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St. Peter (München)

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Sankt-Peter-Kirche ("Alter Peter"), 2004

Die Pfarrkirche Sankt Peter, im Volksmund Alter Peter genannt, ist die älteste erwähnte Pfarrkirche Münchens und vermutlich der Ursprung Münchens überhaupt.

Lage

St. Peter (Petersplatz 1) steht auf dem Petersbergl, der einzigen nenneswerten Erhebung innerhalb der historischen Altstadt Münchens. Unterhalb des Peterbergls in nordwestlicher Richtung liegt der Marienplatz, in südwestlicher Richtung der Rindermarkt. Der Alte Peter ist Pfarrkirche und geistlicher Mittelpunkt des Gaggenauer Viertels.

Geschichte

Am Petersbergl gab es oberhalb einer Straßenkreuzung schon im 8. Jahrhundert eine Niederlassung von Mönchen aus dem Kloster Tegernsee. Unter der Kirche gibt es einen gewölbten Raum, den Fachleute in die vormerowingischer Zeit, also zwischen Spätantike und frühem Mittelalter, datieren. Bereits im 11. Jahrhundert hatte sich noch vor der Stadtgründung das ursprünglich wohl aus Holz errichtete Kirchlein nach den Ausgrabungen aus dem Jahr 1958 bereits zu einer romanischen Kirche entwickelt, die eine dreischiffige Pfeilerbasikika mit zwei eingebundenen Westtürmen war. Ob diese typische bayerische Klosterkirche der Romanik der Gründungsbau war, ließ sich nicht nachweisen. Nachweisbar ist nur, daß Otto I. von Wittelsbach diese Kirche 1181 erweitern ließ und diese erweiterte Kirche 1190 durch Bischof Otto von Freising geweiht wurde. Knapp 100 Jahre später wurde dieser Bau abgerissen und durch eine prunkvolleren und in damaligen Sinne "moderneren" Kirche ersetzt. Eine wesentlich größere Kirche war nicht erforderlich, da parallel zum Kirchenneubau die Pfarrei der Frauenkirche errichtet wurde und im Zentrum des Kreuzviertels eine Pfarrkirche errichtet wurde. Der Neubau von St. Peter wurde am 17. Mai 1294 durch Bischof Emicho von Freising eingeweiht.

Am 14. Februar 1327 fiel bei einer Brandkatastrophe fast ein Drittel Münchens zum Opfer. Der Ostchor von St. Peter brannte bis auf die Außenmauer nieder, das Kirchenschiff selbst konnte gerettet werden, die Türme brannten aus. Wahrscheinlich wurde am Ende des Kirchenschiffes eine Mauer eingezogen, um weiterhin Gottesdienste feiern zu können. 1368 konnte der neue gotische Hochchor durch Bischof Paul von Freising geweiht werden, der 1378/79 noch zwei gotische Gewölbeeindeckungen erhielt. In etwa gleicher Zeit, um 1386 wurde das Westwerk umgestaltet, wobei man sich bewußt von der gotischen Zwei-Turm-Anlage löste. Die beiden ausgebrannten Türme wurden abgeschrägt und statt ihrer wurde bis 1386 ein einzelner Turm in der Mitte errichtet, der heute mit seiner offenen, rundumlaufenden Aussichtsgalerie ein beliebter Aussichtspunkt ist. Um 1407 wurden die beiden vorgelagerten Treppentürmchen am Westprotal gangesetzt. Seine neue Turmbekrönung mit offenen Tempietto wahrscheinlich nach Plänen von Heinrich Schön d.Ä. erhielt der Alte Peter 1607, nachdem am 24. Juli 1607 ein Blitz die beiden pyramidalen Turmhelme des Westwerkes zerstörte.

Um die Raumnot zu mildern, entschloss man sich noch vor dem Dreißigjährigen Krieg zu einer Erweiterung nach Osten, die wahrscheinlich Isaak Pader d.Ä. plante. 1630 begann der Abbruch des gotischen Ostchores, um die geräumige Renaissance-Erweiterung zu ermöglichen. Durch die Kriegswirren konnte der Chor erst 1636 eingewölbt werden.

Im 18. Jahrhundert wurde St. Peter im Rokoko-Stil umgestaltet. Neben den neuen Hochaltar wurde der Chor durch Ignaz Anton Gunetzheimer neu eingewölbt, Johann Baptist Zimmermann übernahm die kunstvolle Stuckierung des Chores und die Gestaltung der Fresken an den rundbogigen Blendfenster, die ikonographische Themen aus dem Leben des Apostel Petrus zeigen.

Die Purifikationswelle des 19. Jahrhunderts ging spurlos am Alten Peter vorbei, obwohl es drei Restaurierungen gab.

  • "Grüne Renovierung" 1844: Entdeckung des spätgotischen Schrenck-Altares, einziger erhaltener Sandsteinaltar der Gotik in München;
  • "Gelbe Renovierung" 1882
  • "Graue Renovierung" 1911/12

1944/45 wurde St. Peter weitgehend zerstört. Insbesondere die Volltreffer zweier Sprengbomben beim Fliegerangriff am 25. Februar 1945 beim Corpus-Christi-Altar richtete schlimme Schäden an: Faktisch standen nur noch der ausgebrannte Turmstumpf sowie die Außenmauern des Hochchores. Ein Wiederaufbau schien unmöglich. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die Kirchenruine daher bereits zum Abriß freigegeben, die Sprenglöcher bereits gebohrt. Auf Initiative von damaligen Stadtpfarrer von St.Peter, Prälat Zistl, rettete Michael Kardinal Faulhaber die Kirche. Der Wiederaufbau begann 1946, mit der Aufsetzung des Kreuzes auf dem Turmhelm am 8. September 1951 und der Weihe des Hochaltares am 27. Juni 1954 durch Joseph Kardinal Wendel wurde der Wiederaufbau der äußeren Form abgeschlossen. Die Rekonsturktion des Inneren dauerte noch bis zum Jahr 2000, als die letzte Deckenfresken fertig gestellt waren.

Bedeutende Kunstwerke

Grablege wichtiger Personen

Aussichtsplattform

Die Aussichtsplattform befindet sich an der Turmwächterstube in 56m und ist über 306 Stufen an der Glockenstube vorbei zu erreichen. Fernsicht bei Föhn bis zu 100 km. Die Aussichtsplattform ist das ganze Jahr über geöffnet.

Filialkirchen

Der Pfarrei St. Peter sind folgende Filialkirchen zugeordnet:

Tochterpfarreien

Kirchenglocken

Glocke Schlagton Gussjahr, Gießer Gewicht in kg
Jubiläumsglocke f° * Carl Czudnochowsky, 1958 7000
Petrusglocke c' Johann Christoph Taller, 1720 2250
Maximiliansglocke d' C. Czudnochowsky, 1957 1600
Angelusglocke e' C. Czudnochowsky, 1951 900
Maria-Hilf-Glocke f' C. Czudnochowsky, 1958 1100
Elferin g' Johann Kippo, 1665 800
Zwölferin a' 1382 (!) 650

1) Die große Jubiläumsglocke ist die tontiefste Glocke Bayerns. Jeden Sonntag um 18 Uhr erklingt sie zum Gedenken an alle Verstorbenen der Stadt.

Kuriosa

  • St. Peter hat als einzige der Innenstadt-Kirchen bisher keinen Volksaltar erhalten.
  • Die Verkehrsfunkmelodie des Bayerischen Rundfunks nimmt bis heute die Melodie Solang der Alte Peter auf.
  • Karl Valentin beantwortete die Frage, warum auf jeder Turmseite zwei Zifferblätter angebracht seien, mit den Worten "Ja mei, damit zwei Leute gleichzeitig auf die Uhr schauen können."
  • Im 91 m hohen Turm schlägt häufig der Blitz ein, zuletzt am 27. Juli 1995 gegen 20.45h.
  • Das Turmkreuz habe sich durch einen Fußtritt des Teufels um 90° gedreht, meint eine Legende.

Literatur

  • Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. Köln: DuMont 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer)
  • Norbert Knopp: Die Frauenkirche zu München und St. Peter. Stuttgart: Müller & Schindler 1970 (Große Bauten Europas; Bd. 3), ISBN 3-87560-0002-0