Gottlob Friedrich Haug
Johann Friedrich Gottlob Haug, meist Gottlob Friedrich Haug, (* 5. Oktober 1769 in Ludwigsburg, Herzogtum Württemberg; † 10. Januar 1850 in Stuttgart, Königreich Württemberg) war ein deutscher Landvermesser, Kartograf, Mathematiker, Physiker und Uhrmacher. Seit 1829 war er bis zu seinem Ruhestand Professor für Algebra und Physik an der Vereinigten Real- und Gewerbeschule, der Vorgängerin der Technischen Universität.[1]

Leben
Johann Friedrich Gottlob Haug war das vierte Kind des Ludwigsburger Hofinstrumentenmachers Johann Friedrich Haug (1730–1793) und dessen zweiter Ehefrau Charlotte Katharina Sidonie Commerell (1732–1816).
Johann Friedrich Gottlob Haug lebte mit seiner Familie in Stuttgart, wo sein Vater seit 1778 an der Karlsschule, die als „militärische Pflanzschule“ im herzoglichen Lustschloss Solitude 1770 von Herzog Karl Eugen gegründet worden war und 1781 durch Kaiser Josef II. zur Hohen Karlsschule erhoben wurde, lehrte.
Johann Friedrich Gottlob Haug besuchte das Gymnasium illustre in Stuttgart, den humanistischen Zweig des Eberhard-Ludwigs-Gymnasium's Stuttgart, dem 1881 die Gründung des Karls-Gymnasium Stuttgart folgte.
Johann Friedrich Gottlob Haug wurde seit 1786 an der Hohen Karlsschule „ausgebildet“, er studierte Mathematik und Physik. Sein Vater unterrichtete ihn in Mechanik, der Technik und Anfertigung von mechanischen Instrumenten und Musikinstrumenten.
Haug wurde 1792 durch seine Konstruktionen und die eigene Anfertigung von Erdgloben und Himmelsgloben bekannt. Ein Exemplar seiner Globen, aus der ehemaligen Kunstkammer der Herzöge von Württemberg, befindet sich heute im Bestand des Württembergischen Landesmuseums in Stuttgart.[2]
1793 erhielt Haug das Amt eines „Reparators der künstlichen Uhren“ in den herzoglichen Schlössern, 1794 wurde er zum „Hofmechanikus“ und „Hofuhrenmacher“ ernannt. Er wurde Hofmeister und Erzieher des Prinzen Paul von Württemberg.
1779 begann er als Präzeptor am mittleren Gymnasium und der Realschule in Stuttgart zu lehren. Als anerkannter Landvermesser erstellte er die aktuellen, zeitgemäßen Landkarten des Herzogtums Württembergs und späteren Königreichs Württemberg.
Von 1813 bis 1817 lehrte er auch Geographie am Württembergischen Kadetteninstitut, von 1818 bis 1820 lehrte er Geographie und Technologie an der Forstschule. 1818 wurde er Hauptlehrer am Gymnasium, 1820 erhielt er den Titel Professor. Im Nebenamt übernahm er 1821 die Position des technischen Referenten bei der Katasterkommission, später beim Steuerkollegium, wo er bis 1843 tätig war. Von der Gründung der Vereinigten Real- und Gewerbeschule, aus der später die Universität Stuttgart hervorging, 1829 bis zu seinem Ruhestand 1839 lehrte er dort Mechanik und Maschinenlehre. 1833/34 war er Verweser der Stelle des Vorstandes der Schule.
Schon sein Vater Johann Friedrich Haug kannte möglicherweise den Pfarrer und Erfinder Philipp Matthäus Hahn (1739–1790). Johann Friedrich Gottlob Haug befasste sich intensiv mit der Konstruktionsweise der „Hahnschen Uhren“[3]. Johann Friedrich Gottlob Haug erwarb aus dem Nachlass von Philipp Matthäus Hahn die als „Ludwigsburger Weltmaschine“ bekannte astronomische Uhr. Dies bewog ihn als über 70-Jährigen im Ruhestand, selber zwei astronomische Uhren zu bauen, die sich im Familienbesitz befinden.[4]


Familie
Haug war zweimal verheiratet: 1794 heiratete er Juliane Luise Märklin (1774–1823), mit der er 13 Kinder hatte, nach deren Tod heiratete er 1824 deren Schwester Wilhelmine Jakobine Märklin (1778–1852), diese Ehe blieb kinderlos. Zu seinen Kindern[5] gehören der Historiker Carl Friedrich Haug (1795–1869) und der evangelische Pfarrer Ferdinand Haug (1807–1864), Dekan in Leonberg; dessen Sohn wiederum war der Altertumsforscher Ferdinand Haug.
Würdigungen
Vom 1. Dezember 1999 bis zum 27. Februar 2000 fand im Städtischen Museum Ludwigsburg eine Ausstellung zum Leben und Wirken Gottlob Friedrich Haugs statt: „Durch Zeit und Raum * Gottlob Friedrich Haug * 1769 – 1850“.[6]
Schriften
- Kurze und deutliche Anleitung zum Gebrauch eines Sextanten, und denen hierzu gehörigen Tafeln der Sonnenhöhen, vermittelst welcher man, aus einer einzigen beobachteten Sonnenhöhe, die wahre Zeit sehr genau finden kann. Ein leichtes Mittel alle Uhren in unserm Lande, und in den übrigen, unter gleicher geographischer Breite liegenden Ländern Teutschlands, mit der Sonne, und unter einander, übereinstimmend zu machen; Nebst einem Verzeichnis vieler mechanischer, physikalischer, astronomischer und mathematischer Werkzeuge, welche verfertigt werden von Gottlob Friedrich Haug, Herzoglichen Hofmechanikus und Hofuhrmacher in Stuttgart. Cotta, Stuttgart 1794 (Digitalisat).
- Karte des Koenigreichs Württemberg. Joh. Friedr. Steinkopf, Stuttgart 1813 (Digitalisat).
Literatur
- Johann Wilhelm Camerer: Beiträge zur Geschichte des Stuttgarter Gymnasiums. Stuttgart 1834, S. 55–56.
- Carl Friedrich Haug. Mittheilungen aus seinem Leben und aus seinem Nachlasse. Für die Verwandten und Freunde als Manuskript gedruckt. Metzler, Stuttgart 1869, S. 1–2 (Digitalisat).
- Karl Riecke: Altwirtembergisches aus Familienpapieren zum Besten des Lutherstifts, einer Erziehungsanstalt für Pfarrersöhne. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, S. 16–18 (Digitalisat).
- Karl Riecke: Familiengeschichten aus dem Nachlass von Carl Friedrich Haug. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886 (mit Familienstammbaum).
- Rudolf Schmidt: Johann Friedrich Gottlob Haug, ein bisher wenig bekannter Globushersteller. In: Internationale Coronelli-Gesellschaft für Globenkunde. Information 24, 1997, S. 2–4
- Andrea Fix: Vom Hofmechanikus zum Technologieprofessor: Gottlob Friedrich Haug (1769–1850). In: Hofgeschichten. Die Ludwigsburger Residenz und ihre Bewohner. Staatsanzeiger-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-929981-50-5, S. 64–65.
- Stuttgarter Mathematiker. Geschichte der Mathematik an der Universität Stuttgart von 1829 bis 1945 in Biographien. Stuttgart 2008, S. 40–43 (PDF).
- Werner Gebhardt: Die Schüler der Hohen Karlsschule. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-021563-4, S. 280.
- Andor Trierenberg: Die Hof- und Universitätsmechaniker in Württemberg im frühen 19. Jahrhundert. Dissertation Universität Stuttgart 2013, S. 221–228 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zitat: Landesmuseum Württemberg: „Als Sohn eines Hofmechanikers erhielt Johann Friedrich Haug 1786 die Möglichkeit, sich an der Hohen Carlschule in Mathematik und Physik ausbilden zu lassen. Schon 1792 wurde er mit dem Bau von Globen bekannt. Der begabte Absolvent stieg nach längerer Lehrtätigkeit 1829 zum Professor für Algebra und Physik an der Vereinigten Real- und Gewerbeschule auf, der Vorgängerin der Technischen Universität.“
- ↑ Landesmuseum Württemberg. Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen. Schausammlung „LegendäreMeisterWerke“ im Alten Schloss: Erdglobus von Johann Friedrich Gottlob Haug (1769–1850). Exemplar von 1833, in: Museum Digital.
- ↑ Karl Riecke: Altwirtembergisches aus Familienpapieren zum Besten des Lutherstifts, einer Erziehungsanstalt für Pfarrersöhne. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, S. 17 [1].
- ↑ Andrea Fix: Vom Hofmechanikus zum Technologieprofessor: Gottlob Friedrich Haug (1769–1850) . In: Hofgeschichten. Die Ludwigsburger Residenz und ihre Bewohner. Staatsanzeiger-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-929981-50-5, S. 64–65.
- ↑ Siehe Ferdinand Friedrich Faber: Die württembergischen Familienstiftungen XXII. Heft, Köhler, Stuttgart 1858, S. 113 [2].
- ↑ Katalog hierzu: Berta Fritsch, Philipp-Matthäus-Hahn-Museum in Albstadt-Onstmettingen, o.D.
Personendaten | |
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NAME | Haug, Johann Friedrich Gottlob |
ALTERNATIVNAMEN | Haug, Gottlob Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mechaniker, Uhrmacher und Kartograph |
GEBURTSDATUM | 5. Oktober 1769 |
GEBURTSORT | Ludwigsburg, Herzogtum Württemberg |
STERBEDATUM | 10. Januar 1850 |
STERBEORT | Stuttgart, Herzogtum Württemberg |