Stocherstange
(Titicaca-See, Südamerika).


Eine Stocherstange, auch als Stake oder (im Spreewald) Rudel bezeichnet, ist eine aus Holz gefertigte Stange mit einer Länge von bis zu 30 m, mit deren Hilfe insbesondere kleinere Wasserfahrzeuge wie Boote und Kähne auf Gewässern mit niedrigem Wasserstand durch Abstoßen vom Grund des Gewässers fortbewegt werden können. Die Tätigkeit wird staken oder stochern genannt.
Der Schiffsführer oder Fährmann steht beim Staken aufrecht im Wasserfahrzeug. Angewandt wird dieses Verfahren z. B. bei Flussfähren, auf langsam fließenden Gewässern wie Wasserwegen in Feuchtgebieten oder auf anderen flachen Gewässern: so werden z. B. die Torfkähne auf dem Steinhuder Meer bei Windstille gestakt.
Staken können nach ihrer Fixierung im Boden auch zur Befestigung von Booten auf einem Gewässer dienen. Auch ein gewöhnlicher Bootshaken kann als Stake dienen.
Verbreitet war die Technik, ein Boot mit Hilfe einer Stocherstange fortzubewegen, vor allem auf schmalen und flachen Gewässern in England. "Punting" wurde dort ursprünglich zum Transport von Menschen und Waren auf Flachkähnen eingesetzt, heute dienen diese Kähne nur zur Freizeitgestaltung und als Touristenattraktion.
Stocherstangen sind und waren ein Ausrüstungsgegenstand der Perlenfischer. Im tieferen Wasser halten sich die Perlenfischer an den Stocherstangen fest, bis sie den Meeresgrund erreicht haben.
In der zehnten Tafel des Gilgameš-Epos wurden die Stocherstangen für eine sichere Überfahrt über die „Wasser des Todes“ benötigt.
In der abendländischen Kunst wird spätestens seit der Renaissance Charon, der Fährmann, der die Toten ins Reich des Hades übersetzt, mit einem Flachboot und einer Stake dargestellt.
Literatur
- Robert T.Rivington: Punts and Punting. Oxford 1982. ISBN 0-9508045-0-9.
- Stefan M. Maul: Das Gilgamesch-Epos. Beck, München 2006, ISBN 3-406-52870-8