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Zündapp

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Zündapp KS750 im Technik Museum Speyer

Zündapp war ein Nürnberger Unternehmen, das Motorräder und andere Maschinen herstellte. Der Name ist von „Zünder- und Apparatebau GmbH Nürnberg“ abgeleitet. Die Firma wurde 1917 von Fritz Neumeyer, dem Großvater des letzten Firmenchefs, und der Friedrich Krupp AG in Nürnberg gegründet, um Bombenzünder herzustellen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Wegfall des Rüstungsgeschäfts wurden verschiedene technische Geräte ohne besonders großen Erfolg gefertigt, bis man sich 1921 auf die Produktion praktikabler Gebrauchsmotorräder verlegte. Diese Motorradproduktion wurde betrieben, bis das Unternehmen im August 1984 in Konkurs ging.

Die Produktion von Motorrädern und Mopeds bildete über den gesamten Zeitraum das Hauptgeschäft. Die Produktionsanlagen von Zündapp wurden nach China, an die Tianjin Motorcycle Co. verkauft, wo mit den Einrichtungen noch einige Jahre produziert und auch das Zündapp-Zeichen verwendet wurde.

Auch in Portugal existierten Produktionseinrichtungen; unter dem Namen "Tomos" wurden bis in die 1990er Jahre hinein nach Zündapp-Konstruktionen Mopeds und Kleinmotorräder gefertigt.

Zündapp Nähmaschine
Zündapp Nähmaschine
Logo der Nähmaschine

Zündapp fertigte neben Motorrädern vielerlei daran angelehnte Produkte. Neben dem erfolglosen Janus-Auto wurden insbesondere Bootsmotoren, Nähmaschinen und Rasenmäher erfolgreich verkauft und genossen einen guten Ruf. Nach Konkurs von Zündapp wurden in der Volksrepublik China noch größere Mengen KS80-Motoren nachgebaut und für Pumpen und Generatoren produziert.

Zu den bekanntesten Modellen von Zündapp zählte das Modell KS 600/601 mit 2-Zylinder-Viertakt-Boxermotor, auch „Grüner Elephant“ genannt, das aufgrund seiner technischen Qualitäten und der grünen Lackierung große Bekanntheit erlangte. Das Elephantentreffen, das nach diesem Motorrad benannt wurde, findet immer noch jährlich statt. Zündapps 2-Zylinder-Boxermotoren sind streng genommen V-Motoren mit 170-Grad-Anordnung der Zylinder und gegenüberliegenden Hubzapfen.

Im Zuge des Niedergangs des Motorradmarktes nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Zündapp 1957 die Produktion dieser Maschine ein, die als zu groß, zu schwer und zu teuer bewertet wurde. Einer der Gründe war, dass man dem Viertaktmotor irrtümlich keine Zukunftschancen gab.

Stattdessen konzentrierte man sich auf die Produktion hochwertiger alltagstauglicher kleiner Zweitaktmaschinen mit hoher Lebenserwartung. Auch noch 20 Jahre nach dem Konkurs der Firma Zündapp zählen die Fahrzeuge zum Straßenbild in Deutschland.

Die Entwicklung der Zweitaktmaschinen war dabei langsam und nicht den Modetrends folgend. Zwar waren die Fahrzeuge äußerst hochwertig, so wurden etwa bereits 1976 elektronische Zündanlagen statt Kontaktzündungen verbaut und hochwertige, überdimensionierte Bremsanlagen und Kühlsysteme benutzt. (Beispiel: Die Scheibenbremsanlagen der Marke Brembo von Zündapp KS 175 und BMW R80 jeweils Baujahr 1980 sind identisch). Andererseits nahm man wenig Rücksicht auf den Geschmack, die Eitelkeiten und Probleme der Kundschaft. Auch im letzten Baujahr wurden noch manuell zu betätigende Benzinhähne, Kickstarter, Ziehkeilschaltung und ein 25 Jahre altes Design verwendet. Argumente dafür waren die höhere Betriebssicherheit und das geringere Gewicht.

Die Kundschaft kaufte inzwischen lieber großvolumige japanische Viertakter, die kaum praktische Vorteile hatten und trotz hoher Wartungskosten weniger haltbar als die kleinen Zweitakter waren. Allerdings trafen diese Maschinen in Design und Image den Nerv der Kundschaft. Und sie waren nur wenig teurer als die hochwertigen Maschinen von Zündapp.

Die Geschichte Zündapps über den Verlauf von fast 70 Jahren zeigt exemplarisch den Aufstieg und Niedergang einer deutschen Firma, die von einem ehrgeizigen und antriebsstarken Gründer aufgebaut und erfolgreich durch Kriegswirren geführt wurde, um dann an einem Trend zum Automobil und der zweiten Motorradkrise zu scheitern. Neben BMW existieren heute nurmehr MZ und Sachs als deutsche Hersteller von Motorrädern, wobei sich Sachs in malaysischem Besitz befindet.

1974 wurde zusammen mit Royal Enfield eine Produktion in Ranipet / Indien eröffnet, wo die CS 25, ein Mofa, noch bis in die 90er Jahre produziert wurde. Nach der Übernahme von Royal-Enfield durch die indische Gruppe Eicher wurde das Werk geschlossen.

Eine Ausstellung zur Firmengeschichte von Zündapp findet sich im Museum Industriekultur in Nürnberg.

International gibt es immer noch viele begeisterte Fans, die in zahlreichen Clubs organisiert sind. Die Ersatzteilversorgung ist auch viele Jahre nach dem Konkurs gut, weil fast alle Zulieferer noch existieren.

Die bayerische Gruppe Gsindl hat der Zündapp mit dem Stück Zündapp fahr'n ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Modelle

Zündapp mit Beiwagen
  • Z 200: Baujahr 1922, Zweitakt, Beleuchtung mit Karbidlampe
  • K 249: Baujahr 1924, 249 cm³ und 3,5, später 4,5 PS
  • Z 300: Baujahr 1928, 9 PS
  • S, (später SS): Baujahr 1930 mit 499 cm³ OHV-Vierventil-Einzylinder "Python" von Rudge, 18, 22 PS
  • K 200: Baujahr 1933/34, Einzylinder, Zweitakt 6,5 PS
  • K 600: Baujahr ab 1933, Zweizylinder, Viertakt, Boxer
  • K 800: Baujahr ab 1933, Vierzylinder, Viertakt, Boxer
  • DS 350: Baujahr 1936, 11 PS, 110 km/h
  • DB 200: (Bauernmotorrad) Baujahr 1935 - 1940 und 1947 - 1951, 198 cm³, 7 PS, 1 Zylinder, Zweitakt
  • KS 750: (Wehrmachtsgespann), Baujahr 1940 - 1948
Zündapp KS 600
  • KS 600: 1938-41 und 1949-50, 600-cm³-Zweizylinder-Viertakt-Boxer, 28 PS, 195 kg, keine Hinterradfederung, 145 km/h
  • KS 601: ("Grüner Elephant"), 1950-57, Zweizylinder, Viertakt, Boxer, 28 PS, 224 kg, Geradweg-Hinterradfederung, 140 km/h
  • KS 601 S: 600-cm³-Zweizylinder-Viertakt-Boxer, 34 PS, 216 kg, 155 km/h
  • Bella: 1953-64,Roller mit 147, 174 und 198 cm³ Hubraum, fahrtwindgekühlter Einzylinder-Zweitakter, Fußschaltung
  • Elastic 200 (DB 205): 1953-55, 198 cm³ Hubraum, 9,5 PS, Einzylinder-Zweitakter, Hinterradschwinge, seitenwagentauglich
  • Elastic 250 (DB 255): 1954-55 247 cm³ Hubraum, 13 PS, Einzylinder-Zweitakter, Hinterradschwinge, seitenwagentauglich
  • 175 S: mit 10,5 PS, 200 S mit 12 PS, 250 S mit 14,5 PS, Einzylinder-Zweitakter, mit Telegabel und Hinterradschwinge, nicht seitenwagentauglich
  • 201 S: Einzylinder-Zweitakter mit 12 PS, mit Vorder- und Hinterradschwinge
  • Trophy 175 S: und Trophy 250 S, Einzylinder-Zweitakter, mit Vorder- und Hinterradschwinge, zuletzt auch mit 12-Volt-Anlage und elektrischem Anlasser
  • Janus. 1957-58, Kleinwagen, 245 cm³ Zweitakter, die 2+2 Insassen saßen Rücken an Rücken, Mittelmotor, hydraulische Bremsanlage
  • K 55: 12 PS, 90 km/h
  • GTS 50: 1973-1984, Mokick 49,9 cm³, 40 km/h
  • CS 50: 1978-1984, Mokick 49,9 cm³, 40 km/h
  • CS 25: 1978-1984, Mofa 49,9 cm³, 25 km/h
  • KS 50: 1979-1984, Mokick 49,9 cm³, 40 km/h
  • KS 50 WC TT: 1979-1984, 85km/h
  • KS 175 WC: Baujahr 1978, 125 km/h, 163 cm³
  • KS 80 Super WC: Baujahr 1984, 80 km/h, 78 cm³
  • KS 80: Baujahr 1980- 1984, 80 km/h, 78 cm³, 5 Gänge, wassergekühlt
  • ZR 10 Mofa: Baujahr 1979 , 25 km/h, 49,9 cm³, 1-Gang-Getriebe
  • Seitenbordmotor ZÜNDAPP-Delphin 303 (2,3 / 3 PS)
  • ZE 40 Mokick 50cm³ 3-Gang 40 km/h (2kW/2,3PS) 1982-1984

Literatur

  • Kubisch, Ulrich: Zündapp. Aufstieg und Niedergang. (Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur. Schriftenreihe des Museums für Verkehr und Technik Berlin, Band 6). Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 1986. ISBN 3-87584-176-X.