Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg
Die deutsche Besetzung Frankreichs, begann mit dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 und endete mit der allmählichen Befreiung des Territoriums von September bis Oktober 1943 in Korsika und Juni bis August 1944 dem französischen Festland.

Am 22. Juni 1940 erfolgte, nach dem deutschen Sieg über Frankreich, im Wald von Compiègne die Unterzeichnung eines Waffenstillstandes, der zu einer Teilung des Landes führte. Einer in Paris residierenden deutschen Militärverwaltung unter General Otto von Stülpnagel unterstand die Nordhälfte Frankreichs unter Einschluss der Industriegebiete sowie der französischen Atlantikküste bis zur spanischen Grenze. Die nordfranzösischen Départements Nord und Pas de Calais wurden dem deutschen Militärbefehlshaber mit Sitz in Belgien unterstellt. Elsass und Lothringen, die Deutschland aufgrund der Versailler Vertragsbestimmungen im Jahr 1919 an Frankreich abtreten musste, wurden der Zivilverwaltung der angrenzenden deutschen Gaue Baden und Saar-Pfalz unterstellt und faktisch (wenn auch nicht staatsrechtlich) vom Deutschen Reich annektiert. Im von der Wehrmacht unbesetzten Süden war Vichy im Département Allier ab Juli 1940 Sitz einer neuen französischen Regierung unter Marschall Henri Philippe Pétain. Dem Vichy-Regime unterstanden ungefähr 40 Prozent des französischen Staatsgebiets mitsamt den Kolonien sowie ein 100.000 Mann starkes Heer und die französische Kriegsmarine.[1]
Das Vichy-Regime entwickelte rasch eine Politik der Zusammenarbeit und Unterstützung des nationalsozialistischen Deutschlands im Kampf gegen den Widerstand und führte eine unabhängige Verfolgung der dort ansässigen, jüdischen Bevölkerung sowie deren Deportation nach Deutschland und Polen durch. Diese Konstellation wurde zusätzlich durch die Landung der Alliierten im November 1942, in Französisch-Nordafrika (Marokko und Algerien) verstärkt.
Obwohl durch verschiedene konservative und faschistische Gruppen über die politische Richtung des „neuen Frankreichs“ Uneinigkeit herrschte, wurde die liberale Wirtschaft und Gesellschaft sowie das parlamentarische System ihre gemeinsamen Feinde.
Organisation und Zielsetzung unter deutscher Besetzung

Während im besetzten Teil Frankreichs der Kommandostab in der Militärverwaltung die deutschen Besatzungstruppen befehligte, kontrollierte der Verwaltungsstab die französische Verwaltung. Ziel der Deutschen war eine Besatzungsform mit einem Minimum an militärischem und verwaltungsmäßigem Aufwand, was die Bereitschaft französischer Verwaltungsbehörden und nicht zuletzt eines großen Teils der französischen Bevölkerung zu einer reibungslosen Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern voraussetzte. Tatsächlich reichte der deutschen Militärverwaltung ein relativ kleiner Apparat von insgesamt 1.200 Beamten und Offizieren, den besetzten Teil Frankreichs zu regieren und die vom Deutschen Reich zur Kriegführung dringend benötigten industriellen und landwirtschaftlichen Lieferungen sicherzustellen. Langfristig sollte eine funktionierende französische Wirtschaft in einen von Deutschland angestrebten und dominierten Großwirtschaftsraum integriert werden.[2]
Um die deutsche Kriegswirtschaft zu entlasten, wurden französischen Firmen im Zweiten Weltkrieg zunehmend Aufträge von deutscher Seite übertragen und die Wirtschaftskraft Frankreichs fast vollständig auf die Bedürfnisse des Deutschen Reichs eingestellt. Die Kosten der Besatzung wurden von Frankreich eingefordert, das 20 Millionen Reichsmark täglich zu zahlen hatte. Die von den Deutschen bewusst zu hoch berechneten Besatzungskosten machten die größten Belastungen für den französischen Staatshaushalt aus, dem kein entsprechendes Steueraufkommen gegenüberstand.
Demarkationslinie und Zonen in Frankreich (1940-1944)
Der französisch-deutsche Waffenstillstand führte zur Trennung Frankreichs in zwei Hauptzonen. Die „Besetzte Zone“, umfasste die von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebiete, sowie die „Freie Zone“, welche im Volksmund auch als "Nono - Zone" (nono für "non occupée" - nicht besetzt), bezeichnet wurde. Die etwa 1200 Kilometer lange Demarkationslinie begann an der spanischen Grenze bei Arnéguy im Departement Basses-Pyrénées (Pyrénées-Atlantiques), führte dann über Mont-de-Marsan, Libourne, Confolens und Loches und verlief bis in den Norden des Departements Indre, wo sie nach Osten abzweigte und nach der Durchquerung von Vierzon, Saint-Amand-Montrond, Moulins, Charolles und Dole bei Gex an der Schweizer Grenze endete.

Besetzte Zone (Nordzone)
Diese von den Deutschen besetzte Zone stand unter dem Befehl des Militärgouverneurs von Paris General Otto von Stülpnagel und umfasste ungefähr 55% des Territoriums. Diese wurde im November 1942 in Nordzone umbenannt, als die Deutschen in weiterer Folge auch die freie Zone besetzen.
Freie Zone (Südzone)
Am 2. Juli 1940 richtet sich die französische Regierung in der Stadt Vichy ein. Vichy wurde dadurch in gewisser Weise zur Hauptstadt der freien Zone. Am 10. Juli 1940 übergab das Parlament an Marschall Pétain die vollen Machtbefugnisse. Dieser verkündete den "französischen Staat" und begann wenig später mit einer Politik der Kollaboration mit den deutschen Besetzern. Im November 1942 wird die freie Zone in "Südzone" umbenannt, als auch dieses Gebiet von den Deutschen besetzt wurde.
Weitere Sonderzonen
Reservierte Zone - von der Somme-Mündung zur Rhône
Die reservierte Zone wurde von den Franzosen im Allgemeinen als "verbotene Zone" bezeichnet da diese nur mit erheblichen Schwierigkeiten (verstärkte Kontrollen, entlang der Kanalküste und entlang der französisch-schweizerischen Grenze) in dieses Gebiet gelangen konnten.

Italienisch besetzte Zone - vom Genfer See bis zum Mittelmeer
Diese Zone erstreckte sich vom Genfer See bis zum Mittelmeer. Sie führt östlich von Chambéry, Grenoble und Gap entlang bis einschließlich Nizza. Allerdings besetzen die Italiener tatsächlich nur wenige Punkte dieses Gebietes.
Verbotene Zone - der Bau des Atlantikwalls
Im Herbst 1941 wurde entlang der Kanal- und Atlantikküste eine verbotene Zone gebildet, ein Vorgeschmack auf den Bau des Atlantikwalls. Nur Personen, die in diesem Bereich seit mindestens drei Monaten wohnhaft waren, Personal das für die deutsche Armee arbeitete und Eisenbahnpersonal konnten diese Zone betreten und sich in ihr bewegen. Darüber hinaus war es verboten zu telegrafieren oder zu telefonieren.
Verwaltungsbereiche in der Besatzungszeit
Der besetzte Norden wurde dem Militärbezirk Belgien (Sitz des Militärbefehlshabers in Belgien) angegliedert, der besetzte Osten in fünf verschiedene Verwaltungsbereiche eingeteilt und in das Deutsche Reich eingegliedert sowie einer Militärverwaltung (Sitz des Militärbefehlshabers in Paris) unterstellt.
- Paris (Gross-Paris)
- Bezirk A (Saint-Germain-en-Laye)
- Bezirk B
- Bezirk C (Dijon)
- Bezirk Bordeaux
In jedem Verwaltungsbezirk, wurde wiederum eine Feldkommandantur sowie Kreiskommandanturen installiert.
Besatzungstruppen und deutsche Polizei in Frankreich

Die Besatzungstruppen in Frankreich umfassten ca. 50.000 Mann.
Die deutsche Polizei gliederte sich in Feldgendarmerie und die Geheime Feldpolizei (GFP), die über Polizeistationen in den jeweiligen Départements verfügten und mit nachrichtendienstlichen Befugnissen in den Bezirkshauptstädten ausgestattet waren. Ab Juni 1940 wurde SS-Führer Helmut Knochen als Beauftragter des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD nach Frankreich abgeordnet.
1942 wurde dieser zum SS-Standartenführer befördert und bekleidete diesen Posten bis zum September 1944. Zusammen mit seinem Vorgesetzten, dem Höheren SS- und Polizeiführer Carl Oberg, und seinem Stellvertreter, KdS (Kommandeur der Sicherheitspolizei) Kurt Lischka, setzte er in Paris die Deportationen französischer und ausländischer Juden in deutsche Vernichtungslager durch.
Angesichts des immer stärker werdenden Widerstandes wurde 1942 der Exekutivapparat in Frankreich reorganisiert. Die geheime Feldpolizei (GFP) wurde entfernt und deren Aufgaben dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) übertragen. Helmut Knochen blieb Befehlshaber der Sicherheitspolizei (BdS) für das besetzte Frankreich. Der Höhere SS- und Polizeiführer (HSSPF), SS-Obergruppenführer Karl Oberg übernahm am 1. Juni 1942 die Leitung des Amtes VI des Sicherheitsdienstes (SD) in Paris.
Ab diesem Zeitpunkt war die Geheime Staatspolizei (Gestapo) in Frankreich allgegenwertig.
Wirtschaftliche Lage und Ungleichgewicht
Die Demarkationslinie brachte ein Ungleichgewicht zwischen dem Norden und Süden des Territoriums mit sich. Durch die Zerschneidung bzw. die Neugliederung des französischen Territoriums nach dem Waffenstillstand sicherte sich die deutsche Besatzung die reichsten Industriegebiete sowie die gesamte Atlantikküste.
Wegen fehlender Rohstoffe, die zugunsten der deutschen Wirtschaft "konfisziert" wurden, wurde die Industrie und Landwirtschaft der Südzone sehr behindert, wenn nicht völlig lahmgelegt. Die Lage war vor allem in der Grenzregion sehr schwierig, da Unternehmen von ihren Arbeitskräften und Landwirte von ihren Feldern abgeschnitten wurden. Aufgrund höherer Preise in der Nordzone entwickelte sich der Schmuggel und der schwarze Markt trotz aller eingeführten Kontrollmaßnahmen. Durch Schwierigkeiten in der Versorgung stieg die Gefahr von Hungersnöten.
Genauso wie der Personenverkehr unterlag der Warenverkehr der Genehmigung durch die deutschen Behörden. Im Mai 1941 trat eine gewisse Erleichterung ein, als Darlan im Austausch von Gegenleistungen in Syrien die Wiederherstellung des Verkehrs von Waren und Werten erreichte, vor allem aus der nicht besetzten in die besetzte Zone. Trotz einiger Engpässe im Bereich der Energie, der Rohstoffe und Arbeitskräfte erholte sich die Wirtschaft langsam, um sich zwischen 1942-1943 wieder zu verschlechtern, und 1944 völlig zusammen zu brechen. Im Februar 1943 hoben die Deutschen die Demarkationslinie auf, da sie seit November 1942 das gesamte französische Territorium besetzten.
Diese Linie verschwand jedoch nicht von den Karten des deutschen Generalstabs, und einige Einschränkungen blieben, vor allem im Warenverkehr, bestehen. Da den Franzosen bis zum Ende des Krieges die Wiedereinführung der Demarkationslinie drohte, blieb diese bis 1944 ein Druckmittel der deutschen Besatzer.
Nahrungsmittelknappheit
Versorgungsprobleme beeinflussten schnell das tägliche Leben und in französischen Geschäften waren bald keine Waren mehr verfügbar. Mit diesen Problemen konfrontiert, reagierte die Regierung mit Einführung von Lebensmittel- und Essensmarken, mit welchen man zumindest die notwendigsten Lebensmittel oder Produkte wie Brot, Fleisch, Fisch, Zucker, Fett und Kleidung bekam.
Auch Tabakwaren und Wein mussten rationiert werden. Jeder Franzose wurde nach seinem persönlichen Energiebedarf, Alter, Geschlecht und Beruf kategorisiert und erhielt die betreffende Ration.
Lange Warteschlangen gehörten vor allem im Stadtbereich zum täglichen Bild. Produkte wie Zucker oder Kaffee wurden durch Ersatzstoffe ersetzt. (Kaffee durch Chicorée und Zucker durch Saccharin). Händler nutzen diesen Umstand zu deren Vorteil und verkauften auf dem Schwarzmarkt Nahrungsmittel ohne Lebensmittel- und Essensmarken zu hohen Preisen.
Rohstoffmangel
Im Jahr 1939 betrug der Kraftstoffverbrauch in Frankreich etwa 3 Millionen Tonnen. Nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 verfügte Frankreich lediglich über 200.000 Tonnen an Reserve. Während der deutschen Besatzung konnte durch das Einstellen des Vergasers an einem PKW eine Verringerung des Kraftstoffverbrauches um etwa ein Viertel, als vor dem Krieg, erreicht werden.
Verpflichtungszahlungen
Das deutsch-französische Waffenstillstandsabkommen sah im Artikel 18 folgende Bestimmungen vor: "Die Wartungskosten der deutschen Besatzungstruppen auf französischem Gebiet werden von der französischen Regierung getragen." Die täglichen Verpflichtungszahlungen wurden auf 400 Millionen Franc festgelegt. Im Januar 1941 wurde diese Zahlungsverpflichtung auf 300 Millionen Franc reduziert, Ende 1941 auf 109 Milliarden Franc.
Im Jahr 1942 wurden Verpflichtungszahlungen in der Höhe von insgesamt 285,5 Milliarden Franc an das Deutsche Reich geleistet. 109,5 Milliarden für Raumkosten, 6 Milliarden für Wohnkosten, 50 Milliarden Vorauszahlung für Reinigung und 120 Milliarden weitere Finanzdienstleistungsausgaben.
Die Fortsetzung des Krieges
Trotz des Waffenstillstandes ging der Krieg weiter und die deutsche Wehrmacht wurde auch in Frankreich das Ziel der Alliierten.
Alliierte Bombenangriffe
Durch weitere Bombenangriffe der Alliierten nach dem Waffenstillstandsabkommen vom 22. Juni 1940, zählte Frankreich zu den, am schwersten betroffenen Ländern, die Bombenopfer zu beklagen hatten. Während der „Operation Overlord“ im Jahr 1944 verstärkten sich die Bombardements zusätzlich. Als Vorbereitung für die geplante Invasion am 26. Mai 1944 in der Normandie griff die alliierte Luftwaffe vor allem Verkehrswege in Frankreich an. Bei den Bombardierungen von Lyon, Nizza und Saint-Etienne kamen an einem Tag 3760 Menschen ums Leben. [3]
Französische Verluste durch Bombenangriffe (1940 bis 1945) [4]
Jahr | Tote | Verletzte | Zerstörte Gebäude | Beschhädigte Gebäude |
---|---|---|---|---|
1940 | 3543 | 2649 | 25471 | 53465 |
1941 | 1357 | 1670 | 3265 | 9740 |
1942 | 2579 | 5822 | 2000 | 9300 |
1943 | 7446 | 13779 | 12050 | 23300 |
1944 | 37128 | 49007 | 42230 | 86498 |
1945 | 1548 | 692 | 300 | 800 |
Verhängung von Ausgangssperren (passive Verteidigung)
Um die Bevölkerung vor Bombenangriffen zu schützen wurde die passive Verteidigung ausgebaut und Ausgangssperren eingeführt. Es wurde angeordnet, dass die Bewohner ihre Fenster mit marineblauen Baumwolldecken zu verdunkeln haben. Ebenso wurde die Beleuchtung von Zügen blau lackiert. Diese Maßnahmen wurden ergriffen um in den Nachtstunden die Identifizierung von Zielen durch alliierte Bomber zu erschweren bzw. zu verhindern. [5]
Fliegeralarm und die vom Luftschutz angeordneten, jedoch weitgehend wirkungslosen Verdunklungsmaßnahmen bestimmten den Kriegsalltag der französischen Bevölkerung in immer stärkerem Umfang. Frühwarnsysteme (Sirenen) kündigten die Ankunft von Bomberstaffeln an, wodurch versucht wurde, eine rechtzeitige Zuflucht in unterirdischen Bunkern (Kellern, U-Bahn, ...) für die Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Ein anderer Effekt der Ausgangssperren war die versuchte Verhinderung illegaler Aktivitäten insbesonders um Widerstandsfähigkeit (Sabotage, Landung von Fallschirmspringern usw..) einzudämmen, die oft in den Nachstunden durchgeführt wurden. Missachtung von Ausgangssperren wurde unter Androhung der Festnahme verboten.
Pflichtarbeitsdienst (STO)
Der Pflichtarbeitsdienst (Service du travail obligatoire STO) war eine Organisation zur Aushebung französischer Facharbeiter durch das Vichy-Regime zum Einsatz in der deutschen Kriegswirtschaft. Der STO wurde im Februar 1943 gegründet, nachdem die Vorgängerorganisation Relève (frz. für Ablösungsmannschaft, Nachwuchs) aus dem Jahre 1942, die ebenfalls auf Gesetzen des Vichy-Regimes beruhte, fehlgeschlagen war.
So waren Tausende z. B. bei der Reichsbahn beschäftigt, die eines der bevorzugten Ziele der taktischen alliierten Bombenangriffe war. Meist in Baracken in der Nähe von Instandsetzungswerken oder Eisenbahnknotenpunkten untergebracht, fielen auch zahlreiche französische Arbeiter, wenn für sie kein Platz in den Luftschutzbunkern war, den Bomben zum Opfer. Für viele junge Franzosen bedeutete der STO, sich zwischen der Zwangsarbeit im Deutschen Reich und dem Abtauchen in den französischen Untergrund, bis hin zur Beteiligung an den bewaffneten Kämpfen im Maquis, entscheiden zu müssen. Französische Zwangsarbeiter beteiligten sich (wie die anderer Nationen) auch am aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus. In Frankreich gilt der Begriff seitdem als Synonym für die Bedarfswirtschaft.
Kollaboration und Judenverfolgung
Die deutschen Behörden verfügten über drei Schnittstellen zu ihren französischen Mitarbeitern:
- Der Militärbefehlshaber für das besetzte Frankreich (MBF) mit seinem Stab aus Personal der Wehrmacht und zivilen Experten residierte im Pariser Hotel Majestic. Er war dem Oberkommando des Heeres (OKH) unterstellt und hatte neben militärischen und wirtschaftlichen zunächst auch sicherheitspolitische Aufgaben wahrzunehmen.
- Vorwiegend politische Fragen wurden vom Botschafter Otto Abetz behandelt, der dem deutschen Auswärtigen Amt und damit Außenminister Joachim von Ribbentrop unterstand. Er residierte im Palais Beauharnais.
- Der dritte Machtbereich auf deutscher Seite unterstand Heinrich Himmler: die Angehörigen der Ordnungs- und Sicherheitspolizeikräfte sowie des SD, die für die Sammlung von Nachrichten, für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in Zusammenarbeit mit den französischen Behörden sowie die Erfassung und Deportation von Juden und anderen unerwünschten ethnischen Gruppierungen.
Eine schwere Hypothek für das Regime stellt die teilweise freiwillige Bereitschaft dar, mit den deutschen Behörden bei Erfassung, Diskriminierung, Verhaftung und Deportation von Juden und anderen vom NS-Regime verfolgten ethnischen Minderheiten in die Vernichtungslager und der Beschlagnahme (Arisierung) ihres Besitzes mitzuwirken. So wurden zuerst Oktober 1940 und dann im Juni 1941 „Statuts des juifs“ (Sondergesetze für Juden) eingeführt, noch bevor dies die deutschen Behörden überhaupt gefordert hatten. Das Tragen des „Judensterns“ wurde allerdings nur im besetzten Teil obligatorisch. Das Vichy-Régime protestierte jedoch nicht gegen die Einführung des „Gelben Sterns“ in der besetzten Zone und ließ seinerseits in Identitätspapieren den Stempel Juif anbringen.
Der französische Widerstand (Die Résistance)
Die Résistance in Frankreich entstand unmittelbar nach der deutschen Okkupation und dem von Marschall Pétain mit Deutschland unterzeichneten Waffenstillstand vom 22. Juni 1940. Anfangs waren es nur wenige Tausend Menschen, die die deutsche Besetzung nicht einfach erdulden wollten. Ihr Ziel war das planmäßige Vorgehen gegen die Besatzer. Die Résistance war nicht einheitlich organisiert und geführt, sondern verfolgte im Sinne ihrer Trägerorganisationen verschiedene Ziele. Im Frühjahr 1943 gelang es Jean Moulin, einem Abgesandten General de Gaulles, die wichtigsten politischen Gruppierungen zumindest auf allgemein gehaltene gemeinsame Ziele festzulegen und eine Koordinierungsinstanz zu etablieren. Gegen das von den Deutschen verwendete Hakenkreuz wurde das Lothringer Kreuz auch von der Résistance als Symbol des französischen Befreiungskampfes übernommen.
Die Aktivitäten der Resistance umfassten unter anderem:
- Sammlung und Übermittlung von Informationen;
- Sabotage (Eisenbahnen, Telefonleitungen, etc.);
- Mord an deutschen Offiziere und Soldaten, sowie Mitarbeiter;
- Logistische Unterstützung für alliierte Flieger und Fallschirmjäger;
- Organisation der Fluchtwege oder Grenzübergänge (einschließlich der Demarkationslinie);
- Herstellung von gefälschten Dokumenten;
Die Résistance und ihre Ableger bauten verschiedene Organisationen auf, um Menschen zu helfen, über die Grenze in neutrale Staaten zu kommen oder sich in Frankreich oder Benelux mit falschen Papieren zu verbergen. Tausende abgeschossene Piloten wurden gepflegt und über Netzwerke wie Komet außer Landes gebracht. Jüdische Familien und Kindern wurden von französischen Familien Unterschlupf geboten[4]. Junge Wehrpflichtige aus Elsass-Lothringen, die als Deutsche galten und sich durch die Flucht ins besetzte oder unbesetzte Frankreich der deutschen Wehrpflicht entzogen und junge Franzosen, denen die Deportation zur Zwangsarbeit oder die Verpflichtung drohte, wurden unterstützt und teilweise für den aktiven Widerstand rekrutiert.
Literatur
- Helga Bories-Sawala: Franzosen im "Reichseinsatz". Deportation, Zwangsarbeit, Alltag; Erfahrungen und Erinnerungen von Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern Lang, Frankfurt 1996 ISBN 3-631-50032-7
- dies. & Rolf Sawala: "J'écris ton nom: Liberté!" La France occupée et la Résistance Schöningh, Paderborn (2002) ISBN 3140455003
- Harry R. Kedward: In Search of the Maquis. Rural Resistance in Southern France 1942 - 1944 (engl.) 2. Aufl. Oxford Univ Press 1994 ISBN 0198205783
Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Historisches Museum: Der zweite Weltkrieg/Besatzungsregime in Frankreich dhm.de, 05.November 2015
- ↑ Magisterarbeit-Atlantikwall in Südwestfrankreich: Frankreich unter deutscher Besatzung 1940-1944 petergaida.de, 05.November 2015
- ↑ Portal zur Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts: Was war am 26. Mai 1944 chroniknet.de, 09.November 2015
- ↑ “Der Bombenkrieg: Europa 1939 bis 1945“ - Richard Overy, Rowohlt Verlag GmbH 2014, ISBN 3644117519, 9783644117518
- ↑ Der Zweite Weltkrieg-Kriegsverlauf: Der Luftschutz dhm.de, 09.November 2015