Burg Rheineck
Burg Rheineck | ||
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![]() Luftbild der Burg Rheineck, Ansicht von Südosten | ||
Staat | Deutschland | |
Ort | Bad Breisig | |
Entstehungszeit | um 1000 bis 1100 | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Ständische Stellung | Pfalzgrafen | |
Geographische Lage | 50° 30′ N, 7° 19′ O | |
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Die Burg Rheineck ist eine Höhenburg bei Bad Breisig im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler. Ihre Wurzeln liegen in einer mittelalterlichen Anlage aus dem 11. Jahrhundert. Die Burg war das Zentrum der Burggrafschaft Rheineck.
Lage
Die Burg steht am linken Ufer des Rheins im Mittelrheintal in unmittelbarer Nähe zum Vinxtbach. Er trennte in der Römerzeit die römischen Provinzen Ober- und Untergermanien und die Mosel- und ripuarischen Franken. Römische Funde, Anticalien, auf dem Burgberg lassen als Vorgänger eine römische Warte vermuten. Zumal bei Rheinbrohl, auf der anderen Rheinseite, der römische Limes seinen Anfang nahm. Im Mittelalter grenzten dort die Gebiete von Kurtrier und Kurköln aneinander.

Geschichte
Die rheinischen Pfalzgrafen erbauten die Burg im 11. Jahrhundert. Graf Otto von Salm nannte sich im 12. Jahrhundert als erster „Comes de Rinegke“ (Graf von Rheineck). Nach der Zerstörung der Burg im Jahr 1151 durch König Konrad III., betrachtete der Kölner Erzbischof und gleichzeitige Reichskanzler Rainald von Dassel Rheineck neben den kölnischen Besitzungen Andernach und Rhense als einen wichtigen Pfeiler seines Herrschaftsgebiets und wollte die Burg als kölnischen Besitz wieder aufbauen lassen. Um den Machtansprüchen und Gebietserweiterungsplänen des derweiligen Pfalzgrafen Konrad von Hohenstaufen zuvorzukommen, befahl Rainald im Jahr 1166 die schnelle Besetzung des Berges und den Wiederaufbau der Burg.

Er konnte dadurch einen Bürgerkrieg verhindern, denn sein Stellvertreter und späterer Nachfolger Philipp I. von Heinsberg brachte nach seinen Anweisungen die damals immense Anzahl von 125.000 Männern für eine zu erwartende Schlacht gegen Truppen des Pfalzgrafen zusammen. Am 18. Mai 1164 standen sich bei der wenige Kilometer südlich von Burg Rheineck gelegenen Stadt Andernach die feindlichen Soldaten gegenüber. Die zeitgenössische Kölner Königschronik vermerkt bei diesem Datum: In diesem Jahr, als Pfalzgraf Konrad, der Bruder des Kaisers, mit Verlangen in das Kölner Bistum einfallen und ausplündern wollte und den Berg, der Rheineck genannt wird, zu besetzen beabsichtigte, befahl der Kölner Erwählte Reinold, der mit dem Kaiser in Italien war, durch vertraute Boten den Getreuen der Kölner Kirche, den Berg vorher einzunehmen. Als der Pfalzgraf erkannte, dass man ihm zuvor kam, kündigte er einen Krieg gegen die Kölner an, und zwar für den 18. Mai auf der Ebene bei Andernach. Durch Mobilisierung der Kölner Prälaten kamen Reiterstaffeln und Fußvölker, sowie Schiffe zur Unterstützung des Heeres zusammen. Es waren etwa 125.000 Krieger. Weshalb weder der Pfalzgraf noch irgend jemand sich zu nähern wagte, als man 12 Tage lang auf seine Ankunft wartete. Kaiser Friedrich Barbarossa schenkte drei Wochen nach der verhinderten und nicht stattgefundenen Schlacht seinem Reichskanzler Rainald von Dassel wegen immenser und unzählbarer Verdienste die Ortschaft Dairago in der Provinz Mailand. Dazu kamen als Geschenk Villen und Burgen sowie die Gebeine der Heiligen Drei Königen aus dem eroberten Mailand.
Die Burggrafen von Rheineck
Das Erzstift Köln brauchte zur Erhaltung und Bewachung ergebene Ministeriales aus dem Ritterstand. Die Auswahl davon war nicht immer glücklich, weil kaum ein Dienstmannstamm weniger gehorsam und anhänglich waren, als die Burggrafen von Rheineck. Um 1180 wurde vermutlich das Rittergeschlecht von Ulmen belehnt, das bald den Namen von Rheineck annahm.
Aus Urkunden bekannt sind:
Gottfried und Johann I. (1190), hier handelt es sich um Vater und Sohn,
Heinrich I. (1200),
Johann II. (1213–1229),
Heinrich II. ∞ Berta (vor 1237), er wurde zum Wohltäter der Abtei Maria Laach. Er und seine Hausfrau Berta vermachten dem Kloster viele Güter aus der Burggrafschaft.
Johann III. (1237–1245),
Heinrich III. (1245),
Theodorich (1263–1278),
Johann IV. (1285–1304), der Raubritter von Rheineck. Er nahm an der Seite von Erzbischof Siegfried an der Schlacht von Worringen teil (1288), geriet danach in Gefangenschaft. Beim Streit um die Burg Kaiserswerth mit dem Erzbischof geriet er abermals in Gefangenschaft (1298). Verbittert über den Erzbischof Wigbold, verarmt durch die Lösegeldzahlungen wurde er zum Wegelagerer. Er raubte die Schiffe auf dem Rhein und die Fuhrwerke aus, die seine Burg passierten. Da er zur Landplage wurde, belagerten die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier Burg Rheineck (1301). Als aber König Albrecht zum Entsatz von Rheineck heranrückte, zogen die Belagerer ab. Der König sah Rheineck als Reichsburg und Johann als Getreuen. Nachdem er Urfehde gegenüber dem Erzbischof Wigbold geschworen hatte, setzte er ihn und seine Nachkommen wieder als Burggrafen ein.
Johann V. ∞ 1. Isengard, ∞ 2. Margaretha (1315–1351), im Jahre 1330 verbindet er sich mit den beiden Gerarden von Landskron, Vater und Sohn, mit Diedrich von Schonenburg und Görg von Eich gegen Simon von Kempenich. Sie gelobten dem Kurfürsten Balduin von Trier 60 Bewaffnete zu stellen bis zur Versöhnung. Sie bilden in dieser berühmten „Kempenicher Fehde“ die Partei „mit den rothen Aermeln“ Die Fehde nahm erst ihr Ende mit der Sühne zu Lahnstein im Jahre 1331.
Johann VI. (1368–1381), er nahm ein unrühmliches Ende. Bei einem Hoflager zu Godesberg, am Christtag des Jahres 1381, erstach er im Streit, in Gegenwart des Erzbischofs Friedrich, den Ritter Rollman von Sinzig. Darauf hin ließ ihn der Erzbischof am folgenden Tag öffentlich enthaupten.
Johann VII. ∞ Catharina von Daun (1417–1460),
Diedrich ∞ Mezza von Isenburg († 1470),
Jacob I.∞ Wild- und Rheingräfin Johannetta († um 1500),
Jacob II. ∞ 1. Wilhelmine von Einenberg, ∞ 2. Elisabeth von Crichingen († 1539).
[1]
Mit dem Aussterben der Familie von Rheineck, durch Jakob II. 1539, zog Kurköln die Burggrafschaft als erledigtes Lehen ein. Im Rechtsstreit zwischen Kurköln und den Verwandten derer von Rheineck, Herren von Warsberg entschied das Reichskammergericht 1567 zu Gunsten derer von Warsberg. Im Jahre 1571 empfingen Samson und Johann von Warsberg Burg Rheineck als Lehen. Philipp von Warsberg verkaufte 1654 die Burggrafschaft Rheineck für 7000 Dukaten an den Grafen Rudolf von Sinzendorf. Im Jahre 1805 wurde die Burg Rheineck von der französischen Besatzung, als enteigneter Feudalbesitz für 2870 Franken versteigert. Neuer Eigentümer wurde der Oberförster Wencelaus Schurp, Sohn von Johann Adam Schurp, der seit 1749 Verwalter auf Burg Rheineck im Dienste der Grafen von Sinzendorf war.[2]
Der Neubau der Burg Rheineck erfolgte auf dem alten Grundriss unter der Verwendung alter Bausubstanz in den 1830er-Jahren. Nach mehrmaligen Zerstörungen erwarb der Bonner Universitätsprofessor und spätere preußische Kultusminister Moritz August von Bethmann-Hollweg 1832 die Burg von der Witwe und Erben Schurp für 20000 Taler. Danach ließ er sie von Johann Claudius von Lassaulx wieder aufbauen. Die neu errichtete Kapelle, die in Grundriss und in der Außengestaltung an die ursprüngliche Torkapelle des 12. Jahrhunderts anschließt, wurde von Edward von Steinle im Jahre 1838 ausgemalt. Moritz August von Bethmann-Hollweg verbrachte seinen Lebensabend auf der Burg und verstarb dort 1877, dass Mausoleum der Familie befindet sich auf dem Burgberg. Aus dem Mittelalter sind noch Teile der Ringmauern erhalten, der gewaltige Bergfried mit seinem quadratischen Grundriss sowie das Tor über dem Einfahrtsweg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Burg Rheineck in den 50er–Jahren zu einem Ausflugsziel mit Sesselbahn und Burgrestaurant, Burgbesichtigung und Turmbesteigung eingeschlossen. Im Jahr 1975 kaufte der als „Burgenkönig“ bekannte Investor Herbert Hillebrand die Burg für seine Tochter Nathalie. Nach herben Finanzverlusten stand die Burg seit 1993 leer, bis er sie 1999 an den heutigen Besitzer Kai Krause verkaufte.[3]
Die Burg wurde im Jahre 2000 vom heutigen Besitzer Kai Krause erworben. Er ließ sie grundlegend restaurieren.
Besichtigung der Burg
Eine Besichtigung der Burg ist nicht möglich, nur die Zufahrt am Berghang bis vor das Tor ist möglich. Diese ist auch Teil eines ausgewiesenen Wanderweges. Zu sehen ist die Burg von dort allerdings aufgrund vieler hoher Bäume nicht. Von der alten Zufahrtsstraße zweigt ein Fußpfad bergauf zu einem historischen jüdischen Friedhof, der sich unterhalb des Berggipfels auf einem auslaufenden Plateau befindet. Einige der Grabsteine wurden beim Um- und Neubau durch die Familie Bethmann-Hollweg, die im unmittelbaren Burgbereich standen „umgesiedelt“. Sie haben einen neuen Platz am Kesselberg, nördlich von Bad Breisig gefunden. In diesem Bereich, heute nicht mehr zugänglich, befindet sich die Grabstätte der Familie Bethmann-Hollweg.
Literatur
- Alexander Duncker: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 12. Berlin 1871–73 (PDF; 220 kB).
- Carl Bertram Hommen: Burg Rheineck – ihr Bild ging um die Welt. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1984. Weiss, Monschau, ISSN 0342-5827, S. 82–87 (online).
- Heino Möhring: Sagen und Geschichten rund um die Burg Rheineck. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1992. Weiss, Monschau, ISSN 0342-5827, S. 143–147 (online).
- Jakob Rausch: Burg Rheineck. In: Heimatjahrbuch 1955 für den Landkreis Ahrweiler. Schiffer, Rheinberg, ISSN 0342-5827, S. 82–88 (online).
- Alexander Thon, Stefan Ulrich: „… wie ein Monarch mitten in seinem Hofstaate thront“. Burgen am unteren Mittelrhein. Schnell & Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2210-3, S. 132–137.
- Joachim Gerhardt, Heinrich Neu: Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler, II. Halbband. L. Schwann, Düsseldorf 1938, S. 571-580.
- Carl Bertram Hommen: Das Breisiger Ländchen, Verlag J. P. Bachem in Köln 1985, ISBN 3-7616-0808-x, S. 134–137.
- Johann Christian von Stramberg, Rheinischer Antiquarius, Abteilung III., Band 5, Koblenz 1858, S. 490–588. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Julius Wegeler: Die Burg Rheineck, ihre Grafen und Burggrafen, Verlag J. Hölscher, Koblenz 1852, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Julius Wegeler: Die Burg Rheineck, ihre Grafen und Burggrafen, Verlag J. Hölscher, Koblenz 1852, S. 20–77.
- ↑ Joachim Gerhardt, Heinrich Neu: Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler, II. Halbband. L. Schwann, Düsseldorf 1938, S. 571–580.
- ↑ Carl Bertram Hommen: Das Breisiger Ländchen, Verlag J. P. Bachem in Köln 1985, ISBN 3-7616-0808-x, S. 134–137.
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