Lockheed Martin F-35

Der F-35 Joint Strike Fighter (JSF) ist ein gegenwärtig in der Entwicklung befindliches US-Kampfflugzeug von Lockheed Martin, das VTOL- bzw. STOVL-Fähigkeiten hat, also senkrecht starten und landen kann.
Definition

Die F-35 ist ein Mehrzweck-Angriffs- und Kampfflugzeug, das die General Dynamics F-16, Northrop F/A-18, Fairchild-Republic A-10, General Dynamics F-111 und AV-8B Harrier II-Jets ersetzen soll. Er schließt damit die Lücke zwischen dem Luftüberlegenheitsjäger F/A-22 Raptor der amerikanischen Luftwaffe und der F/A-18E/F Super Hornet der US-Marine.
Den JSF wird es in drei verschiedenen Varianten geben, die auf die Bedürfnisse der jeweiligen Abnehmer abgestimmt sind:
- Ein konventionell startendes und landendes Flugzeug für die US Air Force und den Export (F-35A).
- Ein Kurzstartflugzeug mit Senkrechtlandekapazität (STOVL) für das US Marine Corps, die Royal Air Force, die Royal Navy und die italienische Marine (F-35B).
- Eine trägergestützte Variante für die US-Marine mit größeren Tragflächen, beiklappbaren Tragflächenenden, verstärktem Fahrwerk sowie Fanghaken (F-35C).
Die F-35B ist das erste Serien-STOVL-Flugzeug, das Überschallgeschwindigkeit erreicht. Alle drei Typen verfügen über Stealth-Fähigkeiten, solange keine Waffen an Außenpositionen mitgeführt werden. Am 13. Juli 2004 startete die Produktion der 22 neuen Prototypen (davon 14 flugfähig), ab August 2006 sollen dann erste Flugversuche durchgeführt werden. Zwischenzeitlich hat das Triebwerk F135 von Pratt & Whitney erste Versuchsläufe absolviert. Der Vertrag für die Produktion des Alternativtriebwerks F136 von General Electric wurde von den USA aufgelöst.
Geschichte
Die Anforderungen für den JSF entstanden im Joint Advanced Strike Technology-Programm (JAST). Im Rahmen des Programms bauten zwei Firmen Prototypen, Boeing trat mit der X-32 gegen die X-35 von Lockheed Martin an. Im Oktober 2001 wurde dann entschieden, den Konstruktionsvertrag für den zukünftigen Joint Strike Fighter an Lockheed Martin zu vergeben. Für die weitere Entwicklung und Produktion schloss sich Lockheed Martin mit BAE SYSTEMS und Northrop Grumman zum Lockheed Martin F-35 JSF Team zusammen. Mit der Entwicklung des Antriebssystems wurde Pratt & Whitney sowie ein Konsortium aus Rolls-Royce und General Electric beauftragt. Die Regierung unter George W. Bush beschloß jedoch den 2,4 Millionen Euro schweren Vertrag mit Rolls-Royce aufzulösen, so dass nun Pratt & Whitney alleiniger Hersteller der F-35 Triebwerke wäre.
Am 13. Juli 2004 begann der Produktionsstart für die Testflugzeuge, der Beginn der Serienfertigung soll im Jahr 2007 sein. Die ersten Flugzeuge sollen dann 2012 in Dienst gestellt werden.
Am 15. März 2005 berichtete das Online Magazin "Spiegel Online", dass die Tarnfähigkeit laut Aussagen des US-Verteidigungsministeriums wahrscheinlich nicht den Ursprünglichen Versprechen gerecht werden könne. Als Reaktion auf diese neuen Informationen äußerte Australiens Verteidigungsminister Brendan Nelson Bedenken bezüglich des Flugzeugs, die Britische Regierung drohte sogar mit dem Ausstieg aus der Entwicklung. Beide Regierungen planen selbst ihre Luftwaffe mit F-35 Maschinen aufzurüsten.
Entwicklungsmodell X-35

Die X-35 wurde gebaut, um die Einsatzfähigkeit der Technologie zu beweisen. Es wurden 2 Prototypen gebaut, die X-35C und die X-35A, die später umgebaut wurde zum STOVL Flugzeug X-35B.
X-35A
Die X-35A ist die Basisversion des JSF und startet/landet konventionell (CTOL). Der Erstflug fand am 24. Oktober 2000 in Palmdale (Kalifornien/USA) statt, der erste Überschallflug am 21. November 2000. Nachdem die Tests der X-35A im November abgeschlossen wurden, entstand hieraus die X-35B.
X-35B
Die X-35B ist ein Flugzeug, das senkrecht starten und landen kann (VTOL), genutzt wird aber hauptsächlich die STOVL Variante (Kurzstart und senkrechte Landung). Erreicht wird die Schwebefähigkeit durch einen Liftfan hinter dem Cockpit, der mit dem einzigen Triebwerk im Heck verbunden ist, sowie dem Abgasstrahl, der durch ein "3 Bearing Swivel Modul" um 90° nach unten geschwenkt werden kann. Die Steuerung des Flugzeugs erfolgt durch vom Triebwerk gespeiste Düsen in den Tragflächen. Der erste Schwebeflug über einem Gitterrost erfolgte am 22. Februar 2001 in Palmdale (Kalifornien/USA). Der erste Übergang vom Schweben zum Horizontalflug erfolgte am 3. Juli auf der Edwards AFB (USA), der Übergang Horizontalflug - Senkrechtlandung erfolgte am 16. Juli 2001.
X-35C
Diese Variante ist für den Einsatz auf "normalen" Flugzeugträgern (CV) ausgelegt. Die Hauptunterscheidungsmerkmale sind die vergrößerten Tragflächen, das verstärkte Fahrwerk und der Fanghaken am Heck. Der Erstflug fand am 16. Dezember 2000 in Palmdale (Kalifornien/USA) statt, zwischen dem 3. Januar 2001 und dem 10. März 2001 fanden 250 simulierte Flugzeugträger-Landungen statt.
Alle 3 Varianten haben die Überschallfähigkeit nachgewiesen. Aufgrund der großen Änderungen am Flugzeug gehen beide X-35 an Museen. Die X-35C wurde am 16. Juli 2003 an das Patuxent River Naval Air Museum übergeben, die X-35A/B am 26. September 2003 an das Smithsonian Udvar-Hazy National Air and Space Museum.
Beteiligte Staaten
Insgesamt sind 9 Staaten an der Entwicklung des JSF beteiligt. Ausgehend von den USA als Hauptentwickler, sind die anderen Staaten in sogenannte Partnerlevel unterteilt. Dies gibt unter anderem an, welchen Einfluss ein Land auf die Entwicklung des Flugzeuges hat. Die prozentualen Anteile am Programm richten sich vor allem nach den Investitionen der jeweiligen Länder.
Level und Anteil | Nation | Bestellung | Version |
---|---|---|---|
Level 0 (88,8%) | USA | 2443 | F-35A,B,C |
Level 1 (5,1%) | Großbritannien | 150 | F-35B/C |
Level 2 (2,5%) | Italien | 131 | F-35B |
Level 2 (2,0%) | Niederlande | 85 | F-35A |
Level 3 (0,4%) | Türkei | 100 | F-35A |
Level 3 (0,4%) | Australien | 100 | F-35A |
Level 3 (0,3%) | Norwegen | 48 | F-35A |
Level 3 (0,3%) | Dänemark | 48 | F-35A |
Level 3 (0,2%) | Kanada | 60 | F-35A |
100% | Total | 3165 Flugzeuge |
Pro und Contra
Kritiker des Programms geben zu bedenken, dass der JSF unter falsch definierten Designzielen leide; dass er zu wenig internen Treibstoff und Waffen mitführe und daher kein Ersatz für Bodenangriffs-Flugzeuge sein könne; dass seine Unfähigkeit zu langen Überschallflügen ihn als Luftverteidigungsplattform weniger brauchbar macht, und dass es fast sicher sei, dass das Projekt unter längeren Verzögerungen leiden würde und seinen Kostenrahmen sprengen würde. Hierzu verfügt die F-35 nur über vier interne Waffenschächte, die nur Luftkampfraketen und kleine Bomben aufnehmen können. Auch die geringe Höchstgeschwindigkeit (Mach 1,6) schränkt die Einsatzpalette erheblich ein. Um das Angriffspotential zu erweitern, müssen zusätzliche Außenlasten an den Tragflächen angebracht werden, wodurch die Tarneigenschaften und somit das ganze Konzept zu Grunde gehen. Dies bedeute wiederum, dass die zeitliche Lücke zwischen den jetzt in Dienst stehenden Flugzeugen und dem JSF durch andere Typen ausgefüllt werden müsse. Trotz dieser Bedenken haben inzwischen mehrere Länder großes Vertrauen in das JSF-Design und wurden zu Minderheits-Partnern im JSF-Herstellerkonsortium.
Desweiteren wird von manchen Seiten bemängelt, dass der JSF, ähnlich dem für häufige Abstürze bekannten Starfighter, nur ein Triebwerk hat. Die meisten anderen modernen Flugzeuge, wie der Eurofighter, verfügen über zwei Triebwerke und können somit auch nach einem Ausfall eines Triebwerks dennoch sicher landen, während beim JSF der Ausfall des Triebwerks ziemlich sicher zu einem Absturz führt.
Die Fürsprecher des Programms sehen den JSF als Möglichkeit, aus dem Jahrzehnte alten Muster der US-Flugzeugbeschaffung auszubrechen: Anstatt traditionell drei Flugzeuge zu entwickeln, ist der JSF ein Gemeinschaftsprojekt von der amerikanischen Luftwaffe, Marine und Marine Corps. Dies erlaubt, dass die verschiedenen JSF-Varianten zu 80 % identisch sind, und senkt so die Flugzeug- und Wartungskosten. Man folgt dabei zum Teil der Philosophie der Europäer, deren Panavia Tornado von Anfang an als „Multi-Role Combat Aircraft“ (MRCA) geplant wurde und sehr erfolgreich war. Der JSF ist außerdem das erste US-Flugzeugprogramm, bei dem die Kosten als unabhängige Variable angesehen werden. In früheren Programmen waren die Flugzeugkosten eine abhängige Variable – zusätzliche Fähigkeiten haben immer die Stückkosten erhöht. Solche Design-Änderungen werden während der JSF-Entwicklung nicht erlaubt.
Technische Daten
- Triebwerke:
- X-35: Pratt & Whitney JSF119-611 (basiert auf dem Pratt & Whitney F119)
- 1 x Pratt & Whitney F135 Turbofan mit 179 kN (40000 lbs) Maximalschub;
- später 1 x General Electric/Rolls-Royce F136
- Maße:
- Länge: X-35A/B: 15,37 m; X-35C: 15,48 m; F-35A/B: 15,47 m; F-35C: 15,67 m
- Höhe: X-35A/B/C: 4,57 m; F-35A/B: 4,57 m; F-35C: 4,72 m
- Spannweite: X-35A/B: 10,67 m; X-35C: 13,11 m; F-35A/B: 15,47 m; F-35C: 15,67m
- Flügelfläche: X-35A/B: 42,7 m²; X-35C: 57,6 m²; F-35A/B: 42,7 m²; F-35C: 57,6 m²
- Gewichte:
- Leer: F-35A: 12.425 kg; F-35B: 13.925 kg; F-35C: 13.890 kg
- Maximum: X-35: 27.215 kg; F-35: 30.000 kg
- Geschwindigkeit:
- Maximum: Mach 1.6 in großer Höhe
- Reichweiten:
- Operative Reichweite: F-35A/C: 1.100 km; F-35B: 830 km
- Bewaffnung:
- 20 mm M61A-2 Kanone, oder 27 mm Mauser BK-27 Kanone (nur F-35A hat eine Kanone)
- 4 Luft-Luft-Raketen der Typen AIM-132 ASRAAM oder AIM-120 AMRAAM
- Kosten: geplante Stückkosten, auf Basis des Dollarkurses von 1994:
- F-35A: 28 Mio.,
- F-35B: 35 Mio.,
- F-35C: 38 Mio.
- Erstflug:
- F-35A: 8/2006;
- F-35B: 8/2007;
- F-35C: 9/2008
- Indienststellung:
- etwa 2008