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Benutzer:Mediatus/Spielwiese 2

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Burgus Őcsény-Sovántelek

Burgus Őcsény-Soványtelek
(Burgus Alisca 3)
Alternativname Őcsény-Soványtelek
Limes Pannonischer Limes
Abschnitt 8
Datierung (Belegung) errichtet zwischen 367/368 bis spätestens 371 n. Chr.
Typ Burgus
Bauweise Stein
Erhaltungszustand oberirdisch nicht sichtbar
Ort Őcsény–Soványtelek
Geographische Lage 46° 18′ 12,2″ N, 18° 41′ 30,4″ O hf
Vorhergehend Kastell Esztergom (Solva) (südwestlich)
Anschließend Kastell Esztergom-Hideglelőskereszt (östlich)
Der pannonische Donaulimes
Das von Südwesten nach Nordosten aufgenommene Luftbild zeigt die Lage des Burgus mit seinem Umfeld.

Der Burgus Őcsény-Soványtelek, in der neueren Literatur auch als Burgus Alisca 3 bezeichnet, ist ein kleiner römischer Militärstandort, der als spätantiker Wohn- und Wachturm (Burgus) für die Kontrolle eines Abschnitts des pannonischen Limes (Limes Pannonicus) zuständig war. Die ergrabenen Reste der Anlage befinden sich in der Gemarkung von Őcsény-Sovántelek im ungarischen Komitat Tolna, nahe der Landstraße 56 zwischen der Stadt Szekszárd und dem Dorf Várdomb mit seinem Kastell Ad Statuas.

Lage

Der Burgus wurde östlich der heutigen Landstraße 56 errichtet. In diesem Abschnitt fußt diese Straße weitgehend auf der römischen Limesstraße entlang der Donau, die damals als Flußgrenze das Barbaricum vom römischen Reichsgebiet trennte. Während der Antike besaß der heute durch Regulierungen begradigte und nach Osten verschobene Strom weit ausladende Flußschleifen mit Altwässern und sumpfigen Zonen. Die Limesstraße verlief entlang dieser schwer zugänglichen Flussauen, und hielt sich dabei am Fuß der westlich verlaufenden Höhenzüge. Den Soldaten des Burgus kam die Aufgabe zu, sowohl die für Militär und Handel wichtige Limesstraße, als auch das Grenzgebiet zu überwachen.

Forschungsgeschichte

Mitarbeiter der archäologischen Abteilung des Mór-Wosinsky-Komitatsmuseums hatten auf einem Acker in der Flur Őcsény-Soványtelek einen Hügel begangen, dessen Rücken mit zahlreichen ausgebrochenen Feld- und Kalksteine übersäht war. Zwischen diesem Bruchstücken fanden sich Mörtelspuren sowie Keramikscherben aus römischer und vorgeschichtlicher Zeit. Um das vermutete Bodendenkmal vor der endgültigen Zerstörung durch den Pflug zu sichern, erlaubte das Komitatsmuseum im Sommer 1992, Suchschnitte durch den Hügel zu legen. Bereits in einer Tiefe von 0,20 bis 0,30 Metern konnten dabei römische Baureste gesichert werden. Durch den Erfolg ermutigt, fanden 1993 und 1994 je zweiwöchige Ausgrabungen unter der Leitung der Provinzialrömischen Archäologin Zsuzsanna Péterfi statt. Untersucht wurden das Zentrum der Anlage und Teile des aufgehenden Mauerwerks. Die zeitliche Verzögerung und Ausweitung der Arbeiten auf drei Jahre sowie die nur teilweise erfolgte Aufdeckung des Bodendenkmals war der mangelhaften finanziellen Ausstattung der Ausgrabung geschuldet.

Baugeschichte

Der ergrabene Turm gehört in eine Reihe gut erforschter Burgi, die offenbar im Zuge eines umfangreichen Grenzsicherungsprogramms unter Kaiser Kaiser Valentinian I. (364–375) angelegt wurden. Dieses Programm war den damaligen verheerenden Germaneneinfällen an Rhein und Donau geschuldet und beinhaltete auch weitreichende Baumaßnahmen. In Ungarn waren Burgi dieses Typs insbesondere durch die seit den 1950er Jahren erfolgten systematischen Grabungen zwischen Esztergom und dem Donauknie bekannt geworden.

Die Befunde von Őcsény-Soványtelek wiesen einen mächtigen, quadratischen Turm auf, der eine Fläche von 17,5 × 17,5 Metern einnahm. Mit 2,30 Metern war die fast vollständig ausgebrochene Außenmauer im Fundament besonders stark ausgelegt. Bei der aus Geldmangel nur ausschnittsweise erfolgten Ausgrabung wurde der sonst bekannte ebenerdige Eingang nicht aufgedeckt oder war bereits von Pflug oder Erosion abgetragen worden. Wahrscheinlich lag er an der Westseite des Bauwerks. Auch die bei besser erhaltenen Exemplaren noch im Ansatz erkennbare Treppe an den Turminnenwangen wurde nicht aufgefunden. Um die einzelnen Geschosse und das große Dach tragen zu können, waren in der Turmmitte vier steinerne Stützpfeiler in einem 7,6  × 7,6 Meter umfassenden Quadrat zueinander errichtet worden. Die Pfeiler hatten eine Seitenlänge zwischen zwei bis drei Metern.

Während der Freilegung zeigte sich eine rund 0,20 bis 0,30 Meter starke homogen zusammengesetzte römische Kulturschicht, die allerdings keinerlei eindeutige Rückschlüsse zum Aufbau des ehemaligen Laufhorizonts innerhalb des Turmes mehr zuließ. Anzeichen eines für Nordungarn belegten Terrazzobodens waren nicht festzustellen. Mutmaßend könnten einige Hinweise für einen lehmgestampften Fußboden sprechen, wie dieser gleichfalls vom Donauknie her bekannt ist. Aufgrund des geringen Erhaltungszustands des Bauwerks blieben alle Fragen zum aufgehenden Mauerwerk spekulativ. Der nördlich angelegte Schnitt 3, der zur Aufdeckung eines möglicherweise um den Turm gelegten Grabens führen sollte, blieb befundlos, so daß in der Flur Őcsény-Soványtelek höchstwahrscheinlich mit keinem derartigen Annäherungshindernis zu rechnen ist.

Eine zeitlich nicht festzulegende Brandkatastrophe steht am Ende der Turmnutzung. Darauf weist die römische Kulturschicht hin, in der sich viel Asche, aber wenige Holzkohle befand. Möglicherweise hängt dieser Brand mit einem Angriff aus dem Barbaricum zusammen.

Funde

Zu den Fundstücken zählen zahlreiche Fragmente des mit Ziegeln gedeckten Daches, wobei die für Nordungarn typischen Ziegelstempel, die eine nähere zeitliche Zuordnung erlauben, fehlen. Außergewöhnlich groß ist das vorgefundene Münzspektrum. Es reichte von einer singulären Münze des Kaisers Septimius Severus aus dem Zeitraum von 193 bis 211 n. Chr. bis zu den jüngsten sechs zuordnungsfähigen Münzen der Kaiser Valentinian I. (4 Stück) und seines Sohnes Gratian (2 Stück) die von 367 bis 378 geprägt wurden. Die meisten der insgesamt 44 entdeckten Münzen stammen aus den Regierungszeiten der Kaiser Valens (13 Stück; geprägt von 364 bis 378) und Valentinian I. (9 Stück; geprägt ab 364). Bei der Keramik fehlte die spätantike eingeglättete Ware.

Carsten Mischka

Carsten Mischka (* 14. November 1973 in Bergisch Gladbach) ist ein deutscher Prähistoriker.

Nach dem Schulbesuch in Bergisch Gladbach studierte Mischka zunächst von 1992 bis 1994 drei Semester Maschinenbau an der Universität Aachen. Nach einer Neuorientierung ging er an die Universität zu Köln um dort Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie mit Schwerpunkt Provinzialrömische Archäologie sowie Geographie zu studieren. Im Jahr 2001 schloss er seinen Universitätsbesuch mit einer Magisterarbeit über die Morphologie und Funktion der Steinartefakte des bandkeramischen Fundplatzes Erkelenz-Kückhoven ab.

Anschließend war er als Ausgrabungsleiter und bei geophysikalischen Untersuchungen im In- und Ausland tätig, darunter mehrjährige Ausgrabungsleitungen in den rheinischen Braunkohletagebauen und geophysikalische Prospektionen in verschiedenen Regionen Deutschlands sowie dem inner- und außereuropäischen Ausland, insbesondere in Rumänien. Seine besonderen Forschungsinteressen liegen im Bereich der geophysikalischen Prospektion und der Landschaftsarchäologie.[1]

Seit September 2007 ist Mischka am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel mit Knut Rassmann in der deutschen Leitung des internationalen Yamnaya Impact Projects mit „Geomagnetik in Südosteuropa“ beschäftigt. Dieses Projekt wird über die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Institut gefördert.[2] Im Januar 2009 wurde er an der Universität zu Köln mit der Dissertation Die bandkeramische Siedlung Inden-Altdorf D, Kreis Düren promoviert. Mischka ist Lehrbeauftragter an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Er ist mit der Prähistorikerin Doris Mischka, geborene Rupprecht, verheiratet.

Am 17. Mai 2010 erhielt Mischka für seine Dissertation den Archäologiepreis der Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier.

Schriften (Auswahl)

  • mit Lee Clare, Kristin Heller, Maha Ismail-Weber: Die Bandkeramik im Altdorfer Tälchen bei Inden (=  Rheinische Ausgrabungen 69) Von Zabern, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8053-4879-9
  • Ein unbekanntes Kastell und ein ungewöhnlicher Vicus in Oberhochstatt. In: Der Limes 1, 2012, Nachrichtenblatt der Deutschen Limeskommission, S. 4–7.
  • mit Cecilia Moneta: Neue geomagnetische Prospektionen in den Kastellvici des Raetischen Limes. In: Peter Henrich (Hrsg.): Der Limes vom Niederrhein bis an die Donau. 6. Kolloquium der Deutschen Limeskommission (= Beiträge zum Welterbe Limes, 6), Theiss, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8062-2466-5, S. 123–135
  • Geomagnetische Prospektion neolithischer und kupferzeitlicher Siedlungen in Rumänien. In: Eurasia Antiqua 14, 2008, S. 99–113.
  • Mit Satellitentechnik in die Römerzeit. Neue Methoden bei archäologischen Ausgrabungen und Prospektionen. In: Monumente - Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, Sonderausgabe zum Tag des offenen Denkmals 2008, 2008, S. 6–10.
  • mit Steve Bödecker, Peter Henrich: Die Entdeckung des Alenlagers Burginatium/Kalkar. In: Archäologie im Rheinland 2006, 2007, S. 107–109.
  • mit Peter Henrich: Der römische Tempelbezirk von Gillenfeld „Etzerath“. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 38, 2006, S. 25–33.
  • mit Peter Henrich: Die monumentale römische Grabanlage von Gillenfeld, „Grubenberg“, Kreis Daun. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 37, 2005, S. 21–28.
  • Morphologie und Funktion der Steingeräte des bandkeramischen Fundplatzes Erkelenz-Kückhoven. In: Harald Koschik (Hrsg.): Der bandkeramische Siedlungsplatz von Erkelenz-Kückhoven. Untersuchungen zum bandkeramischen Siedlungsplatz Erkelenz-Kückhoven, Kreis Heinsberg (Grabungskampagne 1989-1994). Bd. 1, (= Rheinische Ausgrabungen 54), Von Zabern, Mainz 2004, S. 443–536
  • mit Peter Henrich: Geophysikalische Untersuchungen der römischen Villa von Pelm „Walsweiler“, Kreis Daun. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 34, 2002, S. 59–63.

Anmerkungen

  1. Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU Kiel: C. Mischka - Lebenslauf und Schriften
  2. Yamnaya Impact Project