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Horst Enzensberger

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Horst Enzensberger im Oktober 2008

Horst Enzensberger (* 8. Dezember 1944 in Haar bei München) ist ein deutscher Historiker und emeritierter Professor.

Nach dem Abitur in München studierte Enzensberger von 1963 bis 1968 Historische Hilfswissenschaften, Lateinische Philologie des Mittelalters und Byzantinistik an der Universität München und der Universität La Sapienza in Rom. 1969 wurde er in München bei Peter Acht promoviert. Nach Dozententätigkeiten an der Universität Frankfurt am Main lehrte Enzensberger seit 1982 an der Universität Bamberg, seit 1983 als Professor für Historische Hilfswissenschaften. 1983 übernahm er eine Gastprofessur an der Universität Chieti sowie 1984 eine weitere an der Universität Palermo. Seit 1985 ist er zugleich Lehrbeauftragter für Historische Hilfswissenschaften an der Universität Würzburg. Seit dem Ende des Wintersemesters 2009/2010 ist Enzensberger emeritiert, Nachfolgerin wurde 2010 Andrea Stieldorf. Enzensberger zählt neben Thomas Frenz, Walter Koch, Theo Kölzer oder Irmgard Fees zu den wenigen eng hilfswissenschaftlich ausgerichteten Mediävisten.[1]

Enzensbergers 1971 publizierte Dissertation Beiträge zum Kanzlei- und Urkundenwesen der normannischen Herrscher Unteritaliens und Siziliens bildete die Basis für seine weitere wissenschaftliche Arbeit, die ihn als Spezialisten insbesondere für die hochmittelalterlichen Urkunden Süditaliens ausweist. Für das Editionsunternehmen des Codex diplomaticus regni Siciliae gab er 1996 die Urkunden Wilhelms I. von Sizilien heraus. Gemeinsam mit Alfred Haverkamp gab er die Besprechung sämtlicher Neuerscheinungen zur Geschichte Italiens im Mittelalter von 1959 bis 1975 in einem Sonderheft der Historischen Zeitschrift heraus.[2] Seit 1998 ist Enzensberger korrespondierendes Mitglied des Istituto Siciliano di Studi Bizantini e Neoellenici in Palermo.

Unter anderem als Mitarbeiter der Virtual Library Historische Hilfswissenschaften setzt sich Enzensberger, der auch Web-Beauftragter der Fakultät Geschichts- und Geowissenschaften der Universität Bamberg war, für die Nutzung des Internets ein. Enzensberger beteiligte sich als einer von wenigen Professoren frühzeitig an der deutschsprachigen Wikipedia.[3] Dort ist Enzensberger unter dem Benutzernamen Enzian44 ehrenamtlicher Mitarbeiter und seit September 2009 Administrator.[4]

Horst Enzensberger hat einen Sohn.

Schriften (Auswahl)

Quelleneditionen

  • Guillelmi I. regis diplomata. (Codex diplomaticus regni Siciliae, 1: Diplomata regum et principum e gente Normannorum 3), Köln/Wien 1996, ISBN 3-412-00689-0.

Monographien und größere Aufsätze

  • Beiträge zum Kanzlei- und Urkundenwesen der normannischen Herrscher Unteritaliens und Siziliens. (= Münchner Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften. Band 9), Kallmünz 1971, ISBN 3-7847-4409-5.
  • (zusammen mit Alfred Haverkamp): Italien im Mittelalter. Neuerscheinungen von 1959–1975. (= Historische Zeitschrift, Sonderheft Band 7). München 1980, ISBN 3-486-61670-6. (darin: Süditalien, S. 299–447.)
  • Der „böse“ und der „gute“ Wilhelm: Zur Kirchenpolitik der normannischen Könige von Sizilien nach dem Vertrag von Benevent (1156). In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, 1980, S. 385–432. (Digitalisat)
  • Bausteine zur Quellenkunde der Abruzzen im Mittelalter. In: Roberto Paciocco/Luigi Pelligrini (Hrsg.): Contributi per una storia dell'Abruzzo adriatico nel medioevo. Chieti 1992, ISBN 88-7113-097-9, S. 133–190.
  • Die lateinische Kirche und die Bistumsgründungen in Sizilien zu Beginn der normannischen Herrschaft. In: Rassegna storica online 2, 2000, S. 1–40 (Internetpublikation als PDF-Datei, 151 KB).
  • Chanceries, charters and administration in Norman Italy. In: Graham A. Loud/ Alex Metcalfe (Hrsg.): The Society of Norman Italy (= The Medieval Mediterranean. Band 38). Leiden 2002, ISBN 90-04-12541-8, S. 117–150.
  • Tecniche di governo in un paese multietnico. In: Mario Re/Cristina Rognoni (Hrsg.): Giorgio di Antiochia: L'arte della politica in Sicilia nel XII secolo tra Bisanzio e l'Islam. Atti del convegno internazionale (Palermo, 19-20 Aprile 2007) (= Byzantino-Sicula Band 5 / Istituto Siciliano di Studi bizantini e neoellenici „Bruno Lavagnini“, Quaderni Band 17). Palermo 2009, ISBN 978-88-90462-30-6, S. 3–46.

Literatur

  • Maria Stuiber, Michele Spadaccini (Hrsg.): Bausteine zur deutschen und italienischen Geschichte. Festschrift zum 70. Geburtstag von Horst Enzensberger (= Schriften aus der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Band 18). University of Bamberg Press, Bamberg 2014, ISBN 978-3-86309-264-1 (Open Access-Version)
Commons: Horst Enzensberger – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Hans-Werner Goetz: Moderne Mediävistik. Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung. Darmstadt 1999, S. 157.
  2. Horst Enzensberger, Alfred Haverkamp: Italien im Mittelalter. Neuerscheinungen von 1959–1975. München 1980.
  3. Friedemann Bieber: Wie viele Leistungspunkte bringt ein Wikipedia-Eintrag? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. April 2014, Nr. 84, S. N4. (online) Horst Enzensberger: Vom Universitäts-Professor zum Wikipedia-Administrator. Wie ich zu Wikipedia kam … In: Thomas Wozniak, Uwe Rohwedder, Jürgen Nemitz (Hrsg.): Wikipedia und Geschichtswissenschaft. Berlin u.a. 2015, S. 175–184.
  4. Thomas Wozniak: Zehn Jahre Berührungsängste: Geschichtswissenschaft und Wikipedia. Eine Bestandsaufnahme. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 60. Jahrgang (2012), S. 247–264, hier: S. 253.