Libanon
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Amtssprache | Arabisch | ||||
Hauptstadt | Beirut | ||||
Staatsform | Parlamentarische Demokratie | ||||
Präsident | Émile Lahoud
Parlamentpräsident: Nabih Berri | ||||
Regierungschef | Fouad Siniora | ||||
Fläche | 10.452 km² | ||||
Einwohnerzahl | 3.820.000 (2005, geschätzt) | ||||
Bevölkerungsdichte | 355 Einwohner pro km² | ||||
BIP/Einwohner | 4.928 US-$ (2004) | ||||
Unabhängigkeit | am 22. November 1943 | ||||
Währung | Libanesisches Pfund (LBP) | ||||
Zeitzone | UTC +2h | ||||
Nationalhymne | Kulluna lil-Watan lil-Ula lil-Alam | ||||
Kfz-Kennzeichen | RL | ||||
Internet-TLD | .lb | ||||
Vorwahl | + 961 | ||||
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Die Libanesische Republik (الجمهورية اللبنانية) ist ein Staat in Vorderasien und wird im allgemeinen Sprachgebrauch als Libanon bezeichnet. Der Libanon grenzt an Syrien, Israel und das Mittelmeer und wird zu den Maschrek-Staaten gerechnet.
Geographie
Da der Libanon in den letzten 50 Jahren eine sehr starke Landflucht aufweist, lebt der Großteil der Bevölkerung in Städten, vor allem in der Hauptstadt Beirut. Dort leben mehr als die Hälfte der Libanesen und noch ein größerer Teil arbeitet hier.
Größte Städte mit Einwohnerzahlen (geschätzt; seit 1932 gab es keine offizielle Volkszählung):
Das Land gliedert sich in vier Landschaftszonen, die parallel zur Küste verlaufen:
- Der 200 km lange, schmale steile Küstenstreifen, welcher sich nur im Norden und Süden ausweitet.
- Das stark zerklüftete Libanon-Gebirge, das bis zu 3.000 m hoch ist.
- Die fruchtbare Bekaa-Ebene, die im Regenschatten des Libanon-Gebirges liegt, jedoch aufgrund von künstlicher Bewässerung sehr fruchtbar ist (Weinanbau, Haschisch, welcher jedoch seit Jahren rigoros von der Regierung verfolgt wird).
- Der trockene Antilibanon-Gebirgszug und der Hermon, der die Grenze zu Syrien bilden.
Klima
Entsprechend den Unterschieden in der Landschaft des Libanon, ist auch das Klima sehr unterschiedlich. An der Küste herrscht mediterranes Klima mit trockenen, warmen Sommern und feuchten, regenreichen Wintern. Im Gebirge herrscht ausgesprochenes Gebirgsklima, wobei auch hier der Hauptniederschlag im Winter fällt und dann hauptsächlich in Form von Schnee. An der Grenze zu Syrien herrscht ein trockenes Steppenklima, welches den Übergang zum Wüstenklima des südlichen Syriens und Jordaniens bildet. In Beirut liegen die Temperaturen am Tag bei durchschnittlich 18° C im Januar und bei 30° C im Juli und August. Im Dezember und Januar gibt es durchschnittlich 11 Regentage in Beirut, während der August im allgemeinen völlig trocken bleibt.
Bevölkerung
Der Libanon hat ca. 3,8 Millionen Einwohner. Ein großer Teil der Bevölkerung ist aramäischer oder phönizischer Abstammung, dazu stehen aber meist nur die Christen. Muslime nennen sich generell ,,Araber". Im Land verteilt leben kurdische Flüchtlinge. Außerdem gibt es etwa 360.000 palästinensische Flüchtlinge. Unter den Christen im Libanon gibt es verschiedene Konfessionen: Syrisch-orthodoxe Kirche, Assyrische Kirche des Ostens,Armenisch-apostolische Kirche, Griechisch-orthodoxe Kirche, Griechisch-katholische Kirche und die größte christliche Gemeinschaft , die Maroniten.
In den ersten Jahren des Bürgerkriegs haben mehr als eine halbe Millionen Menschen das Land verlassen. (Schätzung, offizielle Zahlen sind nicht verfügbar.)
Geburtenziffer 1999: 2,3 %
Sterbeziffer 1999: 0,6 %
Kindersterblichkeit (auf 1000 Lebendgeburten):
1960: 85; 1970: 50; 1990: 10; 1997: 9; 1998: 9
Säuglingssterblichkeit 1999: 0,8 %
Analphabetenrate Erwachsene (> 15 Jahre) in %:
1970: 6; 1980: 4; 1990: 2; 1995: 1; 1997: 1; 1998: 1
Sprachen


Die große Mehrheit der Libanesen spricht Arabisch (libanesisch-syrische und palästinensische Dialekte), Minderheiten sprechen Armenisch, Kurdisch und Aramäisch, die als die Kirchensprache der maronitischen Kirche und anderen syrischen Kirchen gilt. Neben Arabisch sind v.a. Französisch, aber auch Englisch als Verkehrssprachen weit verbreitet. Zwar ist die Amtssprache Arabisch, dennoch spricht die Mehrheit im Libanesischen Dialekt (z.b:Hocharabisch:Ahlan[hallo], Libanesisch:Ahlen[hallo])
Religion
Es gibt im Libanon 18 anerkannte Religionsgemeinschaften, darunter:
- ca. 53 % Muslime (32 % imamitische Schiiten, 21 % Sunniten);
- ca. 40 % Christen (25 % Maroniten, 4 % Griechisch-Katholische, 7 % Griechisch-Orthodoxe, 3 % Armenier,2 % syrisch-orthodoxe Kirche, Syrisch-Katholische Kirche, Assyrische Kirche des Ostens,Baptisten sowie weitere Gruppierungen)
- ca. 7 % Drusen
Siehe auch: Konfessionelle Parität
Geschichte

Hauptartikel siehe: Geschichte des Libanon
Der Libanon wurde am 26. November 1941 unabhängig, vorher war er französisches Mandatsgebiet. Am 22. November 1943 fand die Wiedereinsetzung durch libanesische Amtsträger statt, dies ist zugleich auch der offizielle Unabhängigkeitstag. Wegen wirtschaftlicher Stabilität und politischer Neutralität (1949-1969) wurde der stark westlich bzw. französisch geprägte Libanon in den 1950er und 1960er Jahren auch als "Schweiz des Orients" bezeichnet.
Von Mitte der 1970er Jahre bis 1990 wurde das Land von einem Bürgerkrieg heimgesucht (siehe dazu: Libanesischer Bürgerkrieg). (Das Abkommen von Taif schuf erst 1989 die Grundlage für die Beendigung des Bürgerkrieges.)
1976 marschierten syrische Soldaten im Libanon ein.
1982 besetzte Israel den Süden des Landes mit seinen Truppen. Der Libanonfeldzug sollte die Präsenz und die Aktivität der PLO im Libanon beenden. 1985 richtete Israel eine Schutzzone im Vorfeld der israelischen Grenze ein. Die israelische Armee zog sich erst am 24. Mai 2000 vollständig aus dem Libanon zurück.
Nach einem Autobombenanschlag am 14. Februar 2005 auf den ehemaligen langjährigen libanesischen Regierungschef Rafiq Hariri wuchs in der jüngsten Vergangenheit der Druck auf Syrien, seine Truppen aus dem Libanon zurückzuziehen. Insbesondere die USA und die libanesische Opposition machen Syrien indirekt für das Attentat verantwortlich. Auch Frankreich fordert von Syrien, dem Libanon die volle Souveränität zurückzugeben. Auch Teile der libanesischen Bevölkerung demonstrierten gegen die syrischen Truppen im Libanon. Die prosyrische Regierung unter Ministerpräsident Karami trat daraufhin am 28. Februar 2005 zurück.
Ende April 2005 verließen die letzten syrischen Soldaten den Libanon.
Politik


Der Libanon ist seit 1926 eine Republik. Die Verfassung von 1926 wurde zuletzt 1999 geändert. Parlament (Nationalversammlung) mit 128 Mitgliedern (je zur Hälfte Christen und Muslime), Wahl alle 4 Jahre.
Die drei höchsten Staatsämter sind Mitgliedern bestimmter religiöser Gruppen vorbehalten:
- Das Staatsoberhaupt muss maronitischer Christ sein,
- der Regierungschef muss sunnitischer Muslim sein,
- der Parlamentspräsident muss schiitischer Muslim sein,
- der Oberbefehlshaber der Armee muss Christ sein.
Die Wahl des Staatsoberhauptes erfolgt alle 6 Jahre durch das Parlament (keine unmittelbare Wiederwahl). Das Wahlrecht besteht ab 21 Jahre.
Verwaltung: 5 Provinzen
Staatsoberhaupt: Émile Lahoud, seit 1998
Regierungschef: Fouad El Sanioura , seit 2005
Parlamentspräsident: Nabih Berri seit 1999
Parteien: FPM ,Free Patriotic Movement : Eine Bewegung, die seit 1990 gegen die syrische Besetzung des Landes protestiert hatte und noch bis zum Abzug der syrischen Armee verboten war, ca. 16000 Verhaftungen durch die syrische Besetzung und die Polizei musste die Bewegung in Kauf nehmen.
Amal Bewegung: prosyrische Bewegung, hat auch gegen die Besetzung des Landes durch Israel gekämpft.
Politik und Wahlen seit 2000

Wahl am 27. August / 3. September 2000:
- maronitische Christen 34 von 128 Sitzen (1996: 34),
- sunnitische Muslime 27 (27),
- schiitische Muslime 27 (27),
- Rum-orthodox 14 (14),
- Drusen 8 (8),
- Rum-melkitische Katholiken 8 (8),
- Armenisch-Orthodoxe 5 (5),
- Alawiten 2 (2),
- armenische Katholiken 1 (1),
- Protestanten 1 (1),
- Sonstige 1 (1)
Wahlen vom Frühjahr 2005:
128 Parlamentssitze verteilen sich auf:
- Die "Zukunftsbewegung" von Saad Al-Hariri (64 Sitze)
- Das schiitische Bündnis von Hisbollah und Amal (35 Sitze)
- Die "Patriotische Freiheitsbewegung" FPM von Michel Aoun (21 Sitze)
- 8 parteilose Abgeordnete
Diese Zuordnung der Parlamentarier zu einzelnen Gruppen entspricht nicht ihrer Parteizugehörigkeit. Aktuell sind im libanesischen Parlament mehr als ein Dutzend Parteien vertreten. Das exakte Wahlergebnis findet sich im CIA-Factbook (s. die Weblinks unten).
Am 14. Februar 2005 wird der ehemalige Ministerpräsident Rafiq Al-Hariri durch einen Anschlag getötet, bei dem mehrere Menschen ums Leben kommen. Der syrienfreundliche Präsident Lahoud konnte Ende 2004 sein abgelaufenes Mandat vom Parlament durch Verfassungsänderung um drei Jahre verlängern lassen. Dies führte rasch zum Rücktritt Al-Hariris, nachdem sich dieser darüberhinaus auch mit seiner Forderung nach einem Abzug der syrischen Truppen nicht durchsetzen konnte.
Der Tod Al-Hariris wurde zum Ausgangspunkt einer gefährlichen innenpolitischen Eskalation. Eine breite oppositionelle Bewegung fordert vehement den Rückzug der syrischen Truppen. Diese Bewegung stützt sich vor allem auf die Christen, Drusen und Sunniten, wird aber auch von nennenswerten Teilen der schiitischen Bevölkerung mitgetragen. Auch die USA und Frankreich machen seit Ende Februar immer mehr Druck auf Syrien. Es wird mit militärischen Aktionen gedroht, vielmehr steht eine derartige Drohung seit dem Irak-Krieg im Raum. Am 28. Februar tritt die syrienfreundliche libanesische Regierung zurück. Syrien verständigte sich am 7. März mit dem Libanon seine Truppen als ersten Schritt bis zum Ende des Monats ins östliche Bekaa-Tal zurückzuziehen. Ende April waren dann bereits alle 14.000 syrischen Soldaten in ihre Heimat zurückgekehrt.
Seit der Ermordung Al-Hariris gibt es beinahe täglich Demonstrationen. Fast alle werden von oppositionellen Gruppen organisiert. Bei diesen Demonstrationen kamen Zehntausende. Am 8. März rief die syrienfreundliche Hisbollah zu einer Demonstration auf, um gegen die UN-Resolution 1559 (die eine Entwaffnung dieser Gruppe fordert) zu protestieren. Viele Teilnehmer an der Demo dankten aber auch den Syrern und wandten sich gegen Feinde von außen (USA, Israel).
An diesem 8. März kamen ca. 500.000 Menschen - davon eine nennenswerte Zahl von Syrern und palästinensischen Flüchtlingen. Dies gab der prosyrischen Fraktion genug Kraft, um den wenige Tage zuvor zurückgetretenen Premier Karame am 10. März neuerlich mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Am 14. März versammelten sich bei einer weiteren Demo der Opposition 800.000 Menschen im Zentrum Beiruts.
Nachdem Karame letztlich doch scheiterte, wird Najib Mikati am 15. April Ministerpräsident einer Übergangsregierung. Im Juni fanden Parlamentswahlen statt. Sie wurden von Saad Al-Hariri "Zukunftsbewegung" gewonnen (detailliertes Ergebnis s. oben). Saad Al-Hariri ist der Sohn des ermordeten Rafiq Al-Hariri.
Ende Juli einigte man sich auf eine Regierung. Ihr gehören erstmals Minister der Hisbollah an. Michel Aouns Bewegung FPM (Free Patriotic Movement), der seit 1990 gegen die Syrische Besetzung friedlich gekämpft und demonstriert hat, stellt jedoch keine Minister. Dies ist ein wenig überraschend, da die Zukunftsbewegung eine Regierung der nationalen Einheit bilden wollte. Detailliertere Infos: s. Weblinks
Einreisebestimmungen
Für die Einreise in den Libanon benötigt man ein Visum, das vor der Reise oder am Tag der Einreise am Beiruter Flughafen beantragt werden muss. Der Reisepass muss bei der Abreise noch mindestens 6 Monate gültig sein.
Reisende, die sich zuvor in Israel aufgehalten haben, werden, wenn dieses aus dem Reisedokument ersichtlich ist (Einreisestempel o. ä.), regelmäßig an der Grenze zurückgewiesen, auch wenn bereits ein Visum erteilt wurde. Deutsch-libanesische Doppelstaater und Doppelstaater anderer arabischer Herkunft riskieren zusätzlich eine Festnahme, da für diesen Personenkreis ein Israel-Aufenthalt einen Straftatbestand darstellt. Ein direkter Grenzübertritt von Israel nach Libanon oder umgekehrt ist nicht möglich, da die Grenze zwischen Israel und Libanon geschlossen ist. (Auswärtiges Amt, 5. Oktober 2004, mehr)
Bei Einreise aus Syrien oder per Flugzeug wird ein einmonatiges, kostenloses Touristen-Visum an der Grenze erteilt. (Stand, Feb 2006)
Wirtschaft
Währung
- 1 Libanesisches Pfund, Kürzel L£ oder LBP (ISOcode) = 100 Piaster; 1 US-$ = 1.503 L£ (fester Wechselkurs); 1 € = 1.809 L£
- Überall wird US-Dollar (USD), der im Land Zweitwährung ist, angenommen. Es kommt vor, dass man in Dollar zahlt und in Pfund herausbekommt und umgekehrt.
Import
- 18,2 % Ernährungsgüter, 21,8 % Maschinen und Elektroausrüstung, 8,9 % Transportmittel, 12,0 % chem. Erzeugnisse, 17,6 % mineralische Rohstoffe, 6,1 % Metalle und Metallprodukte, 5,7 % Textilien, 6,8 % Edel- und Halbedelsteine
Export
- 18,8 % Ernährungsgüter, 17,8 % Schmuckwaren, 14,9 % chem. Erzeugnisse, 10,5 % Maschinen und Elektrogeräte, 8,8 % Metalle und Metallprodukte, 7,4 % Papier und -produkte.
Das strenge Bankgeheimnis des Libanon bringt ihm auch den Beinamen "Schweiz des Ostens" ein.
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 2%
- das Bildungswesen bei 7%
- das Militär bei 11%
Kultur
siehe: Libanesische Küche
Feiertage
- Nationalfeiertag: 22. November, Tag der Unabhängigkeit von Frankreich (1943)
Weitere Themen
Weblinks
- Reiseinformationen und Warnungen des Auswärtigen Amtes
- Deutsche Botschaft Beirut
- Infos, Fotos, Videos und Tips aus und zum Libanon
- Blogging Beirut - Foto, Video, Audio und Text
- CIA-Factbook
- Libanon - Fotos und Reisetipps
- Libanon - Allgemeine Informationen über Libanon
- facing-reality beirut : lebanese daily life stories. DokuFilm über die Situation in Libanon
- Telepolis: Libanon: die erste "Revolution" im Nahen Osten?
- Telepolis: Kritische Betrachtung des libanesischen Parteiensystems des Juni 2005
- Telepolis: Regierungsbildung im Libanon - Juli 2005
- Beirut-Reporter.de - Nachrichten und Reportagen aus Libanons Hauptstadt Beirut - Audio, Foto, Text und Video
Literatur
H. Ostry: Die Kunst der Machtverteilung – der Libanon nach den Wahlen, in: KAS Auslandsinformationen, Amman (2005), S. 93
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