Schlafparalyse
Die Schlafparalyse, auch Schlafstarre oder Schlaflähmung, ist die nahezu vollständige Bewegungsunfähigkeit des Körpers während des Schlafs. Dieser natürliche Vorgang verhindert, dass im Traum erlebte Muskelbewegungen auch in der Realität ausgeführt werden. Sie wird in der Regel nicht bewusst erlebt, da sie beim Aufwachen ohne Verzögerung beendet wird. Von der Paralyse ausgenommen sind die Atem- und Augenmuskulatur. Sie kann durch körperliche Berührung unterbrochen werden.
Sleep Paralysis ist ein Zustand, in dem eine Person während des Einschlafens oder beim Erwachen zeitweise eine Erfahrung durchlebt, in der sie sich nicht bewegen, nicht sprechen oder reagieren kann. Es ist ein überleitender Zustand zwischen Wachsein und Schlafen, charakterisiert durch vollständige Muskelatonie. Der Zustand wird oft durch furchtbare Halluzinationen begleitet (wie zum Beispiel ein Einbrecher im Raum), auf die der Betroffene durch die Gelähmtheit nicht reagieren kann, und haptischen Eindrücken (wie ein starker Druck auf dem Oberkörper). Eine Hypothese ist, dass das Phänomen durch Unterbrechung des REM-Schlafs hervorgerufen wird, welcher normalerweise komplette Muskelatonie erwirkt, damit der Schlafende seine Träume nicht physisch auslebt. Schlafparalyse wird mit Krankheiten wie Narkolepsie, Migräne, Angststörungen und obstruktive Schlafapnoe in Verbindung gebracht. Sie kann aber auch isoliert auftreten.[1][2]
Unwillkürliches Erleben
Die Schlafstarre kann auch über die Bewusstlosigkeit des Schlafes hinaus in die Wachphase andauern. In diesen Fällen spricht man von einem Wachanfall.[3] Es ist quasi das Gegenstück zur Narkolepsie („Schlafanfall“).[4] Bei wenigen Menschen geschieht dies regelmäßig. Zwar sind dabei alle Muskeln, auch die Augenlider, bewegungsunfähig, doch ist die Tiefensensibilität nicht länger mit einem Traumkörper identifiziert, sondern mit dem gelähmten physischen Körper. Dabei ist es möglich, dass sich die Augenlider unwillkürlich öffnen und in Folge reflextypisch blinzeln. Manche Menschen haben in diesem Zustand das Gefühl, zu ersticken, da sie ihre Atmung nicht spüren. Manchen gelingt es, mit äußerster Willenskraft Zehen oder Finger zu bewegen und sich so aktiv aus der Lähmung zu lösen. Andere schlafen wieder ein. Dieser Zustand der bewusst erlebten Schlafparalyse dauert üblicherweise nicht länger als zwei Minuten an.
Oft befindet sich der Geist während der Paralyse noch in einem verschlafenen Zustand, so dass er mit geöffneten Augen wieder zu träumen beginnen kann. Das bedeutet, man projiziert Trauminhalte visueller und taktiler Art nahtlos über die tatsächlichen sinnlichen Wahrnehmungen der geöffneten Augen sowie die der schwach ausgeprägten Körperempfindungen. Nicht selten treten auch auditive Fehlwahrnehmungen auf, welche ein breites Spektrum einnehmen können: Rauschen, Brummen, Knistern, Schrittgeräusche, Knall- und Explosionsgeräusche usw. über komplexere Geräusche (wie das Klingeln eines Telefons oder das Läuten der Türglocke) bis hin zu Musik und Stimmen. Die auditiven Ereignisse können ohne äußere Ursache auftreten oder auch durch externe – meist völlig anders geartete – Geräusche ausgelöst werden.
Einige Menschen besitzen die Fähigkeit, aus dem Zustand der Schlafparalyse eine so genannte außerkörperliche Erfahrung (AKE) herbeizuführen. Bei dieser hat der Paralysierte den Eindruck, seinen materiellen Körper hinter sich lassen zu können, um sich mit einem zweiten immateriellen Körper durch seine Umgebung zu bewegen.
Menschen, die Schlafstarre zum ersten Mal bewusst erleben, kommen jedoch meist nicht auf die Idee, sie könnten selbst „verantwortlich“ sein für das, was um sie geschieht. Nachdem sie erkennen, dass sie gelähmt sind, überkommt viele eine Urangst des Ausgeliefertseins und diese führt wahrscheinlich zum Projizieren der Befürchtungen. So jedenfalls erklären sich viele den Ablauf im Nachhinein. Die Episoden, welche die Betroffenen erleben werden auch als Sleep Paralysis bezeichnet.
Die Schlafstarre kann in einem medizinischen Schlaflabor, welches es in vielen Krankenhäusern gibt, abgeklärt werden.
Bewusstes Herbeiführen
Durch Klarträume kann ein Bewusstsein für den paralysierten Körper erreicht werden. Hierbei gelingt jedoch meist nicht das Öffnen der Augen und es kommt daher zu keinen Halluzinationen. Stattdessen kommen und gehen Traumsequenzen hinter geschlossenen Augen. Dasselbe gilt für die WILD-Technik, bei der man den Körper in den Schlaf sinken lässt, jedoch im Geist ohne Unterbrechung konzentriert einen Klartraum einleitet.
Häufig erleben Klarträumer ein sogenanntes falsches Erwachen. Sie glauben dann möglicherweise mit offenen Augen im Bett zu liegen, fühlen tatsächlich vage den physischen Körper und beginnen nun zum Beispiel Traumbilder in ihr geträumtes Schlafzimmer zu projizieren. Das Szenario kann also inhaltlich identisch erlebt werden, wie die für Schlafstarre typischen Halluzinationen, ist jedoch um ein vielfaches weniger intensiv. Für den Kenner beider Zustände sind diese daher unverwechselbar.
Außerkörperliche Erfahrungen
Das bewusste Erleben der Schlafstarre wird, insbesondere im Zusammenhang mit dem bereits genannten Wahrnehmen von Sinneseindrücken im Zustand der Hypnagogie, von einigen Personenkreisen als ein Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende außerkörperliche Erfahrung angesehen.
Epidemiologie
Schlaflähmungen treten auch als eines der Symptome der Narkolepsie, einer seltenen neurologischen Erkrankung auf. Sie gehören dann zur sogenannten narkoleptischen Tetrade.[5] Etwa 40–50 % der Patienten sind betroffen.[6] Weil die Schlaf-Wach-Regulation gestört ist, kann die eigentlich an eine Schlafphase gebundene Schlaflähmung am Übergang vom Wachsein zum Schlafen (hypnagoge Form) oder am Übergang vom Schlafen zum Wachsein (hypnopompe Form) auftreten.
Isolierte Schlaflähmungen können sporadisch (bei circa sechs Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben) oder mit familiärer Häufung auch ohne Narkolepsie auftreten.[7]
Schlaflähmung ist nicht selten. Eine iranische Studie aus dem Jahr 2004 hat gezeigt, dass ca. 25 % von befragten Studenten mindestens einmal in ihrem Leben eine Schlaflähmung bekommen haben, die sie miterlebten.[8]
Einzelnachweise
- ↑ M. Ohayon, J. Zulley, C. Guilleminault, S. Smirne: Prevalence and pathologic associations of sleep paralysis in the general population. In: Neurology. 52. Jahrgang, Nr. 6, 1999, S. 1194–2000, doi:10.1212/WNL.52.6.1194.
- ↑ J. Terrillon, S. Marques-Bonham: Does Recurrent Isolated Sleep Paralysis Involve More Than Cognitive Neurosciences? In: Journal of Scientific Exploration. 15. Jahrgang, 2001, S. 97–123.
- ↑ Werner Hacke: Neurologie. Springer, 2010, ISBN 3-642-12382-1, S. 398. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Walter Gehlen, Heinz-Walter Delank: Neurologie. Georg Thieme Verlag, ISBN 3-131-67722-8 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Yoss RE, Daly DD: Criteria for the diagnosis of the narcoleptic syndrome. Proc Staff Meetings Mayo Clin. 32: 320, (1957)
- ↑ Geert Mayer. Narkolepsie. Taschenatlas Spezial. Stuttgart: Thieme, 2006. S. 34 ff.
- ↑ Mayer, G. und Kotterba, S., Narkolepsie - Diagnose und Therapie, Dt Ärztebl 2001; 98: A 249–254 [Heft 5]
- ↑ F. Sedaghat-Hamedani, E. Kayvanpour, S. Rezai: Prevalence of sleep paralysis and other symptoms of narcolepsy in Iranian Medical Students"-3rd scientific conference for GCC Medical Students. 2004
Klassifikation
Es gibt zwei Hauptklassifikationen von Schlafparalyse: Isolierte Schlafparalyse (Isolated Sleep Paralysis ISP) und die seltener auftretende wiederkehrende Schlafparalyse (Recurrent Isolated Sleep Paralysis RISP).[1] ISP Episoden sind selten und treten möglicherweise nur einmal im Leben des Betroffenen auf, während RISP eine chronische Krankheit ist und immer wieder auftreten kann.[1] RISP Episoden können eine Stunde oder länger dauern, und treten öfter zusammen mit außerkörperlichen Erfahrungen auf, während ISP Episoden normalerweise kurz sind (nicht länger als eine Minute) und typischerweise in Zusammenhang mit der Wahrnehmung eines Einbrechers im Raum oder eines Incubus auftreten. Bei RISP können die Betroffenen unter fortlaufenden Episoden von Schlafparalyse in einer Nacht leiden, was bei ISP unwahrscheinlich ist.[1]
Es kann Schwierigkeiten bei der Differenzierung zwischen Kataplexie, hervorgerufen durch Narkolepsie, und echter Schlafparalyse geben, weil die beiden Phänomene physisch nicht zu unterscheiden sind.[1] Die beste Art der Unterscheidung ist zu notieren, wann die Vorfälle am häufigsten auftreten. Narkoleptische Attacken treten typischerweise beim Einschlafen auf; ISP- und RISP-Attacken sind typisch für das Erwachen.[2]
Anzeichen und Symptome

Zeitpunkt des Auftretens
Physisch ist Sleep Paralysis eng korreliert mit REM-Atonie. Dies ist eine natürliche Lähmung, die mit der REM-Schlafphase zusammenfällt. Sleep Paralysis tritt entweder beim Einschlafen auf oder wenn man aus einer Schlafphase erwacht. Im ersten Fall bleibt die Person bei Bewusstsein, während der Körper in den REM-Schlafmodus geht, ein Zustand der hypnagogische oder predormitale Schlafparalyse genannt wird. Wenn die Schlafparalyse beim Aufwachen auftritt, kommt die Person zu Bewusstsein, bevor die REM-Schlafphase abgeschlossen ist, dieser Zustand wird hypnopompisch oder postdormital genannt.[3] Die Paralyse kann für einige Sekunden bis zu einigen Minuten anhalten, sehr selten auch stundenlang, "wobei dann der Betroffene panische Symptome erfährt."[4] (siehe weiter unten). Wie die Korrelation mit dem REM Schlaf nahe liegt, ist die Paralyse nicht vollständig: Mit Hilfe von EOG-Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Augen sich in solchen Episoden noch bewegen können: trotzdem ist der Betroffene während der Schlafparalyse nicht in der Lage, zu sprechen.[5]
Arten von Wahrnehmungen bei Sleep Paralysis
Hypnagogische und hypnopompische Visionen und das Hören von dämonischen Stimmen, wenn der Betroffene versucht sich aus dem Zustand zu befreien, sind häufige Symptome bei Episoden von Sleep Paralysis. Einige Wissenschaftler sagen, dass diese Episoden Erklärungen für Berichte über Heimsuchungen durch Geister und Aliens sind.[6][7] Einige behaupten, dass Berichte über Außerirdische eher mit Schlafparalyse korreliert sind, denn mit einer Labilität des Schläfenlappens.[8] Es gibt drei Haupttypen von Visionen, die mit der pathologischen Neurophysiologie in Verbindung gebracht werden; das Gefühl, dass ein Eindringling im selben Raum ist, der Incubus, und Eindrücke auf den vestibulären Bewegungsapparat.[6][9]
Wahrnehmung eines Eindringlings oder Incubus
Viele Menschen, die Sleep Paralysis erleben, befinden sich in einem tiefen Zustand des Schreckens, da sie glauben, dass eine bedrohliche Entität im Raum ist, während sie gelähmt sind - im Folgenden als "der Eindringling" beschrieben. Eine neurologische Interpretation dieses Phänomens ist, dass es ein Ergebnis eines extremen Wachzustands ist, der im Mittelhirn ausgelöst wird.[9] Noch spezifischer ausgedrückt wird die Notfallreaktion ausgelöst, wenn der Betroffene im gelähmten Zustand aufwacht und sich verletzlich gegenüber Angriffen fühlt.[6] Die Hilflosigkeit führt zu einer Intensivierung der Gefahrenreaktion über ein normales Maß bei Träumenden hinaus, was erklären könnte, wieso Visionen während Sleep Paralysis so plastisch sind.[6]Normalerweise laufen körperliche Reaktionen auf vermeintliche Gefahren an, als Schutzmechanismus, um zu differenzieren, wie gefährlich die Situation ist, und auszuloten, ob eine Angstreaktion angemessen ist.[6] Eine Hypothese ist, dass das Reaktionssystem auf Gefahren sich evolutionär so entwickelt hat, dass auch mehrdeutige Reize als gefährlich eingestuft werden, da es besser ist, "auf Nummer sicher" zu gehen, um die Überlebenschance zu erhöhen.[6] Diese Hypothese könnte erklären, wieso der vermeintliche bedrohliche Eindringling als böse wahrgenommen wird.[6] Die Amygdala ist stark in den Reaktionsmechanismus auf Gefahren eingebunden, der sowohl bei Eindringling oder Incubus SP Visionen ausgelöst wird.[2]
Es ist noch nicht genau erforscht, wie die Reaktionen auf Gefahren im Körper genau ablaufen. Eine Möglichkeit ist, dass der Thalamus sensorische Informationen empfängt, die er an die Amygdala weiterleitet, welche die Emotionen reguliert. Eine andere ist, dass der amygdaloide Komplex, der Präfrontale Cortex und Strukturen im Tegmentum zusammenwirken und die Visionen im Gehirn erzeugen.[9] Es ist wahrscheinlich, dass SP Halluzinationen durch eine Kombination des Zusammenwirkens dieser entstehen. Der anteriore cinguläre Cortex hat eine Vielzahl von kortikalen Verbindungen zu anderen kortikalen Regionen, welche es ihm ermöglicht, verschiedene Wahrnehmungen und Emotionen in eine einzelne Synästhesie zu verschmelzen, die wir dann wahrnehmen.[9] Der amygdaloide Complex hilft uns emotionale Erfahrungen zu interpretieren und angemessen darauf zu reagieren.[10] Das ist förderlich, um die Aufmerksamkeit des Betroffenen in einer gefährlichen Situation auf die relevantesten Reize zu lenken, so dass das Individuum selbstschützende Maßnahmen treffen kann.[10]
Der amygdaloide Complex benötigt Input vom Thalamus, um zu funktionieren. Dadurch entsteht ein thalamo-amygdaloider Pfad, der es ermöglicht, die Prüfung und Selektion der eintreffenden Reize zu umgehen, um eine schnelle Reaktion in lebensgefährlichen Situationen herbeizuführen. [9][10]Typischerweise werden Situationen, die als ungefährlich eingestuft werden, nicht beachtet. Im Zustand der Sleep Paralysis ist es jedoch so, dass diese Pfade in einen überempfindlichen Zustand treten, in dem jeder externe Reiz als Gefahr wahrgenommen wird. Diese Überreaktion kann dazu führen, dass endogene Reize die wahrgenommene Gefahr noch potenzieren.[9] Ein ähnlicher Prozess könnte erklären, wieso Incubus-Erfahrungen auftreten, bei denen der Betroffene das Gefühl hat, dass eine bösartige Präsenz versucht, ihn zu ersticken, entweder durch starken Druck auf die Brust oder durch Erwürgen.[6]
Störung des Gleichgewichtssinns
Eine neurologische Erklärung für dieses Phänomen ist, dass eine Kombination des Reaktionssystems auf Gefahren und die Muskellähmung, welche bei SP auftritt, die bewusste Kontrolle der Atmung dem Betroffenen für gewisse Zeit unmöglich macht.[6] Einige Varianten der Atmung in der REM-Schlafphase verstärken das Gefühl, zu ersticken.[6] Dazu gehören die flache schnelle Atmung, Hyperkapnie und eine leichte Blockade der Luftzufuhr, welches ein Symptom darstellt, dass prävalent bei Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom ist.[9] Aus Beschreibungen geht hervor, dass die Personen versuchen tief einzuatmen, aber dazu nicht in der Lage sind. Dadurch wird ein Gefühl des Widerstands ausgelöst, welches dadurch, dass der Betroffene sich in einem Gefahr-Reaktionsmodus befindet, als Präsenz wahrgenommen wird, die auf der Brust sitzt und mit Erstickung droht.[9] Diese Wahrnehmung des Gefangenseins verursacht eine Rückkopplungsschleife, wenn die Erstickungsangst durch die anhaltende Hilflosigkeit, welches den Betroffenen dazu bringt weiterzukämpfen, um der SP Episode zu entkommen, zunimmt.[6]
Die Eindringlings- und die Incubuserfahrung korrelieren stark miteinander und leicht mit der dritten charakteristischen Erfahrung: Einer Störung des Gleichgewichtssinns, auch bekannt als außerkörperliche Erfahrung,[6] welche sich von den ersten beiden dadurch unterscheidet, dass das System für Gefahrreaktionen nicht involviert ist.[2] Unter normalen Bedingungen koordinieren Nuclei vestibulares, kortikale, thalamische und cerebrale Zentren solche Abläufe wie Kopf- und Augenbewegungen und die Orientierung im Raum.[9] Eine neurologische Hypothese ist, dass diese Mechanismen, die normalerweise Körperbewegungen koordinieren und Informationen über die Position des Betroffenen hergeben, bei Sleep Paralysis mitaktiviert werden und, da keine wirkliche Bewegung vorliegt, ein Schwebegefühl hervorrufen.[6] Die Nuclei vestibulares wurden als Zentren, die beim REM-Schlaf sehr aktiv sind, identifiziert.[9] Nach dieser Hypothese sind die Ursachen von Störungen des Gleichgewichtssinns, im Gegensatz zu Eindringlings- oder Incubuserfahrungen, vollständig in endogenen Auslösern von Reizen zu suchen.[6]
Pathophysiologie
Die Pathophysiologie von Sleep Paralysis wurde noch nicht endgültig identifiziert, obwohl es einige Theorien über ihre Ätiologie gibt. Die erste Theorie versteht Sleep Paralysis als Parasomnie, erzeugt durch dysfunktionelle Überlappung des REM-Schlafzustands in die Wachphasen des Schlafes.[11]
Polysomnographische Untersuchungen ergaben, dass Betroffene von Sleep Paralysis kürzere REM-Schlaf-Lantenzen haben, sowie kürzere NREM und REM Schlafzyklen, sowie eine Fragmentation der REM-Schlafphasen.[12] Die Studie unterstützt die Beobachtung, dass Störungen von normalen Schlafmustern zu Episoden von Sleep Paralysis führen können, da eine Fragmentation von REM-Schlaf normalerweise auftritt, wenn Schlafmuster unterbrochen werden und jetzt in Kombination mit Sleep Paralysis gesehen wird.[12]
Eine andere Haupttheorie besagt, dass neurale Funktionen, die den Schlaf regeln, derart außer Balance sind, dass sich unterschiedliche Schlafstadien überlappen.[9] In diesem Fall sind cholinerge Neuronen überaktiviert und serotonerge Neuronen sind unteraktiviert. [9] Somit können die Neuronen, die ein vollständiges Erwachen hervorrufen könnten, nicht das entgegengesetzte Signal der anderen Neuronen, die das Gehirn in einem Schlafzustand versetzen, überlagern.[9] Während des normalen REM-Schlafes ist die Schwelle für den Reiz, der nötig ist, um ein Erwachen hervorzurufen, sehr hoch. Jedoch gilt bei Betroffenen von Sleep Paralysis, dass es fast keine Schwelle für exogene Reize gibt, so dass es viel leichter ist, die Person zumindest teilweise in den Wachzustand zu versetzen.[9] Es mag ein Problem mit der Regulation von Melatonin geben, welches normalerweise die serotogenen Neuronen reguliert.[1] Melatonin ist im REM-Schlaf typischerweise am geringsten vorhanden.[1] Eine Hemmung der Melatonin-Ausschüttung zum falschen Zeitpunkt, wenn der Betroffene mit einem Reiz stimuliert wird, der normalerweise zum kompletten Erwachen führen würde, würde die Depolarisation der Neuronen unmöglich machen.[1] Das könnte erklären, wieso sich REM- und Wachphasen während Sleep Paralysis überlappen und erklärt definitiv die Muskellähmung beim Aufwachen.[1] Sollten die Auswirkungen der cholinergen Neuronen nicht unterbunden werden, bleiben Charakteristika des REM-Schlaf bestehen, obwohl der Betroffene erwacht. Einige Nachwirkungen von Sleep Paralysis sind Kopfschmerzen, Muskelschmerzen oder Schwäche, teils auch Paranoia.
Die Forschung hat eine genetische Komponente bei Sleep Paralysis gefunden.[13] Die charakteristische Fragmentation von REM-Schlaf, hypnopompische und hypnagogische Halluzinationen haben vererbliche Komponenten in anderen Parasomnien, welches die Idee untermauert, dass Sleep Paralysis ebenfalls genetische Komponenten hat.[14] Die Zwillingsforschung hat gezeigt, dass, wenn einer von zwei eineiigen Zwillingen Sleep Paralysis erfährt, auch der andere sehr wahrscheinlich die gleichen Erfahrungen hat.[14] Die Identifikation einer genetischen Komponente bezeugt einen physiologischen Defekt. Weitere Studien müssen durchgeführt werden, damit herausgefunden werden kann, ob es einen Fehler bei den Pfaden der neuronalen Signale gibt, wie die erste Theorie besagt, oder ob die Regulation von Melatonin, bzw. die Neuronenentwicklung gestört ist, wie die zweite Studie suggeriert.
Sleep Paralysis könnte auch Teil einer größeren Diagnose sein, da bei Sleep Paralysis dissoziative Zustände beobachtet werden können. So haben einige Patienten, im Speziellen Nakoleptiker, Schwierigkeiten, zwischen verschiedenen Schlaf- und Wachphasen zu unterscheiden. Sie sind nicht im Stande zu sagen, ob das Erfahrene Traum oder Realität ist. Viele Patienten können sich daran erinnern, mit einem Doktor gesprochen zu haben, wenn sie im Krankenhaus sind, oder erinnern sich an Familie oder Freunde, sind sich aber nicht sicher, ob diese Erinnerung aus einem Wachzustand ist oder aus einer REM-Schlafphase. Das Abrufen der Erinnerung verläuft nach ähnlichen Mustern wie beim Delirium, weshalb einige Experten annehmen, dass dissoziative Zustände bei Sleep Paralysis auftreten.[15]
Ein anderer möglicher Grund von Sleep Paralysis ist die Depression. Es gibt eine Korrelation zwischen Depression und Schlafstörungen, von denen beide zu Sleep Paralysis führen können. Bei Depressiven tritt Sleep Paralysis mit einer Häufigkeit von circa 11 % auf. Die Argumentation für die Ursachen besagt, dass eine Depression Störungen im REM-Schlafzyklus hervorruft.[16]
Diagnose
Sleep Paralysis ist meistens diagnostiziert durch ein Ausschlussverfahren von anderen Schlafstörungen, die das Gefühl der Lähmung hervorrufen könnten.[11] Die Hauptkrankheit, nach der hier gesucht wird, ist Narkolepsie, da eine hohe Prävalenz von Narkolepsie in Verbindung mit Sleep Paralysis besteht. Das Vorhandensein von genetischen Tests für Narkolepsie macht es leicht, diese Erkrankung auszuschließen.[14]Wenn erst einmal alle anderen Störungen ausgeschlossen wurden, wird die Schilderung des Patienten von seiner Episode mit anderen typischen Erfahrungen bei der Sleep Paralysis verglichen. [11] Wenn hier viele Ähnlichkeiten gefunden werden und keine andere Schlafstörung für die Symptome verantwortlich sein kann, wird der Patient mit Sleep Paralysis diagnostiziert.[11]
Prävention
Einige Umstände wurden identifiziert, die mit einem höheren Risiko an Sleep Paralysis zu leiden, assoziiert sind. Diese sind unter anderem Insomnie, Schlafmangel, unregelmäßiges Schlafen, Stress, übermäßiger Gebrauch von Aufputschmitteln, physische Ermüdung und einige Medikamente gegen ADHS. [1] Es wird auch angenommen, dass eine genetische Komponente in der Entwicklung von RISP bedeutsam ist wegen der hohen gleichzeitigen Inzidenz von Sleep Paralysis bei eineiigen Zwillingen.[14] Schlafen in der Rückenlage ist am häufigsten im Vergleich zu anderen Schlafstellungen mit Sleep Paralysis korreliert.[17]
Das Schlafen in Rückenlage kann einen Schlafenden eher anfällig für Sleep Paralysis machen, da es möglich ist, dass der Gaumensegel kollabiert und den Atemweg versperrt. [17] Dies ist eine Möglichkeit unabhängig davon, ob der Betroffene mit Schlafapnoe-Syndrom diagnostiziert wurde oder nicht. Während des Schlafs in Rückenlage kann es auch zu mehr Kurzwachphasen kommen, da schwerkraftbedingt mehr Druck auf die Lungen ausgeübt wird.[17]
Während viele Faktoren das Risiko für ISP und RISP erhöhen, können diese auch durch kleine Verhaltensänderungen umgangen werden.[11] Durch das Einhalten eines normalen Schlafturnus und guter Schlafhygiene kann man die Wahrscheinlichkeiten für eine Sleep Paralysis verringern. Es hilft Betroffenen, sich weniger Reizen auszusetzen und ein Hobby zu pflegen oder auch einen Psychologen zu konsultieren, der Bewältigungsmechanismen für Stress vorschlagen kann. Da Sleep Paralysis aber eine genetische Komponente hat, werden etliche Betroffene unvermeidlich Episoden in ihrem Leben durchstehen.
Behandlung
Einige Berichte sagen, dass das Bewegen der Finger und Zehen beim Gleiten in den Wachzustand den Betroffenen dabei helfen kann, wieder die vollständige Kontrolle über den Körper zu erlangen. Die medizinische Behandlung beginnt damit, den Betroffenen über die verschiedenen Schlafphasen aufzuklären und darüber, dass er natürlicherweise nicht im Stande ist, seine Muskeln während der REM-Schlafphase zu bewegen. Betroffene sollten auf Narkolepsie untersucht werden, wenn Symptome auftreten.[18] Die sicherste Behandlung für Sleep Paralysis ist die Übernahme gesünderer Schlafgewohnheiten. In schwereren Fällen gibt es auch die Möglichkeit weitreichenderer Behandlungsmethoden. Die am häufigsten verwendeten Medikamente sind trizyklische Antidepressiva und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs).[19] Obgleich diese Medikamente nur bei sehr schweren Fällen von RISP verschrieben werden, kann eine effektive Behandlung nicht für jeden Betroffenen garantiert werden. Es wurde bis jetzt kein Medikament gefunden, das die Episoden von Sleep Paralysis vollständig verhindert.[19]
Prognose
Sleep Paralysis stellt keine Gefahr für die Betroffenen dar, obwohl sie eine erschreckende Erfahrung sein kann.[1]
Epidemiologie
Isolierte Fälle von Sleep Paralysis werden oft bei Patienten mit Narkolepsie festgestellt. Schätzungsweise 30- 50 % der Patienten, die mit Narkolepsie diagnostiziert wurden, erfuhren auch Sleep Paralysis als zusätzliches Symptom.[20][21] Die Prävalenz von Sleep Paralysis in der allgemeinen Bevölkerung liegt schätzungsweise bei 6,2 %. Die Mehrheit der Betroffenen leidet sporadisch an Episoden, etwa einmal im Monat bis einmal im Jahr. Nur 3 % der Betroffenen, welche keine neuromuskuläre Störung haben, erfahren nächtliche Episoden nur einmal oder sehr selten, diese werden mit RISP diagnostiziert.[20] Sleep Paralysis ist gleich häufig bei Männern und Frauen. Es wurde aber festgestellt, dass bestimmte Altersklassen eher dazu neigen, isolierte Sleep Paralysis Episoden zu erfahren. Schätzungsweise 36 % der allgemeinen Bevölkerung erfährt isolierte Sleep Paralysis im Alter von 25 bis 44 Jahren.[20]
Geschichte
Die ursprüngliche Definition von Sleep Paralysis wurde beschrieben von Samuel Johnson in seinem Buch "A Dictionary of the English Language" als "Alptraum", ein Begriff der sich zu seiner heutigen Definition weiterentwickelte. Sleep Paralysis wurde als Werk von Dämonen angesehen, spezieller als Incubi, welche auf den Brustkörben der Schlafenden sitzen würden. In der alten angelsächsischen Sprache wurden diese Wesen als "Mare" bezeichnet, daher kommt auch der Begriff "Nachtmahr".
Gesellschaft und Kultur
The Nightmare ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahre 2015, der die Ursachen von Sleep Paralysis durch lange Interviews mit Betroffenen und ein Nachspielen der Erfahrungen durch Schauspieler beschreibt. Dieser authentische und realen Tatsachen entsprechende Horrorfilm wurde am 26. Januar 2015 auf dem Sundance Film Festival das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt und kam am 5. Juni 2015 im englischsprachigen Raum in die Kinos.[22]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Terrillon. - ↑ a b c B. Sharpless, K. McCarthy, D. Chambless, B. Milrod, S. Khalsa, J. Barber: Isolated sleep paralysis and fearful isolated sleep paralysis in outpatients with panic attacks. In: Journal of Clinical Psychology. 66. Jahrgang, Nr. 12, 2010, S. 1292–1306, doi:10.1002/jclp.20724, PMID 20715166.
- ↑ Sleep Paralysis Symptoms, Treatment, and Causes.
- ↑ Hersen, Turner & Beidel. (2007) Adult Psychopathology and Diagnosis. p. 380
- ↑ Hearne, K. (1990) The Dream Machine: Lucid dreams and how to control them, p18. ISBN 0-85030-906-9
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n J. Cheyne: Sleep Paralysis and the Structure of Waking-Nightmare Hallucinations. In: Dreaming. 13. Jahrgang, Nr. 3, 2003, S. 163–179, doi:10.1023/A:1025373412722.
- ↑ McNally RJ, Clancy SA.: Sleep Paralysis, Sexual Abuse, and Space Alien Abduction. In: Transcultural Psychiatry. 42. Jahrgang, Nr. 1, 2005, S. 113–122, doi:10.1177/1363461505050715, PMID 15881271.
- ↑ Susan Blackmore, Marcus Cox: Alien Abductions, Sleep Paralysis and the Temporal Lobe. In: European Journal of UFO and Abduction Studies. Nr. 1, S. 113–118 (72.14.235.132 [abgerufen am 26. Juli 2008]).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n J. Cheyne, S. Rueffer, I. Newby-Clark: Hypnagogic and Hypnopompic Hallucinations during Sleep Paralysis: Neurological and Cultural Construction of the Night-Mare. In: Consciousness and Cognition. 8. Jahrgang, Nr. 3, 1999, S. 319–337, doi:10.1006/ccog.1999.0404, PMID 10487786.
- ↑ a b c E. Jolkkonen, R. Miettinen, M. Pikkarainen, A. Pitkänen: Projections from the amygdaloid complex to the magnocellular cholinergic basal forebrain in rats. In: Neuroscience. 111. Jahrgang, Nr. 1, 2002, S. 133–149, doi:10.1016/S0306-4522(01)00578-4, PMID 11955718.
- ↑ a b c d e K. Goldstein: Parasomnias. In: Dis Mon. 57. Jahrgang, Nr. 7, 2011, S. 364–88, doi:10.1016/j.disamonth.2011.04.007, PMID 21807161.
- ↑ a b B. Walther, H. Schulz: Recurrent isolated sleep paralysis: Polysomnographic and clinical findings. In: Somnologie - Schlafforschung und Schlafmedizin. 8. Jahrgang, Nr. 2, 2004, S. 53–60, doi:10.1111/j.1439-054X.2004.00017.x.
- ↑ (Sehgal 2011)
- ↑ a b c d A. Sehgal, E. Mignot: Genetics of Sleep and Sleep Disorders. In: Cell. 146. Jahrgang, Nr. 2, 2011, S. 194–207, doi:10.1016/j.cell.2011.07.004, PMID 21784243, PMC 3153991 (freier Volltext).
- ↑ Terzaghi, M., Ratti, P., Manni, F., & Manni, R. (2012). Sleep paralysis in narcolepsy: more than just a motor dissociative phenomenon?. Neurological Sciences
- ↑ SZKLO-COXE, M., YOUNG, T., FINN, L., & MIGNOT, E. (2007). "Depression: relationships to sleep paralysis and other sleep disturbances in a community sample". Journal Of Sleep Research
- ↑ a b c J. Cheyne: Situational factors affecting sleep paralysis and associated hallucinations: position and timing effects. In: Journal of Sleep Research. 11. Jahrgang, Nr. 2, 2002, S. 169–177, doi:10.1046/j.1365-2869.2002.00297.x, PMID 12028482.
- ↑ Wills L, Garcia J. Parasomnias: Epidemiology and Management. CNS Drugs [serial online]. December 2002;16(12):803-810.
- ↑ a b G. Stores: Medication for sleep-wake disorders. In: Archives of Disease in Childhood. 88. Jahrgang, Nr. 10, 2003, S. 899–903, doi:10.1136/adc.88.10.899, PMID 14500311, PMC 1719336 (freier Volltext).
- ↑ a b c Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Ohayon. - ↑ Y. Dauvilliers, M. Billiard, J. Montplaisir: Clinical aspects and pathophysiology of narcolepsy. In: Clinical Neurophysiology. 114. Jahrgang, Nr. 11, 2003, S. 2000–2017, doi:10.1016/S1388-2457(03)00203-7, PMID 14580598.
- ↑ [1]
Weblinks
- Sleep information and links der Stanford University
- Sleep Paralysis and Associated Hypnagogic and Hypnopompic Experiences der University of Waterloo
- Waking Up to Sleep Paralysis (Aufwachen in die Sleep Paralysis)
- The Sleep Paralysis Project (Das Sleep Paralysis Projekt)
Weblinks
- Kurzer englischer Artikel der Stanford University mit weiteren Informationen und Links
- Englische Seite mit weiterführenden Links zum Thema
- Chris French: The waking nightmare of sleep paralysis. Guardian, 5. Oktober 2009. Ausführlicher Artikel des Psychologen Chris French über die Physiologie anhand persönlicher Fallbeispiele.