Alpiner Verein
Alpine Vereine, historisch auch Gebirgsvereine, sind alpinistische Vereinigungen unterschiedlichster Art, deren Ziele heute in erster Linie die Förderung des Bergsports und des Umweltschutzes sind. Die alpinen Vereine mit Interessensschwerpunkt im Alpenraum nennen sich meist Alpinverein, in den romanischen Ländern und der Deutschschweiz dagegen Alpenclub.
Ziele und Aufgaben
Ursprünglich standen im Vordergrund
- die wissenschaftliche Erforschung der Alpen sowie
- die touristische Erschließung durch den Bau von Alpenvereinshütten und Bergwegen.
Gemeinschaftliches Bergsteigen als Freizeitbeschäftigung wurde erst im frühen 20. Jahrhundert die Hauptbestimmung der alpinen Vereine. Die Wanderbewegung war zu dieser Zeit weitverbreitet.
Hinzu kommt eine zum Teil ausgeprägte Expeditionstätigkeit, die die heutigen Alpinvereine zu teils weltweiter Aktivität geführt hat. Im Kontext des Trekkings (Weitwandern im unerschlossenen Gelände) besteht der Hauptunterschiede zum Wanderverein im Anwenden alpiner Techniken. Im Zuge der Entwicklung zum Volkssport sind vermehrt Sektionen entstanden, die sich dem Bergwandern widmen.
Daneben erweitert sich das Tätigkeitsfeld auch auf andere bergspezifische Freizeitmöglichkeiten (Bergsport), die Alpinvereine heute als Vereinstätigkeit aufführen: Neben Wandertouren, Bergsteigen, Klettern auch Schilaufen, Snowboarden, Wildwasserpaddeln, Canyoning, Mountainbiketouren, im weiteren Umfeld auch Paragleiten, Drachenfliegen und allfällige andere Trendsportarten. Daneben bilden Jugendförderung und die Ausbildung in Alpinismus-spezifischen Gebieten wie Klettertechnik, Lawinenkunde und anderem, sowie die Ausbildung von Bergführern eine wichtige Rolle.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Zusammenarbeit mit den Institutionen der Bergrettung. Die alpinen Vereine stellen Rettungskolonnen, halten Rettungsgerät bereit und sind für den Unterhalt der zur Rettung notwendigen Infrastruktur sowie Halten von Notvorräten vor Ort zuständig.
Der Naturschutz in den Bergen ist eine wichtige Aufgabe für die alpinen Vereine geworden. Bergsport soll nachhaltig sein. Ein Beispiel dafür ist das Umweltgütesiegel für Alpenvereinshütten, das verliehen wird, wenn Hütten umweltfreundlich betrieben werden. Auch der Schutz der Bergwelt vor übermäßiger Erschließung, Bebauung und Zersiedelung steht heute – durchaus im Bewusstsein, das selbst ursprünglich initiiert zu haben – als politisch-gesellschaftliche Leitvorstellung.
Außerdem stehen weitergehende Ziele wie das Bewahren regionaler Besonderheiten des Brauchtums in vielen Vereinssatzungen als Vereinszweck.
Organisation
Viele lokale Alpinvereine entstanden schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts (siehe auch Wanderbewegung, Geschichte des Reisens). 1932 begann mit der Gründung der Dachorganisation Union Internationale des Associations d’Alpinisme (UIAA) ein Zusammenschluss, um Interessen und Normen besser durchsetzen zu können. Manche Vereine sind zwar nicht Mitglied der UIAA, haben aber ein sogenanntes Gegenrechtsabkommen mit Mitgliedern der UIAA (gegenseitige Anerkennung bzgl. Ermäßigungen und Vergünstigungen für ihre Mitglieder), andere Vereine stehen in keinem Bezug zu dieser Organisation, ihre Hauptaktivität gehört aber zu den durch die UIAA festgelegten Tätigkeitsbereichen (hier Erschließung, Unterhalt, Bergrettung und Schutz). Die alpinen Vereine Österreichs haben sich im Verband Alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ)[1] zusammengeschlossen. Die großen Alpinvereine aus Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Österreich, der Schweiz, Slowenien und Südtirol haben sich auch im Club Arc Alpin (CAA)[2] zusammengeschlossen, der auch Vertreter der Alpinvereine in der internationalen Alpenschutzkommission (CIPRA) ist.
Intern gliedern sich viele alpine Vereine in Sektionen mit regionalem oder interessensmäßigem Schwerpunkt, die ursprünglich teils eigenständige Vereine waren oder sind.
Alpinvereine Österreichs
Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Alpen erschlossen waren, entwickelte sich das Bergsteigen zum Volkssport; es entstanden alpine Vereine (Österreichische Alpenverein [ÖAV; 19. November 1862], Österreichischer Touristenklub [ÖTK; 18. Mai 1869], Österreichischer Alpenklub [6. Dezember 1878], Österreichischer Gebirgsverein [ÖGV, ursprünglich „Niederösterreich Gebirgsverein", 25. März 1890], Touristenverein „Die Naturfreunde" [TVN; 28. März 1895]), die Schutzhütten bauten, gesicherte Steige anlegten, Wege markierten sowie gedruckte Führer und Touristenkarten herausgaben. 1926 gründete der ÖTK die erste Bergsteigerschule für die Ausbildung von Bergsteigern in Fels und Eis. Sie ist heute eine der ältesten Einrichtungen dieser Art und bildet jedes Jahr Alpinisten, Bergführer und Kletterer in zahlreichen Kursen aus.
Österreich verfügt über eine lange Tradition erfolgreicher Alpinistinnen und Alpinisten, von denen einige Weltruhm erlangten. 1953 wurde über Initiative des Österreichischen Touristenklubs die österreichische Himalaya-Gesellschaft gegründet (erster Vorsitzender Primarius Dr. Rudolf Jonas; 1956 Erstbesteigung des Gasherbrum II, 8053 m, im Rahmen der österreichischen Himalaya-Karakorum-Expedition).
Alpenverein
Im deutschen Sprachraum der Ostalpen wird die Bezeichnung Alpenverein nur für den 1862 gegründeten Oesterreichische Alpenverein (OeAV) und den 1869 gegründeten Deutsche Alpenverein (DAV) genutzt, aus denen 1873 durch Fusion der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein (DuOeAV) hervorgegangen ist. Dessen Nachfolger war von 1938 bis 1945 der dann nur noch Deutsche Alpen Verein. Die Sektionen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins in Südtirol wurden nach dem Ersten Weltkrieg 1923 enteignet und der Verein in Italien verboten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Oesterreichische Alpenverein 1945 neu gegründet. Er verwaltete den Besitz der Sektionen des von 1945 bis 1952 verbotenen deutschen Schwestervereins. 1946 wurde der Alpenverein Südtirol (AVS) als eigenständiger Verein gegründet. Der Liechtensteiner Alpenverein (LAV) entstand ebenfalls 1946 aus einer Sektion des DuOeAVs. Schließlich wurde 1952 der DAV wiedergegründet.
Die Vereine OeAV, DAV und der AVS bezeichnen sich heute als befreundet und arbeiten eng zusammen. Gemeinsames Symbol dieser Vereine ist heute noch das Edelweiß. Der LAV führt den blauen Enzian.
Liste alpiner Vereine
Siehe auch
Weblinks
- Mitglieder der UIAA
- Das Gegenrecht - preiswert unterwegs auf Hütten in Europa. Abgerufen am 26. Juni 2014.
- Alpenvereine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 1, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 406.
- Alpenvereine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 19, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 33. – Supplement 1891–1892
Einzelnachweise
- ↑ vavoe.at
- ↑ club-arc-alpin.eu
- ↑ Akademischer Alpenklub Innsbruck
- ↑ Alpine Gesellschaft Preintaler
- ↑ Alpine Gesellschaft Reißtaler
- ↑ Alpine Vereinigung Bern
- ↑ Akademischer Alpenclub Basel
- ↑ Akademischer Alpenclub Bern
- ↑ Akademischer Alpen-Club Zürich
- ↑ Club Alpin Académique de Genève. Archiviert vom am 16. März 2012; abgerufen am 11. April 2010 (französisch).
- ↑ Cabane des Aiguilles-Rouges - Historique de la cabane. Association de la Cabane des Aiguilles-Rouges, abgerufen am 26. Juni 2014 (französisch).