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Enigma (Maschine)

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Enigma

Enigma Dechiffriermaschine

Die Enigma war eine elektro-mechanische Verschlüsselungsmaschine, die im zweiten Weltkrieg im Funkverkehr des deutschen Militärs verwendet wurde. Das Wort Enigma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Rätsel.

Die Enigma wurde 1923 von dem Deutschen Arthur Scherbius konstruiert. Er gründete zur Produktion die Chiffriermaschinen AG Berlin. Die Maschine wurde zunächst als zivil-kommerzielles Chiffriersystem zum Verkauf angeboten und später weiterentwickelt.

Die Enigma bestand aus einer Schreibmaschinentastatur und mehreren Walzen. Sie ist daher vom Typ her eine Rotor-Chiffriermaschine wie die englische Typex oder die amerikanische M-325.

Diese Walzen hatten elektrische Kontakte. Wurde eine Taste gedrückt, so floss Strom von der Taste durch die Walzen bis zu einer Anzeige, wo ein Buchstabe aufleuchtete. Die angezeigten Buchstaben bildeten den ver- bzw. entschlüsselten Text. Da sich bei jedem Tastendruck die Walzen weiterdrehten, wurde der gleiche Buchstabe immer wieder anders verschlüsselt.

Noch heute wird eine Software-Variante dieser Maschine in einigen UNIX-Systemen verwendet (crypt).

Eine Gruppe polnischer Mathematiker um Marian Rejewski erzielte schon vor dem zweiten Weltkrieg große Erfolge bei der Entschlüsselung von Texten, die mit der Enigma chiffriert waren. Die vor 1939 gebauten Versionen waren etwas einfacher konzipiert.

Die Tatsache, dass die Deutschen einen sog. Nachrichtenschlüssel, eine Gruppe von 3 Buchstaben, zu Beginn einer Nachricht zur Sicherheit immer zweimal sendeten, machte sich Rejewski zu Nutze, um den Suchraum des Codierungsschlüssels drastisch einzuschränken. Er entwickelte zudem einen Katalog mit "Fingerabdrücken" bestimmter Walzenkombinationen und -einstellungen.

Mit Hilfe elektromechanischer Rechenmaschinen, sog. Bomben, konnte innerhalb von Stunden der Tagesschlüssel ermittelt werden, der zum Verschlüsseln von Nachrichten diente und von den Deutschen täglich um 0 Uhr gewechselt wurde. 1939 verbesserten die Deutschen die Handhabung der Enigma. Es wurden fünf statt drei Walzen verwendet und mit Hilfe eines Steckbretts 10 statt bisher 4 Buchstabenpaare vertauscht. Der dadurch weiter angewachsene Schlüsselraum konnte nur durch den Bau von 60 weiteren Bomben bewältigt werden.

Zwei Wochen vor dem deutschen Überfall auf Polen konnten das Wissen um die kryptographischen Schwachstellen, ein Konstruktionsplan der Bomben und zwei Kopien der Enigma nach Frankreich und Großbritannien geschmuggelt werden. Die Erkenntnisse des Biuro Szyfrów wurden von den Alliierten, vor allem in Großbritannien, weiter genutzt und verbessert. Dies ist einem Deutschem zu verdanken, der eine Funkerstelle beim Militär inne hatte und sich für seine Entlassung nach dem 1.Weltkrieg an den Deutschen Rächen wollte. Er nam kontakt mit dem französischem Geheimdienst auf. Er traf sich insgesammt 3x mit einem Agenten mit dem Decknamen "Rex", er erhielt als Deckname die zwei Buchstaben "AH". Er lieferte den Franzosen Baupläne der Enigma, aber seine Pläne enthielten aber nicht die Verdrahtung der Enigma. Er wurde 1943 von dem französischem Geheimdienst verraten und noch im selben Jahr hingerichtet.

Die Arbeiten der britischen Kryptoanalysten fanden in Bletchley Park unter dem Codenamen Ultra statt. Sie setzten die Arbeit an der Stelle fort, wo Rejewski aufhören musste und erreichten u.a. das Dechiffrieren der 1939 verbesserten Enigma-Version. Sie machten sich dafür v.a. Nachlässigkeiten der deutschen Chiffrierer zu Nutze: wiederkehrende oder schlecht gewählte Nachrichtenschlüssel, schematischer Nachrichtenaufbau (z.B. Wettermeldungen oder Positionsangaben), usw. Insgesamt arbeiteten etwa 7000 Frauen und Männer in Bletchley.

Einer der Wissenschaftler war der britische Mathematiker Alan Turing, dessen Arbeiten für die Informatik auch heute noch wegweisend sind. Gegen Ende des Krieges waren die Alliierten in der Lage, große Teile des deutschen Funkverkehrs zu entschlüsseln.

Allgemein wird die Kompromittierung des Enigma-Codes als einer der strategischen Vorteile angesehen, der maßgeblich zum Gewinn des Krieges durch die Alliierten geführt hat.

Nach dem Krieg wurden erbeutete Enigma-Geräte von den Siegermächten, v.a. von England und den USA, in den Nahen Osten und nach Afrika verkauft.

Literatur

  • Klaus Schmeh: Die Welt der geheimen Zeichen. W3L Verlag Bochum, 2004
  • Simon Singh: Geheime Botschaften (The Code Book), 2001

Siehe auch: WikiProjekt Kryptologie