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Fischerbrunnen (Belgrad)

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Der Springbrunnen Fischer (Kampf), Aussehen

Der Fischerbrunnen ist ein Springbrunnen auf dem Hauptrondell des Kalemegdan, einer Parkanlage auf dem ehemaligen Glacis der Festung von Belgrad in der serbischen Hauptstadt Belgrad, ist das Werk des Bildhauers Simeon Roksandić.

Die Skulptur entstand 1906 während eines einjährigen Urlaubes des Künstlers als Zeichenlehrer am Gymnasium in Kragujevac in München und Rom. Sie wurde 1907 auf der LXXII. Internationalen Kunstausstellung in Rom der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie fand ihren Platz im ersten und wichtigsten Ausstellungsraum und in Italien positive Kritiken, u.a. des italienischen Königspaars. Auch die serbische kulturelle Elite erkannte den Wert der Skulptur, die bald Teil des serbischen kulturellen Raums wurde. Das Gipsmodell der Komposition, bestehend aus der menschlichen Figur eines Fischers und einer Schlange, kaufte das Serbisches Nationalmuseum 1907 auf. Die Skulptur des Fischers wurde als künstlerisches Schlüsselartefakt im Rahmen des serbischen Pavillons auf der Balkanausstellung in London 1907 präsentiert.

Die figurale Komposition eines Fischers im Kampf mit der Schlange wurde rasch zu einem Sinnbild des jungen serbischen Staates und zu einer Metapher für seinen kulturellen Fortschritt und seine progressistisch verstandene Kunstentwicklung.

Als die falsche Nachricht, das Schiff mit den Kunstwerken sei auf dem Weg nach England untergegangen, die serbische Öffentlichkeit erreichte, goss man auf Grundlage des Gipsmodells ein weiteres Modell. Nach Rückkehr der serbischen Exponate von der Londoner Ausstellung bestanden nun zwei Skulpturen, so dass die Stadt Zagreb nach der dritten Ausstellung der Lada 1908 das zweite Modell aufkaufte und in Grič (heute Platz Jezuitski trg im Stadtviertel Gornji grad) aufstellte.

Roksandić bot das erste Modell der Stadt Belgrad zum Kauf an, der 1907 mit der Absicht, es auf einen der städtischen Plätze zu stellen, erfolgte. Anders als ursprünglich beabsichtigt wurde der Springbrunnen nicht auf dem Platz Terazije, sondern auf dem Kalemegdan zwischen 1908 und spätestens 1911 aufgestellt. Die fotografische Illustration in der Zeitschrift Nova iskra aus dem Jahr 1911 bestätigt, dass die Skulptur zu diesem Zeitpunkt im Kalemegdan-Park stand und bereits damals zu den am meisten wiedererkennbaren Denkmäler der Stadt gehörte. Als Aufstellungsort wurde der bestehende ovale Springbrunnen mit rustikalem Steinpostament auf der zentralen Rotunde des Parks Großer Kalemegdan gewählt. Die Entscheidung über den Ort des Denkmals kann als eine rationale Wahl betrachtet werden, wenn man berücksichtigt, dass sich der Raum des Kalemegdan seit der städtischen Schlüsselübergabe 1867 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts als ein repräsentativer Stadtpark entwickelt hat und somit eine hervorragende räumliche Voraussetzung für die Aufstellung öffentlicher Skulpturen schafft.

Aussehen

Die ursprüngliche Idee für die Raumgestaltung des Parks entstand aus dem Regulierungsplan von Emilijan Josimović, der die Bildung eines Stadtparks auf dem Raum des heutigen Kalemegdan, dem ehemaligen Festungsglacis, vorsieht. Das erste bekannte Dokument über die Gestaltung des Parks ist im Plan mit der Bezeichnung kopiert aus dem Plan Belgrads aus dem Jahr 1870 enthalten; die erste architektonische Komposition schuf der Architekt Milan Kapetanović 1890, die bis 1914 beibehalten wurde. Das Hauptmerkmal der Lösung von Kapetanović ist die Trassierung der geradlinigen Pfade aus Richtung der Straße Knez Mihailova mit zentraler Rotunde, im Rahmen derer der Fischer von Roksandić aufgestellt ist, womit eine visuelle Transversale zur Stadt geschaffen wird. Der Park in seiner heutigen Form entstand Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Merkmalen eines repräsentativen Parks des Fin de Siècle. Das Konzept ist in der Art der Stadtparks europäischer Metropolen ausgeführt. Ende des 20. Jahrhunderts bzw. ab 1894, als die Büste von Đuro Daničić aufgestellt wurde, beginnt der Prozess der Aufstellung öffentlicher Skulpturen im Rahmen des Parks. Der Wert der öffentlichen Skulptur im Vergleich zur Parkgestaltung spiegelt sich im ideologischen Sinne in der Raumkonzipierung wie der Allee der nationalen Größen wieder, bzw. in der Erinnerung an berühmte Personen und Ereignisse aus der nationalen Geschichte, in dessen Rahmen der Springbrunnen Fischer ein Artefakt von universalem künstlerischem Wert und einen Repräsentanten der nationalen Eigenheit darstellt, wie es die damalige nationale Presse ausgedrückt hat, und ihn somit der Aufstellung in diesem kontextualisierten Ambiente des Kalemegdan-Parks würdig macht.

In Bezug auf den Stil handelt es sich bei der Skulptur um ein klassisches Werk der europäischen Bildhauerei, als Frucht des künstlerischen und kulturellen Lebens in München, zu dem auch Simeon Roksandić, Hochschulabsolvent der dortigen Kunstakademie, gehörte. Nach Abschluss der Gewerbeschule in Zagreb und dem Unterricht in Bildhauerei an der Pester Akademie, schrieb sich Roksandić 1892 in die Akademie der bildenden Künste in München in die Klasse des Professors Syrius Eberle ein. Der Studienaufenthalt in der Hauptstadt Bayerns wird die Karriere des Künstlers dauerhaft beeinflussen. Unterricht in Komposition und die Erfahrung, die er sich aufgrund der Arbeit an lebenden Modellen angeeignet hat, haben ohne Zweifel dazu geführt, dass der junge Künstler seine Arbeit mit den normierten akademischen Regeln abstimmt. Gleichzeitig hat die restaurative und konservative Arbeit von Roksandić an öffentlichen Skulpturen in München, seinen Entwicklungsweg geprägt.

Zum Schluss ist es interessant, den Rückblick von Roksandić auf seinen Fischer im Gespräch mit Zvonimir Kujundžić gegen Ende des Jahres 1940 hervorzuheben, worin der Autor seinen Standpunkt auf die Kunst und das Leben im Gesamten vergeistigt. Mit den Worten: Ich habe den Fischer aus dem Bedürfnis heraus, den Sieg des Menschen über die Kräfte der Natur mit Symbolen zu zeigen, geformt hat der Bildhauer die Ideengrundlage seiner berühmtesten Skulptur definiert. Die Idee des Sieges des Menschen über die Natur zeigt den Glauben daran, dass sich der Aufstieg der Menschheit in künstlerischer Form bestätigen lässt.

Der Springbrunnen Fischer befindet sich im Rahmen des Kulturguts von besonderer Bedeutung der Belgrader Festung (Beschluss über die Feststellung, Amtsblatt „Službeni glasnik SRS” Nr. 14/79).

Einzelnachweise