Rotrandiger Flachkäfer
Rotrandiger Schild-Jagdkäfer | ||||||||||||
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![]() Rotrandiger Schild-Jagdkäfer (Ostoma ferruginea), photographiert in Ruda u Rýmařova, Tschechien | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ostoma ferruginea | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Der Rotrandige Schild-Jagdkäfer (Ostoma ferruginea) ist ein Käfer aus der Familie der Jagdkäfer (Trogossitidae). In älteren Veröffentlichungen findet man auch den Namen Peltis ferruginea. In Europa ist die Gattung Ostoma nur mit der Art feruginea vertreten.
Bemerkungen zum Namen
Als Erstbeschreibung gilt die Beschreibung des Käfers im Jahr 1758 durch Linné unter dem Namen Silpha ferruginea in der 10. Ausgabe seiner Systema Naturae, weil diese als Ausgangspunkt der binominalen Nomenklatur festgelegt wurde. Linné selbst verweist jedoch dabei auf seine frühere Beschreibung in der Fauna Svecica[1] in der er den Käfer unter der Nr. 387 mit dem Namen Cassida ferruginea beschreibt.[2] Dies ist erwähnenswert, weil sowohl die Gattung Cassida der Schildkäfer als auch die Gattung Silpha der Aaskäfer in ihrer Form dem Rotrandigen Schild-Jagdkäfer stark ähneln. Auch er kann schützend Fühler und Beine unter den Halsschild und die breiten Flügeldecken einziehen (Abb. 4). Das Artepitheton ferruginea bezieht sich auf die rostfarbene Färbung des Käfers.[3] An den Seiten des Halsschilds und der Flügeldecken ist das Skelett durchscheinend und die Farbe erscheint deswegen eher rotbraun als rostbraun, was den deutschsprachigen Namensteil Rotrandig- erklärt. Der Gattungsname Óstoma der auf Laicharting 1781 zurückgeht, ist nach Schenkling von altgr. ώον oón für Ei, und τομή, tomē für Schnitt abgeleitet und bezieht sich auf die ovale Form. Leicharting selbst erklärt den Namen nicht, gibt ihm aber den deutschen Namen Beinkäfer.[4] Demnach ist der Name eher von οστούν, ost(o)un für Knochen, Bein abgeleitet. Als zweite Art führt Laicharting Ostoma ferruginea als Der Rostfärbige Beinkäfer an, den er nicht für Linnés Silpha ferruginea hält. Diesen Käfer benennt er als erste Art der Gattung mit Ostoma rubicunda und zu Deutsch Rother Beinkäfer.[4]
Merkmale des Käfers
Der rostfarbene und oberseits unbehaarte Käfer wird sieben bis zehn Millimeter lang und erinnert in seiner Gestalt an Aaskäfer und Schildkäfer, ist aber noch flacher gebaut (Abb. 6). Er ist dunkelbraun glänzend, die verflachten Seiten des Halsschilds und der Flügeldecken sind heller und matter. Der Kopf ist flach punktiert. Die Mundwerkzeuge zeigen nach vorn, der Oberkiefer ist zweispitzig. Die Fühler sind elfgliedrig und enden mit einer lockeren dreigliedrigen Keule. Der Halsschild ist doppelt so breit wie lang. An der Basis ist er etwa so breit wie die Flügeldecken gemeinsam, nach vorn verengt er sich nach außen gewölbt bis wenig über Kopfbreite. Der Halsschild trägt Nabelpunkte, die in der Mitte spärlicher werden und an den Seiten zu Runzeln zusammenlaufen (Abb. 3). Das halbrunde Schildchen ist deutlich punktiert. Die Flügeldecken tragen drei sehr markante Längsrippen (in Abb. 6: 2,4,6). Zwischen der Naht (in Abb. 7 S) und der ersten Rippe sowie zwischen den Rippen verlaufen je eine flachere und nach hinten früher auslaufende weitere Rippe. Zwischen diesen 6 Rippen befindet sich je zwei Reihen aus markanten Punkten. Die Deckflügel beziehungsweise Epipleuren sind bis zur Flügeldeckenspitze breit und flach. Vorder- und Mittelhüften sind deutlich getrennt, die Hinterhüften berühren sich. Die Beine sind kräftig. Die Tarsen sind alle fünfgliedrig mit kleinem ersten und sehr langen letztem Glied. Bei den Klauengliedern ist das Onychium, ein Fortsatz zwischen den Klauen, als Borstenpaar ausgebildet (Abb. 5).
Vorkommen
Der paläarktisch[5] vorkommende Rotrandige Schild-Jagdkäfer mag warme Orte, kommt aber in Höhen bis zu 2500 Meter über dem Meeresspiegel vor.[6] Man findet ihn an verpilzten Nadelholzstämmen, auf welche die Sonne scheint, in Rissen und unter gelockerter Borke. In Deutschland sind nur vereinzelte Vorkommen aus Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen bekannt. Der Käfer wird als ein Urwaldrelikt bezeichnet[7]; von den Jagdkäfern ist er einer der kälteunempfindlichsten.[8]
Lebensweise
Als Nahrung für die Larven dient pilzmyzelhaltiges Holz, die ausgewachsenen Käfer fressen sowohl das Pilzmyzel als auch gelegentlich am Fruchtkörper von Pilzen, zum Beispiel der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola)[9] und der Kiefern-Braunporling (Phaeolus schweinitzii).
Literatur
- Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. Band 7: Clavicornia. Spektrum Akademischer Verlag, München 1967, ISBN 3-8274-0681-1. S. 17
- Gustav Jäger (Hrsg.): C. G. Calwer’s Käferbuch. K. Thienemanns, Stuttgart 1876, 3. Auflage, S. 210 als Peltis ferruginea
- Georg Möller, Reiner Grube, Ekkehard Wachmann: Käfer im und am Wald (Der Fauna-Käferführer; Band 1). Fauna Verlag, Nottuln 2006, S. 100, ISBN 3-935980-15-9.
Weblinks
- Commons: Rotrandiger Schild-Jagdkäfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
- ↑ Carolus Linnaeus: Systema Naturae.... 1. Band, 10. Ausgabe, Stockholm 1758 S. 365:361 Nr. 18 ferruginea
- ↑ Carolus Linnaeus: Fauna Svecica.... Leiden (Lugduni Batavorum) 1746 S. 141 Nr. 387
- ↑ Sigmund Schenkling: Nomenklator coleopterologicus 2. Auflage, Jena 1922 in verkürzter Form
- ↑ a b Johann Nepomuk Laicharting: Verzeichnis und Beschreibung der Tyroler-Insecten 1. Teil, 1. Band Zürich 1781 S. 126:104 Ostoma ferruginea
- ↑ J. R. Barron: Review of nearctic species of Ostoma (Coleoptera, Cleroidea, Trogositidae) in Annals of the Entomological Society of America 1996, Volume 89, Nummer 2, S. 193 (englisch)
- ↑ Eintrag auf ZipcodeZoo (englisch)
- ↑ Ostoma ferruginea auf entomologie.de
- ↑ Brent J. Sinclair: Insect cold tolerance: How many kinds of frozen? in European Journal of Entomology 96, 1999, S. 159 (PDF, englisch; 1,1 MB)
- ↑ B. V. Krasutskii: Coleoptera associated with Fomitopsis pinicola in the forests of the Urals and Transurals in Entomological Review, November 2007, Volume 87, Nummer 7 (englisch)