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Schlacht bei Trautenau

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Deutscher Krieg
Teil von: Schlacht bei Trautenau

Die Schlacht bei Trautenau von Hugo Schuellinger, 1896
Datum 27. Juni bis 28. Juni 1866
Ort Trautenau und Soor, Böhmen
Ausgang Sieg Österreichs
Konfliktparteien

Preussen Konigreich Preußen

Osterreich Kaisertum Österreich

Befehlshaber

Adolf von Bonin

Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz

Truppenstärke

für 27. Juni, etwa 15.000 Mann (2. Division)

für 27. Juni etwa 25.000 Mann (vier Brigaden)

Verluste

1338 Tote und Verwundete[1]

4787 Tote und Verwundete[1]

Die Schlacht bei Trautenau (Trutnov) in Böhmen fand während des Deutschen Krieges zwischen Preußen und Österreichern am 27. Juni 1866 statt. Sie endete mit einem verlustreich errungenen Sieg der Österreicher und dem Rückzug eines separat vordringenden Korps der preußischen 2. Armee durch einen zuvor eingedrungen Gebirgspass. Die Schlacht fand zeitgleich mit der weiter südlich geführten Schlacht bei Nachod statt, bei beiden Kämpfen kam es zu den ersten großen Schlachten des Krieges. Am folgenden Tag, den 28. Juni kam es südlicher bei Soor und Burkersdorf zu weiteren Gefechten, welche die preußische Garde für sich entscheiden konnte.

Aufmarsch

Anmarsch der preußischen 2. Armee zur Elbe
General von Bonin

Der Oberbefehlshaber der österreichischen Nordarmee FZM Ludwig von Benedek erteilte am 26. Juni in Josephstadt dem Kommandierenden des X. Korps, Feldmarschalleutnant Ludwig von Gablenz den Befehl mit seinen Truppen für den folgenden Tag Trautenau zu besetzten und die von Liebau vordringenden Preußen aufzuhalten. Gablenz befahl seinen im Raum Jaromer stehenden vier Brigaden den Marschbefehl nach Norden. Am Abend stand bereit das Dragoner-Regiment Nr. 14 unter Fürst Windischgrätz in Trautenau, während die Vorhut der Infanterie erst am Morgen des 27. Juni eintreffen sollte.

Die gegnerische preussische 2. Armee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen von Preussen stand am Abende des 26. Juni noch im Raum Waldenburg. Der Vormarsch des I. Armeekorps unter General der Infanterie Adolf von Bonin führte als rechter Flügel zur Grenze bei Liebau, das V. Armee-Korps marschierte am linken Flügel auf Reinerz, dahinter folgte im Abstand eines Tagesmarsches, das VI. Korps aus den Raum Glatz als zweites Treffen. Das preußische Gardekorps folgte mit der 1. Gardedivision nach Dittersbach und mit der 2. Gardedivision nach Pickau. Nach den Dispositionen Moltkes hatte das V. Armeekorps von Reinerz nach Nachod, das I Armee-Korps von Liebau über Schömberg auf Trautenau vorzugehen, Bonins Vorhut sollte weiter bis Arnau vorrücken. Das Gardekorps hatte dazwischen mit der 1. Garde-Division nach Eipel und mit der 2. Garde-Division rechts vom V. Armee-Korps, über Hronov auf Kostelec vorzugehen.

Die Schlacht am 27. Juni

Umgebungskarte der Schlacht bei Trautenau

Das preußische I. Korps überschritt bei Liedau die Landesgrenze und rückte mit der Das preussische I. Korps trat früh um 4 Uhr in drei Colonnen den Vormarsch über Schatzlar auf der Libauer und auf der Schömberger Strasse an. Die 2. Division unter Generalleutnant von Clausewitz ging durch einen Pass auf Trautenau vor, das etwa 30 km nördlich von Nachod liegt und durch die Aupa gedeckt, einen wichtigen österreichischen Verteidigungspunkt darstellte. Die frisch eintreffende österreichische Brigade des Generalmajor Mondel hatte ab 8 Uhr früh ihre Verteidigungsstellungen südlich der Stadt rechtzeitig eingenommen und konnte die dortigen Positionen ausbauen.

Gegen 8.00 Uhr erreichte die Hälfte des Korps Bonin Parschnitz (Poricí), gegen 9.30 erschienen die ersten Infanteristen in Trautenau. Gegen die anfangs kampflose einmarschierende preußische Avantgarde eröffnete die Österreicher gegen 10.00 Uhr das Feuer von den Bergen südlich der Stadt. Der kommandierende General des preußischen I. Korps formierte seine Truppen eiligst zur Gegenwehr und liess den feindbesetzten Berg stürmen. Rechts war dieser Hang durch den Galgenberg und von der anderen durch den Katzberg gedeckt. Die dichte Vegetation am schwierigen Gelände verhinderte eine zusammenhängende Linie, es kam zu schweren Einzelkämpfen. Die österreichischen Jäger hatten hervorragende Verteidigungsposition hinter Erdaufwurf und Strauchwerk eingenommen. Die preußische 4. Brigade unter Generalmajor von Buddenbrock führte den verlustreichen, aber letztlich erfolgreichen Angriff von insgesamt acht Bataillonen gegen den rechten Flügel der Österreicher. Gegen 11.00 Uhr waren die Österreicher um die Johanneskapelle von zwei Seiten von den Preußen bedrängt und mussten in Richtung Süden bis kurz vor Hohenbruck zurückgehen. Gegen 13.00 Uhr war auch die 1. Garde-Infanterie-Division bei Parschnitz eingetroffen, ihre Unterstützung wurde jedoch von Bonin abgelehnt, da man sich bisher nur einer einzigen österreichischen Brigade gegenüber sah. Die Garde-Division machte eine zweistündige Rast und marschierte dann südöstlich weiter nach Eipel.

In der Annahme, die Schlacht gewonnen zu haben, nahm von Bonin seinen Marsch wieder auf. General Bonin befahl den Vormarsch nach Pilinkau in Richtung auf Königinhof und Jitschin, er unterließ es aber, die bereits umkämpften Berge südlich von Trautenau zu sichern. Als die Preußen wieder abzogen, erneuerten die Österreicher, welche bereits durch das Eintreffen der Brigaden Wimpffen und Grivicic verstärkt worden waren, den Angriff mit doppelter Stärke. Der Kommandant des X. Korps, FML von Gablenz, band die Masse des prußischen I. Korps vom Süden her durch den Angriff von drei Infanteriebrigaden, gleichzeitig versuchte die eintreffende Brigade Knebel die preußischen Linien zu umgehen, um einen Flankenangriff anzusetzen. Trotz der zahlreichen Verluste, welche die Zündnadelgewehre den Österreichern beibrachten, verhinderte schlechte Abstimmung eine wirkungsvolle Reaktion seitens des I. Korps, dessen Infanterie ohne wirksame Artillerieunterstützung kämpfte.

Die taktische Niederlage der Preußen wandeltete sich schließlich zur fast ungeordneten Flucht durch Trautenau nach Norden. Die geschlagenen Teile des I. Korps mussten sich etwa 4 km nach Parschnitz zurückziehen, wo es sich auf die nachkommende 1. Division (Generalleutnant von Großmann) stützen konnte. Das Korps Bonin verlor aber seine Rolle als Führungsformation und wurde darin am nächsten Tag durch das südlicher vorgehende preußische Gardekorps ersetzt. Gablenz musste wegen der Gefahr der Abschneidung seiner rückwärtigen Verbindungen das österreichische X. Korps von Trautenau nach Soor zurücknehmen, um den weiter südlich durch die preußischen Garde eingeleiteten Vormarsch zu begegnen.

Soor / Gefecht bei Burkersdorf

Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz

Nach dem unter schweren Verlusten erkämpften Sieg über das preußische I. Korps bei Trautenau zog der österreichische Befehlshaber Gablenz sein erschöpftes X. Korps nach Soor, dem alten Schlachtfeld Friedrich des Großen, zurück und bat Feldzeugmeister von Benedek um Verstärkung.

Der Plan von Gablenz sah vor, den Vormarsch der preußischen Garde durch Artillerie- und Gewehrfeuer des X. Korps aus Norden und Osten an Staudenz vorbei zu lenken. Im richtigen Moment sollten dann Einheiten des IV. Korps unter Feldmarschallleutnant Tassilo Graf Festetics die Garde aus südlicher Richtung in der Flanke treffen. Der Sieg von Trautenau sollte sich wiederholen. Benedek stimmte dem Plan zunächst zu, entschied sich später jedoch anders und befahl Festetics den Rückzug. In einer für den österreichischen Oberbefehl typischen Episode machte sich niemand die Mühe, Gablenz diesen Meinungswandel mitzuteilen, wodurch die preußische Garde einen unschätzbaren Vorteil erhielt.

Am 28. Juni 1866 drängte die 1. Gardedivision unter Führung von Generalleutnant Wilhelm Hiller von Gärtringen die Verteidiger bei Staudenz zurück, wobei sie diese mit ihren Zündnadelgewehren stark dezimierte. Währenddessen schnitt im Norden die 2. Garde-Division die österreichische Brigade Grivicic vom restlichen X. Korps ab und rieb diese praktisch auf (Gefecht bei Burkersdorf), wobei Oberst Georg Grivicic gefangen genommen werden konnte. Gablenz zog sich am Abend geschlagen nach Süden zurück, der preußische Gefechtsieg war entschieden.

Die preußischen Verluste an Gefallenen betrugen 56 Offiziere und 1282 bei den Mannschaften. Die österreichischen Verluste waren bedeutend höher (in allen Gefechten des Feldzugs war das Verhältnis jeweils 1:4 bis 1:6). An Toten, Verletzten und Gefangenen waren 191 Offiziere und 4596 Mann zu beklagen. Das Infanterieregiment Kaiser Franz Joseph, das zu guter Letzt den Hügel mit der Kapelle erstürmt hatte, verlor die Hälfte seiner Mannschaft.[2]

Ehrliche aber nicht nachvollziehbare Angaben des Bürgermeisters der Stadt, Dr. Hieronymus Roth, gegenüber einem preußischen Offizier über Positionen der Österreicher kosteten ihm und einigen Räten der Stadt 80 Tage Internierung in Preußen.[3]

Die „Österreichische militärische Zeitschrift“ resümiert im Jahre 1868:[4]

Zwei großartige Siege haben wir im Jahre 1866 über die Preußen errungen, und zwar einen bei Trautenau und einen bei Lippa, beide ohne Zündnadelgewehr gegen diese furchtbare Waffe. Sie werden uns unvergängliche und unter den vielen schönen, vielleicht die schönsten Lorbeerreiser sein. Aber nicht dies allein. Beide Siege sind uns Beweise, daß die Österreicher nicht erst des Zündnadelgewehres bedurften, um siegreich aus diesem Kampfe hervorzugehen, sondern daß es nur an der Leitung fehlte, um mit diesem trefflichen Material das vorgesteckte Ziel zu erreichen.

Kriegerdenkmal

Gablenz-Denkmal

In Trautenau wurde ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Trautenau errichtet. Das gusseiserne Denkmal ist 17 m hoch, 50 t schwer und hat die Form einer Pyramide. An den Seitenwänden sind Tafeln angebracht mit den Namen aller gefallenen Offiziere sowie der Anzahl der Soldaten nach Angehörigkeit der einzelnen Formationen. Das Denkmal wurde am 27. Juni 1868 in Anwesenheit von Ludwig von Gablenz, des Königgrätzer Bischofs Karl Barromäus, Baron Hanl sowie der Erzherzöge enthüllt. Im Jahre 1905 wurde im Inneren des Denkmals eine Krypta für die sterblichen Überreste von General Gablenz fertiggestellt.

Literatur

  • Matthias Blazek: Die Schlacht bei Trautenau – Der einzige Sieg Österreichs im Deutschen Krieg 1866. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8382-0367-6.
  • Heinz Helmert und Hans-Jürgen Usczeck: Preußischdeutsche Kriege von 1864 bis 1871 – Militärischer Verlauf, 6. überarbeitete Aufl., Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1988, ISBN 3-327-00222-3.
  • Adolf Strobl: Trautenau – Kurze Darstellung des gleichnamigen Treffens am 27. Juni 1866. Wien 1901.
  • Matthias Blazek: Die Schlacht bei Trautenau, Sachsenspiegel 52, Cellesche Zeitung vom 31. Dezember 2011.

Einzelnachweise

  1. a b Christopher Clark: Preußen – Aufstieg und Niedergang 1600–1947, Phanteon Verlag, 1. Aufl., 2008, S. 617.
  2. Slavomír Ravik: Tam u Králového Hradce [= Die Schlacht bei Königgrätz], Verlag REGIA, Praha/CZ, 2001.
  3. Hieronymus von Roth: Achtzig Tage in preußischer Gefangenschaft und die Schlacht bei Trautenau am 27. Juni 1866, Prag, Carl Bellmann’s Verlag, 1867.
  4. Österreichische militärische Zeitschrift, redigiert und hrsg. von Valentin Ritter von Streffleur, K. K. General-Kriegs-Commissär, IX. Jahrg., 1. Bd., Wien, Verlag der Redaktion 1868, S. 182.