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Ibaditen

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Vorlage:Mehrfacheintrag Die kharidjitischen Ibaditen sind ein eigenständiger Zweig des Islams und folgen der von ’Abd Allah ibn-Ibad gegründeten Rechtsschule (madhhab).

Die meisten Ibaditen leben in Oman. Oman ist das einzige Land, in dem sie (mit 75%) die Mehrheit der Bevölkerung bilden.

Fremdsicht

Die vier sunnitischen Rechtschulen (Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten) sehen die Ibaditen durchaus als eine eigene Rechtsschule (madhhab) innerhalb des Islams an, nur dass die vier obengenannten Rechtschulen sich alle gegenseitig anerkennen, die Ibaditen jedoch außerhalb dieses Konsenses stehen. Manchmal billigen die Sunniten den Ibaditen durchaus zu, dass sie eine strenge Auslegung des Islams praktizieren, haben aber meist wenig Verständnis dafür, dass sie von den Ibaditen, auch wenn diese das nicht laut sagen, als ungläubig angesehen werden.

Die Schiiten unterscheiden sich von den Ibaditen mehr als die Sunniten, vor allem die Ismailiten und die Imamiten, etwas weniger die Zaiditen. Die Schiiten werfen den Ibaditen oft deren Geringschätzung für die eigenen schiitischen Imame vor. Außerdem sehen viele Schiiten die Ibaditen als extremistische Sekte an; in der Praxis hat das aber alles wenige Konsequenzen. Was vor allem Ismailiten und Ibaditen jedoch bei allen theologischen Differenzen wieder vereint, ist ihr gemeinsames Schicksal, trotz eigener Toleranz vom Rest der Muslime blutig verfolgt worden zu sein.

Selbstsicht und Theologie

Die Ibaditen sehen sich selbst als die "Familie der Aufrechten" (ahl al-istiqama) an. Die Ibaditen sehen die anderen Muslime als "Abweichler" (muschrikun) an, machen aber einen Unterschied zwischen zwei Formen des Unglaubens: (kufr ni'ma) und (kufr schirk). Andere Islamische Rechtsschulen unterscheiden zwischen "abweichend gläubig" (schirk) und "völlig ungläubig" (kafir). Wen die Ibaditen als kafir ni'ma sehen, den meiden (bara?a) sie, egal ob derjenige auch Ibadit oder sonstigen Glaubens ist und zwar durch innere Verweigerung von "vertrauter Freundschaft" (wilaya). Alles in allem eine ziemlich verwickelte Angelegenheit (Fortsetzung folgt).

Einordnung

Bei aller Vorsicht, die bei solchen Vergleichen angebracht ist, weisen die Ibaditen gewisse Gemeinsamkeiten mit den Mennoniten auf. Wie jene zutiefst schriftgläubig, wandelten sie sich von einer sich immer mehr radikalisierten Bewegung, die durch diese Radikalisierung in blutige Konflikte mit der Umwelt kam und dadurch beinahe ausgerottet wurde, zu einer meist weltabgewandten und toleranten Religionsgemeinschaft, die sich durch innere Pluralität auszeichnet und heute sowohl sehr moderne weltoffene als auch sehr traditionelle weltabgewandte Gruppen aufweist. ’Abd Allah ibn-Ibad ist sozusagen der "Menno Simons" der Kharidjiten.

Siehe auch