Artillerietruppe (Bundeswehr)

Die Artillerietruppe ist eine Truppengattung im Heer der Bundeswehr. Die Artillerie zählt zu den Kampfunterstützungstruppen des Heeres. Sie unterstützt die Kampftruppen durch artilleristisches Feuer über weite Entfernungen. Dazu verfügt die Artillerietruppe seit Ende des 20. Jahrhunderts als Hauptwaffensysteme über Raketenwerfer MARS und Panzerhaubitzen 2000.
Auftrag
Die Artillerie gibt den Kampftruppen Feuerunterstützung durch die Bekämpfung von Punkt- und Flächenzielen, und bekämpft Feind in der Tiefe des Raumes. Vormals eigene und externe Aufklärungsmittel klären Ziele auch in der Tiefe des Raumes auf, heute Aufklärungsergebnisse der Heeresaufklärungstruppe, die durch Steilfeuer bei hoher Präzision auch über große Entfernungen bekämpft werden. Der Feuerkampf wird durch Joint Fire Support Teams von vorne geführt. Die Artilleriesysteme sind auf Gleisketten laufenden Selbstfahrlafetten verlastet. Dadurch ist die Artillerietruppe auch im Gelände beweglich und in der Lage im Verbund mit den Kampftruppen besonders mit den Panzertruppen zusammen zu wirken. Bedingt durch die Gleisketten und das Gewicht der Panzerhaubitzen ist ein beweglicher Einsatz insbesondere in Einsatzgebieten mit geringer und mangelhafter Verkehrsinfrastruktur nur sehr bedingt und meist nur mit Unterstützung von Brückenlegepanzern und durch den Transport mit Schwerlasttransportern der Bundeswehr möglich.
Geschichte
Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wird die Artillerietruppe umstrukturiert. Entgegen den Planungen zur zukünftigen Grobstruktur des Heeres auf Verbandsebene, die am 21. September 2011 veröffentlicht wurde, welches drei aktive Artilleriebataillone vorsah, sieht das Stationierungskonzept vom 26. Oktober 2011 vier aktive Artilleriebataillone vor. Drei aktive Bataillone werden als Divisionstruppen diesen unterstellt. Das vierte ist das Brigade-Artilleriebataillon der Deutsch-Französische Brigade. Damit verfügen die Brigaden über Kampf- und Aufklärungstruppen, die Divisionen über die Artillerie für den Kampf in die Tiefe und nur auf Zuteilung durch das Korps über Luftnahunterstützung (CAS) sowie die Korps ausschließlich über die Sorties der Luftwaffe für Gefechtsfeldabriegelung (BAI).
Die Artillerieschule wird formal aufgelöst, bleibt jedoch als "Ausbildungsbereich Indirektes Feuer" des Ausbildungszentrums Munster am Standort Idar-Oberstein erhalten.[1]
Ausbildung
Federführend für die Ausbildung ist die Artillerieschule in Idar-Oberstein. Ihr Kommandeur ist zugleich General der Artillerie. Der General der Artillerie ist in besonderer Weise für die Ausbildung der Artillerietruppe verantwortlich. Für die Weiterentwicklung der Truppengattung ist seit Juni 2013 das Amt für Heeresentwicklung zuständig.
Organisation
Einordnung
Die Artillerietruppe ist eine Truppengattung im Heer der Bundeswehr. Die Artillerie zählt zu den Kampfunterstützungstruppen des Heeres.
In der Bundeswehr gibt es die Artillerie als eigene Truppengattung nur im Heer. Andere Teilstreitkräfte besitzen oder besaßen auch artilleristische Kräfte, teilen jedoch keine Truppengattungen ein. Bei der Marine zählt besonders die Schiffsartillerie zu den artilleristischen Kräften. Historisch gesehen zählte auch die Flakartillerie zur Artillerie. In einigen Armeen werden diese Kräfte auch heute noch zusammengefasst. Im Heer der Bundeswehr sind diese Kräfte zur Flugabwehr aber in der eigenen Truppengattung Heeresflugabwehrtruppe zusammengefasst. Die Luftwaffe fasst ihre Kräfte zur Flugabwehr im Dienstbereich Flugabwehrraketendienst zusammen. Daneben verfügte die Luftwaffe auch über Boden-Boden-Raketen in ihren Flugkörpergeschwadern.
Die Artillerietruppe im Heer kann nach Waffensystemen und Aufträgen unterteilt werden. Unterschieden wird innerhalb der Truppengattung zwischen der Rohrartillerie und Raketenartillerie. Während heute im Wesentlichen die Panzerartillerie die gesamte Rohrartillerie des Heeres umfasst, gab es in der Bundeswehr auch Feldartillerie, die mit Feldhaubitzen und Feldkanonen ausgestattet war, als gezogene Geschütze oder auf ungepanzerten Selbstfahrlafetten beweglich. Daneben wird unterschieden zwischen schießender und aufklärender oder beobachtender Artillerie. Im Heer existierte auch eine eigene Topographietruppe, die 2002 aus der Artillerietruppe herausgelöst wurde, und heute Teil der Streitkräftebasis ist. Die Drohnenaufklärungseinheiten der Artillerie wurden teilweise aus der Artillerie herausgelöst und in die neu aufgestellte Heeresaufklärungstruppe überführt. Die zuweilen als „kleine Artillerie“ bezeichneten Mörsereinheiten des Heeres sind Teil der schweren Kompanien der Infanterie und zählen nicht zu der Artillerie.
Aktive Truppenteile
Die Artillerietruppe besteht aus folgenden Truppenteilen:
Bezeichnung | Ort | Verband | Kräftekategorie | Stationierungskonzept 2011 | |
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Artilleriebataillon 131 | Weiden in der Oberpfalz | 10. Panzerdivision | ||
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Artilleriebataillon 295 | Stetten am kalten Markt | Deutsch-Französische Brigade | Verlegung aus Immendingen 2014 | |
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Artillerielehrbataillon 325 | Munster | 1. Panzerdivision | Umgliederung aus Panzerartillerielehrbataillon 325 und der 1. Panzerdivision direkt unterstellt. | |
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Artillerielehrbataillon 345 | Idar-Oberstein | 10. Panzerdivision | Verlegung aus Kusel Ende 2014 |
Anmerkungen |
Außer Dienst gestellte Truppenteile
Ausrüstung
Hauptwaffen- und Feuerleitsysteme



Artillerieaufklärung
- Artillerieortungsradar COBRA
- Bodenüberwachungsradar BÜR (geplanter Ersatz für die M113 ABRA)
- Drohne KZO
- M113 ABRA (soll 2011 - 2013 ausgemustert werden)
- Schallmesssystem 064 PC
- Schützenpanzer Marder als Beobachtungspanzer
Raketenartillerie
Rohrartillerie
Feuerleitsysteme
- Artillerierechner FALKE
- Rechnerverbund Artillerie ADLER
Ehemalige Hauptwaffen- und Feuerleitsysteme
Artillerieaufklärung und Zielortung
- Artillerieortungsradar Green Archer auf M113
- Beobachtungspanzer M113 A2 Optronik[2]
- Beobachtungspanzer Kanonenjagdpanzer (ohne 90 mm Bordkanone)
- Beobachtungspanzer Schützenpanzer kurz (Typ 22-2)
- Drohne CL89
- Drohne CL 289
Raketenartillerie
- Kurzstreckenrakete Honest John
- Kurzstreckenrakete Lance
- Kurzstreckenrakete Sergeant
- Mehrfachraketenwerfer LARS
Rohrartillerie Panzerartillerie
- Panzerhaubitze 105 mm M7B2 Priest
- Panzerhaubitze 105 mm M52
- Panzerhaubitze 155 mm M44
- Panzerhaubitze 155 mm M109G
- Panzerhaubitze 203 mm M55[3]
Feldartillerie
- Gebirgshaubitze 105 mm (OTO Melara Modell 56 Kaliber 105/L14)
- Feldhaubitze 105 mm FH 105 (L)
- Feldhaubitze 155 mm M1 A2[4]
- Feldhaubitze 155 mm FH70
- Kanone 175 mm auf Selbstfahrlafette M107
- Haubitze 203 mm auf Selbstfahrlafette M110
Feuerleitsysteme
- Feuerleitgerät Radar Artillerie (FERA)
- Artillerierechner Typ BUM -11 für PzH M109G; -12 für FH 105mm; -13 für GebH 105mm (Hersteller: ARENCO)[5]
Uniform
Die Waffenfarbe der Artillerietruppe, gezeigt beispielsweise als Farbe der Litzen und Kragenspiegel, ist hochrot. Die Farbe des Baretts der Artillerietruppe ist korallenrot. Das Barettabzeichen zeigt zwei vom Eichenkranz eingefasste, gekreuzte Kanonenrohre.
Taktisches Zeichen
Als Taktisches Grundzeichen führen Verbände der Artillerie dem allgemeinen NATO-Schema folgend den zentralen Punkt im Rechteck. Der Punkt symbolisiert eine Kanonenkugel oder die Mündung eines Kanonenrohres. Die Panzerartillerie kombiniert damit ein liegendes Oval. Dieses stilisiert die Gleisketten der Panzerfahrzeuge. Die Raketenartillerie ergänzt den Punkt um zwei nach oben zeigende Winkel als Zeichen für die Geschützart. Die Gebirgsartillerie benutzt zusätzlich das einen Berggipfel symbolisierende Dreieck unterhalb des Punktes. Die Aufklärungskräfte der Artillerieeinheiten führten als taktisches Zeichen den von links unten nach rechts oben verlaufenden Strich für Aufklärungstruppen mit dem Grundzeichen der Artillerie. Unterstützungskräfte teils eine andere, ihrer Funktion entsprechende Kennzeichnung, häufig Abwandlungen der beschriebenen Symbole.
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Taktisches Zeichen Artillerietruppe
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Taktisches Zeichen Panzerartillerie
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Taktisches Zeichen Raketenartillerie
Dienstgradbezeichnungen
Niedrigster Dienstgrad in Truppenteilen der Artillerietruppe ist der Kanonier oder Panzerkanonier. Die Dienstgrade entsprechen dem Dienstgrad Schütze, Funker, Panzergrenadier, usw. (→ vgl. hier) anderer Truppengattungen.
Soldaten im niedrigsten Dienstgrad in nicht mit Panzerhaubitzen ausgerüsteten Truppenteilen der Artillerietruppe (Raketenartilleriebatterien, die früheren Feldartilleriebatterien, die früheren Gebirgsartilleriebataillone mit Gebirgshaubitzen, Beobachtungsbatterien, Drohnenbatterien soweit nicht Teil der Heeresaufklärungstruppe, die früheren Begleitbatterien), sowie bei Soldaten im niedrigsten Dienstgrad beim Flugabwehrraketengeschwader 1 der Luftwaffe, sowie Heeresuniformträger im niedrigsten Dienstgrad in den in Nachfolge der Topographietruppe aufgestellten Truppenteilen des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr führen den Dienstgrad Kanonier. Gleiches galt für Soldaten im niedrigsten Dienstgrad bei der früheren Topographietruppe und der früheren Heeresflugabwehrtruppe. Alle übrigen Soldaten im niedrigsten Dienstgrad in mit Panzerhaubitzen ausgerüsteten Truppenteilen der Artillerietruppe (also die in den Panzerartilleriebataillonen) werden als Panzerkanonier bezeichnet. Die übrigen Dienstgrade bei diesen Teilbereichen der Bundeswehr entsprechen den allgemeinen Dienstgraden der Bundeswehr.
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Niedrigerer Dienstgrad[6] | Höherer Dienstgrad[6] | |
- | Kanonier Panzerkanonier |
Gefreiter |
Dienstgradgruppe: Mannschaften – Unteroffiziere o.P. – Unteroffiziere m.P. – Leutnante – Hauptleute – Stabsoffiziere – Generale |
Einzelnachweise
- ↑ Die Stationierung der Bundeswehr - Oktober 2011. (PDF; 2,8 MB) BMVg, abgerufen am 26. Oktober 2010.
- ↑ http://www.panzer-modell.de/referenz/in_detail/m113_optronic/optronic.htm
- ↑ Oberst Krug 25 Jahre Artillerie der Bundeswehr. S. 48, 131 u. 159, ISBN 3-7909-0184-9.
- ↑ Oberst Krug 25 Jahre Artillerie der Bundeswehr. S.54/159, ISBN 3-7909-0184-9.
- ↑ Oberst W. Speisebecher, Taschenbuch für Artilleristen 2.Folge, S.182f, 1974, Verlag WEHr UND WISSEN, ISBN 3-8033-0231-5
- ↑ a b Die äquivalenten, ranghöheren und rangniedrigeren Dienstgrade sind im Sinne der ZDv 14/5 B 185 angegeben, vgl. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S. B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz). Die in der Infobox dargestellte Reihenfolge der Dienstgrade entspricht nicht notwendigerweise einer der in der Soldatenlaufbahnverordnung vorgesehenen regelmäßig durchlaufenen Dienstgradabfolgen und auch nicht notwendigerweise der in der Vorgesetztenverordnung beschriebenen Dienstgradhierarchie im Sinne eines Vorgesetztenverhältnisses).
Weblinks
- Die Artillerietruppe. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, abgerufen am 8. April 2014.