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Heinrich Luden (Historiker)

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Heinrich Luden

Heinrich Luden (* 10. April 1778 [1] zu Loxstedt im Regierungsbezirk Stade; † 23. Mai 1847 in Jena) war ein deutscher Historiker.

Biografie

Luden besuchte die Domschule in Bremen und studierte zunächst Theologie an der Universität Göttingen. Durch die Historiker August Ludwig von Schlözer und später Johannes von Müller angeregt, wandte er sich historischen Studien zu. Nach einer Hauslehrerstelle in Bremen (1802) ging er 1804 als Hauslehrer bei dem Staatsrat Christoph Wilhelm Hufeland nach Berlin. 1805 promovierte er in Jena über Christian Thomasius. Weiterhin verfasste er Biographien über Hugo Grotius (1806) und Sir William Temple (1808).

1806 wurde er als außerordentlicher Professor der Geschichte nach Jena berufen und 1808 zum Honorarprofessor sowie 1810 zum ordentlichen Professor der Geschichte ernannt. Er wandte sich der deutschen Geschichte zu, um die Entwicklung eines deutschen Nationalbewusstseins zu fördern. Dieses Motiv führte in der Folge zu mehreren Publikationen zum Thema Einheit und Freiheit. 1814 bis 1818 war er Herausgeber der Zeitschrift „Nemesis“ sowie 1816 bis 1817 des „Allgemeinen Verfassungsarchivs“, des sog. „Beiwagens der Nemesis“. In Leipzig redigierte er die „Deutschen Blätter“.

Relief von Heinrich Luden in Loxstedt

In seinen von den Studenten vielbesuchten „geradezu legendären“ (Gerhard Müller, Luden als Parlamentarier, S. 16) Vorlesungen forderte er unter anderem die Volkssouveränität. Diese wichtige Forderung zeigt den geistigen Einfluss der französischen Aufklärung insbesondere Rousseaus. Es ist ziemlich sicher, dass er mit diesem Gedanken wohl über Johann Gottlieb Fichte in Berührung kam, der bis 1799 in Jena Philosophie lehrte und diese Forderung vertrat. Im Gegensatz zu einigen anderen Professoren (z.B. der Mediziner Dietrich Georg von Kieser (1779–1862), der Mediziner, und Philosoph Lorenz Oken sowie der Philosoph Jakob Friedrich Fries (1773–1843)) nahm er 1817 nicht persönlich am Wartburgfest teil, zugleich stehen seine Ideen und Schriften damit unmittelbar in Zusammenhang. 1820 trat Luden als Deputierter in die Landstände des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach ein und blieb bis 1832 eines der aktivsten Mitglieder. In der Folge der Karlsbader Beschlüsse wurde auf Druck Preußens eine Untersuchung beim Deutschen Bund durchgeführt, die zu einem Verbot seiner Politikvorlesung führte. Eine Anfrage an das Großherzogtum, die Ludens Lehrtätigkeit ganz beendigen sollte, blieb jedoch ergebnislos. Luden beteiligte sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Salana und war im Sommersemester 1822, sowie im Wintersemester 1829 Rektor der Alma Mater.

Sein Hauptwerk, die „Geschichte des Teutschen Volkes“, stand zwar unter dem Eindruck eines neuen deutschen Nationalgefühls. Allerdings ist Luden mit seinem Werk keineswegs in die im 19. Jahrhundert vorherrschende romantisierende Geschichtsdarstellung des deutschen Mittelalters einzuordnen. Vor allem die Ranke-Schule hat ihm vorgeworfen, keine historisch-kritische Methode angewandt zu haben. Inzwischen gilt aber seine deutsche Geschichte als eine weitaus neutralere Darstellung als die der nachfolgenden nationaldeutschen Historiker, die das deutsche Königtum der Ottonen, Salier und Staufer im Einigungsstreben politisch überhöhten.

Luden zählt neben Lorenz Oken, Jakob Friedrich Fries, Dietrich Georg von Kieser und Christian Wilhelm Schweitzer zu den sog. politischen Professoren an der Universität Jena um 1800. Er gilt als einer der 'spiritus rectores' der Jenaer Urburschenschaft, deren Gründungsstatuten er wenigstens mitformulierte. Zu Ludens Schülern zählte der spätere Königsberger Geschichtsprofessor und Universitätsarchivar Johannes Voigt, welcher sich um die Geschichte Preußens verdient machte.

Werke

  • Geschichte des Teutschen Volkes (12 Bände, 1825 bis 1837) Verschiedene Online-Ausgaben bei Google Books
    • Erster Band, Gotha 1825, 752 Seiten, online.
    • Zweiter Band, Gotha 1826, 600 Seiten, online.
    • Dritter Band, Gotha 1827, 810 Seiten, online.
    • Vierter Band, Gotha 1828, 567 Seiten, online.
    • Fünfter Band, Gotha 1830, 642 Seiten, online.
    • Sechster Band, Gotha 1831, 650 Seiten, online.
    • Siebenter Band, Gotha 1832, 634 Seiten, online.
    • Achter Band, Gotha 1833, 721 Seiten, online.
    • Neunter Band, Gotha 1834, 666 Seiten, online.
    • Zehnter Band, Gotha 1835, 666 Seiten, online.
    • Elfter Band, Gotha 1836, 716 Seiten, online.
    • Zwölfter Band, Gotha 1837, 718 Seiten, online.
  • Geschichte der Teutschen (drei Bände)
    • Erster Band, Jena 1842, 552 Seiten, online.
    • Zweiter Band, Jena 1842, 689 Seiten, online.
    • Dritter Band, Jena 1843, 616 Seiten, online.

Heinrich-Luden-Preis

Die Neue Deutsche Burschenschaft vergibt seit 2008 jährlich den mit mittlerweile 2000 €[2] dotierten Heinrich-Luden-Preis für akademische Leistungen und gesellschaftliches Engagement an engagierte Studenten, wobei sie "die akademischen Leistungen, das gesellschaftliche Engagement und [den] Einsatz für das Korporationswesen zu gleichen Teilen berücksichtigt."[3]

Literatur

Belege

  1. Klaus Ries: Wort und Tat. Das politische Professorentum der Universität Jena im frühen 19. Jahrhundert. Steiner Verlag, Stuttgart 2007
  2. http://neuedb.de/index.php?id=2403
  3. http://neuedb.de/fileadmin/user_upload/pdf/presse/2007_11_12_Pressemitteilung_Luden_Preis.pdf Pressemitteilung "NeueDB vergibt Förderpreis an Studenten"
Commons: Heinrich Luden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien