Lohrhaupten
Lohrhaupten Gemeinde Flörsbachtal
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Koordinaten: | 50° 8′ N, 9° 29′ O |
Höhe: | 347 m ü. NN |
Einwohner: | 1058 (31. Dez. 2013)[1] |
Postleitzahl: | 63639 |
Vorwahl: | 06057 |
![]() Lohrhaupten mit Matthäuskirche
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Lohrhaupten ist ein Ortsteil der Gemeinde Flörsbachtal in Hessen im Main-Kinzig-Kreis.
Geografie und Geologie
Lohrhaupten liegt auf einer Höhe von 347 m über NN, 15 km südöstlich von Bad Orb. Grundgestein ist hier der Buntsandstein des Spessarts. Lohrhaupten liegt an dem historischen Fernhandelsweg Birkenhainer Straße. Die nahe gelegene „Bayrische Schanz“ ist ein altes Zollhaus an dieser Straße. Unweit des Ortes liegt die Hermannskoppe, mit 567 m die höchste Erhebung im hessischen Spessart.
In Lohrhaupten entspringt der Lohrbach, dem Oberlauf der Lohr, die in Lohr am Main in den Main mündet.
Name
Etymologie
Der Name Lohrhaupten besteht aus dem althochdeutschen Wort houbit[2], das Ursprung bedeutet. Als Erklärung ergibt sich daraus Ursprung der Lohr. Für die Herkunft des Wortes Lohr siehe Name der Lohr.
Frühere Schreibweisen
- 1184 Larhoubeten
- 1233 Larhoubten
- 1265 Larhoybeten
- 1374 Larheibten
- 1586 Lohrhaupten
Geschichte
Mittelalter
Die älteste erhaltene Erwähnung von Lohrhaupten stammt aus dem Jahr 1057. Die hier beurkundende Pfarrei ist somit die älteste, die im Spessart bezeugt ist.[3] Die Kirche war dem Apostel Matthias geweiht. Die Gemeinde gehörte zur Diözese Mainz. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Rodgau. St. Peter und Alexander hatte auch das Kirchenpatronat inne.
1184 wird der Ort unter den Besitzungen des Stifts St. Peter und Alexander genannt. Später war die Hälfte des Ortes kurmainzer Lehen im Besitz der Grafen von Rieneck und gehörte dort zur Zent Frammersbach. Spätestens 1333 ging Lohrhaupten dann als Erbschaft oder Mitgift von den Grafen von Rieneck an die Herren von Hanau über. Die andere Hälfte des Ortes, die sogenannte „Seulbacher Seite“ blieb mainzischer Besitz. Das Dorf war so ein Kondominat. Auf Hanauer Seite gehörte das Dorf zunächst wohl zum Amt Schwarzenfels[4], später zum Amt Lohrhaupten. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Lohrhaupten waren in der Wald- und Viehwirtschaft tätig und bearbeiteten die kargen Spessartböden.
Neuzeit
1559 wurde die Reformation eingeführt, zunächst nach lutherischem Bekenntnis. 1597 führte Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg eine „zweite Reformation“ in seinem Herrschaftsgebiet durch: Die Grafschaft wurde nun reformiert. 1607 trat das Stift St. Peter und Alexander das Kirchenpatronat an Kurmainz ab. 1675 vernichtete ein großer Brand die Hälfte des Dorfes.
1684 fiel die Mainzer Hälfte – als Lehen von Mainz – zusammen mit dem Amt Bieber im Tausch gegen die hanauische Hälfte des ebenfalls mit Mainz gemeinschaftlichen Amtes Partenstein komplett an die Grafschaft Hanau. Auch das Kirchenpatronat ging an Hanau über.
Lohrhaupten und Kempfenbrunn bildeten bis 1701 eine gemeinsame Pfarrei, die der „Klasse“ (Dekanat) Schlüchtern zugeordnet war. Anschließend war Kempfenbrunn bis 1801 selbständig. Von 1801 bis 1834 gehörte es erneut zur Kirchengemeinde Lohrhaupten. Nach 1701 gehörte die Pfarrei zur „Klasse“ Meerholz. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahr 1765.
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fielen Dorf und Amt 1736 – zusammen mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg – an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen wurde. Hier wurde das Amt Lohrhaupten mit der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821 aufgelöst, Lohrhaupten kam zu dem neu gebildeten Landkreis Gelnhausen. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Deutsch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und Lohrhaupten kam nach dem Zweiten Weltkrieg zum Land Hessen. Anlässlich der hessischen Gebietsreform wurden am 1. Juli 1974 Lohrhaupten in die Gemeinde Flörsbachtal eingegliedert[5] und der ehemalige Landkreis Gelnhausen dem Main-Kinzig-Kreis zugeschlagen.
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1538 | 1632 | 1753 | 1895 | 1939 | 1961 | 1970 | 2011 |
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Einwohner | 93 | 44 | 119 | 859 | 818 | 907 | 969 | 1097 |
Mühlen
Im Ortsbereich standen zahlreiche Mühlen, die vom Wasser des Lohrbaches, des Lepgesborns, Krebsborns, Wüstenborns, Peddigesborns und der Borngasse gespeist wurden. Hierzu gehörten:
- Mühle Horbeld (auch: „Obermühle“), in den 1950er Jahren stillgelegt
- Keßlersche Mahlmühle
- Mittelmühle (auch: „Mühle Deusingen“), 1986 stillgelegt
- Ölmühle, 1929 stillgelegt. Das Mahlwerk der Mühle aus dem Jahr 1750 steht im Deutschen Museum in München.
- "Seitze"-Mühle, um 1950 stillgelegt
- Untermühle, um 1950 stillgelegt
Politik
Wappen
Das Wappen wurde am 26. April 1954 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Blasonierung: „Im gespaltenen Schild: vorn in Gold ein grüner Wald, hinten in Rot ein silberner goldbewehrter Löwe.“[6]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Persönlichkeiten
- Simon Krätschmer (* 28. Februar 1979 in Hanau)
Literatur
- Ludwig Bickell: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, Bd. 1. Kreis Gelnhausen. Marburg: Elwert 1901, S. 157ff.
- Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis = Hanauer Geschichtsblätter 40. Hanau 2003, S. 397-403.
- Heinrich Reimer: „Historisches Ortslexikon für Kurhessen“. 1926, S. 309, 544.
Weblinks
- Der Ortsteil im Internetauftritt der Gemeinde Flörsbachtal
- „Lohrhaupten, Main-Kinzig-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Lohrhaupten In: Hessische Bibliographie[7]
- Suche nach Lohrhaupten. In: Deutsche Digitale Bibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Der Ortsteil im Internetauftritt der Gemeinde Flörsbachtal, abgerufen im August 2015
- ↑ Gerhard Köbler: Althochdeutsches Wörterbuch, (5. Auflage) 2013
- ↑ „Lohrhaupten, Main-Kinzig-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 24. August 2015.
- ↑ Nachgewiesen für 1374, siehe: hier.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 363.
- ↑ Staatsanzeiger für das Land Hessen 1954 Amtsblatt Nr. 20 Seite 483
- ↑ Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren! Info: Bitte auf