Sechse kommen durch die ganze Welt
Sechse kommen durch die ganze Welt ist ein volkstümlich überliefertes Märchen, das von den Brüdern Grimm als Nr. 71 in die Kinder- und Hausmärchen aufgenommen wurde.
Inhalt
Ein Soldat wird, da der Krieg zuende ist, vom König mit geringem Zehrgeld aus dem Dienst entlassen. Unterwegs trifft er nacheinander einen Mann, der ganze Eichen als Brennholz sammelt und mit einer weiteren Eiche zusammenbindet; einen Jäger, der einer Fliege auf zwei Meilen ein Auge ausschießen will; einen Mann, der mit dem Pusten aus einem Nasenloch sieben Windmühlen antreibt; einen Läufer, der ein Bein abschnallen muss, um nicht allzu schnell zu sein; und einen Mann, der mit einem Zauberhut einen Frost auslösen kann. Der Soldat fordert sie auf, ihm zu folgen: "Wenn wir (sechs) zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen." Sie gelangen an den königlichen Hof. Der König, seine Tochter und der Hofstaat sind größenwahnsinnig, gewissenlos und grausam - unter anderem versucht man, die sechs Kameraden in einem eisernen Käfig zu verbrennen. Dank ihrer wunderbaren Künste bestehen die Sechse das Abenteuer und knöpfen schließlich dem König seinen gesamten Staatsschatz ab.
Hintergrund und Rezeption
Die Demobilisierung von Truppen ist immer ein politisches und soziales Problem gewesen (siehe z.B. Dreißigjähriger Krieg oder Freicorps). Sechse kommen durch die ganze Welt verkehrt die Realität märchenhaft, indem der zuerst ausgebeutete und dann in die Not entlassene Soldat und seine auf der Landstraße aufgelesenen Kameraden den eigentlich Verantwortlichen an der Misere, den König, zur Rechenschaft ziehen. - (Thematisch verwandte Märchen: Die sechs Diener und Das blaue Licht)
Auch in neuerer Zeit ist Sechse kommen durch die ganze Welt als gerechter Aufstand von Ausgebeuteten verstanden worden. So in der gleichnamigen DEFA-Verfilmung von 1972. Der Schriftsteller Rolf Hochhuth benannte anlässlich der Verleihung des Jacob-Grimm-Preises 2001 die Sechse als eines seiner Lieblingsmärchen, weil es "optimistisch" sei.
Quellen
Die Grimms verarbeiteten in diesem Märchen eine wohl von Dorothea Viehmann ihnen zugetragene Quelle "aus Zwehrn", eine Erzählung der Familie von Haxthausen sowie eine Erzählung "aus den Schwalmgegenden", die ihnen Ferdinand Schwiebert zukommen ließ. Diese letzte Fassung ist entweder beinflusst von oder stammt aus der selben Quelle wie die 1777 veröffentlichte Geschichte Das Pfänderspiel von Johann Gottlieb Schummel.