungen zu finanzieren.

Dagegen sind die meisten Rohstoffvorkommen weit von den Hauptverbrauchern, den Industrieländern, entfernt. Viele bedeutende Erdölfelder befinden sich in oder nahe bei Krisenregionen. Politische Interessen können die Versorgung empfindlich stören und die Preisgestaltung negativ beeinflussen. Eine ökonomisch sinnvolle Produktion ist fast nur durch Großbetriebe und internationale Konzerne möglich. Trotzdem waren Mineralöle ohne den Steueranteil bisher deutlich billiger als Pflanzenöl.

Der Einsatz von naturnah produzierten Energieträgern führt großräumig und langfristig gesehen zu einer geringeren CO2-Belastung im Vergleich zum Erdöl. Das bei der Verbrennung entstehende Kohlendioxid wird von den nachwachsenden Erzeugerpflanzen wieder aufgenommen und in neue Energie umgesetzt. Im Hinblick auf sich erschöpfende fossile Ressourcen erlangen in Zukunft Rohstoffe für die Energiebereitstellung als auch für die chemische Industrie, die verstärkt von der Landwirtschaft erzeugt werden, eine größere Bedeutung. Auch die Mineralölkonzerne berücksichtigen diese Entwicklung und investieren in entsprechende Forschungen.

Schon heute zeichnet sich die Entwicklung ab, dass energetisch verwertbare Biomasse, zum Beispiel als Brennstoff für Heizzwecke angebotenes Energiegetreide, höhere Preise erzielt als die entsprechenden Lebensmittel. Auch die Optimierung des Ertrages der Ölpflanzen mittels Gentechnik gilt als wahrscheinlich, wenngleich diese bei vielen Verfechtern einer ökologisch orientierten Landwirtschaft sehr umstritten bleiben dürfte.

Die Energiebilanz bei der Herstellung pflanzlicher Öle ist günstiger als bei der Raffination mineralischer Kraftstoffe. Fossile Energiequellen sind jedoch zurzeit noch ausreichend verfügbar. Eine entwickelte Förder- und Transportlogistik und großtechnische Produktionsverfahren ermöglicht das Angebot hochwertiger Kraftstoffe zu relativ günstigen Preisen an. Lediglich die geringere Steuerbelastung macht einige alternative Kraftstoffe für den Verbraucher trotz unbefriedigender Verfügbarkeit interessant. Die Versorgung mit Mineralöl-Produkten aller Art ist hingegen rund um die Uhr mit einem engmaschigen Tankstellennetz gewährleistet.

Die Nutzung von Pflanzenölen als Kraftstoff hat ökologische Vor- und Nachteile, die nicht immer gegeneinander aufgerechnet werden können. Das deutsche Umweltbundesamt meinte im Jahr 1999: „Aus Sicht des Umweltschutzes und aus ökonomischen Gründen ist eine Förderung des Einsatzes von Rapsöl und RME im Kraftstoffbereich auch weiterhin nicht zu befürworten.Vorlage:Lit

Die Bedeutung der Anbaumethode

Eine zentrale Bedeutung sowohl für die ökologische Bilanz als auch für die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von Pflanzenöl ist die Anbauform. Man kann hier zwischen zwei Arten unterscheiden:

  • Anbau in Monokultur mit mineralischen Düngemitteln
  • Anbau in Mischkultur mit biologischen Düngemitteln

Die meisten wissenschaftlichen Argumente (wie das Gutachten des UBA) basieren auf der Annahme, dass die notwendigen Pflanzenölmengen ausschließlich in intensiver Landwirtschaft durch Rapsanbau in Monokulturen mit hohem Düngemittel- und Pestizideinsatz erfolgen kann.

Der Öffentlichkeit weniger bekannt sind seit 1997 in Bayern laufende Versuche mit Mischfruchtanbau in biologischer Landwirtschaft Link zum Projekt. Man versteht darunter den Anbau eines Gemisches verschiedener Feldfrüchte auf dem gleichen Feld zur gleichen Zeit. Wenn dabei Blattpflanzen mit Halmfrüchten, Tiefwurzler mit Flachwurzlern oder Pflanzen mit verschiedenen Nährstoffbedürfnissen gemeinsam auf einem Feld wachsen, ergänzen sie sich gegenseitig. So ist ein günstiger Effekt für Leindotter oder Raps mit Erbsen, Weizen oder Gerste nachgewiesen worden. Der Mischanbau benötigt hier weniger Dünger (die Erbsen liefern den Stickstoff) und macht den Einsatz von Herbiziden gegen Unkraut unnötig. Bei Getreide wurde aufgrund des geringerem Unkrautdrucks der gleiche Flächenertrag mit einem höherwertigerem Korn mit einem zusätzlichen Ertrag von ca. 80 bis 150 Liter Pflanzenöl pro Hektar erzielt.

Kern des biologischen Ansatzes ist die weitgehende Nutzung aller Ressourcen. Aufgrund der gegenseitigen Begünstigung der Pflanzen kann neben Pestiziden auch weitgehend auf Düngung verzichtet werden. Die Sortierung der Feldfrüchte erfolgt direkt in der Erntemaschine. Übrig gebliebenes Pflanzenmaterial kann als Grundlage für Faserwerkstoffe dienen oder als Biomasse zu Energie verarbeitet werden. Der aus dem Öl gewonnene Presskuchen kann als Tierfutter weiterverwendet werden und kann dann schließlich als Gülle zur Biogaserzeugung genutzt werden. Die ausgefaulten Rückstände können dann ebenfalls als Dünger wieder ausgebracht werden. Die Befürworter weisen hier darauf hin, dass der Anbau von Ölpflanzen deren stofflich und energetisch wertvollen Nebenprodukte nicht einfach ausklammern darf. Unter dieser ganzheitlichen Betrachtungsweise werde die Überlegenheit moderner Bio-Technik gegenüber Mineralöl-Produkten deutlich. Quelle.

Eine weitere Möglichkeit bestünde laut den Befürwortern im extensiven Anbau von Erucasäure-reichem Naturraps, der als Kraftstoff besser geeignet sei als der momentan angebaute Erucasäure-frei gezüchtete Raps (sog. OO-Sorten, die als Züchtungsziel die Erzeugung eines guten Speiseöls haben).

Es wird weiterhin von Befürwortern eingewandt, dass in der Diskussion andere Ölpflanzensorten, die extensiv in Deutschland anbaufähig wären wie Sonnenblume, Ölrauke, Ölrettich, Ackersenf, Rüben, Leindotter, Öllein oder Hanf, zu wenig in Betracht gezogen werden.

Verfügbarkeit in Deutschland

Weit über 100 Lieferanten bieten derzeit preisgünstige Großmengen von Pflanzenöl an, die in heimischen Tanks zwischenlagerfähig sind. Die Betankung mit Pflanzenöl vom Lebensmittel-Einzelhandel (Salatölflaschen) ist zwar möglich, aber unbequem und bedingt durch die kleinen Verpackungseinheiten auch sehr abfallintensiv. Spontanbedarf kann durch normalen Diesel von der Tankstelle gedeckt werden.

Pflanzenöl kann von Landwirten mit Hilfe von kleineren Ölpressen zu erschwinglichen Kosten dezentral erzeugt werden. Bei weiter steigenden Kraftstoffpreisen ist zu erwarten, dass die Erzeugung von Pflanzenöl für Landwirte deutlich attraktiver wird und damit die Zahl der Tankmöglichkeiten schnell zunimmt.

Siehe auch

Literatur

  • Katja Kraus, Guido Niklas, Matthias Trappe: Aktuelle Bewertung des Einsatzes von Rapsöl/RME im Vergleich zu Dieselkraftstoff. Texte 79/99. Umweltbundesamt, Berlin 1999, ISSN 0722-186X
  • MAKOWSKI, N. & BRAND, D. (2000): "Mischanbau von Leindotter und Erbsen ist attraktiv" (Institut für Energie- und Umwelttechnik München, unveröff. Manuskript, 6 S.) Artikel als PDF