Stolberg (Rheinland) Hauptbahnhof
Stolberg (Rheinland) Hauptbahnhof | |
---|---|
Renoviertes Empfangsgebäude 2014
| |
Daten | |
Bauform | Keilbahnhof |
Bahnsteiggleise | 5 |
Abkürzung | KST |
IBNR | 8000348 |
Preisklasse | 3[1] |
Eröffnung | 1888 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Stolberg |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 47′ 41″ N, 6° 13′ 10″ O |
Eisenbahnstrecken | |
| |
Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen |
Der Keilbahnhof Stolberg (Rheinland) Hauptbahnhof liegt an der Bahnstrecke Köln–Aachen und ist der größte Personen- und Güterbahnhof der Stadt Stolberg (Rhld.) in der Städteregion Aachen in Nordrhein-Westfalen.
Streckenanbindung
Der Stolberger Hauptbahnhof ist Verknüpfungspunkt mehrerer ehemaliger und noch existierender Eisenbahnstrecken.
- Die Schnellfahrstrecke Köln–Aachen führt von Osten zunächst durch den Güterbahnhof und anschließend durch den Personenbahnhof nach Westen.
- Ebenfalls von Osten führt die Bahnstrecke Mönchengladbach–Stolberg, lokal auch Eschweiler Talbahn genannt, in den Bahnhof.
- Von Nordwesten kommt die Bahnstrecke Stolberg–Herzogenrath, auch Ringbahn genannt, die zunächst die Strecke Köln–Aachen westlich unterquert, um dann südlich der Hauptgleise in den Bahnhof einzufädeln. Von dieser Strecke zweigte am Abzweig Quinx zwischen Stolberg und Würselen-Merzbrück außerdem die heute nicht mehr existierende Bahnstrecke Stolberg–Kohlscheid ab.
- Die vierte Strecke ist die Bahnstrecke Stolberg–Walheim, die den Bahnhof auf der südlichen Seite des Empfangsgebäudes verlässt und es so gemeinsam mit der Strecke Köln–Aachen einkeilt.
- Nach Südwesten führte früher die Bahnstrecke Stolberg–Münsterbusch.

Personenverkehr
Im Jahr 2013 halten in Stolberger Hauptbahnhof die Personenzüge folgender Linien des SPNV:
*1: Nachts eine Fahrt über Horrem hinaus weiter bis Aachen Hauptbahnhof und zurück.
Eine betriebliche Besonderheit ist die Flügelung der euregiobahn im Stolberger Hauptbahnhof. Die Trennung erfolgt dabei am Bahnsteig von Gleis 43, der vordere Zugteil fährt auf der Eschweiler Talbahn weiter nach Langerwehe bzw. Düren, der hintere wendet im Güterbahnhof und fährt mit erneutem Halt am Bahnsteig Gleis 27, nach Stolberg-Altstadt weiter. In der Gegenrichtung werden die beiden Zugteile in einem technisch entsprechend ausgerüsteten Gleis (Beifahranlage) im Güterbahnhof gekuppelt und fahren anschließend gemeinsam in den Personenbahnhof. Hierbei hält der Zugteil aus Stolberg-Altstadt erst an Gleis 27, fährt zum Wenden und Kuppeln in den Güterbahnhof und von dort mit Halt an Gleis 1 weiter nach Aachen. Abends, Samstag Nachmittags und an Sonn- und Feiertagen wird nur in ganz wenigen Fällen geflügelt und gekuppelt.
Güterverkehr

1927 verließen täglich bis zu 2000 Waggons den Bahnhof, am Bahnhof und im Betriebswerk waren über 600 Eisenbahnbeschäftigte tätig. Es gab ein Zollamt [2]. In den 1930er Jahren zählte der Bahnhof zu den Größten in Deutschland.[3].
Im Güterverkehr hat der Bahnhof für die Region aufgrund der Strecke zum Kraftwerk Weisweiler (Eschweiler Talbahn) Bedeutung. Im Jahr 2011 betrug der Güterumschlag ca. 1,5 Millionen Tonnen mit steigender Tendenz. Die Bleihütte Berzelius Stolberg GmbH, das Eschweiler Röhrenwerk und die Firma Schwermetall, Unternehmen mit eigenem Gleisanschluss, waren 2011 die größten Kunden. Die Euregio Verkehrsschienennetz GmbH plant als Infrastrukturunternehmen auch die Reaktivierung des Güterbahnhofs. [3].
Im östlichen Güterbahnhof waren 2013 28 Gleise als Abstell- und Umschlaggleise nutzbar. Im westlichen Teil sollen weitere Gleise wieder in Betrieb genommen werden.[4]
Geschichte
19. Jahrhundert


1841 erhielt Stolberg an der damals eingleisigen Eisenbahnstrecke Köln–Aachen den Haltepunkt Station Stolberg auf Eilendorfer bzw. später Eschweiler Gebiet etwa einen Kilometer von der nördlichen Stolberger Stadtgrenze entfernt, da das Stolberger Tal ungünstig gelegen ist und eine nähere Streckenführung unmöglich machte. Der abwegig gelegene Haltepunkt wurde auf Druck der Stolberger Industrie von dem Betreiber der Strecke, der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, eingerichtet und diente als Umschlagplatz für Eschweiler Steinkohle und Stolberger Industrieprodukte sowie Gepäck-, Vieh- und auch Personentransporte.
Ab 1846 stiegen in Stolberg die bis dahin geringen Personentransporte aufgrund von Neuerungen und Vergünstigungen im Tarifsystem. Der Gütertransport expandierte stetig. 1849 erfolgten Ausbauten mit neuen Gleisanlagen. Bis 1850 lag die Zahl der jährlichen Personenbeförderungen bei etwa 24.000. Die Importmenge lag bei etwa 41.000 Zentnern, und der Export machte um die 185.000 Zentner aus. Nach diesen und anderen Ausbauten in den Folgejahren besaß die Station 1855 insgesamt ca. 1,2 Kilometer Gleise, zehn Weichen und zwei Wagendrehscheiben.
Am 11. Dezember 1867 eröffnete die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft nur für Güterverkehr eine Strecke Stolberg–Stolberg Spiegelmanufaktur mit 1,4 km Länge. Sie wurde 1880 verstaatlicht und am 15. September 1881 von den preußischen Staatseisenbahnen bis Stolberg-Hammer (2,4 km), am 21. Dezember 1889 bis Walheim verlängert (11 km), wo sie mit der am 1. Juli 1885 eröffneten Strecke (Aachen-Rothe Erde–)Walheim–Raeren(–Monschau) zusammentrifft. Heute wird dieser Abschnitt wie auch die in Rothe Erde beginnende Strecke als Vennbahn bezeichnet.
Eine Erweiterung der Strecke Mönchengladbach–Eschweiler-Aue der Bergisch Märkischen Eisenbahn (BME) bis Stolberg folgte 1875. Der Bahnhof Stolberg BME lag dabei nur wenige hundert Meter südlich des Bahnhofs Stolberg RhE an der Strecke Köln–Aachen der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, heute Stolberg (Rheinland) Hauptbahnhof. Eine weitere Strecke, die Bahnstrecke Stolberg–Münsterbusch, führte nach Münsterbusch. Die Bahnverbindung wurde 1887 von der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft in Betrieb genommen und nach 1980 vollständig entfernt.
Zwischen 1886 und 1888 wurde das heutige Gebäude des damaligen Bahnhofs Stolberg (Rheinisch) (kurz Stolberg (Rh.)) von den Preußischen Staatseisenbahnen errichtet. Es ersetzte die bisherigen drei Empfangsgebäude für die vier verschiedenen Strecken. 1935 kam der Bahnhof an die Stadt Stolberg und heißt seitdem Stolberg (Rheinl) Hauptbahnhof. Das erste Bahnhofsgebäude lag östlich des heutigen Hauptbahnhofs, da die Trasse der Strecke Köln–Aachen in diesem Bereich versetzt zur heutigen verlief, und war über die Probsteistraße erschlossen. 1888 wurden die Anlagen der übernommenen Privatbahnen zusammengeführt und mit dem heutigen Bahnhofsgebäude an der Rhenaniastraße versehen. Die durch ihre Entwicklung aus mehreren Bahnhofsanlagen komplexe Anlage wurde für den reibungslosen Betrieb in die Bezirke I bis VI eingeteilt. Sie wurde am 16. Oktober 1888 als Keilbahnhof eröffnet und besaß Bahnsteige für die Strecken Köln–Aachen, Herzogenrath–Alsdorf–Stolberg und Stolberg–Kohlscheid, teilweise als Stumpfgleise, auf der nördlichen sowie für die Strecke nach Walheim auf der südlichen Seite. Im Bahnhofsgebäude waren Dienstwohnungen und das Stolberger Postamt 2 untergebracht. Im Nebengebäude fanden sich Spritzenhaus und Toilettenräume. 1897 wurde eine nötige Erweiterung der Schalterhalle geschaffen. Ein 1899 errichtetes Dienstgebäude neben dem Bahnhof wich 1986 einem neuen Zentralstellwerk. Auf der rechten Gebäudeseite wurde 1910 der Postflügel um einen Anbau erweitert, womit der Bau sein heutiges Erscheinungsbild erhielt. Nach Beschädigungen des Zweiten Weltkriegs fehlen die wilhelminischen Schmuckelemente. Die Schalterhalle ist seit den 1980er Jahren geschlossen.
20. Jahrhundert

1935 wurde das Gebiet um den Hauptbahnhof zusammen mit einigen Stadtteilen aus der Stadt Eschweiler in die Stadt Stolberg (Rhld.) ausgemeindet.
Am 31. Dezember 1962 wurde der Personenverkehr Stolberg–Walheim und 1991 der Güterverkehr Stolberg-Hammer–Raeren (B) eingestellt. Bis dahin war der Bahnhof auf dieser Strecke für Waren aus Belgien der Zollbahnhof.

Dem Rangierbahnhof und dem Bahnhofsgelände war das Stolberger Eisenbahnbetriebswerk angegliedert, das um 1885 auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände Stolberg Velau an der Münsterbachstraße entstand und Lokomotiven und Personal zur Durchführung der Güterverkehre und Personenverkehre stellte. Am 28. Februar 1978 wurde das Bahnbetriebswerk Stolberg als eigene Dienststelle aufgelöst und wurde Außenstelle des Bw Aachen. 1983 wurde aus der Außenstelle des Bw Aachen der Stützpunkt Stolberg. Das Betriebswerk wurde endgültig geschlossen und die Anlagen abgebrochen.
Von 1881 bis 1959 war der Stolberger Hauptbahnhof auch an das Schienennetz der Aachener Straßenbahn angeschlossen. Bis 1897 erfolgte der Betrieb der vom Hauptbahnhof bis zum Markt weitgehend parallel zur Strecke nach Walheim laufenden Straßenbahn mit Pferden, danach elektrisch. 1898 wurde die Straßenbahn nach Vicht (damals Gemeinde Gressenich) verlängert, 1910 bis Zweifall (damals Kreis Montjoie). 1959 wurde die Straßenbahn stillgelegt, der Betrieb der Linie 8 wurde durch Busse übernommen. Seither ist der Hauptbahnhof in das Busnetz der ASEAG eingebunden.
21. Jahrhundert

Im Jahr 2001 wurde der Betrieb der euregiobahn zwischen Heerlen und Stolberg Altstadt aufgenommen. Seit der Betriebsaufnahme der Euregiobahn nach Weisweiler im Jahr 2005 ist Stolberg Hauptbahnhof ein wichtiger Knotenpunkt im Euregiobahn-Netz. 2009 wurde für die Züge von und nach Stolberg Altstadt ein neuer Bahnsteig am südlich des Empfangsgebäudes gelegenen Gleis 27 errichtet. Im Juni 2010 übernahm die EUREGIO Verkehrsschienennetz (EVS) den Stolberger Hauptbahnhof inklusive Empfangsgebäude. Lediglich das Fahrdienstleiterstellwerk und die durchgehenden Hauptgleise verblieben im Eigentum der Deutschen Bahn.[5] Daraufhin wurden im selben Jahr die Oberleitungsnetze im Bahnhof zwischen dem Teil der Deutschen Bahn und dem der EVS getrennt. Ebenfalls 2010 begannen umfangreiche Restaurierungsarbeiten am Empfangsgebäude, das zur Betriebszentrale für das neue elektronische Stellwerk der EVS umgebaut wurde, welches seit Juni 2012 in Betrieb ist.[6] 2012 wurde mit den Arbeiten am Stolberger Hbf begonnen und auch die Bahnsteighöhe an den Gleisen 1, 2 und 43 auf 760 Millimeter erhöht.
Trivia
Auf Grund der unmittelbaren Nähe des Vegla-Polders und der Kläranlage Steinfurt sowie der Abraumhalde der Kali Chemie, herrschte – besonders an warmen Tagen – auch am Bahnhof ein unangenehmer Geruch. Bauliche Maßnahmen am Vegla-Polder, der Halde Rhenania sowie Einleitung des Saubachs in die Kläranlage Steinfurt bzw. in eine Behandlungsanlage für Sickergewässer (aus dem Vegla-Polder) auf dem nördlichen Firmengelände von Saint-Gobain Glass Deutschland, die 2007 in Betrieb genommen wurde, haben die Geruchsbelästigungen verringert.
Siehe auch
- Güterbahnhof Velau
- Bahnhof Stolberg-Atsch
- Liste der Bahnstationen in der Region Aachen
- Raum Eschweiler-Stolberg
Literatur
- Bernd Franco Hoffmann: Stillgelegte Bahnstrecken im Rheinland. Sutton-Verlag, Erfurt 2014, ISBN 978-3-9540039-6-9.
Weblinks
- Roland Keller: Stolberg (Rheinl) Hbf. In: Eisenbahn in Stolberg. Roland Keller, abgerufen am 7. November 2013.
- Aktueller Abfahrtsplan von Stolberg(Rheinl)Hbf. Deutsche Bahn, abgerufen am 7. November 2013.
- Stolberg Hauptbahnhof. (PDF; 266,96 KB) In: Haltestellenlagepläne. Aachener Verkehrsverbund, 4. April 2013, abgerufen am 7. November 2013.
- Reinhard Gessen: Stolberg. In: Bergbau und Eisenbahnen in der Region Aachen-Düren-Heinsberg. Reinhard Gessen, abgerufen am 7. November 2013.
- Stefan von der Ruhren: Stolberg (Rheinl) Hbf. In: Eisenbahnen in Aachen und der Euregio Maas-Rhein. Stefan von der Ruhren, 29. September 2012, abgerufen am 7. November 2013.
- Guido Rademacher: Bw Stolberg. In: Eisenbahn im Raum Aachen - Bahnbetriebswerke. Guido Rademacher, abgerufen am 7. November 2013.
- Gleise im Stolberger Hbf. (PDF; 319,30 KB) In: Gleise in Serviceeinrichtungen. Deutsche Bahn, 1. Juli 2012, archiviert vom am 13. Oktober 2012; abgerufen am 7. November 2013.
- André Joost: Betriebsstelle Stolberg (Rheinl) Hbf. In: NRWbahnarchiv. André Joost, abgerufen am 7. November 2013.
- André Joost: Stolberg (Rheinl) Hbf. In: Bahnhofsinfo. André Joost, abgerufen am 7. November 2013.
Einzelnachweise
- ↑ Bahnhofskategorieliste 2013. (PDF; 274,96 KB) DB Station&Service, 24. Januar 2013, S. 83, abgerufen am 7. November 2013.
- ↑ Bahnhofsdienstanweisung Stolberg Hbf. Ausgabe 1927 Seite 4
- ↑ a b Jürgen Lange: 10 Jahre Euregiobahn: Alsdorf rückt näher In: Aachener Nachrichten, Aachener Zeitungsverlag, 11. November 2011. Abgerufen am 7. November 2013
- ↑ Jürgen Lange: Stolberg soll Zentrum für Güter werden In: Aachener Nachrichten, Aachener Zeitungsverlag, 13. September 2013. Abgerufen am 7. November 2013
- ↑ Jürgen Lange: Stolberger Hauptbahnhof: Sanierung soll nun zügig gehen In: Aachener Nachrichten, Aachener Zeitungsverlag, 23. Juni 2010. Abgerufen am 7. November 2013
- ↑ Unternehmen. Website der Euregio Verkehrsschienennetz GmbH, abgerufen am 15. November 2014.