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Motorschirm

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Motorschirm im Flug, Hermann Achenbach

Ein Motorschirm ist i.w.S. ein mit Motor ausgerüstetes Gleitsegel. Heute wird darunter allerdings gemeinhin speziell ein mit Rucksackmotor oder Trike ("Rucksackmotor mit Rädern") ausgerüsteter Gleitschirm verstanden. Motorschirme sind Luftsportgeräte und mit den für diese typischen luftrechtlichen Problemen konfrontiert. Schon im deutschsprachigen Raum unterliegen sie so beispielsweise zur Zeit geräte- und länderabhängig unterschiedlichsten rechtlichen Rahmenbedingungen: In Deutschland gelten sie aufgrund des Motors nicht mehr als Gleitschirm, sondern als Ultraleichtflugzeug. In Österreich werden Motorschirme demgegenüber grundsätzlich als motorisierte Paragleiter (Gleitschirme) und eben nicht als Ultraleichtflugzeug angesehen. In der Schweiz schließlich sind Motorschirme bisher generell nicht zugelassen.

Erste Motorschirmflüge erfolgten bereits 1964, allerdings nicht mit Gleitschirm, sondern mit Flächenfallschirm: Am 01. Oktober 1964 war von Jalbert die Anmeldung seines kasten- bzw. matratzenförmigen mehrzelligen Fallschirmkonzeptes (Parafoil) erfolgt, dessen Prinzip praktisch allen heutigen Sportfallschirmen und Gleitschirmen zugrundeliegt, und noch im selben Jahr flog eine erste motorisierte Version von Nicolaides.

Datei:Motorschirmtrike.jpg
Motorschirmtrike

Durch den Motor wird der Gleitschirm auch in ebenem Gelände fuß- bzw. rollstartfähig und kann anschließend auch ohne dynamische Aufwinde oder Thermik längere Zeit in der Luft bleiben. Die Motorleistung wird beim Flug im wesentlichen in Steigen umgesetzt, während für die Geschwindigkeit grundsätzlich weiter der konstruktionsbedingte Geschwindigkeitsbereich des verwendeten Gleitschirms verantwortlich bleibt. "Gasgeben" macht den Schirm also nicht schneller, sondern führt zu Steigen. In einem kleinem Bereich kann die Geschwindigkeit (ca. 6 km/h) über eine Neigungsveränderung der Kalotte verändert werden. Hierzu werden Trimmer verwendet. Die Trimmer können außerdem zum Ausgleich des Motordrehmomentes verwendet werden, um den Schirm ohne Steuereingriff geradeaus fliegen zu lassen.

Im Gegensatz zum Gleitschirmfliegen am Berg werden Motorschirme mit einer etwa 30 kg höheren Flächenbelastung geflogen. Hierdurch ergeben sich höhere Start- und Landegeschwindigkeiten. Die Fluggeschwindigkeit ist allerdings bei stationärer Höhe nur etwa gleichgroß wie bei einem nicht motorisierten Gleitschirm, da der Motor den Anstellwinkel vergrößert und somit die Horiziontalgeschwindigkeit verringert.

Im englischen Sprachraum werden Motorschirme entweder als Powered paraglider (PPG) oder Powered parachute (PPC) bezeichnet. Diese Unterscheidung erfolgt aber offenbar nicht primär nach der Art des verwendeten Gleitsegels - allenfalls noch historisch bedingt -, sondern danach, ob es sich um einen Fußstart-Motorschirm oder einen rollstartfähigen Motorschirm handelt. Ein Motorschirm mit Rucksackmotor wäre demnach ein PPG, ein Motorschirmtrike ein PPC.

Rucksackmotor

Motorschirmpilot mit Rucksackmotor

Die Bauteile eines Rucksackmotors sind Motor mit Tank und Propeller sowie ein oft mit einem Netz bespannter 1- oder 2-Ring-Schutzkäfig. Die Verbindung zum Piloten erfolgt i.d.R. mittels Trägergurten, wie bei einem Rucksack, wobei das Gewicht des Motors im Fluge vom Schirm getragen wird und den in einem bequemen Gurtzeug sitzenden Piloten kaum belastet. Zur Zeit werden fast nur 2-Takt Motoren als Antrieb verwendet. Bei einem Verbrauch zwischen 3 und 4 l/h sind mit den üblichen Tanks Flugzeiten von 2 bis 4h möglich. Die Reichweite beträgt dann (windabhängig) etwa 100 km.

Siehe auch

Gleitsegel, Gleitsegeln, Gleitschirm, Gleitschirmfliegen, Gleitfallschirm, Ultraleichtflugzeug, Luftsportgerät