Willy Brandt School of Public Policy
| Willy Brandt School of Public Policy | |
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| Datei:Logo willybrandtschool.png | |
| Gründung | 2002 (Aufnahme des Lehrbetriebs) |
| Trägerschaft | öffentlich (Universität Erfurt) |
| Ort | Erfurt |
| Bundesland | Thüringen |
| Land | Deutschland |
| Leitung | Florian Hoffmann (Direktor), Siegfried Englert (Vorsitzender des Beirats) |
| Studierende | 121 (Stand: 15. Dezember 2014) |
| Website | www.brandtschool.de |
Die Willy Brandt School of Public Policy ist eine öffentliche Forschungs- und Ausbildungseinrichtung der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt und bietet seit 2002 den ersten deutschen Studiengang zum Erwerb des Master of Public Policy (MPP) an.[1] Der Studiengang ist akkreditiert und reakkreditiert durch ACQUIN.[2] Unterrichtssprache ist Englisch. Bis November 2009 trug die Brandt School den Namen Erfurt School of Public Policy (ESPP).[3]
Konzept
Die Brandt School ist eine nach angloamerikanischem Vorbild konzipierte Professional School, in der Lehre, Ausbildung und Forschung problem- und aufgabenbezogen organisiert und miteinander verbunden sind. Im Bereich Public Policy bietet sie eine fortgeschrittene Ausbildung auf der Ebene des Masters an, in dem die einschlägigen Wissensbestände und Methoden der Sozialwissenschaften (Wirtschaftswissenschaft, Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Soziologie) eingehen. Verbunden mit einem ausdrücklichen Rückbezug auf die Berufspraxis und auf gesellschaftliche Problemlagen, will die Brandt School somit etablierte disziplinäre Grenzen in den Einzelwissenschaften durchlässig machen, um ihre theoretischen und methodischen Kompetenzen für gemeinsame Fragestellungen und die Entwicklung von Berufsprofilen zu nutzen.
Besonderes Merkmal der Brandt School ist die Internationalität der Studierenden. Die zurzeit 121 Studenten (Stand: 15. Dezember 2014) stammen aus über 40 Ländern. Sie verfügen über diverse Vorbildungen und Arbeitserfahrungen, wobei die Mehrheit einen ersten Abschluss in den Gesellschaftswissenschaften innehat.
Namensgebung

Die Wahl Willy Brandts zum Namensgeber erfolgte aus verschiedenen Gründen. Hierzu zählen zum einen der positive Bezug zur Stadt Erfurt infolge seines Besuches im Jahr 1970[4] - dem ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen - , zum anderen seine Beiträge zur Ost-West- und zur Nord-Süd-Verständigung und seine Vorbildfunktion als auf Dialog bedachter Reformpolitiker.[5]
Studienangebot
Der Studiengang Master of Public Policy (MPP) ist ein interdisziplinärer, anwendungsorientierter, englischsprachiger, zweijähriger Vollzeitstudiengang. Er richtet sich an Studierende aus dem In- und Ausland, die Entscheidungs- und Führungspositionen im öffentlichen Sektor, internationalen Organisation, Nichtregierungsorganisationen, der Politik oder Unternehmen anstreben. Der MPP-Studiengang kann sowohl direkt im Anschluss an ein Bachelor-Studium („konsekutiv“) als auch auf Grundlage mehrjähriger Berufserfahrung („postgradual“) studiert werden.
Die Studieninhalte umfassen Methoden der Politikanalyse, -formulierung und -umsetzung aus Politikwissenschaft, Ökonomie, Soziologie, Verwaltungswissenschaft, Ethik und Recht. Über Praktika, Projektgruppen, Fallbeispiele und Planspiele werden praktische Erfahrungen in das Curriculum integriert.[6] Möglichkeiten zur inhaltlichen Spezialisierung bestehen derzeit für die folgenden Bereiche, von denen die Studierenden zwei wählen:[7]
- Public and Non-Profit Management
- European Public Policy
- International Affairs
- International Political Economy
Alternativ können die Studierenden den Conflict Studies and Management-Track (CSMP) innerhalb des MPP belegen.
Forschung
Neben dem Studienangebot betreibt die Brandt School auch Forschung in den Bereichen Public Policy und Governance. Es bestehen derzeit vier Forschungsschwerpunkte:[8]
- Methods of Public Policy
- Entrepreneurship and Public Policy
- International Conflict Management
- Varieties of Governance
Zu allen vier Forschungsschwerpunkten wird ein PhD Programm angeboten.[9] Der aus dem CSMP-Schwerpunkt hervorgegangene Bereich "Managing Fragility - Critical Perspectives on Good Governance" ist Teil des Graduate School Scholarship Program (GSSP) des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD), in dessen Rahmen ausländische Doktoranden sich um ein Promotionsstipendium bewerben können.[10] [11]
Partnerschaften
Durch die strategische Partnerschaft mit der Haniel-Stiftung und dem DAAD bestehen eine Reihe von Programmen und Stipendien, bisher vor allem mit einem Fokus auf Russland/ Osteuropa und auf Afghanistan.
Die Zusammenarbeit mit dem DAAD umfasst vor allem das Stipendienprogramm Public Policy and Good Governance (PPGG). Seit 2009 haben 82 PPGG-Stipendiaten den Master of Public Policy an der Brandt School absolviert. Der DAAD unterstützt auch die seit 2013 jährlich stattfindenden Summer Schools on Managing Fragility: Good Governance in Transition Contexts finanziell.[12] Zwischen 2008 und 2011 war die Brandt School des Weiteren alleiniger Kooperationspartner des Auswärtigen Amtes und des DAAD im Good Governance in Afghanistan-Programm. Dieses Programm zielte darauf ab, junge afghanische Führungskräfte auf die Herausforderungen des Wiederaufbaus des afghanischen politischen Systems vorzubereiten. 36 afghanische Absolventen haben das Programm und den MPP erfolgreich durchlaufen.[13]
Die Haniel-Stiftung finanziert den Franz Haniel Lehrstuhl für Public Policy und den Aletta Haniel Lehrstuhl für Public Policy and Entrepreneurship. Sie vergibt mehrere Stipendien an Studenten aus Osteuropa/ GUS bzw. aus Westeuropa/ Nordamerika.[14] Die Stiftung unterstützt des Weiteren die jährlich in Russland stattfindenden Haniel Spring Schools, bisher u.a. zu Themen wie "Public Administration - Russia in Comparative Perspectives", "Border Policies from the Soviet Union to the EU" und "The Effects of Center-Local Relationships on Public Policy". Seit 2014 werden die Haniel Schools in Kooperation mit einem weiteren Partner durchgeführt, nämlich dem St. Petersburger Centre for Independent Social Research (CISR).
Die Brandt School ist außerdem Mitglied des Transatlantic Policy Consortium.[15]
Professoren und Lehrende
Zu den Professoren und Lehrenden an der Willy Brandt School gehören u.a. Florian Hoffmann (Direktor/ Franz Haniel Chair of Public Policy), Heike Grimm (Vizedirektorin/ Aletta Haniel Chair of Public Policy and Entrepreneurship), Frank Ettrich (Mitherausgeber des Berliner Journals für Soziologie), Dietmar Herz (ehem. Staatssekretär im Thüringer Justizministerium), Karl Theodor Paschke (ehem. Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen), Edgar Aragón (Gastprofessor von der EGAP-Tec de Monterrey, Mexiko) sowie ein Großteil der Professorinnen und Professoren der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt.[16]
siehe auch: Liste bekannter Persönlichkeiten der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt
Weblinks
Quellen
- ↑ Universität Erfurt: Einmalig in Deutschland: Studiengang Master of Public Policy. Pressemitteilung vom 22. Mai 2002. Zuletzt abgerufen am 13. Januar 2015.
- ↑ ACQUIN Akkreditierungsagentur: Master of Public Policy, Erfurt University. Zuletzt abgerufen am 21. Dezember 2011.
- ↑ Informationsdienst Wissenschaft: Erfurt School of Public Policy wird Willy Brandt School of Public Policy. Pressemitteilung der Universität Erfurt vom 30. November 2009. Zuletzt abgerufen am 13. Januar 2015.
- ↑ Rainer Erices, Jan Schönfelder: Geschichte einer deutsch-deutschen Annäherung. In: Zeit Online, 19. März 2010. Zuletzt abgerufen am 21. Dezember 2011.
- ↑ Universität Erfurt: Erfurt School of Public Policy (ESPP) wird Willy Brandt School. Pressemitteilung vom 28. Juli 2009. Zuletzt abgerufen am 12. Januar 2015.
- ↑ Willy Brandt School of Public Policy: A Guide to the MPP Curriculum (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 17. Dezember 2014.
- ↑ Willy Brandt School of Public Policy: Specialization Modules (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 18. Oktober 2012.
- ↑ Willy Brandt School of Public Policy: Research Program (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ Willy Brandt School of Public Policy: Doctoral Studies (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 17. Dezember 2014.
- ↑ DAAD: Graduate School Scholarship Programme. Zuletzt aufgerufen am 12. Januar 2015.
- ↑ DAAD/ Willy Brandt School of Public Policy: Graduate School Scholarship Programme (GSSP) Managing Fragility (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 12. Januar 2015.
- ↑ Willy Brandt School of Public Policy: 2nd Willy Brandt Summer School on Managing Fragility (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 12. Januar 2015.
- ↑ Willy Brandt School of Public Policy: Public Policy and Good Governance (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ Willy Brandt School of Public Policy: The Haniel Foundation: Our Strategic Partner in Education (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ Transatlantic Policy Consortium: TPC: Institutions (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ Willy Brandt School of Public Policy: Full Time Academic Staff und Associated Academic Staff (auf Englisch). Zuletzt abgerufen am 21. Dezember 2011.