E-Gitarre

Eine elektrische Gitarre (E-Gitarre) hat in der Regel 6 Saiten. Es gibt jedoch Ausführungen mit 7 oder 12 Saiten. Die 7-saitige E-Gitarre ist eine neuere Ausführungsform, benutzt und entworfen von Steve Vai in zusammenarbeit mit Ibanez. Der Tonumfang wurde durch eine zusätzliche Bassseite um eine Quarte (tiefes H) nach unten gegenüber der üblichen Bauform mit 6 Saiten erweitert. Dadurch können unter anderem Melodieläufe bis in den Bassbereich gemacht werden. Eine weitere Ausführungsform ist eine E-Gitarre mit zwei Hälsen mit je 6 Saiten beziehungsweise mit 6 und 12 Saiten.
Aufbau
Der Korpus einer E-Gitarre besteht meist aus massivem Holz ("Solid Body") oder Graphit. Es gibt aber auch E-Gitarren mit einem der akustischen Gitarre ähnlichen Hohlkörper. Das verwendete Material, die Beschaffenheit des Materials und die Form des Klangkörpers spielen eine entscheidende Rolle für den Klang.
E-Gitarren haben in der Regel 21, 22 oder 24 Bünde, die dabei helfen, die Saite beim Greifen zu verkürzen, um einen bestimmten Ton beim Anschlagen zu erzeugen. Jedes Bundstäbchen entspricht dabei einem Halbtonschritt. Es gibt verschiedene Halslängen und -breiten.
Elektrik
Die Saitenschwingungen bei elektrischen Gitarren werden über elektrische Tonabnehmer (englisch: pick up) abgenommen und elektronisch verstärkt wiedergegeben. Bei den Tonabnehmer unterscheidet man im Wesentlichen die Bauformen Single Coil und Humbucker.
Das bis heute vorherrschende Prinzip der Abnahme der elektrischen Signale geht auf die 1930er Jahre zurück: Permanentmagneten werden direkt unterhalb der schwingenden Saiten aus Stahllegierungen montiert. Die Permanentmagneten sind mit einer Spule umwickelt. Schwingungen der Saiten führen zu Störungen des Magnetfeldes, die wiederum einen Strom in der Spule induzieren. Dieses schwache Signal wird einem Verstärker zugeleitet.
Um die Klangvielfalt der E-Gitarre zu beeinflussen, haben viele E-Gitarren Wahlschalter, um zwischen den einzelnen Tonabnehmern hin- und herschalten zu können und auch um Kombinationen zwischen den einzelnen Tonabnehmern herzustellen. Die Tonabnehmer können oftmals zusätzlich in der abzugebenden Spannung und damit Ausgangslautstärke, durch das zur Lautstärkeregelung vorgesehene Potentiometer und einem Höhenregler, dem Ton-Potentiometer reguliert werden. Einige Modelle werden auch mit Piezo-Tonabnehmern ausgestattet, um den Klang einer akustischen Gitarre nachzuahmen.
In den letzten Jahren wurde ein System entwickelt, mit dem die einzelnen Saitenschwingungen der Gitarre in MIDI-Signale, in Echtzeit umgewandelt werden. Durch diese MIDIfizierung der Gitarrensignale ist eine komplexe Verarbeitung der Signale durch Synthesizer möglich oder der Einsatz eines Samplers. So können nun auch Samples in komplexen Harmonien durch die Gitarre abgespielt werden.
Mechanik
Es gibt E-Gitarren mit oder ohne Tremolohebel. Dabei handelt es sich um eine Vorrichtung, mit der man ein Vibrato über alle Saiten hinweg erzeugen kann. Sie ist in der Regel schwebend gelagert. Es gibt aber auch Tremolosysteme, die fest auf dem Gitarrenkörper aufliegen. In jedem Fall sind sie mit einer entsprechenden Anzahl von Federn im Korpus der Gitarre, als Gegenzug zur Saitenspannung vorgespannt. Ausführungsformen sind: Floyd Rose, S-Trem, Mighty Mite, Bigsby, Wilkinson und verschiedene Ausführungsformen von Tremolos der Firma Fender.
Wenn eine Saite bei einem schwebenden System reißt, verstimmt sich somit die Gitarre aufgrund der nun geringeren Saitenspannung gegenüber der Federspannung. Die restlichen Seiten verstimmen sich, weil durch die nun erhöte Saitenspannung die Schwingfrequenz der Seiten steigt. Der gegenteilige Effekt tritt schon je nach Tremolosystem auf, wenn auf eine Saite eine erhöhte Spannung wirkt, durch einen so genannten bend (senkrechtes Ziehen der Saite). Hierbei wird die Schwingfrequenz der anderen Saiten gesenkt.
Einige Gitarristen blockieren die Funktion des Tremolos für bestimmte Lieder oder bei einer gerissenen Saite, um einer Verstimmung der Saiten vorzubeugen. Das S-Trem Tremolo System der Firma Steinberger bietet zum Beispiel eine schnell sperr- und entsperrbare Fixierung an. Einige Gitarristen wie zum Beispiel Eric Clapton haben E-Gitarren, bei denen das Tremolosystem einfach blockiert wurde. Durch die feste Arretierung des Tremolos ist das Tremolo in seiner Funktion dann jedoch nicht mehr zu benutzen.
Verstärker
Das Musikinstrument E-Gitarre besteht bei genauerer Betrachtung aus dem eigentlichen Instrument und dem Gitarrenverstärker, da dieser einen erheblichen Anteil an der Klangformung hat. Augenfällig wird dies an Hand des Klangs, der entsteht, wenn Röhrenverstärker übersteuert werden. Die in die Übersteuerung getriebenen Röhren erzeugen einen singenden, lebendigen Ton, der die moderne Popularmusik geprägt hat. Seit den 1960er Jahren gibt es Effektgeräte auf Halbleiterbasis, die den Klang übersteuerter Elektronenröhren nachempfinden. Dennoch ist bis dato das Lager der Puristen vorherrschend, nach deren Ansicht ein "echter Röhrenverstärker (Vollröhrenverstärker)" in der musikalischen Darbietung bislang nicht übertroffen wurde. Dass dennoch eine relativ große Anzahl von Gitarrenverstärkern auf Halbleiterbasis verkauft wird, liegt an den geringeren Kosten dieser Bauweise. In den letzten Jahren werden auch immer mehr "digitale" Gitarrenverstärker entwickelt, die mittels einem digitalen Signalprozessor und Software den Klang erzeugen. Dadurch ist es möglich, den Klang von vielen Gitarrenverstärkern mit einem einzigen Gerät zu realisieren.
Geschichte
Die Idee der elektrischen Gitarre begann um 1920, als man nach Möglichkeiten suchte, die Gitarre als Instrument lauter und duchsetzungsfähiger zu machen. Die Zeit der großen Unterhaltungsorchester und Big Bands und auch die damalige Aufnahmetechnik forderten die Instrumentenbauer heraus, lautere und kraftvollere Gitarren zu bauen. Ende 1930 hatte sich herausgestellt, dass das Ziel nur durch elektrische Verstärkung des Klangs zu erreichen war. Diese Methode hatte aber auch Gegner, die eine Verwahrlosung der Musik prophezeiten – wie so oft, wenn neue Technologien Künstler auf neue Ideen bringen. Die elektrischen Gitarren hielten zuerst im Country-, Jazz- und Bluesbereich Einzug.
Bereits 1923 experimentierte Lloyd Loar mit den ersten richtigen elektrischen Tonabnehmern. Er erfand einen Sensor, der die Schwingungen der Decke eines Saiteninstrumentes aufnehmen konnte und in ein elektrisches Signal umwandelte. Da diese Sensoren unpraktisch zu handhaben waren, konnten sie sich jedoch am Markt nicht durchsetzen.
1931 entwickelte George Beauchamp zusammen mit Adolph Rickenbacker einen Tonabnehmer, der sich die Saitenschwingung von Stahlseiten direkt zu Nutze machte. Eine Spule, die um einen Magnetkern gewickelt war, erzeugte ein Feld, das durch das Metall der Saiten verändert wurde. Das Grundprinzip, auf dem auch heutige Pickups noch basieren, war erfunden. Er baute den Tonabnehmer in eine Gitarre, die aus einem einzigen Stück Holz gearbeitet war. Wegen ihrer eigenartigen Form wurde sie Frying Pan (Bratpfanne) genannt. Das US-Patent für seine musikalische Bratpfanne sandte Beauchamp 1932 ein, das zweite für eine überarbeitete Version wurde 1934 eingereicht. Obwohl die Gitarre bereits erfolgreich auf dem Markt war, stellte das Patentamt die Frage, ob man das Gerät überhaupt benutzen könne. Um das zu beweisen, schickte Adolph Rickenbacker mehrere Gitarristen zu dem zuständigen Patentamt in Washington D.C., um den Sachbearbeitern ein Ständchen zu spielen. Nach langen Verzögerungen erhielt er das Patent 1937. Inzwischen hatten auch andere Hersteller elektrische Gitarren entwickelt.
Die erste E-Gitarre mit massivem Korpus wurde von Leo Fender 1948 unter dem Namen "Broadcaster" auf den Markt gebracht und dann 1950 recht bald in "Telecaster" umbenannt. Diese Gitarre ist bis heute unverändert von Fender als Original und von einer inzwischen unübersehbaren Reihe von anderen Herstellern als Kopie erhältlich. Die berühmtesten und in der Stückzahl am meisten verbreiteten E-Gitarren sind die "Les Paul" (1952) von Gibson und die "Stratocaster" (1954) von Fender. Gefolgt werden diese Modelle von der Fender Telecaster (1948) und der Gibson SG (1961). Alle diese Modelle werden bis heute hergestellt.
Gitarreneffekte
Unter Gitarreneffekte versteht man in der Regel elektronische Schaltungen, die das Gitarrensignal verändern. Hauptsächlich treten sie in Form sogenannter Bodentreter oder Pedale auf, aber auch komplexe 19"-Effekt-Prozessoren werden hierbei genutzt. Genutzt werden hier vor allem Verzerrer-, Hall- und Modulationseffekte.
Personen und Firmen
- Fender stellte erstmals massengefertigt E-Gitarren her (Broadcast, später Telecaster genannt).
- Ibanez und Steve Vai entwickelten die 7-Saitige E-Gitarre.
- Jimmy Hendrix vereint die E-Gitarre als Begleit- und Soloinstrument.
- Santana bekannt für seinen Latin Rock.
- Jeff Beck alias The Strat-Cat. Unter anderem Grammy für 'Best Rock Instrumental Performance'. (Ex-Yardbirds)
- Jimmy Page (Ex-Yardbirds, Led Zeppelin)
- David Gilmour (Pink Floyd)
- Ritchie Blackmore mit weißer Stratocaster als Markenzeichnen. (Ex-Deep Purple)
- Eric Clapton ist durch sein Vibrato als Mr. Slowhand bekannt. (Ex-Yardbirds)
- Edward Van Halen machte das Tapping populär. (Van Halen)
- Mark Knopfler erzeugt durch die Spielweise mit den Fingern ohne Plektrum einen sehr markanten Klang. (Dire Straits)
- Malcolm Young bekannt durch eingängige Powerchords. (AC/DC)
Siehe auch: Liste von Gitarristen, Musikinstrument, Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Effektgerät, Bassgitarre