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Regenwald

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Regenwald im Sai Yok Nationalpark, Thailand

Mit dem häufig gebrauchten Wort Regenwald definiert man die Zone, die einen naturbelassenen Wald mit einem feucht-heißen Klima von mehr als 2000 mm Niederschlag im Jahresmittel beherbergt. Man unterscheidet zwischen dem immergrünen Regenwald und dem gemäßigten Regenwald. Man nennt einen immergrünen Regenwald auch tropischen Regenwald, da es dort – im Gegensatz zu einem gemäßigten Regenwald – mehr als neuneinhalb feuchte Monate im Jahr gibt. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass immergrüne Regenwälder eine deutlich größere Artenvielfalt besitzen, sie sind die Gebiete mit den meisten Arten auf der Erde.

Geografische Verbreitung

Immergrüne Regenwälder finden sich auf allen Kontinenten entlang des Äquators im Tageszeitenklima (ohne Jahreszeiten). Jedoch nur 10 grad noerdlich und suedlich des Aequators. Die größte zusammenhängende Fläche (mehr als die Hälfte der Gesamtfläche aller Regenwälder) beherbergt das Amazonasbecken.

Gemäßigter Regenwald kommt vor allem an der Westküste Nordamerikas, in Chile sowie auf Tasmanien und Neuseeland vor.

Höhenschichtung

Der Begriff "tropischer Regenwald" kennzeichnet ein Ökosystem, das drei Typen einschließt: den Tiefland-Regenwald bis etwa 800 m Höhe, den Berg-Regenwald bis etwa 1500 m Höhe, der in den Nebelwald übergeht.

Böden und Nährstoffkreislauf

Beiden Regenwaldtypen ist gemeinsam, dass der Boden aus relativ nährstoffarmer Roterde, Gelberde oder Latosol besteht (nur dünne Humus-Schicht) und sich nur bedingt zum Ackerbau eignet. Auch das unfruchtbare Tonmineral Kaolinit, welcher ausgewaschen wird, trägt hierzu bei. Im Regenwald herrscht vorwiegend eine chemische Verwitterung. Nach etwa 10 Jahren sind die Böden soweit ausgelaugt, dass sie nicht mehr nutzbar sind.

Immergrüne tropische Regenwälder konnten aufgrund der ganzjährigen Vegetationszeit ohne Jahreszeiten einen (fast) perfekten Kreislauf entwickeln. Sämtliche ehemals im Boden (oft wachsen tropische Regenwälder auf sog. Ferralsols, benannt nach dem prägenden bodenbildenden Prozess der Ferralitisierung) vorhandenen Nährstoffe sind in die lebende Biomasse überführt worden, die Wälder stehen auf dem blanken Quarz uralter Böden (im Gegensatz zu durch Eiszeiten bedingten, jungen und nährstoffreichen Böden oder den borealen Nadelwäldern mit zunehmender Festlegung der Nährstoffe in toter Biomasse, die erst wieder durch Brände im nennenswerten Umfang mobilisiert werden). Die so genannten Mykhorizza führen die Minerale zu den Bäumen und leben so mit ihnen in einer Symbiose, da die Bäume die Mineralien alleine nicht aufnehmen können, denn der Boden ist für sie nur eine physische Stabilitätsform.

80% der Biomasse wird in der Kronenregion produziert, daher halten sich etwa 2/3 der Tiere in den Baumkronen, nur wenige auf dem Erdboden auf. Kennzeichnend für den Regenwald ist seine große Tier- und Pflanzenvielfalt. Vermutlich etwa 30 Millionen verschiedene Arten leben auf der Erde (nach Terry Edwin, Smithsonian Institution, 1982; 2003 noch immer nicht verifiziert und eher die Untergrenze). Die überwiegende Zahl im Regenwald, darunter verschiedene Säuger, Reptilien-, Amphibien-, Vogelarten und vor allem Insekten (insbesondere im Kronendach) weisen im tropischen Regenwald eine große Vielfalt (Diversität) an tierischem und auch pflanzlichem Leben auf; wobei eine Baumart oft nur mit 1-5 Exemplaren pro ha vorkommt. Die Blattschneiderameisen sind die seltenen Wanderer zwischen diesen beiden Welten.

Die herunterfallenden Blätter und Zweige sowie Tierkadaver werden durch das Klima sehr schnell wieder dem Nährstoffkreislauf zugeführt. Die Wurzeln der oft riesigen Urwaldbäume und anderer Pflanzen sind in Bodennähe angesiedelt, um die dort anfallenden Nährstoffe wieder aufzunehmen.

Die Rodung von tropischen Regenwäldern führt zur irreversiblen Zerstörung. Durch Ausschwemmung geht der überwiegende Teil der Nährstoffe verloren. Auch werden fast mit jedem gefällten Baum unwiderruflich Pflanzen- und Tierarten ausgerottet (siehe Artenvielfalt). In diesem Zusammenhang wird unterschieden zwischen ursprünglichem, also Primärwald und Sekundärwald.

Dass der Kreislauf nur beinahe perfekt ist, zeigt sich an der natürlichen Degeneration von Regenwäldern im westlichen Südamerika (Kolumbien). Dort kommt es zum kreisförmigen Absterben des primären Regenwaldes mit der Ausbildung von Waldgesellschaften, die mit den Sekundärwäldern nach Rodung vergleichbar sind.

Artenvielfalt

Unter anderem durch die weitläufige Verteilung der einzelnen Baumarten entstand im immergrünen Regenwald ein auf der Erde einzigartiges Phänomen, das der größten Artenvielfalt. Nach Schätzungen befinden sich in immergrünen Regenwäldern 40-60 % aller auf der Erde lebenden Arten.

Gefährdung

Bereits heute sind über 50 % aller Regenwälder verschwunden. Beispielsweise ist der Regenwald Brasiliens durch Brandrodung bedroht, was zu einem Großteil der von diesem Land erzeugten Treibhausgase führt. Allein von August 2003 bis August 2004 wurden in Brasilien 26.130 km² Regenwald vernichtet. Das entspricht fast der Fläche Brandenburgs.

Aufgrund fortgesetzten Raubbaus an den noch bestehenden tropischen Regenwäldern zum Zwecke der schnellen Gewinnung von billigem durch Brandrodung aschegedüngtes Ackerland oder Tropenhölzern ist der Fortbestand einer ungewissen Anzahl von biologischen Arten akut gefährdet, es besteht die Gefahr des Artensterbens.

Jede Art des Holzfällens bringt den Bau von Straßen durch den Wald mit sich, durch den bisher unerschlossene Gebiete zugänglich werden. Das führt zu weiteren Eingriffen etwa wie Wanderfeldbau. Wanderfeldbau zählt durch Brandrodungen, mit denen Ackerland erschlossen wird, neben dem Holzeinschlag zu den stärksten Zerstörern des Regenwaldes. Da der Boden eines immergrünen Regenwaldes sehr nährstoffarm ist, reicht eine Ackerfläche nur für wenige Erntezyklen, danach muss eine neue Fläche erschlossen werden.

Selektiver Einschlag

Mit selektivem Einschlag wird das gezielte Fällen einzelner Bäume bezeichnet. Diese Form des Holzfällens soll einer Verarmung der Böden an Nährstoffen im immergrünen Regenwald entgegenwirken. Idealerweise wird die den Nutzbaum umgebende Fauna nicht dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen. Oft wird jedoch für den Abtransport der in der Regel sehr großen Bäume eine Schneise geschlagen, die dann an einer Straße endet.

Holzkohlegewinnung im Regenwald

Verwendung der Holzarten

Mahagoni und Teakhölzer werden häufig im Außenbereich verwendet, da sie sehr witterungsbeständig sind. Für Musikinstrumente wird häufig Mahagoni, Palisander und Ebenholz verbaut (siehe auch Klangholz). Die Hölzer sind außerdem beliebt, weil sie aufgrund des Tageszeitenklimas keine Jahresringe haben.

Weitere Einsatzbereiche sind Küchenbrettchen, Einwegessstäbchen, Gartenmöbel, und vor allem Papier.

Regenwaldschutz

Zahlreiche Organisationen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Regenwald zu schützen und dem Raubbau entgegenzuwirken.

Daneben haben sich auch Seiten im Internet aufgebaut, die Sponsoren für den Regenwald gefunden haben. Jeder Internetbenutzer kann so mit einem Klick einen kleinen Beitrag für den Regenwald leisten:

Unter anderem kann man aber auch auf teure Edelhölzer verzichten da nur 5% des Baumbestandes aus dem Regenwald verwendet werden. Der Rest wird fast gar nicht oder nur bedingt verwendet. Täglich wird die Fläche eines Fußballfeldes des Regenwaldes abgerodet.

Siehe auch

Regenwaldhaus

Literatur

  • F. Hallé, D. Cleyet-Marrel, G. Ebersolt: Mit dem Luftschiff über den Wipfeln des Regenwaldes. ISBN 3894054530
    (die erste Erforschung des Kronenwaldes im Dschungel der Tropen, vielfach in naturwissenschaftlichen TV-Sendungen gezeigt und von GEO berichtet)
  • Regenwald. GEO Wissen. Nr. 25. ISSN 0933-9736
  • Lisa Silcock (Hrsg.): Der Regenwald - eine Hommage. ISBN 3-926537-17-5 (gelungener Bildband)
  • Reto Kuster: Was kriecht und krabbelt in den Tropen? ISBN 3-8317-1079-1
  • Andreas Bärtels: Farbatlas Tropenpflanzen. ISBN 3-8001-3480-2
Wiktionary: Regenwald – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Regenwald – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien