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Volksbezeichnung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Mit Hilfe von Volksbezeichnungen (Ethnonymen bzw. Ethnika) werden Ethnien, Staatsvölker (in Form von Demonymen) und allgemein Bewohner einer bestimmten Region benannt. Die Ethnonymie als Teilgebiet der Namenforschung und Ethnologie beschäftigt sich mit Sammlung, Klassifizierung und Kartierung dieser Namen sowie ihrer Deutung, Begriffsgeschichte und soziologischen und sprachlichen Funktion.

Wortbedeutung und Definition

Ethnonym kommt von Vorlage:ELSalt éthnos „Volk, Volksgruppe, Bevölkerung“ und ὄνομα ónoma „Name“ in der Endung -onym, Demonym von δῆμος in derselben Bedeutung. Andere Ausdrücke sind ethnischer Name, Volksname, Volksgruppenbezeichnung oder Stammesbezeichnung.

Die zugrundeliegenden Begriffe Ethnos, Demos, Volk, Volkszugehörigkeit, Nation sind diffizil abzugrenzen, und entsprechend die Namensbegriffe oft in mehreren dieser Sinne in Gebrauch. Während der Ausdruck Demonym siedlungsgeographische Aspekte fokussiert, verarbeitet das Ethnonym primär bevölkerungsgeographische Aspekte. In den meisten Fällen ist das in etwa kongruent, aber es gibt zahlreiche Abweichungen, etwa bei Sarazenen, Zigeuner, Welsche und ähnlichen Begriffen komplexer Bedeutungsebenen. Auch ist die Trennung zwischen Ethno-Demonym und Glottonym (dem Namen der verwendeten Sprache) in vielen Fällen nicht unbedingt gegeben, z. B. (Deutscher/Deutsch, Engländer/Englisch), selten ist sie eindeutig (Römer/Latein).

Einteilung und Bildung

Dabei werden zwei Kategorien unterschieden:

  • Autonyme (autos „selbst“): Selbst- oder Eigenbezeichnung
  • Xenonyme (xenos- „fremd“): Außen- oder Fremdbezeichnung

Während Eigenbezeichnungen positiv gewertet werden – und insofern wesentlicher Bestandteil der Identität einer Volksgruppe sind – oder allgemeinen Charakter haben, sind Fremdbezeichnungen oft abwertend (Ethnophaulismen). So leiten sich beispielsweise etliche Eigenbezeichnungen schlicht von dem jeweiligen Wort „Mensch“ ab, während Fremdbezeichnungen im Sinne von „Sprachunkundiger“ gewählt werden (polnisch Niemiec „Stummer“ für Deutscher, oder unspezifisch Barbar „Stammler“ für die nichtgriechischen Völker).

Ein übliches Phänomen ist die Benennung eines Volkes nach einer seiner Untergruppen, z. B. französisch allemand „Deutscher“ nach den Alemannen, estnisch sakslane „Deutscher“ oder finnisch saksa „Deutschland“/saksalainen „deutsch/Deutscher“, beide letztgenannte nach den Sachsen. Vergleiche dazu weiter den Hauptartikel Deutsch in anderen Sprachen.

Im Deutschen wird die adjektivische Form des Wortes, das Zugehörigkeitsadjektiv, oft durch -isch erstellt, und das Substantiv, wenn es nicht schon der Stamm ist, durch -er, -ier, oder -iener. Siehe z. B. die Etymologie des Begriffs „Deutsch“.

Linguistische Stellung

Die Volksbezeichnungen sind eine Untergruppe der Kollektivnamen (Sozionyme). Sie können sowohl als Eigenname (Proprium) einer spezifischen Gruppierung, wie auch als Gattungsname (Appellativa) der Gruppenangehörigen verwendet werden. Daher nehmen sie eine Zwischenstellungen in diesen beiden Grundklassen der Nomina ein.

Bezeichnung durch Suffixe

Volksbezeichnungen werden vielfach durch bestimmte auf den Volks-, Landes- oder Sprachnamen folgende Suffixkonstruktionen charakterisiert.

Literatur

  • Jürgen Beyer: Ist maarahvas („Landvolk“), die alte Selbstbezeichnung der Esten, eine Lehnübersetzung? Eine Studie zur Begriffsgeschichte des Ostseeraums. In: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung. Band 56, Heft 4, 2007, S. 566–593.
  • Markus Wolf: Žid – Kritik einer Wortverbannung. Imagologie Israels zwischen staatspolitischem Kalkül und künstlerischer Verfremdung (= Sagners Slavistische Sammlung. Band 30). Kubon und Sagner, München 2005, ISBN 3-87690-905-8 (enthält eine Theorie zur Genese von Ethnonymen und grenzt diese ab zu anderen Sozionymen, die allesamt entweder aus Politonymen, Ethnonymen und Religionymen bestehen).