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Wikipedia:Ausstellung/Geschichte II

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Medienberichte in den ARD-Tagesthemen, Spiegel und Focus bescheren der Wikipedia im Februar 2004 einen ungeheuren Zulauf neuer Benutzer.

Der Berliner Directmedia-Verlag veröffentlicht im Oktober 2004 Wikipedia zum ersten Mal auf CD, ein halbes Jahr später bringt er eine DVD heraus. Foto: Elke Wetzig, GFDL
Im Juni 2005 erhält die deutschsprachige Wikipedia den Grimme Online Award, ihren dritten Preis nach der Goldenen Nica des Prix Ars Electronica und dem Webby Award.
Ein internationales Team von Wikipedianern organisiert vom 5. bis 7. August 2005 in Frankfurt die Wikimania, die erste internationale Wikimedia-Konferenz. Zu den Vorträgen und Workshops mit Keynotes von Jimbo Wales und Ward Cunningham kommen über 300 Besucher aus 50 Ländern.

Rasantes Wachstum

In den Folgejahren wuchs die Enzyklopädie rasant – mehr und mehr Sprachausgaben wurden gegründet und weitere Projekte spalteten sich ab. Als in Reaktion auf die Attentate des 11. September 2001 für alle Opfer Artikel in Wikipedia angelegt wurden, verschob man diese Inhalte in ein eigenes Memorial-Projekt. Für reine Wörterbucheinträge gründete die Wiki-Community im Dezember 2002 das Wiktionary, ein Wörterbuch, dem weitere Projekte folgten. Am 22. Januar 2003, zwei Jahre nach ihrer Gründung, zählte die englische Wikipedia 100.000 Artikel – drei Jahre später, im März 2006, bereits eine Million. Ähnlich schnell entwickelte sich auch die deutsche Ausgabe. Zählte sie im September 2002 noch 5.000 Artikel, erreichte sie im Juni 2004 ihren 100.000sten Beitrag.

Der Gründer wird zum Stifter

Die wachsende Popularität überstieg bald die Mittel des Gründer Jimmy Wales, der Wikipedia bisher privat finanziert hatte. Im Juni 2003 gründete er die Wikimedia Foundation, eine gemeinnützige Stiftung, und übereignete ihr die bisher angeschafften Server. An Weihnachten 2003 fielen zwei der drei Server aus. Im darauf gestarteten Spendenaufruf kamen in 24 Stunden 20.000$ zusammen und sicherten den Betrieb für die nächsten Monate.

Von Quantität zu Qualität

Mit dem Wachstum ging ein Bewußtseinswandel einher, der den Fokus von der Artikelzahl immer mehr auf die Qualität der Artikel verschob. Seit Oktober 2004 veranstaltet die deutsche Wikipedia zweimal jährlich einen Schreibwettbewerb, in dem eine von der Community gewählte Jury die besten eingereichten Artikel prämiert.

Begegnungen

Immer mehr intensivierten sich auch die Kontakte zwischen den Wikipedia-Autoren. Im Oktober 2003 gründeten die Münchner Wikipedianer den ersten Stammtisch, weitere Städte schlossen sich an. Ein dichtes Netz persönlicher Beziehungen entstand. Zur ersten Wikimedia-Konferenz im August 2005 in Frankfurt am Main reisten über 300 Teilnehmer aus 50 Ländern an. Im September begannen die Planungen für die Folgekonferenz: Den Zuschlag für die Wikimania 2006 erhielt die Harvard University in Cambridge, Massachusetts.

Eine Enzyklopädie zu schreiben birgt soziale Probleme – das erlebten schon die Verfasser der französischen Encyclopédie, als sich die Bürger der Stadt Genf 1757 über ihren Eintrag empörten, der die Genfer als Theaterhasser verspottete und – weit schlimmer – ihre christlichen Glaubensgrundsätze in Frage stellte. Was im 18. Jahrhundert in Briefen und diplomatischen Protestnoten ausgetragen wurde, findet heute in den Medien und Gerichtssälen statt.

Eine falsche Biographie

Im November 2005 löste der amerikanische Journalist John Seigenthaler einen Medienskandal in den USA aus, als er eine gefälschte Biographie über sich in Wikipedia entdeckte. Der Urheber des Artikels offenbarte sich einige Wochen später und erklärte, er habe sich nur einen Scherz erlaubt. Die Glaubwürdigkeit der Wikipedia ist erschüttert. In der Folge schränkte Wikipedia die Bearbeitungsmöglichkeiten für anonyme Benutzer ein, die Community kontrolliert nun neue Artikel verstärkt auf Quellenangaben.

Der Fall Tron

Die deutschsprachige Wikipedia bewegte in den Folgemonaten ein Streit um Persönlichkeitsrechte: Die Eltern des Hackers Tron, einer Kultfigur der Computer-Szene, der 1998 Selbstmord beging, verlangten, dass Wikipedia dessen echten Namen verschweigen solle und erwirkten eine einstweilige Verfügung gegen Wikimedia Deutschland. Dem Verein wurde dadurch vorübergehend verboten, von der Domain www.wikipedia.de auf die Wikipedia weiterzuleiten. Am 9. Februar 2006 hob das Gericht die Verfügung auf und wies die Forderungen der Eltern zurück - die Debatte um Persönlichkeitsrechte in der Wikipedia geht jedoch weiter.